VORBEMERKUNG: Meine geneigten Leser mögen mir die heftigen Verzögerungen verzeihen, aber die super Technik versagt bei diesem Klima total. Welcome to paradise! Meine Tastatur spinnt und die im Tablet integrierte hatte auch versagt, jetzt geht die wenigstens wieder. Hoffen wir, dass sie länger als zehn Minuten durchhält! Aber zurück zum Thema….
Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer! Nach meinem ersten thailändischen Frühstück im idyllischen Gärtchen des Guesthouses bleibt mir noch eine knappe Stunde, um noch mal Geld zu holen, das soll auf der Insel manchmal ein Problem sein, bis vor kurzem sogar unmöglich. Dann muss ich zurück sein und auf das kostenlose Sammeltaxi zum 16 km entfernten Pier warten.
Meine geschäftstüchtige Guesthousebesitzerin hatte natürlich praktischerweise gleich Tickets für ein Schiff auf die Insel verkauft, inklusive Transport zum 16 km entfernten Pier. Aber wann das Taxi wirklich kommt, ist schwer zu sagen. Kein Zeitpunkt, sondern ein Zeitraum.
Ich mache mich flugs auf dein Weg zum Market im Zentrum, dort soll es auch Geld geben. Schweißgebadet erreiche ich nach einem Sprint durch die geschäftigen Straßen besagten Ort, der aus wenigen Ständen besteht, aber an der Hauptstraße liegt, wo auch die wenigen Banken residieren. Von fünf Bankautomaten waren zwei kaputt, zwei akzeptieren meine Karten nicht. Egal. Muss erstmal reichen. Kommt Zeit, kommt Rat, das gilt in Thailand noch viel mehr, als bei uns. Flugs zurück durch die wuseligen Haupt- und beschaulichen Nebenstraßen dieser Provinzhauptstadt, die zwar nicht sonderlich interessant, aber auch nicht hässlich ist. Der Weg führt mich an gefühlten 500 Buddha-Altären vorbei, gelegentlich deute ich eine Verbeugung an, kann ja nicht schaden, sich seiner Huld zu versichern am Anfang meiner Reise.
Mein Taxi kommt 40 Minuten später, es ist gerade noch ein winziger Platz auf der Pritsche frei, im Rücken soll mir eine Riesenschraube am Metallgeländer die Fahrt zur Härteprobe werden lassen. Und für meine Tasche ist auch kein Platz mehr, eine Thaifamilie hat tausend Beutel und Taschen dabei, der großer Treckingrucksack eines Amerikaners okkupiert den restlichen Platz. Dem Fahrer ist das wurscht, er steigt nicht mal aus, ich kletter um das Auto herum, schließlich bleibt nur das Einstiegsbrett, der amerikanische Gentlemen erbarmt sich und verspricht, sie die ganze Zeit mit Muskelkraft an Bord zu halten. Thailändische Männer helfen seltsamerweise nie , wenn eine Frau schwer trägt oder ähnliches, bestenfalls sehen sie bedauernd lächelnd zu, wie man sich abplagt. Ob Buddha das gut findet?
Bei er ganzen Aufregung und dem Gerenne rein und raus aus dem Guesthouse habe ich irgendwann Vergessen, zum 10. Mal meine Schuhe anzuziehen, doch das merke ich erst, als wir losgefahren sind. Keine Chance, ich muss erstmal barfuss weiterreisen. Jetzt halten mich alle vermutlich für eine Hippie-Oma…
Die Fähre ist ein alter Pott, auf dem Oberdeck gibt es nicht mal Bestuhlung. Aber sonst ist es ganz gemütlich. Es sind viele Thais an Bord, die offenbar von der Insel stammen und einige Touristen. Wir tuckern gemütlich anderthalb Stunden über’s Meer, sehen am Horizont Koh Chang vorbeiziehen, werden geschaukelt, als uns das moderne und doppelt so teure Speedboot überholt. Schließlich tauchen die tiefgrünen, Urwald bewachsenen Berge von Koh Kood auf. Sieht richtig toll aus, so, wie man sich eine tropische Insel vorstellt. So hat es lonely planet versprochen – stimmt!
Auf dem Hügel neben der Hafeneinfahrt thront ein riesiger goldener Buddha, der auf’s Meer schaut und die Besucher begrüßt – oder vielleicht auch begutachtet? Aber es sieht wunderschön aus. An der kleinen holprigen und engen Mole fällt mir fast meine Tasche ins Wasser. Vorbei an ein paar kleinen chaotischen Läden führt der Weg steil bergauf zur Straße.
Hier herrscht ein riesiges lautes Chaos. Ein Thai mit einer handgeschriebenen Liste steht in der Mitte und brüllt, drum herum drängeln sich aufgeregte Touristen mit Gepäck und ein paar genervte Taxifahrer, die auch noch dazwischenbrüllen. Am Straßenrand die üblichen Pickups, von nagelneu bis schrottreif, die jeweils bestimmte Hotels oder Guesthouses anfahren. Ich habe eine Unterkunft für den Anfang vorgebucht. Nichts Schiçkes am Meer, das ist hier einfach zu teuer. Und es kommt, was kommen muss, die letzte Schrottkarre ist meine, bloß keinen rostigen Splitter einreißen! Auf dem Dach steht ein schmächtiges Männchen – der Fahrer – und brüllt mich schon wieder an: Ich soll ihm meine Reisetasche hochreichen. Ich versuche es mit Leibeskräften, erkläre ihm, dass ich kein Bodybuilder bin, der 18 Kilo in die Luft schwingt. Ihm egal. Fordernd steht er auf dem Dach und lamentiert. Ein freundlicher Russe erbarmt sich, wuchtet das Teil hoch und ich darf einsteigen.
Die zweispurige Straße schlängelt sich steil bergauf und bergab durch das Dickicht, quer über die Insel. Immer wieder ein paar Häuser, ein paar Hotels, Restaurants , aber dazwischen grüne Wildnis. Palmen, Mangroven, Bananen, blühende Büsche, riesige Bäume, Lianen. Also noch echte Insel und nicht nur Touristenparadies, so wie ich es auch gelesen und erhofft hatte. Ich würde sicher breit grinsen, wenn dieses Mobil nicht so eine Folter wäre und man sich einfach nur krampfhaft festhalten müsste….
Eve’s House ist ein einfaches Guesthouse eetwa in der Mitte der Insel, leicht südlich. Mitten im tiefem Grün, etwas weit weg vom Strand, dafür entspannt und gemessen an den Inselmaßstäben sehr preiswert mit ca 17 Euro pro Nacht. Ein halbnackter, dünner uud tätowierter thailändischer Althippie steht an der Rezeption und begrüßt mich fröhlich: Oo, der Chef. Eine echte Marke, der Typ. Aber auch alle anderen hier sind super nett und entspannt – jetzt weiß ich wieder, warum Thailand, trotz seiner Taxifahrer, mein Land des Lächelns ist.
Ich bekomme einen kleinen, sauberen Holzbungalow am Ende eines grasbewachsenen und von Palmen beschatteten Hangs. Ein Hund und eine Katze warten vor der Tür auf mich. Das Dach ist nach allen Seiten offen, sicher wegen der Feuchtigkeit, die sonst alles schimmeln lässt. Winzig, aber nett.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, mich bei der Tauchchule zu melden, mit der ich wegen meinem zweiten Tauchschein in Verbindung stehe. Ein deutscher Chef, französische und thailändische Kollegen, alles alte Tauchcracks, ich begebe mich beruhigt in ihre Obhut. Und wie es aussieht, geht es schneller los als geplant. Morgen geht es los mit den ersten zwei Disziplinen: Perfect Boyency Performance und Navigation. Immer schön in Bewegung bleiben!
Dem Rest des Abends genieße ich mit einem kleinen Erkundungsspaziergang, der mich lediglich zu einer im Wald versteckten Wohnsiedlung und einigen locker verteilten Guesthouses und Restaurants bringt, alles recht weitläufig und es ist bereits stockdunkel. Ich lasse es gut sein und suche mir ein Plätzchen im offenen Restaurant von Eve´s House.
Nach drei Seiten offen, Blumen umrankt und mit Muscheln dekoriert, wirkt es einladend. Man kann a la carte bestellen, der Chef selbst ist ein guter Koch wie sich zeigt, aber es gibt auch eine kleine Küchenmannschaft. Oder man sucht sich am offenen Grill Fisch, Garnelen und Gemüse aus. Alles sehr nett, ich genieße meinen ersten Inselabend und – ich geb s zu – auch meine selbstgewählte Einsamkeit.
Danach begebe ich mich unter meinem Moskitonetz zur Ruhe, bewacht von einem blinden Hund und einer roten Katze vor der Tür, in den Schlaf gesungen von Grillen und Nachtvögeln. Schön wieder hier zu sein. Und gespannt, was die nächsten aufregenden Tage bringen!