02 Vietnam: First Touch

Willkommen in der Volksrepublik Vietnam! Seltsam wenig belebt und still trotz zweier gleichzeitig eingetroffener Jumbo Jets empfangen uns die marmorglänzenden großzügigen Hallen des Flughafens von Ho-Chi-Minh-Stadt, oder einfach Saigon. Ein Hauch von Wiedererkennen durchzieht mein Gemüt – sozialistisch kühle Athmosphäre, Ho-Chi-Minh lächelt von einer Wand, viele grünuniformierte Beamte schwirren geschäftig durch die Hallen. Aber immerhin scherzen die Beamten unter sich, kichern und machen einen entspannten Eindruck. Ganz anders als in den USA …

Die Formalitäten sind schnell erledigt – auf ins fröhliche Touristenleben. Irgendwie trotzdem ziemlich verunsichert. Kein Wort Englisch, alles in dieser rätselhaften Sprache und im Hinterkopf die Info, dass man hier fast überall erstmal handeln muss. Verständigung ist fast unmöglich, aber trotzdem ist doch alles irgendwie unkompliziert. Ein offizielles Taxi mit Festpreis und freundlich lächelndem Fahrer bringt uns in den 1. Bezirk, die City und unser Hotel. Draußen rauscht eine bunte, wuselige Neonwelt vorbei, der Verkehr ist unglaublich, die wenigen Autos sind fast alles Taxis, der Rest Mopeds und Motorräder.

So richtig viel aufnehmen konnte mein Hirn nicht – zu müde, zu überfordert. Das vorgebuchte Hotel, freundliche Menschen, allerdings hat das Zimmer nichts mit dem im Internet offerierten gemein. Fensterlos , klein, ziemlich abgeranzt. Die Dusche ist direkt über der Toilette angeschraubt, der Halter fällt gleich ganz aus der Wand. Egal, zum Schlafen reichts …

Ein kurzer Abendspaziergang wie in Trance durch das brodelnde nächtlich Saigon– so viele Eindrücke, alles fremd, anders, bunt, laut, überlagert vom unaufhörlichen Konzert tausender Motorräder.

Wir landen auf den winzigen Plastikstühlen an einem zerbeulten Metalltischchen eines Eckrestaurants, alles eilig für uns zusammengeschoben von eifrigen, natürlich lächelnden Kellnern. Ein offenbar bei Einheimischen beliebter Laden, alle Tische sind besetzt, es wird laut palavert und gelacht. Wir suchen aus einer englisch übersetzen Karte irgendetwas aus.

Mein Essen ist ziemlich gewöhnungsbedürftig: eine Art ausgelassener Schweinegrieben mit massenhaft Chilischoten in einem kleinen Napf, dazu eine Riesenportion leckeres gedünstetes Gemüse, allerdings ungewürzt, es muss wohl eingestippt werden. Das andere Essen ist geschmortes Rindfleisch und ein Teller mit einem Riesenberg verschiedener grüner Blätter, Kräutern und Ananasstreifen sowie ein Napf mit irgendeiner klumpigen Soße.

Wir kommen uns vor wie Aliens und knabbern  leicht irritiert an allem herum. Schließlich müssen wir wohl auch eben diesen Eindruck gemacht haben (und ich dachte immer, wir wären weltgewandt), denn man erbarmt sich unser: Der Kellner rührt die Wasabisoße an, die Kellnerin greift beherzt mit bloßen Händen auf den Teller zu den Blättern, wählt jeweils eine Mischung, ordnet sie. Obendrauf Kräuter und Ananasstreifen, bevor sie dann Fleischstücken fest darin einrollt und uns die Rollen in die Hand drückt zum Eintauchen in die Soße. Ja, so ist das lecker und macht Sinn! Sie hört erst auf, als alles verputzt ist. Die seltsamen Schweinegrieben habe ich dezent beiseite geschoben …

Direkt neben uns parken Mopeds, auf einem hält ein Alter ein Nickerchen. Immer wieder kommen Straßenverkäufer, eine Frau bietet geschnittenes Obst, Gäste und Kellner kaufen sich ihren Nachtisch und verspeisen ihn am Restauranttisch. Ein winziger Junge von vielleicht sechs  Jahren will Schuhe putzen, kein Geschäft zu machen – er holt ein paar Packungen Kaugummi aus seinem Schuhputzkistchen und versucht sie zu verkaufen. So viele Szenen – so viele Eindrücke. Aber über all dem Gewusel hängt ein Gefühl von Gelassenheit. Immer wieder wird gelacht und herumgealbert – alles entspannt.

Wie in Trance schwimmen wir durch das nächtliche Treiben ins Hotel – endlich schlafen! Gute Nacht Saigon!

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