01 – Thailand & Indonesien – der Doppelwhopper

4 Jahre ist es her… 4 Jahre, in denen sich die Welt verändert hat. Ein Virus hat uns das Fürchten gelehrt, unsere Selbstsicherheit fragil gemacht – und vielleicht auch ein bisschen dankbar, wenn wir es überstanden haben – ohne persönliche Verluste, ohne Spätfolgen. Vier Jahre, in denen sich aber auch Gräben aufgetan haben – in der Welt, der Gesellschaft und – in Familien.

Sorry, für den leicht moralin- schnüffelnden Exkurs am Anfang dieses neuen Blogs, aber es waren Gedanken wie diese, die mir auf dem endlosen Nachtflug von Deutschland über die Türkei nach Bangkok durch den Kopf gegangen sind. Und daneben: einfach nur eine riesige Freude, nun endlich wieder dahin zurückzukehren, wo ich schon so viele tolle Dinge erlebt, gesehen und gelernt habe.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als die Maschine in Bangkok aufsetzt, warme Luft weht durch die Gangway…Yes! Der Berliner Winter ist Geschichte. Nur eine endlose Stunde in der Schlange zur Immigration Control… Auf dem Flug habe ich eine Thaifrau kennengelernt, die in Berlin lebt und auf Familienbesuch ist. Sie hat gewartet und besteht darauf, als erstes um halb neun Uhr morgens im Food Court ordentlich thailändisch zu essen. Heiß, scharf und sättigend!

Ich bestelle mir ein Taxi mit lady driver, das finde ich ein gutes Angebot, angesichts der oft rüden Bangkoker Taxifahrer. Ein etwas in die Jahre gekommener Honda mit Spielzeug und Kinderklamotten auf dem Vordersitz und einer netten Frau bringt mich in die Stadt – allerdings eine endlose Fahrt im schlimmsten Berufsverkehr traffic jam, in dem sich noch hunderte lebensmüde Motorradfahrer in Schlangenlinien durch die Autos schieben.

Ja, endlich wieder diese verrückte Skyline mit einem Gemisch aus futuristisch, funktionell, langweilig modern, prunkvoll mit goldenen Aufbauten in schwindelerregender Höhe, andere Gebäude wirken völlig abgedreht, futuristisch – wie unter psychedelischen Drogen entworfen…. dazwischen die eher niedrigen Wohnviertel, glitzernde Tempel, Moscheen jeder Größe und Slums aus Pappkisten und Brettern, vor allem entlang der Eisenbahntrasse. 

Nicht zu vergessen: die kitschigen, goldenen übergroßen Portraits des Königs, mal mit Gattin, meist ohne. Und gelegentlich von einer Frau in Militäruniform… ich glaube, das ist seine offizielle Konkubine.

Ich habe mir ein kleines Guesthouse in Phra Nakhon gesucht, dem historischen Viertel von Bangkok, durch den breiten Chao Praya Fluss getrennt vom Touristen-Viertel Bang Lamphu mit der ebenso bekannten, wie für seine Ballermann- Atmosphäre berüchtigten Khao San Road. Ich lande in einer winzigen Straße ohne Bürgersteige, in der es nur ein paar chaotische einheimische Läden und ein ebensolches Restaurant gibt. Wunderbar – wie eine alte Kleinstadt mitten in Bangkok! Es gefällt mir sofort! Neugierige, freundlich grüßende Menschen, die auf die versteckte Tür des Guesthouses zeigen.

Mir kommt alles ein bisschen unwirklich vor, so übernächtigt und kulturgeschockt. Ich checke ein – ein schmuckloses, aber sauberes und ruhiges Zimmer – alles perfekt. Nur, dass die drei typisch thailändischen Duschklos so klein sind, dass ich die Tür kaum schließen kann. Möchte gern einen etwas kräftigeren Mann bei dem Versuch sehen….

Um meine Müdigkeit in den Griff zu bekommen – was gäbe es Besseres als eine Massage! Und wenn man nicht gerade im Umkreis der Khaosan Road sucht, findet man sehr gute und preiswerte kleine Salons. Natürlich hat die Guesthouse-Angestellte sofort eine Freundin – sie bringt mich sogar persönlich hin, aus Freundlichkeit – und Angst, dass ich womöglich woanders hingehen könnte. Es ist eine himmlische Stunde zwischen Schlaf und kräftiger Thaimassage – für 4, 50€.

Über eine kleine Brücke neben einem tempelähnlichen Denkmal für irgendeinen historischen Kampf, dessen Namen ich absolut vergessen habe, führt eine kleine Brücke über einen Kanal in mein Viertel. Ein paar Schritte an meiner Straße vorbei residiert, mit riesigem goldenen Kaiserpaar verziert, eine protzige weiß-goldene Jungensschule, die zum dahinter liegenden -ebenso weiß-goldenen- Tempel der Erweckung gehört. Keine Ahnung, ob das nur eine normale Jungen-Schule ist oder hier auch spätere Mönche zur Schule gehen. Sieht schon lustig aus, wenn sie sich im Sportunterricht um beste Leistung bemühen und ein Mönch dazu stoisch einen großen Gong schlägt.

In den verbleibenden anderthalb Tagen bin ich viel durch mein sympatisches Viertel spaziert, habe mir den einen oder anderen Iced Cappuccino im Kampf gegen die Hitze gegönnt – push für den Kreislauf. Flüssigkeit für den Körper….

Ich habe mir natürlich den Erweckungs-Tempel gleich um die Ecke angeschaut. Ich möchte gern wissen, wie viele Tempel es allein in Bangkok gibt – gefühlt an jeder Ecke. Und alle sind wunderschön anzusehen, gepflegt, viel genutzt von Gläubigen und natürlich Heimstatt der Mönche… Entlang der Mauern, außen an der Straße, dutzende winzige Garküchen, die den Hunger nach dem Gebet stillen wollen. Jede hat nur ein oder ein zwei Gerichte, aber die sind so billig, dass man es kaum glaubt. Ein bis drei Euro pro Essen. In der Luft liegt der Geruch von Basilikum, Koriander und Chili.

Nicht unerwähnt bleiben soll mein erstes Frühstück in dem winzigen Restaurant gleich gegenüber meiner Unterkunft. Es öffnet vor sieben Uhr. Vier Plastiktische und Stühle sind das Gäste–Mobiliar, der hintere Teil des Raums ist ein chaotisch verkramtes Lager, indem sowohl Zutaten wie auch jede Menge rätselhaftes Zeug liegt und wo natürlich gekocht und geschnippelt wird. Es gibt sogar eine alte Espressomaschine, mit der ich einen wohlschmeckenden Cappuccinos zubereitet bekomme. Gegessen wird natürlich zu jeder Tageszeit warm. Was sonst? Ich entscheide mich für eine spicey Suppe mit Gemüse, Ei und Hühnerfleisch. Auf die lauernde Frage, ob ich denn wirklich scharf esse, antworte ich mit Ja und werde freudestrahlend in den Kreis der Kunden aufgenommen. Lecker!

Ich will es damit bewenden lassen bei meinen müdigkeitsschweren beiden Tagen in Thailands Hauptstadt – aber einen Ausflug habe ich dennoch unternommen, um etwas neues zu sehen. Ich bin mit einem Tuktuk in Pink und einer netten Fahrerin ( die Männer wollten freche Preise) nach Lupini-Park gefahren. Gute acht Kilometer vom Zentrum entfernt wird er in Reiseführern als weitläufige Dschungel-Oase der Stadt gepriesen.

Es ist ein ziemlich großer, aber nicht besonders großer Park mit ein paar schönen Bäumen, zwei Seen und natürlich zwei eher bescheidenen Tempeln. Das Schönste ist das Panorama des Parks vor der Skyscraper-Kulisse rundherum. Das ist wirklich ein verückter Eindruck. Ansonsten ist es offensichtlich das Läufer-Paradies für Bangkoker aller Altersklassen – es gibt sogar eine Läuferstation, wo man seine Sachen deponieren kann. Aber man sieht auch, dass der Park seine besten Zeiten hinter sich hat: Viele vertrocknete Flächen, wenig einladenden Bänke und ein verfallener Riesenbau, der wohl mal das Parkcenter war. Und ein paar hässliche Buden, wo es Erfrischungen gibt.

Für den Rückweg entscheide ich mich für den Skytrain – die Bangkoker U-Bahnvariante, die auf hohem Viadukt durch die Stadt rast – und dann, an der Endstation, in das Schnellboot auf dem Chao Praya umzusteigen – ganz normaler Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes. Schnell, luftig, manchmal feucht, aber garantiert ohne Warten im Stau.

Wieder einmal bin ich beeindruckt über die Disziplin: auf den Bahnsteigen des Skytrain ist die Bahnsteigkante von Glaswänden verschlossen, deren Türen sich direkt vor den Zugtüren öffnen. Neben den Türen warten, ohne jedes Gedränge, geduldig viele kleine Schlangen von Menschen, die in die immer vollen Züge einsteigen wollen. Kein Gedränge, kein Geschubse – einfach geduldiges Fügen in das unvermeidliche, tägliche Spiel. Im Zug ist es eisig, die Klimaanlage ist gnadenlos. Einige Fahrgäste tragen immer noch Masken, eine Erinnerung an das Virus. Draußen fliegt die Stadt vorbei – Speed-Sightseeing von oben. Die Fahrt kostet weniger als einen Euro, die Tickets darf man – um Gottes Willen – nicht verlieren oder auch nur verkramen, sonst kommt man durch die Schranken nicht wieder raus und wird sofort von den eher rüden Kontrolleuren angeblafft.

Am Sathorn Pier, der Umsteigestation vom Skytrain in die Schnellboote, herrscht Feierabendgewimmel, gemischt mit orientierungslosen Touristen, die verschiedene Boote gebucht haben. Eben das übliche Chaos. Ich frage eine Frau in Uniform nach dem richtigen Boot, sie reist mir das Geld aus der Hand, zerrt mich rennend hinter sich her, löst an der Kasse, an der Schlange der Wartenden vorbei, eine Karte für 1 Euro und zieht mich auf die Rampe, wo ich als letzte ins Boot springe, das im selben Moment ablegt.

Ich genieße die Fahrt im Sonnenuntergang den Fluss hinauf Richtung Norden, Eine Las Vegas würdige gigantische Designer Shopping Mall im Lichterglanz, mehrere Tempel, jeder anders, die Lichter von Chinatown, beleuchtete Restaurants und der Große Palast und ziehen vorbei. Beleuchtete Touristendampfer und bunte blumengeschmückte Longtailboats lassen den Fluss zu einem belebten Ort werden. Ich liebe diese Fahrt. Ich bewundere wieder einmal, wie es der Capt´n schafft, an allen Haltestellen exakt am Steg anzulegen, ohne Helfer, mit laufendem Motor. Und das Boot ist nicht klein! Endstation ist Phra Artit . Ich wohne ganz in der Nähe.

Last night in Bangkok – ein Essen am Straßenrand an einem wackeligen Tischen für 70 cent, einen Absacker in einer seltsamen Hippiekneipe 100 Meter von meinem Guesthouse…. morgen um viertel vor sechs ziehe ich durch die aufwachende Stadt zum Bus, der mich nach Trat bringt und von dort per High Speed Fähre auf meine geliebte kleine Insel Koh Kood.

Planänderung

Der Brasilien 2023 Blog ist nicht weitergeführt worden, da dort im Februar des Jahres die Jahrhundert- Überschwemmung das Internet fast überall, wo ich war, über längere Zeit lahmgelegt hatte und es so nicht möglich war, die Beiträge zu posten. Auf ein neues: Die nächste Reise kommt bestimmt!