14 Welcome to Hollywood Beach

Jaaa! Und zum Schluss nun doch nochmal Urlaub im Paradies! Seit vorgestern sind all unsere Engel wieder bei uns. Aber der Reihe nach…

Mit zwei Strandstunden in Vanderbuilt Beach nördlich von Naples haben wir uns gebührend vom Golf verabschiedet, der war unbestritten das Beste auf diesem (Mittel-)Teil der Reise. Dann sind wir noch mal durch den super cleanen, totlangweiligen Ort Vanderbuild und das ebenso künstlich wirkende Naples gefahren. In den letzten Tagen waren wir ungewöhnlich auf uns allein konzentriert, denn die Menschen hier – wenn man sie überhaupt trifft, sind alle ganz anders gewesen als die in den klassischen Südstaaten Texas und Louisiana, wo mir wirklich die warme, ehrliche Freundlichkeit und Offenheit das Herz gewärmt hat. Da hat man leicht Kontakt gefunden und sich oft unterhalten. Hier in Nord-/Mittel-/Westflorida, wo die Menschen übrigens Wert darauf legen, keine Südstaatler zu sein, war das menschliche Klima anders. Wenn freundlich, dann eher so dieses typisch amerikanische geschäftsmäßige Grinsen, das nicht in den Augen ankommt. Und neugierige Offenheit ist uns auch nirgends groß begegnet. Im Nachhinein denke ich fast, wir hätten zwei Tage mit steifem Bein nach Südflorida durchfahren sollen. Andererseits war es aber auch doch interessant und schön, auch wenn es mir oft klargemacht hat, was ich alle an Amerika nicht mag.

Am Nachmittag sind wir über den Tamiami Trail von der Westküste durch die nördlichen Everglades und Indianergebiet an die Ostküste gefahren. Es war eine sehr schöne Fahrt im gelben, schrägen Nachmittagslicht durch das von kleinen Wäldern durchbrochene weite Marschland. Wir haben viele tolle Vögel gesehen, vorallem Reiher aber auch einiges Federvieh, das ich nicht benennen kann. Am frühen Abend haben wir Miami erreicht: ein glitzerndes Lichtermeer, die Autokarawanen auf der teilweise 10spurigen Autobahn mit ihren Scheinwerfern, ließen einen ein bisschen an das Szenenbild in einem dieser Future-Filme denken.

Wir hatten uns vorgenommen, nördlich von Miami Beach, in Hollywood Beach, nach einer Unterkunft zu suchen und notfalls noch weiter nördlich in Dania ins Motel 6 zu gehen. Denn erstens ist Miami teuer, zweitens aoft schmuddelig und laut. Miami Beach selbst ist toll für einen Spaziergang, um sich die hübschen Artdekohäuser an der Starndpromenade und all das verrückte rummelige Treiben anzusehen. Oder abends im kubanischen Viertel an der Calle Ocho Essen zu gehen. Aber es ist auch nicht gerade ungefährlich dort und alles in allem, verhieß uns Miami selbst zu viel Halli Galli. Wir hatten uns im Internet ein paar Adressen herausgesucht, aber nichts gebucht, weil wir lieber erst mit eigenen Augen schauen wollten wo wir unsere letzten Tage verbringen– aus Schaden wird man klug und wir sind schon mal übel `reingefallen. Ehrlich gesagt, haben wir mit einer längeren, nervigen Suche gerechnet. Aber nein- wir haben gleich eine der Adressen gefunden, direkt am Strand und – es ist super! Ein Hotel + Hostel. In mehren kleinen Gebäuden, die durch hübsch bepflanzte, offene Gänge mit Bänken und Tischen verbunden sind. Unser Zimmer ist toll! In blassgelb und-blau, mit witzigen originellen 50ies Surferpostern und einer hübschen Metallkunstkollage an den Wänden, hellen Steinfliesen statt ekligem Teppichboden, zwei gemütlichen Couchen. Und das alles für unter 50 Euro. Man kann eine voll ausgerüstete Gemeinschaftsküche benutzen, umsonst Strandstühle, Handtücher, Strandtenniszeugs ua.und sogar ein paar olle, aber funktionierende Fahrräder benutzen. Eine wirklcih nette Athmosphäre. Und das beste: bis zum Strand sind es 50 Meter!

Der Strand ist breit (rund 50-100m) und viele Kilometer lang, er geht in Miami Beach über, begrenzt wird er von hohen Palmen. Die breite Strandpromenade mit Rad- und Skaterspur führt an unzähligen Restaurants und Hotels vorüber, es ist alles sehr hübsch anzusehen. Klar, ein reines Strandparadies, nicht das echte Leben, aber es ist ein nettes Fleckchen und noch dazu nicht so überlaufen und überdreht wie Miami. Genauer werde ich das alles im anstehenden nächsten „runners special“ erzählen, denn diese specials sind nicht nur für Läufer interessant, sondern es sind all die Dinge darin beschrieben, die wir im Laufschritt entdecken und erleben.

Und dann kam für uns hier noch ein echter Hit dazu: keinen Kilometer entfernt, also in Laufnähe (und das in Amerika!) liegt unser Lieblingsrestaurant aus alten Tagen, Le Tub! Es sieht aus wie vor 13 Jahren, nichts hat sich verändert. Es liegt nicht am Strand, sondern Bayside. Das heißt, parallel zum Meer fließt hier 150-250m landeinwärts ein Fluß, der sich zu zwei Seen verbreitert, bevor er später, weiter nördlich, ins Meer fließt. Und an seinem Ufer liegt das Restaurant, etwas versteckt mit einem schönen schmalen Holz-Dock. Man sitzt dort unter tropischen Bäumen am Wasser. Am tag kann man die Eidechsen, Camäleons und Vögel an den Bäumen und Sträuchern beobachten. Abends ist das Wasser von Unterwasserscheinwerfern stellenweise beleuchtet, so dass man jede Menge Fische sieht. Gleich am ersten Abend sehen wir richtig beeindruckende Burschen und einige ganz besonders schöne, ungewöhnliche Fische. Sie sind ca.20 bis 30cm lang, ganz dünn, haben lange Mäuler wie Nadeln, sie sind durchsichtig und haben Leuchtstreifen. Wow, das kommt gut! Romantisch und spannend. Und – es gibt sehr leckeres Essen!

Da mußte ich mir gleich mal einen kleinen Margarita-Schwips andröseln vor Begeisterung. Übrigens ist die Bevölkerung hier wieder ganz anders: hier leben unheimlich viele Kubaner und Latinos (es wird fast mehr spanisch als englisch gesprochen, und es gibt ganz viele spanischsprachige Sender mit guter Musik!) und sehr viele Afroamerikaner. Gute Mischung, zumindest, was so die vorherrschende Mentalität betrifft, die ist nämlich sehr fröhlich und offen. Ansonsten ist das aber auch nicht immer so ganz unproblematisch.

Am ersten Morgen dann machen wir noch eine gute Entdeckung. Man kann zwar überall an der Strandpromenade frühstücken, aber oft relativ teuer und nicht immer gut. So haben wir uns für Bayside entschieden. Rund 300m vom Hotel gibt es es italienisches Café. Auch hier sitzt man am Wasser. Und es gibt, endlich, nach etlichen Entzugs-Tagen, richtig guten Espresso. Als das gutaussehende Sonnenscheinchen, das unser Kellner ist, dann das Frühstück bringt, flippe ich fast aus: richtiges Baguette, echter Käse, nicht diese gelbe, geschmacklose Masse, frisches Gemüse, guter Schinken! „Richtiges Essen!“ Ich habe nämlich langsam, aber sicher das ewige Matsch-Brot und die pampigen Sandwiches satt, und immer nur Eier und Kartoffeln essen kann ich auch nicht. Also – tutto bene, molto bene, Beate ist glücklich.

Also, Verpflegung gesichert, erholsame Stunden am Strand auch. Er ist zwar einigermaßen gut besucht, aber nicht allzu voll, denn jetzt zwischen Thanksgiving und Weihnachten machen nicht so viele Leute Urlaub. Und der Atlantik strahlt nicht nur wunderschön hellblau, sondern ist auch noch angenehm warm! Seltsamerweise viel wärmer als der Golf von Mexiko. Ach ja, überhaupt herrschen hier nun endlich auch richtig hochsommerliche Temperaturen, sogar spätabends kann man in Sommersachen draussen sitzen. Das hatten wir in diesem Urlaub nur die ersten drei Tage, aber auch da nicht so warm wie hier. Ach, kann November schön sein!

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