Schon wieder Asien…? – hat nicht nur ein Freund gefragt. Ja, schon wieder! Denn wenn ich etwas für meine Seele tun will und außerdem Abenteuer und neue Entdeckungen will, dann ist das einfach erste Wahl. Es tut meiner Seele gut: Soviel Lächeln und respektvolle Umgang miteinander, soviel alte – und neue – Kultur, wunderschöne Landschaften …. soviel Farbe, so gutes Essen!. Also ja, schon wieder Asien.
Zwar haben wir die Reise wieder in Bangkok begonnen, in dieser Stadt der krassen Widersprüche, charmant, schwer auszuhalten, magisch, verrückt und doch voller Tradition. Mich fasziniert diese Stadt immer wieder neu. Dennoch habe ich mich entschieden, diesmal nicht über Bangkok zu schreiben, da ich es schon mehrfach getan habe. Dennoch: meine Faszination bleibt für all die Widersprüche: Tradition und Supermoderne, schön und häßlich, Hochhäuser (das höchste 309m) und Millionen kleine Hütten und Häuschen für die Masse.
Die Armut der breiten Masse ist erschreckend, auch wenn ich in den letzten Jahren immer mehr neue Reiche bemerke, für die totschicke Appartment-Giganten hochgezogen werden, was vorher da stand , wird eben platt gemacht. Aber genug davon, das war nur zum Aufwärmen.
Erst mit der zweiten Etappe, für die wir uns auf eine gute Woche getrennt haben, soll dieser Bericht beginnen. Mich treibt es südwärts an den Golf von Thailand, in das königliche Seebad Hua Hin, bevor ich auf die Insel Koh Tao, fahren werde – dahin, wo ich bei meinem allerersten Thailandbesuch vor über 10 Jahren das erste Mal hier tauchen war. Revival.
Ich habe mich für den Zug entschieden, um die Küstenstadt Hua Hin, den königlichen Badeort, zu erkunden. Der neue große Bangkoker Terminal Richtung Süden, der Krung Thep Aphiwat Central Terminal, der State Railway of Thailand ist gigantisch und strahlt in purem Marmor, blitzsauber. Riesig… Ich war schon von den 6 Eingängen überfordert.
An allen Zugänge steht mindestens ein Sicherheitsmann mit einem Scanner – Terrorismus ist auch hier ein Thema. Ich war völlig orientierungslos, schier ratlos, zu welchem Einlass ich musste. Aber – der Sicherheitsmann hat sich kurz verbeugt, meinen Koffer gegriffen und mich quer durch den Bahnhof zum richtigen Einlass – fast hätte ich gate gesagt – gebracht. Wie auf dem Flughafen werden jeweils hier an Durchgangsschranken die Tickets gescannt, nur wer am richtigen Aufgang steht, darf rein.
Ich hatte ein Ticket „2. Klasse mit Ventilator“. Schön der schmale, wacheḱelige Einstieg war …besonders. Erstmal drin dachte ich, ich soll in einem historischen Film á la „Brücke vom River Kwai“ mitspielen: Klapprige Holzwagons mit schmalen offenen Durchgängen zum nächsten Wagen, dunkelbraune Kunstledersitzen und zweiteilige Holzfenstern. An der Decke drehten sich fauchend uralte Ventilatoren. Der Gang ist so eng, dass schon ein kleiner Koffer ein Problem ist . Fast alle lassen die Fenster weit offen, es fühlt sich an wie auf offener See. Nur für Menschen wir mich mit einer Zugluft-Phobie ist das schon ein kleines Problem. Was sollś: Sonnenbrille auf, in Tücher gewickelt, schicksalsergeben.
Aber eins funktioniert perfekt: die Versorgung. Pausenlos kommen Händler und Angestellte der Bahn durch die Reihen mit riesigen Mengen Essen jeder nur denkbaren Art: warm, kalt, süss, salzig, scharf in Tüten (auch Suppen!), Schachteln, Bechern, Papier. Und die Thais essen am laufenden Band. Mit der Essenmenge hätte man eine Kleinstadt durch eine Hungersnot gebracht. Und zwischendurch erscheint immer mal ein Angestellter mit dem Wischmopp in den Gängen.
So klapprig der Zug auch aussieht, so sehr er über die Gleise schaukelt und ächzt: Er ist tatsächlich auf die Minute pünktlich, als er nach vier Stunden in Hua Hin einfährt. Einem wunderschönen historische Bahnhof in Rot und Gold mit Säulen, Drachen und anderen Fabelwesen. Und blitzsauber. Auch so ein verrückter Widerspruch: Es gibt hier oft ein Müll- und Dreckproblem, aber: an bestimmten Orten könnte man vom Boden essen.
Sofort fällt ein illegaler Taxifahrer über mich her, aber da ich weiß, wie weit das Hotel entfernt ist, einigen wir uns schnell auf einen vernünftigen Preis und ich bin froh, schnell ins Hotel zu kommen. Wir fahren durch eine quirlige, mit tausenden Lampen und Lämpchen erhellte Stadt, in der es nur so wimmelt. Ein großer Boulevard ist in den Pride- Farben beleuchtet. Schließlich ist Thailand ja auch das Land der Ladyboys, die schon immer als das dritte Geschlecht gelten -lange vor LGBTQ.
Nach einigem Herumgesuche im Gassen Gewirr haben wir das Hotel un gleichnamige Guesthouse Fulay in Meeres Nähe gefunden. Die Fotos in der Annonce waren bestechend schön, so dass ich von meinem sonst eher etwas knickerigen Unterkunftssuchen abgekommen bin, um mir mal was schönes zu gönnen.
Umso größer meine Enttäuschung als mein Zimmer in einem großen Hochhaus ist, direkt neben der Treppe, ohne Ausblick, klein, alt und in die Jahre gekommen. Aber es ist spät, niemand mehr da und ich bin hungrig und müde.
Also ärgern verschoben, ich lasse mir den Weg zum Nachtmarkt erklären, um noch ein bisschen Witterung der Stadt aufzunehmen un zu essen. Die Nachtmärkte gibt es in Thailand in fast jeder Stadt. Hier gibt es gleich mehrere. Der Trubel und die vielen Lichter machen fast ohne Alkohol betrunken – gut so, denn heute gibt s zu meiner Enttäuschung keinerlei Schlaftrunk: Für 36 Stunden herrscht Alkoholverbot: es sind Wahlen in Thailand.
Ich lasse den Nachtmarkt mit viel zu viel Touristen und zu wenigen Einheimischen hinter mir und esse für ein paar wenige Taler an einer kleinen Bude an einer Ausfallstraße. Satt, müde und ohne Bier falle ich dann in mein leicht wackelige Bett.