1. Go far – go east – go Tailand

Meine lange Reise beginnt mit einer Premiere: der Airbus 380. Was für ein Riesenvogel! Der Blick aus dem Fenster auf Tragflächen und Turbinen macht erst richtig klar, wie groß… Beeindruckend, dass sich so ein Koloss mit so vielen Menschen und Gepäck an Bord in die Lüfte erheben kann… Was das Innenleben betrifft, unterscheidet es sich wenig von dem, was man kennt. Die Beinfreiheit ist erträglich, Fußstützen gibt es keine. Und ich gehöre zu den gebenedeiten, die einen der Plätze mit einem festgeschraubten Metallkasten unter dem Vordersitz haben, also nur einen halben Sitz für die Füße. Toll… Und neben mir ein voluminöser Mensch, der seinen Raum mehr als ausfüllt. Ok, ich sehe es als Probe an der Tür zum Paradies. Vier Filme später, zwei Essen und etwas gepflegter Langeweile landen wir pünktlich um halb halb zwei in Bangkok.

Wumm! Die Hitze trifft mich wie eine Keule. 33 Grad, feucht-heiss. Der Flughafen ist viel größer als ich ihn iin Erinnerung habe, der Weg zum Gepäck, der Visa-Ausgabe und zum Ausgang nimmt kein Ende. Wie dann auch die Schlangen an der immigration control. Alles nur zeitaufwändig, aber kein Problem. Die erste Nervenprobe wartet an der Gepäckausgabe.

Eine gigantische Halle, 22 Gepäckbänder. Unser Flug ist an Band 22 angekündigt. 15 Minuten später ist klar, dass mein Gepäck nicht dabei war. Also zum Gepäckservice, der winkt mich weiter, 150 Meter weiter auf Band 18 kommt auch noch Gepäck aus Frankfurt. Weitere 15 Minuten später ist auch diese Hoffung erschöpft. Leicht verzweifelt und stark übermüdet das nächste Mal zum Service. Die wedeln mich genervt weg, bis ich verstehe: Band acht ganz weit hinten ist für das Nachzüglergepäck der Lufthansa. Und mit mir trifft dann auch gerade meine Tasche ein….

Gut, die zweite Prüfung am Tor zum Paradies. Nun muss ich nur noch das Chaos am Flughafen entwirren, eine Sim-Karte kaufen und den Bus nach Trat finden. Ersteres gelingt, letzteres nicht, der Bus ist bereits weg. Und mit einem dieser schrecklicheen Minibusse will ich nach der Enge des Fliegers nun nicht noch ein paar Stunden über die Straßen rasen. Ich stelle mich an der Taxischlange an. Mein Fahrer ist zuerst ganz nett, er lässt nichts unversucht, um mich zu überreden, nicht zum Busbahnhof zu fahren, sondern für 100 Dollar gleich nach Trat. Als das nicht klappt, ist er schon weniger freundlich und nach einer Stunde Bangkok Rush Hour setzt er mich schlecht gelaunt und meckernd ab, nachdem er mich mit dem Preis voll über das Ohr gehaun hat. Aber so kaputt wie ich bin, ertrage ich seine Gebrülle nicht, als ich ihn auf die Abzocke hinweise. Ich zahle, das schlechte Karma hat er.

Am Busbahnhof Ekkamai erstehe ich ein Ticket, das billiger ist als die Taxifahrt in Bangkok, dabei dauert diese Fahrt gen Osten mindestens fünf Stunden. Mir bleibt eine Stunde und ich suche mir eine kleine Garküche, um etwas zu essen. Irgendwie erscheint mir alles vollkommen verrükt. Gerade noch in Berlin, und jetzt in dem Wahnsinn von Bangkok.

Ich bekomme für 50 Baht (1,20) eine superleckere Suppe mit tausend Zutaten, von denen ich allerdings zwei aussortiere, weil… nicht mal ich bin abenteuerlustig genug, diese Stücke in den Mund zu stecken. Aber der Rest – super. Bedient werde ich in dem schäbigen Imbiss von einem großen, schlanken Ladyboy in Netzbluse und Küchenschürze, der mir immer verschwörerisch unter Mädels zuzwinkert. Bankgok eben. Wobei nochmal gesagt sei, Ladyboys, Männer, die sich wie Frauen kleiden, leben und benehmen, sind hier so etwas wie ein eigener, akzeptierter Stand.

Der Bus ist alt, innen mit rosa und türkisfarbenen Taftgardinchen ausgestattet und einer schnaufenden Aircondition. Mein Gepäck muss ich selbst in den Packraum wuchten, der Fahrer steht mit verschränkten Armen daneben und gibt Anweisungen. Die Sitze sind relativ bequem, aber keine echten Liegesitze. Schade. So langsam habe ich das nächste Level Müdigkeit erreicht, wenn das noch möglich ist.

Ich starre gebannt aus dem Fenster, dieser Moloch Bangkok mit seinen endlosen Straßenschluchten, Millionen kleinen Läden, Dutzenden Shoppingmalls, schicken Hotels, armseligen schimmelnden Wohnhäusern, goldenen Tempeln, Klongs und dem Gewusel geschäftig herumeilender Thais, am Straßenrand sitzenden alten Leuten und Touristenmassen in den entsprechenden Gegenden ist immer wieder eine Show. Allerdings eher für den Tag nach dem großen Schlaf. Mir schwirrt der Kopf.

Nach anderthalb Stunden haben wir immer noch nicht die Stadt hinter uns gelassen. Inzwischen ist es dunkel und der Bus rumpelt eine endlose Straße entlang, die Ĺandschaft lässt sich nicht mehr erkennen, Bäume, Felder, riesige Gewerbegebiete, schummrig beleuchtete ärmliche Wohnhäuser, unter Bäumen versteckt, und immer mal wieder langgezogene kleine Städte. Und natürlich – strahlende Tempel mit weise blickenden Buddhas, vor denen sich meine Mitreisenden immer schnell verbeugen.  Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir sind, alles wichtige ist nur in Thai geschrieben. Wen interessiert schon ein Ortsname, wenn ich doch Bridgestone und Seven/Eleven lesen kann.

Ich schwebe inzwischen in anderen Sphären, im bläulichen Schummerlicht des Busses, der mittlerweile seit fast sieben Stunden durch die finstere Provinz fräst. Wir passieren die Provinzhauptstadt Chanthaburi, eine ziemlich große Stadt mit einem flackernden, flimmernden, strahlend erleuchteten Jahrmarkt in der Nähe des Busbahnhofes, der sogar in lateinischer Schrift seinen Namen mitteilt. Bekannt ist die Stadt für ihren Edelsteinhandel – vor allem Rubine. Aber da mir keiner einen überreicht, bin ich froh als es endlich weitergeht.

Nach Mitternacht endlich kippt der Bus den Rest seiner Fahrgäste an der Central Bus Station aus. Die quälende Frage, wie ich da weg komme und um diese Zeit in dieser Stadt eine Unterkunft finden soll, erledigt sich von selbst. Ein freundlicher Song Taew-Fahrer spricht mich an. Das sind diese offenen Pritschenwagen mit zwei Bänken längsseits, die auch als Linien- oder Sammeltaxis fungieren. Misstrauisch durch den Bangkoker Geier verhandle ich erstmal den Preis, der mir einigermaßen fair erscheint und der Mann strahlt mich an: Don´t worry, I know maaany guesthouses! Gut!! Allerdings ist im ersten keiner mehr wachzuklingeln, im zweiten gelingt es dann. Für ganze 7 Euro erhalte ich ein sehr simples, aber sauberes Zimmer im Sangjun in der Altstadt! Heureka!

Allerdings einen hat der Tag noch für mich noch nach 26 Stunden. Als ich gerade eingeschlafen bin, stehe ich plötzlich senkrecht und schreckensstarr im Bett und suche im Dunklen, wer da an meinem Bett steht. Ich habe es genau gehört und mein Bett hat auch unter den Schritten geschwankt! Doch… da ist keiner. Beruhigen, wieder hinlegen. Da! Da ist er wieder! Licht an, Panik. Dann passiert es wieder und ich verstehe endlich,  was passiert. Alles ein durchgehener schwankender Holzboden, nur lockeraufgesetzte dünne Holztrennwände. Nebenan läuft jemnd durchs Zimmer, ich höre die Schritte neben mir und mein Bett schwankt!…… Es dauert eine Stunde, bis mein Adrenalinpegel wieder auf normal steht und ich endlich in die Welt des Schlafes entlassen werde. Good Night, Thailand, see you tomorrow!

3 Gedanken zu „1. Go far – go east – go Tailand“

  1. Liebe Beate, toll, dass du wieder einen Block schreibst, na, das kann ja heiter werden, bin schon aufgeregt, weil mich in 10 Tagen wohl ähnliches erwartet 😉 Gute Reise, freue mich auf mehr und Thailand! Bettina

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