09 – Selamat Datang, Indonesia

…. heißt: Guten Tag!

Knapp viereinhalb Flugstunden trennen Bangkok von Bali! Im letzten Tageslicht überfliegen wir die grüne Insel mit gleich mehreren hohen Bergen und Vulkanen. Landung im Sonnenuntergang in der balinesischen Hauptstadt Denpasar.

Was dann kam, war allerdings recht holprig: Meinen Partner im Leben und auf dieser Reise zu treffen, war erstmal gar nicht so einfach. Gleich nach den endlosen Schlangen für die Einreiseformalitäten will ich eine Sim-Karte für Indonesien kaufen, um mich zu verabreden. Aber daraus wird nichts. Bei meinem klapprigen Ersatzhandy verabschiedet sich der Simkartenträger und nichts geht. Totale Funkstille.

Das Gewimmel auf dem abendlichen Flughafen ist groß, mir schlägt die schwülheisse Hitze auf den Kopf, Taxifahrer werben brüllend um Kundschaft, Ordner pfeifen wir besessen, ohne irgendwas zu ordnen, es herrscht unüberschaubares Gedränge – und ich irre suchend, samt Gepäck und schweißgebadet durch das Chaos an den Ausgängen – keiner zu finden. Und dass ohne Rupien und Telefon… Kurz gesagt, es war etwas stressig, bis wir uns endlich gefunden haben.

Aber alles wird gut – auch diesmal. Miki hat schon ein Taxi engagiert, es muss nur erstmal irgendwie zu uns finden durch das wilde Verkehrschaos vor dem Flughafen. Erschöpft sinken wir ins klima-gekühlte Kunstlederpolster und los geht´s Richtung Ubud, der angesagtesten Stadt von Bali. Eigentlich gar nicht weit… wenn nur der permanente Megastau nicht gewesen wäre. So dauert die Fahrt über zwei Stunden.

Einen Eindruck, wie es hier aussieht, kann ich aus dieser Fahrt in der Dunkelheit kaum erhaschen, es ist stockfinster und die ewigen Scheinwerfer und Bremslichter nehmen jede Sicht. Endlich sind wir da, in einer kleinen stillen Nebenstraße außerhalb des Zentrums, beim Madra Homestay. Uns erwartet ein Bungalow mit Terrasse in einem weitläufigen wunderschönen Garten mit vielen blühenden Bäumen. Es gibt noch weitere  Bungalows, aber das Grundstück ist groß und es ist wunderbar still. Nur der Mond scheint durch die Blüten. Ein paar kleine Geckos flitzen durch die Gegend und … sonst ist es still.

Der Besitzer, ein netter Mann in traditioneller Kleidung – dem Sarong und Udeng (einem besonders gebundenen Tuch für den Kopf der Männer) ist ein traditioneller Wayan Figurenmaler, der für Tempel arbeitet. Jede Nacht sitzt er auf seiner Terrasse und malt.

In den kommenden Tagen zeigt sich, dass der Verkehrskollaps hier permanent ist, und an diesem verlängerten Wochenende noch schlimmer – so das möglich ist. Es ist chinesisches Neujahr und viele fahren eben mal auf Kurzurlaub nach Ubud. Es ist wirklich unglaublich nervend. Für die ca. 3 km-Strecke von unserer Unterkunft in die Stadt brauchen wir zwischen 1 und 2 Stunden im Taxi, das hier übrigens sehr billig ist. Berliner Berufsverkehr ist geradezu lächerlich dagegen.

Genug gemeckert – nun kommt nur noch Schönes! Die Stadt ist ein Traum! Ich habe noch nie so viele schöne, kunstvoll verzierte Gebäude, Toreinfahrten, Mauern, Tempel und Figuren gesehen wie hier! Es ist wie in 1001 Nacht – nur eben auf indonesisch! Zuerst dachte ich, wir würden in einem Viertel mit unzähligen kleineren Tempeln wohnen, was allerdings falsch war. Es ist ein normales Wohnviertel. Fast jedes etwas größere, nicht ganz ärmliche Haus ist mit einer kunstvollen Mauer umfriedet und hat einen Tempel-ähnlichen Eingang. Mit mythischen Figuren, Gold, Silber und vielen Farben. Man kann sich gar nicht sattsehen.

Bali ist in einer Hinsicht nicht typisch für Indonesien: Während auf den meisten Inseln vor allem der Islam verbreitet ist, sind die Menschen hier überwiegend Hindus. Daher auch die farbenfrohen und äußerst kunstvollen Figuren, die den Göttern huldigen. Mein anfängliches Bedürfnis, vor jeder dieser Statuen, Tempel, Altäre, Eingangstore stehen zu bleiben, weicht nur mühsam der Erkenntnis, dass ich so nicht mehr als die 150 m bis zur Hauptstraße zu sehen bekomme.

Ein weiteres kleines Rätsel des ersten abendlichen Ausfluges zum Essen kann ich erst am folgenden Morgen mit Hilfe unserer Wirtin lösen: Überall vor den Eingängen, an Straßenecken, auf Stufen, Motorradsitzen, Autos…. liegen kleine geflochtene  Körbchen aus getrockneten Bananenblättern mit Blüten, Kräutern, Reis und manchmal Süssigkeiten. Manchmal glimmen noch Räucherstäbchen darauf. Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, wenn jemand später drauftritt oder darüberfährt. Diese Opfergaben werden mehrmals täglich erneuert. Ganag Sari heißen diese Körbchen.

Wie ich lerne, gehört das zu den Ritualen, die jeder Hindu erfüllt: Er bietet den Göttern und Schutzwesen mehrmals täglich seine Gaben und betet dabei. Um wenigstens ein bisschen meine ziemlich peinliche Ahnungslosigkeit in Sachen Hinduismus zu verstehen, musste ich mich schlaumachen, vor allem durch unzählige Fragen, denen die Befragten – wie Wirtinnen und kommunikative Taxifahrer geduldig geantwortet haben. Sie sprechen bereitwilligst über ihre Kultur und Religion, wenn sich jemand dafür interessiert.

Die Hindus, die ebenso wie die Buddhisten an die Wiedergeburt nach dem Nirwana glauben, haben eine Vielzahl von Göttern, Sehern und Heiligen, die alle unterschiedlichen Bereiche des Lebens betreffen und die jeweils besondere Stärken haben. Tatsächlich sind es über 3000 verschiedene Götter. Drei davon sind besonders wichtig: Brahma steht für die Schöpfung und gilt als derjenige, der das Universum erschaffen hat. Vishnu ist die göttliche Form der Erhaltung und Shiva – der dritte Hauptgott des Hinduismus – verkörpert das Prinzip von Zerstörung und Neubeginn. Und die bekannte Gottheit Ganesha mit dem Elefantenkopf ist besonders für das Glück zuständig. Sollte dies alles ein wenig schlicht erklärt sein, liegt das an der bisherigen Ahnungslosigkeit der Autorin.

Jedenfalls ist es eine solche Lawine von Eindrücken und Informationen, die über mich rollt, dass ich nur einiges wenige davon verarbeiten kann – und das ist schon richtig viel. Zu meinen angenehmsten Erfahrungen hier gehört es, wie entspannt, freundlich und respektvoll die meisten Menschen miteinander – und auch mit ahnungslosen Fremden – umgehen. Überflüssig zu sagen, wie respektlos und peinlich sich manche Reisende verhalten. Wobei mir hier auffällt, dass es hier vergleichsweise weniger unangenehme Party Touristen gibt als an anderen Orten.

Nach dem ersten Ausschlafen fahren wir ins Zentrum von Ubud. Hier dominiert der Ubud Palast, eigentlich Puri Saren Agung, der frühere Königspalast, der noch heute dem örtlichen Fürstengeschlecht gehört. Eine wunderschöne Anlage mit verschiedenen Gebäudeteilen, Toren, Altären und vielen Pflanzen und Bäumen. Abends finden hier Tanzaufführungen statt.

Wir kaufen uns für den Abend Karten für eine Kecak-Tanzaufführung im nahegelegenen Pura Dalem Ubud Tempel. Einer der traditionellen Tänze, und der Urvater des vielzitierten Affentanzes – daher kommt unser geflügeltes Wort. Ich bin sehr gespannt, denn von der balinesischen Tanzkunst hat wohl jeder schon gehört.

Nach dem ersten Spaziergang sind wir ziemlich fertig, es herrscht eine extrem feuchte Hitze und das Chaos von Menschenmassen, Geschäften, Händlern und der traffic jam hat uns geschafft. Also nach Hause in unser schönes ruhiges Viertel, ausruhen, duschen, Abendessen und dann Tanz… dachten wir. Rechnung ohne den Verkehr gemacht… haben es mit Mühe zum Duschen und dann mit Motorradtaxis, die kamikazemäßig durch jede Lücke fahren, gerade noch zur Aufführung geschafft.

Das Publikum sitzt rund um die Tanzfläche verteilt, es ist dunkel, zum Tempel führt eine breite verzierte Treppe hoch, die ebenso wie die Bäume eindrucksvoll beleuchtet ist. Ohne mich jetzt in Einzelheiten verlieren zu wollen – es war wirklich faszinierend, diese  Sage um Macht, Rache und Rettung durch den Affengeneral Hannomann zu sehen. Dabei wird übrigens kein einziges Instrument gespielt – alles wird durch den rhythmischen Gesang der „Affenhorde“ (immer zwischen 50 und hundert Männer) begleitet. Wunderschöne Kostüme, kraftvolle Tänzer, graziöse Tänzerinnen, wechselndes Licht – und ein echter Feuertanz: Hannoman, der General des Affenheeres, tanzt am Ende mit nackten Füssen im Feuer!! Keine Ahnung, wie der das macht. Kein fake! Exotischer als eine solche Aufführung kann man nicht ins Bali-Abenteuer starten!

07 – Out of town

Tag 2 in Chanthaburi. Diesmal zieht es mich in die von dichtem Dschungel bewachsenen Berge im Umland der Stadt. In die eine Richtung geht´s nach rund 20 km zu den 2 Stränden von Chanthaburi , in die andere Richtung in die Berge und den Urwald. Gleich drei Nationalparks hat die Provinz zu bieten, ich habe mich für Nam Tok Phlio entschieden. Das Hotel hat mir einen sehr teuren Taxitransfer angeboten, meine Mobilitäts-App machts zu einem Drittel.

Der Motorradfahrer setzt mich vor dem Eingang ab. Hier buhlen viele kleine Stände und die Gunst der Besucher: Essen, T-Shirts und der übliche Plunder.  Der Park ist groß, aber ich habe es vor allem auf die Wasserfälle abgesehen. Inzwischen ist mir klar, dass die drei verschiedenen Wasserfälle hier nicht von einem einzigen Eingang erreichbar sind. Egal. Ich fange mit dem namengebenden Nam Tok Phlio an, was soviel wie „geschmeidige Wasser“ bedeutet. Außer mir sind nur Thais unterwegs, die meisten lassen sich von einem Golfmobil soweit wie möglich fahren, dabei ist es ein netter 25minütiger Spaziergang durch den Urwald. Von den vielen wilden Tieren, die hier laut Info-Faltblatt leben – von Bären, über Affen, Tiger, Schlangen und Mungos – ist erstmal nichts zu sehen, dazu müsste man wohl weiter in den tiefgrünen Dschungel mit den riesigen Bäumen reinwandern. Aber es ist zu heiss und schwül, eine Wanderung keine verlockende Vorstellung.

Unterwegs zum Wasserfall komme ich an einem Chedi und einem Stupa vorbei. Das sind klassische buddhistische Bauwerke, die Buddha selbst und seine Lehre, den Dharma, darstellen und die meist Teile eines Tempelanlage sind. Errichten ließ den Chedi hier einst König Rama IV. Ein Stupa beherbergt dazu meist die Asche eines Verstorbenen, in diesem Falle einer Königin, die sich im 19. Jahrhundert bei einem Besuch in diese Gegend verliebt haben soll. So hat sie hier ihre letzte Ruhe gefunden. Für die Thais eine Muss-Fotomotiv, die stehen Schlange, um einen Schnappschuss zu machen.

Der Pfad führt am Fluss entlang bergauf, in den kleinen, natürlichen Becken sitzen überall Menschen und versuchen, so der Hitze eine Weile zu entgehen, sicher aber nicht den Moskitos….

Dann endlich der Nam Tok Phlio! Der Wasserfall ist wirklich wunderschön! In zwei Abschnitten stürzt er aus den hohen grünen Bergen in die Tiefe, es glitzert und sprudelt, das Sonnenlicht spiegelt sich in der Gischt. Es könnte nur etwas einsamer sein… Vor dem günstigsten Aussichtspunkt auf einem Felsen steht die Schlange der social media – Fraktion, um jeweils das gleiche Poser-Foto mit wechselnder Besetzung zu machen….

Der Wasserfall mündet in einem kleinen Plateau in einem Becken voll kristallklarem Wasser und vielen Fischen. Es sind Riesenexemplare der Saugbarben, die als Minis in Deutschlands Kosmetikstudios für gut Geld zur Fischpediküre eingesetzt werden. Sie knabbern sanft abgestorbene Hautzellen ab. Ein komisches Gefühl, wenn man es noch nicht kennt. Ob man hier baden darf, weiß ich nicht genau, aber es sind sowieso zu viele Menschen hier.

Da der Weg hier nicht weitergeht, entscheide ich mich, angesichts der extremen Schwüle, keinen anderen Wanderrundweg zu nehmen, sondern stattdessen zu versuchen, zu einem der anderen Parkzugänge und von dort zu einem der großen Wasserfälle zu kommen. Ein Ranger hat mir den Nam Tok Trok Nong im Südosten des Parks empfohlen, erreichbar über einen der anderen beiden Zugänge zum Park. Mir war allerdings nicht klar, wie weit es bis dahin ist, auf dem Info-Folder wirkte es überschaubar…

Es ist ein weiter Weg dorthin und wie sich herausstellt, gibt es keinen shuttle, und ich finde hier kein Taxi – weder über App noch live. Auch nicht zurück in die Stadt. Die Thais sind offensichtlich alle mit dem eigenen Auto oder einem Mietroller gekommen. Ich habe das total falsch eingeschätzt.

Nach einer halben Stunde sinnloser Versuche hat der Ranger ein Erbarmen und telefoniert herum. Es gibt ein Angebot zu einer astronomischen Summe, ich lehne ab. 20 Minuten – und tausend erfolglose Versuche, ein Taxi zu bekommen, später – 2. harte Verhandlungsrunde: Es gelingt mir den Preis um einiges zu schrumpfen, aber es ist immer noch relativ teuer. Aber dafür wird der Fahrer dann auch dort auf mich warten und mich wieder ins 40 km entfernte Chanthaburi zurückfahren. Um herzukommen, hat er erstmal eine lange Anfahrt.

Endlich sitze ich im kühlen Auto, schweissgebadet. Das kalte Wasser, dass mir der Fahrer schnell an einem Stand kauft, ist eine nette Geste. Er redet viel auf der Fahrt in einer anstrengenden Englisch-Thai-Mischung. Aber als er anfängt, mir allzu nette Komplimente zu machen, wird es komisch. Erst recht, als er an einem Restaurant anhält, um mich einzuladen. Irgendwie biege ich es ab und er fährt weiter, aber ganz wohl ist mir nicht, hier im Dschungel. Nur – aussteigen ist auch keine Variante.

Endlich erreichen wir den Eingang zum Park. Ich wandere los. Im Gegensatz zum anderen Eingang herrscht hier gähnende Leere, aber die Ranger kontrollieren nickend mein Ticket, alles ganz normal. Ich begegne seltsamerweise nur einer einzigen Familie, die hier Picknick macht. Nach einer guten halben Stunde einsamer Wanderung durch den Urwald höre ich es zwar laut rauschen, aber der Weg ist gesperrt, weil er wegen umgestürzter Bäume völlig unpassierbar ist. Und das offenbar nicht erst seit kurzem. Die Ranger hätten mich ruhig darüber informieren können… Nun ist auch klar, wieso ich hier so einsam bin…

Immerhin finde ich eine Möglichkeit, zum rauschenden Fluss hinunterzuklettern. Super. Nun kann ich wenigstens ein kleines Stück Wasserfall erspähen und stehe auf Felsen  mitten im Fluss vor einem tiefen, klaren Becken mit hunderten Fischen. Yes! Scheint fast wie eine Fata Morgana angesichts der Hitze und des Frustes. Ich gönne mir ein ausgiebiges Bad mit den Fischen und noch etwas Träumen auf den Felsen mitten im rauschenden Wasser mit Blick in die Baumkronen. Es ist so schön und friedlich, dass mein Frust schnell in den Stromschnellen wegschwimmt. Das Taxi hat brav gewartet und die Rückfahrt mit dem spürbar angesäuerten Driver durch´s grüne Nirgendwo verläuft still, aber ohne weitere Peinlichkeiten. Trotzdem atme ich auf, als wir die Stadt erreichen und ich aussteigen kann.

Den Rest des Nachmittags spaziere ich noch ein bisschen durch die Straßen, gönne mir eine wunderbare Massage und ein leckeres, superbilliges Essen in einer der Garküchen, die abends plötzlich am Straßenrand aus dem Boden zu schießen scheinen. Das war´s dann auch schon mit der Stadt der Hasen, Edelsteine und dem großen grünen Dschungel rundherum – morgen früh geht´s wieder nach Bangkok für drei weitere Tage, bevor ich meinen Solopart dieser Reise beende und nach Indonesien weiterfliege.

06 – Die Stadt mit dem Hasen im Wappen

Chanthaburi – die „Mondstadt“ – eine Mondsichel mit einem Hasen ist das Wappen. Der Hase hat es dahin geschafft, weil seine dunklen Meere die Form von Hasen annehmen (angeblich). Also klar – jemand mit meinem Namen und Familienwappentier muss da hin. Jetzt weiß ich endlich, warum ich mich spontan für einen Zwischenstopp ausgerechnet hier entschieden habe, zurück auf dem Weg nach Bangkok .

Am Busbahnhof abgeworfen, habe ich etwas Mühe, ein Taxi zu finden, da die alten Herren, die hier offenbar das Geschäft schmeißen, zwar schon genau wissen, wie teuer es wird, nicht aber, wo das Hotel überhaupt ist…. hmmm. Ich lasse sie genervt stehen, bis ein abseitsstehender Songthaew-Fahrer seine Chance gegen die Limousinen-Taxifahrer sieht und meinen großzügig gerechneten, aber halbwegs passablen Preis akzeptiert. Allerdings kutscht er eine ganze Weile irrend durch die Gegend, bevor er sich durchgefragt hat – Karte lesen geht nicht.

Ein Songtaew -sprich songteeooo – ist das traditionelle Sammeltaxi, in Thailand, Vietnam und auch anderen asiatischen Ländern. Ein Pickup, der hinten eine Art Passagierkabine aufgesetzt hat, offen, aber mit Dach. Songtaews sammeln unterwegs oft noch weitere winkende Kunden auf. Meist sind diese Vehikel ziemlich bunt – und knattern oft laut, die Abgase sind entsprechend schwarz. Als wir endlich ankommen bin ich halb taub, hitzeverdörrt und CO- vergiftet.

Diesmal wohne ich in einem kleinen Hotel, neu, steril, könnte überall auf der Welt sein…. Ich will meine Hütte zurück! Es ist Nachmittag und ich mache mich auf, die alte Provinzhauptstadt zu erkunden. Es ist trocken und heiß – mir fehlt schon jetzt das Meer. Aber ich wollte mal was Neues kennenlernen. Auf geht´s – es wird nicht gejammert.

Chanthaburi ist die Stadt der Edelsteine. Eine ganze lange Straße zieht sich der gem market hin, der Edelsteinmarkt. Hier glitzert und glänzt es, wohin man auch schaut. Schicke Läden, die sowohl geschliffene Steine in allen Farben wie auch Schmuck verkaufen, Edelsteinschleifereien, Edelsteinbörsen und Marktstände, die die nicht ganz so edlen Edelsteine per Gramm oder Kilo verkaufen. Ich frage mich, wer all die Kunden sind, die das Gestein kiloweise kaufen. Es gibt sogar ein hochseriöses nuclear gem lab, das Echtheit und Qualität prüft. In den Bergen der Provinz werden Rubine und Saphire abgebaut. Aber es gibt auch sonst alles, was das Elsternherz begehrt.

Auf meiner Wanderung die Straße entlang wird es auf einmal rot um mich! Alles hängt voller rot-goldener Lampions und Girlanden und Spruchbänder – über die Straße, an den Laternenmasten, an den Fassaden! Alles klar: Ich bin in Chinatown. Und es ist chinesisches Neujahr: Am 10. Februar beginnt das Jahr des Drachen! Es ist alles schön anzusehen, aber irgendwie auch too much, vorallem, wenn man sieht, wieviel …. unnötigen superkitschigen Plunder die Läden dazu anbieten, von rotgoldenen Brokatkleidern und Anzügen bis hin zu mit rotgoldenen Drachen verzierten Geldbündeln der Haven Bank (!), die Wohlstand bringen sollen. Naja, wenn ´s hilft!

Am anderen Ende der endlosen Juwelenstraße wird es ruhiger, und plötzlich stehe ich in einer sympathischen kleinen Gasse, die parallel zum Ufer eines der beiden große Flüsse, die durch die Stadt fließen, entlangführt.  Durch durch kleine Fluchten in der Hausreihe auf der rechten Seite der Straße kann man nur hin und wieder hin und wieder den Fluss sehen. Riversite. Kleine Häuser, noch kleinere, mal mehr, mal weniger chaotische  Läden, ein paar Hostels… Sogar 3 kleine Cafés, die es hier in Thailand nur da gibt, wo auch Fremde sind oder die junge Szene hinkommt. Sehr nett hier.

Auf dem Rückweg will ich noch die Kathedrale der unbefleckten Empfängnis sehen. Ja tatsächlich, eine christliche Kathedrale! Ein Andenken an die Anwesenheit der Franzosen hier.

Leider hat die Kirche zu und ich kann sie nur von außen sehen. Also beschließe ich, einen anderen Weg Richtung Hotel zu nehmen, um noch etwas mehr von der Stadt anzuschauen. Die Richtung kenne ich. Glaube ich. Tatsächlich schlängeln sich die Straßen ganz anders als gedacht…

Eine reichliche Stunde später habe ich es fast geschafft. Schweißgebadet. Immerhin habe ich noch ein nettes, fast beschauliches Wohnviertel neben einem großen Tempel durchwandert. Eine junge Frau, die auf dem Bürgersteig vor dem Haus hockend ihre Töpfe abgewaschen hat, hat mir noch ein bisschen beim Orientieren geholfen. Zum Schluss die traditionelle Verbeugung und „Thank you, for coming to Thailand“….

Mein Abendessen habe ich mir auf dem Wochenend-Nachtmarkt geholt, wo es immer eine unüberschaubare Menge an tollen Kleinigkeiten oder auch kompletten Gerichten gibt. Schade nur, dass man die Hälfte so gar nicht identifizieren kann und erklären kann sie auch keiner, kaum jemand spricht ein Wort englisch. Also entweder beim Bekannten bleiben oder mutig probiert.

Ich mach beides. Lecker! Keine Ahnung, was genau ich alles gegessen habe. Unangenehm ist nur, dass man nirgends richtig sitzen kann. Ich klemme mich auf den Stuhl einer Standbesitzerin vom benachbarten Textil-Markt. Alle Thais lieben ihre Nightmarkets. Es ist immer voll! Und hier hat man die Chance, ganz viel zu kosten ohne gleich eine Riesenportion kaufen zu müssen.

Auf dem Rückweg durch ein dunkles Viertel – vor dem man sich hier in Thailand übrigens nicht zu ängstigen braucht- höre ich plötzlich lautes, hektisches Lautsprechergebrüll. Ich denke schon an einen Polizeieinsatz oder ähnliches. Aber nee, es ist nur eine Take Away Pizzeria, die mit einer Endlosschleife eine ätzende Werbung per Lautsprecher am laufenden Band wiederholt. Beim sehr eigenwilligen Klang der Sprache mit den endlosen Vokalen klingt das wirklich extrem…. auf der menschenleeren Straße, nachts halb elf.                                                                                       

Zum Schluss arbeite ich noch an meinem Karma und verfüttere mein mitgenommenes Essen an ein paar Katzen – in Sichtweite von Buddha, der alles von einem der blumengeschmückten Straßenaltäre mitansieht. Kann ja nicht schaden… von wegen Karma.

05 – Wer braucht schon Südsee…it´s Koh Kood!

Ganze 23 km ist sie lang, meine kleine Lieblingsinsel, kurz vor der kambodschanischen Grenze. Es gibt nicht allzu viel zu sehen, im Sinne von Erlebnisurlaub und Sightseeing … und genau das macht dieses kleine Eiland so schön für mich. Besiedelt ist eigentlich vor allem die Westküste und der Süden, der Rest ist Urwald und Strand.

Wenn ich es mal leid bin, nur von der Hängematte vor meinem Bungalow in die Kokospalmen zu blinzeln und die vielen Hunde und Katzen von Eve´s gestreichelt habe, dann schwinge ich mich schon mal auf mein Motorrad. Früher gab´s hier noch Roller, jetzt ist nichts mehr unter einer 125er Honda zu kriegen. Ich habe es einmal ohne versucht – 3 Tage habe ich es nur ausgehalten, denn man kommt wirklich nirgends hin. Aber zumindest die ersten drei Tage bin ich nicht wirklich locker mit so einem Feuerstuhl unter dem Hintern. Ich trage prinzipiell einen dieser hässlichen Eierschalen-Helme (sehr unvorteilhaft!), und ernte viele süffisante Blicke. Aber das ist mir egal, ich hatte hier schon mal einen Unfall….                                                                                                                                             

Die einspurigen Straßen haben so manches Loch und führen in wildem, und teilweise steilem, Auf und Ab kurvenreich über die Insel. Gleich am zweiten Tag wechsle ich das Motorrad, bei meinem ersten Model sind die Bremsen ziemlich zweifelhaft. Mit dem neuen Bike lege ich erstmal eine ruhige Übungsfahrt Richtung Süden ein, da wird die Strecke besonders heftig mit den Bergen und Kurven. Was ich sagen will – ich gehöre nicht zu den Adrenalinjunkies, die in rasendem Tempo hier die steilen Abfahrten runterdonnern   

Nach der Trainings-und Eingewöhnungsphase, genieße ich die Möglichkeiten des Mobilseins. Öfter fahre ich zum Sonnenuntergang an einen der Strände der Westküste. Zu meinen Lieblingsorten gehört der Neverland-Beach im Südwesten. Leider sind da inzwischen einige hässliche Betonbungalows hingebaut worden, zwischen die Palmen. Aber die muss ich ja nicht sehen, beim Blick aufs Meer. Mein Lieblingsplatz ist ein umgestürzter Baum auf dem ich sitzen kann, die Wellen reichen bis zu meinen Füssen und ich schwelge im kitschigsten Sonnenuntergangsszenarium, das man sich vorstellen kann. Immer wieder so schön… was bin ich doch für ein Seelchen…

Toll ist auch das schwimmende Fischerdorf Baan Ao Yai im Südosten. Alles ist auf Pfählen ins Meer gebaut, die Einwohner leben und arbeiten in halboffenen Holzhäusern auf Stelzen. Sie fischen, stellen die verschiedensten Dinge aus Fisch und Früchten her, ein bisschen Touristenkitsch ist auch dabei. Auf großen Planen trocknen Krabben und kleine Fische. Die Männer flicken Netze (nicht zur Touristenbelustigung) und die Kinder toben auf den Stegen rum.

Die meisten Besucher bleiben gleich im ersten Restaurant hängen, das auch in jedem Reiseführer steht, ich aber spaziere gewöhnlich in aller Ruhe bis ans Ende des Dorfes. Ziel ist das zweite, weniger besuchte Restaurant. Hier ist es viel ruhiger und man kann auf einer Holzterrasse auf dem Wasser die leckersten Fisch-, Krabben- und Softshell-Gerichte essen, die man sich vorstellen kann. Riesige Portionen, meist mit Orchideenblüten verziert, zu einem wirklich fairen Preis. Den Blick auf Bucht, Boote und die gegenüberliegende Seite der Bucht inklusive…

Aber ich bin in diesem Jahr wirklich faul, nicht mal meinen Standard-Ausflug zu einem der beiden Wasserfälle mitten im Dschungel, Klong Chao und Klong Yai Yee, schaffe ich. Lieber steige ich ein paar Minuten vor Eve´s am Million Beach ab, da liegt ein schmaler, aber schöner, ruhiger und von Palmen begrenzter Strand. Für den Durst zum Meerblick gibt es ein Restaurant und eine kleine Strandbude für ein Chang Beer oder was auch immer man gern hätte, damit der Sonnenuntergang nicht so trocken ist…

Einen richtigen Ort im klassischen Sinne gibt es auf der Insel kaum, hier leben gerade mal 20.000 Einwohner (das sind 18 pro Quadratkilometer). Meist sind es nur Ansammlungen von mehreren Häusern, viele davon Ressorts für Touristen oder locker an der Straße in die grüne Gegend gewürfelte flache Häuser aus Holz – unten gemauert, oben meist aus Blech, fast alle haben zur Straße hin eine überdachte Terrasse. Meist mit einem „business“, einem kleinen Laden, einem Bike-Verleih, einer Werkstatt, einem Tisch mit frischen Früchten oder einem Mini-Supermarkt mit vollgestopften Holzregalen. Und viele Restaurants. Klein und chaotisch, selten auch mal etwas schicker – aber eigentlich immer lecker. Ich habe es noch nicht geschafft, hier schlecht zu essen. Höchstens mal – sogar für mich – zu scharf.

Meistens aber esse ich brav „zu Hause“, Oo kocht großartig! Und hier kann ich auch mal 2 Bier trinken ohne noch fahren zu müssen und mit der Mitbewohner-Gemeinde plaudern. Wo kommst du her, warst du schon da oder dort, weißt du, wo…. Und manchmal igle ich mich auch an einem Tisch ein und schreibe an meinem blog.

Immer leistet eins der Haustiere Gesellschaft. Und oben, am Gebälk in der Mitte des Gastraums, wohnt seit Jahren ein größerer Gecko, der jeden Abend Posten an einem Balken bezieht und die Sache mit nach unten hängendem Kopf im Blick behält.l

Den Gecko fand ich immer sehr süss… bis vor ein paar Tagen sein Cousin des Abends in meine Hütte tobte… Ist nicht so schwer, denn zwischen Dach und Wänden sind 10 cm frei. Ich lag zwar unter meinem Moskitonetz, aber als das proppere 30 cm- Kerlchen da oben anfing Trapez-Artistik aufzuführen, begleitet von Kriegsgeschrei, habe ich dann doch die Coolness verloren. Ich bin aus dem Bett gesprungen und leicht bekleidet über das Grundstück nach vor gestürzt – aber da war schon alles leer und geschlossen!

Zum Glück saßen noch ein paar trinkfreudige Franzosen in einer Ecke, die mir die Panik wohl angesehen haben. Ein Ritter auf dem weißen Pferde ist dann mitgekommen und hat Gecko mit dem Besen durch die Hütte gescheucht, bis der sich…erstma-… davongemacht hat. Puh…

Übrigens habe ich zumindest am nächsten Tag erfahren, dass sowas regelmäßig passiert und die Viecher nur kommen, wenn das Karma stimmt 😉 und sie nur beißen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Dann allerdings lassen sie nicht mehr los….

Am letzten Abend hätte ich mich nie gewagt, auswärts zu essen, wieso auch. Oo zaubert gebackene Scampi auf Ingwer-Bacon-Knoblauch-Glasnudeln. So was von lecker! Aber scharf… zwei große Chang neutralisieren und lindern den Anschiedsschmerz.

Rat, die Matriarchin, schreibt derweil meine Abschluss-Rechnung. Sie hat die ganze Zeit über alle Posten mit sauberer Schrift und Bleistift auf einem Block notiert. Und das von allen Gästen, die nicht gleich zahlen, das müssen nur externe Gäste. Man sagt nicht mal an, wenn man sich ein Getränk aus dem Kühlschrank nimmt – sie weiß alles, sie sieht alles. Von allen Gästen! Und die Rechnung stimmt immer! Ein Phänomen. Ich wünschte, ich hätte nur 10 Prozent dieser Fähigkeiten….

Um 8 Uhr am nächsten Morgen sammelt mich der Pick Up ein, ich konnte sogar noch frühstücken. Einen sticky rice mit Mango (Kokos-Klebreis) gibt´s noch für die Fahrt. Wir kleckern ein paar andere Ressorts ab um Mitreisende einzusammeln, bevor die wilde Fahrt, Schulter an Schulter mit Gepäck überall, noch einmal auf und ab über meine geliebte kleine Insel zum Hafen geht. Der Goldene Buddha über dem Hafen hat alles im Blick. Danke, kleine Insel! Kop khun kah!

Ich mache mich auf, etwas Neues zu entdecken. 2 Tage Chanthaburi, eine alte Stadt Richtung Nordwesten, bevor ich in 3 Tagen wieder nach Bangkok fahre, von wo aus mein Abenteuer dann nach Indonesien weitergehen soll.

04 – Abgetaucht

Eine gute Woche bleibt mir auf der Insel. Mein Versuch, noch 2 Tage zu verlängern, scheitert – es gibt keinen Platz mehr für mich im Guesthouse. Also genießen, soviel es geht! Mein erster Ausflug führt folgerichtig in „mein“ Dive Center, die Paradise Divers. Solange ich auf diese Insel komme, gehe ich hier tauchen, hier habe ich auch meinen dritten Tauchschein, den Advanced Open Water Diver, gemacht. Und da ich ein von Natur aus treuer Mensch bin und Tauchen zudem viel mit Vertrauen zu tun hat, komme ich immer wieder.

Mike, der Chef, ist Deutscher, lebt aber schon viele Jahre auf der Insel und ist inzwischen mit seiner charmanten Frau Peppermint, kurz Mint genannt, verheiratet. Die Tauchbasis hat das Virus überlebt, aber in abgespeckter Form. Es gibt kein großes Schiff mehr, nur noch drei kleinere Boote und deutlich weniger Tauch Guides, da ja keine großen Gruppen mehr zu gleicher Zeit rausfahren können. Aber zwei meiner alten Diveguide-Freunde, eine Österreicherin und ein Kambodschaner, sind noch da. Und wie es der liebe Teufel so will, sagen am ersten Tauchtag die anderen Teilnehmer ab und ich habe meine Privattour mit meinen beiden alten Spezis. Wie schön!

Wer nicht taucht, dem kann man nur schwer vermitteln, weshalb tauchen süchtig macht. Ja, die Fische, ja, die Korallen – aber nein, das ist es nicht allein. Es ist für mich – das Versinken in einer anderen Welt. Und eine andere Dimension, sich zu fortzubewegen.

Ein ganz anderes Körpergefühl. Nicht der aufrechte Gang zählt, nicht das kraftvolle Ausschreiten… hier gelten andere Fähigkeiten, die man erst neu entdecken muss. Atmen, gleiten, navigieren mit dem Körper…. einfach ein bisschen Fisch werden. Mein Sternzeichen… Ruhe, Konzentration auf sich selbst – wo benutzen wir das schon im Alltag. Es hat mich Mühe gekostet und leichte Angstanfälle, bis ich es begriffen hatte. Unter Wasser rückt alles andere ganz weit weg. Ich denke an nichts, ich schaue, atme, schwimme. Meine Art von Meditation total. Oder auch die Entdeckung der Langsamkeit – only lazy divers are good divers

Ja, und dann das Erlebnis Unterwasserwelt! Das Interessanteste, das Deep Blue. Die Farben, die Formen, immer wieder Neues, Anderes… Ich bin in diesen Tagen in vielen Korallenriffen getaucht. Ich habe keine Ahnung, wieviel verschiedene Arten es dort gibt – ich weiß nur eins: Um sie zu beschreiben, ist unsere oberirdische Begrifflichkeit ungeeignet. Wie soll ich all die verschieden Formen, Oberflächen und Muster beschreiben? Ich kann´s einfach nicht, mir fehlen schlicht die Worte dafür. Ich weiß nur, dass ich mich manchmal an 3D-Welten aus der Phantasie verschiedener Filmemacher erinnert fühle, wenn ich da unten „schwebe“. Die Filmwelt von Avatar ist ein bisschen ähnlich, nur nicht so phantasievoll, das hier ist vielfältiger und farbenfroher.

Wenn ich jetzt auch noch anfange, all die Fische, Muscheln, Schnecken, Kopffüßer, Krabben, Schwärme, Fischkindergärten, Anemonen und all die bizarren Lebensgemeinschaften unter Wasser zu beschreiben, wird keiner mehr weiterlesen. Aber soviel musste sein.

Umso trauriger und wütender macht es mich, den ganzen Plastik-Müll zu sehen, der jeden Tag mit der Flut an den Strand geschwemmt wird. Vor fünf Tagen haben wir wieder ein altes Netz mit darin verfangenem Plastikmüll entdeckt, in dem eine Schildkröte gefangen war, die elend verreckt wäre, wenn sie nicht gefunden worden wäre. Oft genug findet man Plastiktüten und -säcke auch am Meeresboden. Taucher nehmen sie natürlich mit.

Von all den Tauchgängen will ich nur einen einzigen hier erwähnen: Eine zweieinhalbstündige Fahrt mit dem Motorboot von Koh Kood entfernt, liegt ein riesiges Schiffswrack: die HTMS Chang. Einst von den Japanern als Kriegsschiff gebaut, wurde es später Thailand als Frachtschiff überlassen. Vor rund 20 Jahren hat man es dann bewusst gesunken, um Korallen darauf anzusiedeln und Fische anzulocken.

Es ist unglaublich: Das riesige Schiff steht aufrecht auf Grund, die Brücke nach oben ausgerichtet und der Fahnenmast trägt die thailändische Fahne – unter Wasser! Ein echtes Geisterschiff. Ein time warp. Wenn ich durch die verschiedenen Decks schwimme, an der Reling entlang, durch den Laderaum – dann fühle ich mich auf einer Zeitreise. Ich sehe im Geiste die Matrosen und den Kapitän herumlaufen und arbeiten. Es ist surreal! Das Schiff liegt in ca. 30 Meter Tiefe, ist also in ganzer Dimension nur für erfahrenere Taucher erlebbar.

Aber das ist kein Problem: Auch für Anfänger, die nicht tief gehen können, oder bei guter Sicht sogar Schnorchler, ist es ein Erlebnis: Hier sind tausende Fische unterwegs: Ein riesiger Fischschwarm schwimmt neben, über oder durch den nächsten. Wie eine gigantische Choreographie! Es sind tausende glänzender Fische in allen Farben: silber, gold, blau, weiß, gelb und alle Varianten von Streifen und Punkten. Und mittendrin immer mal ein paar verrückte Einzelgänger, die aus der Reihe tanzen: Fledermausfische, die zu dritt oder viert ihr aufrechtes Synchronschwimmen veranstalten, riesige Snapper und Zackenbarsche schwimmen stur ihren eigenen Weg, einzelne Flötenfische oder Seepferdchen, kringeln sich auf den rostigen, von Algen und Muscheln bewachsenen Decks

Zum Wrack sind es von Koh Kood gut 2 Stunden im Speedboat, das ist weit und der Tauchgang daher auch etwas teurer, aber ich muss es mir einfach immer mal wieder gönnen – wenn das Meer mitspielt und ruhig genug ist für die Bootsfahrt.

So vergehen viele meiner Tage zur guten Hälfte mit Tauchen, nachmittags bin ich faul, auch wenn ich es erst nach fast einer Woche schaffe, das zu genießen. Mein mitgebrachter Stresspegel war diesmal wohl sehr hoch. Ich war zwar schon oft hier, aber eine kurze Würdigung soll das Inselchen selbst doch noch erfahren…. im nächsten Blog.

03 – Little island in the sun

Koh Kood – vier Jahre, nachdem ich auf dieser Insel das erste Mal von einem Corona-Virus gehört habe, der gerade in China eine ominöse Lungenseuche auslöste….

Schon der Anblick der grünen, bergigen Insel lässt eine prickelnde Freude bei mir aufkommen. Über der Bucht mit dem Pier thront der große goldene Buddha inmitten des Dschungels, wie eh und je.

Der kleine chaotische Pier hat sich nicht verändert, man muss aufpassen, damit man auf dem abgebröckelten Beton nicht gleich umknickt oder fällt. Ruckzuck werden die Gepäckstücke ausgeladen, jeder greift sich seins und hastet bergan, zu der Frau, die dort wild gestikulierend an der Straße Hof hält: die Person der Stunde, denn sie ist die Hüterin der Liste, welcher Pick Up zu welcher Unterkunft fährt. Und da will jeder möglichst schnell hin.

Die Insel ist zu weitläufig, als dass man laufen könnte, und Busse oder Taxis zum abwinken gibt es nicht. Nur auf Bestellung der Unterkünfte verkehren Sammel-Pickups. Also heißt es, schnell in dem Chaos der teils recht schrottigen Autos nach der richtigen Nummer suchen…

Wer zuerst kommt, läuft nicht Gefahr, ganz hinten zu sitzen (oder besser zu quetschen) und gleichzeitig sich und das Gepäck bei den steilen Steigungen am Herunterfallen zu hindern. Deshalb haben es Koh Kood -Kenner immer sehr eilig. Klingt vielleicht nicht sehr lustig, gehört aber zum Ritual und macht mich deshalb fröhlich.

Koh Kood ist eine Urwaldinsel mit Bergen und wunderschönen Stränden. Mit Affen – die man seltener zu sehen bekommt – und unendlichen vielen Hunden und Katzen- die meisten davon träge und friedlich. Nur nachts muss man aufpassen, wenn man mit dem unverzichtbaren Motorrad unterwegs ist, da verfolgen einen manchmal wilde Hunderudel und die sind nicht nett!

Eine gute halbe Stunde und einige blaue Flecken später springe ich vor Eve´s Guesthouse vom Wagen. Der Empfang von Oo und Rat, den Besitzern, ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Das tut gut. Oo, der eigentlich einen endlosen unausspechlichen Namen mit O… hat, ist ein Original. Ein dünner Mann mit Tattoos, Hippiehosen, einem dünnen langen Zopf, Zickenbärtchen und einem Lächeln, das immer zwischen Schalk und Melancholie changiert. Er hat Alkoholprobleme, aber bis der kritische Punkt kommt am Abend, ist er fleissig – er ist ein großartiger Koch -, und ließt viel. Man muss ihn einfach mögen. Ein alter Hippie mit künstlerischen Talenten – fest im Griff seiner Frau. Fast immer…

Rat, oder Rattana, ist eine winzige Frau, aber die Generalin. Ihr entgeht nichts, sie schmeisst den Laden, hat Angestellte und Gäste gleichermaßen im Blick -und natürlich ihren Mann. Man tut gut daran, sie zur Freundin zu haben.

Früher gab es auf dem weitläufigen Grundstück mit hohen Kokospalmen und tropischen Bäumen nur einfache Holzhütten mit angebautem Duschklo und Ventilator. Jetzt wurde die Hälfte, zu meinem Entsetzen, durch kleine Steinhäuschen mit air condition ersetzt, die viel teurer sind, für mich zu teuer, aber ich will sie auch nicht. Für mich ist Koh Kood Holzhütte am Dschungel. Ich oute mich als Traditionalistin.

Den Abend beschließe ich, wie all die Jahre hier die meisten Abende, mit einem leckeren Essen und einem Chang Beer. Zur Anlage gehört ein langgezogenes Haus zur Straße, das zur Hälfte eine offene Terrasse ist: Rezeption, Restaurant und gesellschaftlicher Treffpunkt am Abend. Das Publikum ist buntgemischt, meist recht angenehm, da hier irgendwie immer Leute absteigen, die genau dieses unschicke, unprätentiöse und lockere Ambiente mögen. Jemanden zum unterhalten findet man hier immer. Auch Nationalitäten sind wild gemischt, denn hierher kommen keine pauschal gebuchten Reisegruppen. Amen.

Das grüne Curry brennt wie die Hölle, das große Chang löscht und glücklich wackle ich beim Grillenkonzert mit Kopflampe durch die Dunkelheit zu meinem Bungalow am Ende des Grundstücks. Im back…after four years.

02 – Tschüss Bangkok, hallo Insel

Insel-Days are lazy days. Aber nicht nur deshalb oute ich mich als träge und säumig in ungewohnter Weise, sondern auch im Interesse meiner Leser, die ich nicht mit allzu vielen Wiederholungen und Ausschmückungen dieser Tage langweilen will. Erstens ist dies nicht mein erster Koh Kood Blog (siehe vor 2020) und außerdem habe ich diese 10 Tage überwiegend meiner Leidenschaft, dem Tauchen, und dem Müßiggang gewidmet. Daher also nur ein Unterwegs-, einen Insel- und einen Tauchblog. Ab 3.2. wird es wieder mehr zu erzählen geben, dann ziehe ich weiter.

Der tägliche Bus der Bonsiri Gesellschaft, die auch die Fähre zu den Inseln Koh Kood und Koh Chang betreibt, hat mich am Freitag morgen um halb acht aus der Hauptstadt auf die Insel gebracht. Doch zuvor bin ich zu Fuß von meiner Bleibe Baan U Sabai in Riverside einen knappen Kilometer durch die erwachende Stadt gezogen. Das ist mir noch einen Absatz wert.

6:30 Uhr. Die Hitze hält sich in Grenzen, es ist noch nicht richtig hell. Der Lärm scheint mit der Sonne aufzustehen, noch ist es ungewohnt ruhig in den Straßen. Aber die Stadt bereitet sich auf einen weiteren busy day vor. Das kleine Restaurant gegenüber wird seit sechs geputzt und vorbereitet auf die Frühstückshungrigen, gleich wird es öffnen. Eben läuft eine der Frauen noch zu einer Händlerin auf einem Roller, die die traditionellen Blumenketten verkauft, mit denen die kleinen Altäre, Buddha-Figuren, Auto-Spiegel und Marktstände geschmückt werden.

Die phuang malai, diese wunderbaren Kunstwerke aus Blüten – die Farben weiss, gelb, orange, lila und manchmal rot – ernähren ganze Familien, präsentieren sie doch ein altes Gewerbe. Diese duftenden Ketten beschützen und bringen Glück. Deshalb sieht man sie überall: an Altären, in Geschäften, Foyers und auch oft an Auto-oder Motorradspiegeln. Sie werden täglich erneuert, die alten meist wieder zurückgegeben. Deshalb gehörn  die Händler zu den Ersten auf der Straße am Morgen.

Am Ende einer Gasse steht eine sehr alte Frau mit einem ebenso alten Grill auf Rädern und brutzelt Hähnchenspieße zum Frühstück für die immer hungrigen Bangkoker auf dem Weg zur Arbeit oder frühe Reisende wie mich.

Auf der großen Straße jenseits des kleinen Kanals, haben die ersten Bürgersteig-Restaurants ihre vier bis sechs wackeligen Tischchen schon gedeckt und frischen Chili in Essig bereitgestellt, ohne den kein Thai isst. Die Grills sind angeworfen und es duftet. Die größeren Restaurants schlafen noch.

Zwischen den ersten Verkaufsständen mit tausenden T-Shirts, Hosen, Tüchern und ähnlichem hocken die Verkäufer und löffeln ihre Frühstückssuppe oder gebratenen Reis. Dazwischen schläft der eine oder andere Obdachlose lang ausgestreckt auf dem Bürgersteig. Einem von ihnen stecke ich ein paar Baht für ein Frühstück in die Hemdtasche. Eine alte Frau putzt einen kleinen Buddha-Schrein, wechselt die Blumenketten und stellt die Box für die Spenden für Straßenkatzen auf. Man nimmt das mit dem Karma durchaus ernst – wer weiß schon, als was er wiedergeboren wird…

Ich kaufe noch etwas geschnittenes Obst und schon bin ich in der Tani Road. Hier werden in einem kleinen Ladenlokal die Fahrgäste eingecheckt, sie werden mit hässlichen roten oder gelben Schildern je nach Destination dekoriert. Es fahren zwei große Busse gleichzeitig ab, das kann leicht verwechselt werden.

Ein fröhlich Popsongs singender junger Thai, der zum stinkstiefeligen Muffel wird, als er sich dem Bus nähert, entpuppt sich als der Fahrer. Der Bus ist ziemlich schmutzig und voll beladen. Pünktlich geht es los und in der nächste dreiviertel Stunde quält sich der Bus durch den Berufsverkehr der Innenstadt, bevor er losrast Richtung Küste.

Die Fahrt ist lang und langweilig. Draußen zieht, bis auf die letzte Stunden eine eher öde und oft verdorrte Landschaft vorbei. Zwischendurch immer wieder seltsame Ensemble von Häusern entlang der Straße, ohne jede erkennbare Struktur eines Ortes. Wer wohnt hier? Wer hat hier sein Business? Keine Ahnung. Es hat etwas Trostloses. Dann plötzlich ein rotgold strahlender Tempel im Nichts – auch ohne Umfeld. Und Plantagen. Aber das wars dann auch schon. Der Fahrer hat ein paar Mal angehalten, offensichtlich für private Transportaufträge. Dafür bleibt diesmal keine Zeit für eine schöne Pause im Restaurant, wie ich es sonst kenne – ein Klo mit Kiosk muss diesmal reichen…

Dann endlich wird es grüner und freundlicher – das Meer ist in der Nähe. Plötzlich schallt laute Thai-Pop-Musik durch den Bus – die persönliche Art des Fahrers, die dämmernden Fahrgäste zu wecken, weil das Ziel in Sicht ist. Endlich … 6 Stunden…

An der Endstation vor dem Ao Salad Pier der Küstenstadt Trat ist alles perfekt organisiert. Hier ist ein kleines Restaurant, viele Fahrgäste haben vorher bereits ein Essen bezahlt und das steht auch schon bereit. Noch einen Fruitshake oder einen Iced Cappucino, dann fühlen sich alle besser.

Die Fahrer zweier kleiner, offener Trucks mit zwei Hängern stapeln in Windeseile viele Reisende und ihr Gepäck auf sehr wenig Raum in die offenen Anhänger und rumpeln über den langen Pier zur Highspeed-Fähre. Hier geht alles ganz schnell. 20 Minuten später sind wir auf See. Die bleichen Touristen drängeln sich auf dem sonnengefluteten Oberdeck, Thais und Kenner halten sich eher eine oder zwei Etagen tiefer im Schatten.

01 – Thailand & Indonesien – der Doppelwhopper

4 Jahre ist es her… 4 Jahre, in denen sich die Welt verändert hat. Ein Virus hat uns das Fürchten gelehrt, unsere Selbstsicherheit fragil gemacht – und vielleicht auch ein bisschen dankbar, wenn wir es überstanden haben – ohne persönliche Verluste, ohne Spätfolgen. Vier Jahre, in denen sich aber auch Gräben aufgetan haben – in der Welt, der Gesellschaft und – in Familien.

Sorry, für den leicht moralin- schnüffelnden Exkurs am Anfang dieses neuen Blogs, aber es waren Gedanken wie diese, die mir auf dem endlosen Nachtflug von Deutschland über die Türkei nach Bangkok durch den Kopf gegangen sind. Und daneben: einfach nur eine riesige Freude, nun endlich wieder dahin zurückzukehren, wo ich schon so viele tolle Dinge erlebt, gesehen und gelernt habe.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als die Maschine in Bangkok aufsetzt, warme Luft weht durch die Gangway…Yes! Der Berliner Winter ist Geschichte. Nur eine endlose Stunde in der Schlange zur Immigration Control… Auf dem Flug habe ich eine Thaifrau kennengelernt, die in Berlin lebt und auf Familienbesuch ist. Sie hat gewartet und besteht darauf, als erstes um halb neun Uhr morgens im Food Court ordentlich thailändisch zu essen. Heiß, scharf und sättigend!

Ich bestelle mir ein Taxi mit lady driver, das finde ich ein gutes Angebot, angesichts der oft rüden Bangkoker Taxifahrer. Ein etwas in die Jahre gekommener Honda mit Spielzeug und Kinderklamotten auf dem Vordersitz und einer netten Frau bringt mich in die Stadt – allerdings eine endlose Fahrt im schlimmsten Berufsverkehr traffic jam, in dem sich noch hunderte lebensmüde Motorradfahrer in Schlangenlinien durch die Autos schieben.

Ja, endlich wieder diese verrückte Skyline mit einem Gemisch aus futuristisch, funktionell, langweilig modern, prunkvoll mit goldenen Aufbauten in schwindelerregender Höhe, andere Gebäude wirken völlig abgedreht, futuristisch – wie unter psychedelischen Drogen entworfen…. dazwischen die eher niedrigen Wohnviertel, glitzernde Tempel, Moscheen jeder Größe und Slums aus Pappkisten und Brettern, vor allem entlang der Eisenbahntrasse. 

Nicht zu vergessen: die kitschigen, goldenen übergroßen Portraits des Königs, mal mit Gattin, meist ohne. Und gelegentlich von einer Frau in Militäruniform… ich glaube, das ist seine offizielle Konkubine.

Ich habe mir ein kleines Guesthouse in Phra Nakhon gesucht, dem historischen Viertel von Bangkok, durch den breiten Chao Praya Fluss getrennt vom Touristen-Viertel Bang Lamphu mit der ebenso bekannten, wie für seine Ballermann- Atmosphäre berüchtigten Khao San Road. Ich lande in einer winzigen Straße ohne Bürgersteige, in der es nur ein paar chaotische einheimische Läden und ein ebensolches Restaurant gibt. Wunderbar – wie eine alte Kleinstadt mitten in Bangkok! Es gefällt mir sofort! Neugierige, freundlich grüßende Menschen, die auf die versteckte Tür des Guesthouses zeigen.

Mir kommt alles ein bisschen unwirklich vor, so übernächtigt und kulturgeschockt. Ich checke ein – ein schmuckloses, aber sauberes und ruhiges Zimmer – alles perfekt. Nur, dass die drei typisch thailändischen Duschklos so klein sind, dass ich die Tür kaum schließen kann. Möchte gern einen etwas kräftigeren Mann bei dem Versuch sehen….

Um meine Müdigkeit in den Griff zu bekommen – was gäbe es Besseres als eine Massage! Und wenn man nicht gerade im Umkreis der Khaosan Road sucht, findet man sehr gute und preiswerte kleine Salons. Natürlich hat die Guesthouse-Angestellte sofort eine Freundin – sie bringt mich sogar persönlich hin, aus Freundlichkeit – und Angst, dass ich womöglich woanders hingehen könnte. Es ist eine himmlische Stunde zwischen Schlaf und kräftiger Thaimassage – für 4, 50€.

Über eine kleine Brücke neben einem tempelähnlichen Denkmal für irgendeinen historischen Kampf, dessen Namen ich absolut vergessen habe, führt eine kleine Brücke über einen Kanal in mein Viertel. Ein paar Schritte an meiner Straße vorbei residiert, mit riesigem goldenen Kaiserpaar verziert, eine protzige weiß-goldene Jungensschule, die zum dahinter liegenden -ebenso weiß-goldenen- Tempel der Erweckung gehört. Keine Ahnung, ob das nur eine normale Jungen-Schule ist oder hier auch spätere Mönche zur Schule gehen. Sieht schon lustig aus, wenn sie sich im Sportunterricht um beste Leistung bemühen und ein Mönch dazu stoisch einen großen Gong schlägt.

In den verbleibenden anderthalb Tagen bin ich viel durch mein sympatisches Viertel spaziert, habe mir den einen oder anderen Iced Cappuccino im Kampf gegen die Hitze gegönnt – push für den Kreislauf. Flüssigkeit für den Körper….

Ich habe mir natürlich den Erweckungs-Tempel gleich um die Ecke angeschaut. Ich möchte gern wissen, wie viele Tempel es allein in Bangkok gibt – gefühlt an jeder Ecke. Und alle sind wunderschön anzusehen, gepflegt, viel genutzt von Gläubigen und natürlich Heimstatt der Mönche… Entlang der Mauern, außen an der Straße, dutzende winzige Garküchen, die den Hunger nach dem Gebet stillen wollen. Jede hat nur ein oder ein zwei Gerichte, aber die sind so billig, dass man es kaum glaubt. Ein bis drei Euro pro Essen. In der Luft liegt der Geruch von Basilikum, Koriander und Chili.

Nicht unerwähnt bleiben soll mein erstes Frühstück in dem winzigen Restaurant gleich gegenüber meiner Unterkunft. Es öffnet vor sieben Uhr. Vier Plastiktische und Stühle sind das Gäste–Mobiliar, der hintere Teil des Raums ist ein chaotisch verkramtes Lager, indem sowohl Zutaten wie auch jede Menge rätselhaftes Zeug liegt und wo natürlich gekocht und geschnippelt wird. Es gibt sogar eine alte Espressomaschine, mit der ich einen wohlschmeckenden Cappuccinos zubereitet bekomme. Gegessen wird natürlich zu jeder Tageszeit warm. Was sonst? Ich entscheide mich für eine spicey Suppe mit Gemüse, Ei und Hühnerfleisch. Auf die lauernde Frage, ob ich denn wirklich scharf esse, antworte ich mit Ja und werde freudestrahlend in den Kreis der Kunden aufgenommen. Lecker!

Ich will es damit bewenden lassen bei meinen müdigkeitsschweren beiden Tagen in Thailands Hauptstadt – aber einen Ausflug habe ich dennoch unternommen, um etwas neues zu sehen. Ich bin mit einem Tuktuk in Pink und einer netten Fahrerin ( die Männer wollten freche Preise) nach Lupini-Park gefahren. Gute acht Kilometer vom Zentrum entfernt wird er in Reiseführern als weitläufige Dschungel-Oase der Stadt gepriesen.

Es ist ein ziemlich großer, aber nicht besonders großer Park mit ein paar schönen Bäumen, zwei Seen und natürlich zwei eher bescheidenen Tempeln. Das Schönste ist das Panorama des Parks vor der Skyscraper-Kulisse rundherum. Das ist wirklich ein verückter Eindruck. Ansonsten ist es offensichtlich das Läufer-Paradies für Bangkoker aller Altersklassen – es gibt sogar eine Läuferstation, wo man seine Sachen deponieren kann. Aber man sieht auch, dass der Park seine besten Zeiten hinter sich hat: Viele vertrocknete Flächen, wenig einladenden Bänke und ein verfallener Riesenbau, der wohl mal das Parkcenter war. Und ein paar hässliche Buden, wo es Erfrischungen gibt.

Für den Rückweg entscheide ich mich für den Skytrain – die Bangkoker U-Bahnvariante, die auf hohem Viadukt durch die Stadt rast – und dann, an der Endstation, in das Schnellboot auf dem Chao Praya umzusteigen – ganz normaler Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes. Schnell, luftig, manchmal feucht, aber garantiert ohne Warten im Stau.

Wieder einmal bin ich beeindruckt über die Disziplin: auf den Bahnsteigen des Skytrain ist die Bahnsteigkante von Glaswänden verschlossen, deren Türen sich direkt vor den Zugtüren öffnen. Neben den Türen warten, ohne jedes Gedränge, geduldig viele kleine Schlangen von Menschen, die in die immer vollen Züge einsteigen wollen. Kein Gedränge, kein Geschubse – einfach geduldiges Fügen in das unvermeidliche, tägliche Spiel. Im Zug ist es eisig, die Klimaanlage ist gnadenlos. Einige Fahrgäste tragen immer noch Masken, eine Erinnerung an das Virus. Draußen fliegt die Stadt vorbei – Speed-Sightseeing von oben. Die Fahrt kostet weniger als einen Euro, die Tickets darf man – um Gottes Willen – nicht verlieren oder auch nur verkramen, sonst kommt man durch die Schranken nicht wieder raus und wird sofort von den eher rüden Kontrolleuren angeblafft.

Am Sathorn Pier, der Umsteigestation vom Skytrain in die Schnellboote, herrscht Feierabendgewimmel, gemischt mit orientierungslosen Touristen, die verschiedene Boote gebucht haben. Eben das übliche Chaos. Ich frage eine Frau in Uniform nach dem richtigen Boot, sie reist mir das Geld aus der Hand, zerrt mich rennend hinter sich her, löst an der Kasse, an der Schlange der Wartenden vorbei, eine Karte für 1 Euro und zieht mich auf die Rampe, wo ich als letzte ins Boot springe, das im selben Moment ablegt.

Ich genieße die Fahrt im Sonnenuntergang den Fluss hinauf Richtung Norden, Eine Las Vegas würdige gigantische Designer Shopping Mall im Lichterglanz, mehrere Tempel, jeder anders, die Lichter von Chinatown, beleuchtete Restaurants und der Große Palast und ziehen vorbei. Beleuchtete Touristendampfer und bunte blumengeschmückte Longtailboats lassen den Fluss zu einem belebten Ort werden. Ich liebe diese Fahrt. Ich bewundere wieder einmal, wie es der Capt´n schafft, an allen Haltestellen exakt am Steg anzulegen, ohne Helfer, mit laufendem Motor. Und das Boot ist nicht klein! Endstation ist Phra Artit . Ich wohne ganz in der Nähe.

Last night in Bangkok – ein Essen am Straßenrand an einem wackeligen Tischen für 70 cent, einen Absacker in einer seltsamen Hippiekneipe 100 Meter von meinem Guesthouse…. morgen um viertel vor sechs ziehe ich durch die aufwachende Stadt zum Bus, der mich nach Trat bringt und von dort per High Speed Fähre auf meine geliebte kleine Insel Koh Kood.