15 Hollywood Beach – up and down

Und noch mal die Bettdecke weg und ab in die Laufschuhe! Diesmal gleich als Happy Hour sozusagen, denn hier gibt´s für Euch gleich zwei Läufe in einem: Hollywood Beach up and down.

1 Gestern hat es uns zuerst nach Norden gezogen. Unser Ziel war Dania Beach, der nächste Ort, den man am Horizont als zwei große Hochhäuser erkennt. Wir sind kurz nach acht auf der Strandpromenade –allzuviel Betrieb ist noch nicht, aber die, die da sind, sind die Aktiven: Viele ältere Paare gehen spazieren, es gibt etliche Walker, Radfahrer und natürlich auch ein paar Läufer. Und endlich hat man mal wieder ein Bild um sich wie in Europa: alles Menschen mit Normalfiguren von sehnig und schlank bis pummelig und kompakt. Aber eben gesund aussehende Menschen, die sich noch ganz normal bewegen. Ist schon komisch, dass einem das auffällt …

Der Morgendunst löst sich gerade auf, die Sonne bescheint freundlich unseren Weg auf der breiten Uferpromenade. Der gelegentliche Schatten der Kokospalmen, die am Strandrand wachsen, ist schon jetzt ganz angenehm, verspricht es doch ein heißer Tag zu werden. Das Meer ist etwas aufgewühlt, denn der Wind weht in heftigen Böen. Es gibt einiges zu schauen: Läden, Restaurants, von denen die ersten gerade die ersten Eier mit Speck oder die hier so beliebten Pfannkuchen servieren, ein leeres Openair-Strandtheater und immer wieder kleine Hotels. Aber es ist alles nicht so dicht und mit wenigen Ausnahmen auch nicht so hochbebaut, dass man sich eingemauert fühlen würde. Die meisten Gebäude sind ein- bis dreistöckig, nur hin und wieder drängelt sich mal ein höheres Hotel dazwischen, aber auch das eher in dezenter Größe.

Über uns segeln kreischende Möwen. Plötzlich zieht ein riesiger Schwarm Pelikane vorbei, perfekt ausgerichtet in doppelter Keilform. Sehr beeindruckend, wie die Jungs das hinkriegen. Die Möwen ziehen sich auf einmal zurück, so nach dem Motto: Wenn die Jungs aus der Oberliga kommen, dann lieber in die zweite Reihe. Der Himmel ist strahlend blau, der Wind schiebt ein paar weiße Wolken. Wir laufen so sicher zwei Kilometer direkt am Strand entlang, dann macht der Weg einen kleinen Knick, bevor er wieder parallel zum Wasser verläuft. Allerdings kann man das jetzt meist nur noch hören, denn links und rechts der Strecke erhebt sich jetzt ein Mangroven-Wäldchen. Nur die Strandzugänge geben hin und wieder den Blick auf Strand und das türkise Meer frei. Angenehm, dass es ab und an Schatten gibt!

Schließlich tauchen wir in eine kleine Wohnsiedlung ein, weiße Strandhäuschen, Blumenrabatte, alles bunt und schön anzusehen, aber auch nicht zu steril, wie das leider so oft hier ist – richtig gemütlich. Gerade saust die Mittfünfzigerausgabe von Magnum auf einem dieser Liegefahrräder an mir vorbei und winkt lässig. Ach hätte er doch lieber eins seiner Hawaihemden an, als diesen dicken Bauch auf sich draufliegen …

Langsam wird mir ziemlich warm. Neben mir liegt ein Kokospalmenhain, die Früchte lachen mich von oben an und ich wünsche mir, eine würde runterfallen, am besten gleich mit einem Strohhalm drin! Durst! Wird ganz schön lang, die Strecke bis Dania – aber nicht langweilig, weil schön. Immer wieder kommen gut gelaunte Menschen vorbei, viele nicken oder grüßen. Dann endlich, nachdem wie ein Hotelgrundstück hinter uns gelassen haben, tut sich Parkplatz und Picknick Area von Dania Beach auf – puh! Noch 250 Meter, dann sind wir am Pier! Der führt sicher gut 100 Meter hinaus ins Meer, so wie die Seebrücken an der Ostsee. Wir wollen natürlich vor dem Umkehren da raus! Aber daraus wird nichts, denn nach ein paar Metern versperrt uns eine Schranke den Weg: Die wollen hier doch echt Eintritt für die Brücke. Nö, wir aber nicht. Also überlassen wir die zahlreichen, schwer beschäftigten Angler ihrem stummen Geschäft und machen kehrt. Auf dem Rückweg haben wir noch eine lustige Begegnung: Auf einer der kleinen Stichstraßen, die zur parallel verlaufenden Interstate-Straße führen, ist große Katzenversammlung – mit Stargast: Ein Waschbär hat sich unter die Kleintiger gemischt! Uns mag er wohl nicht so, denn als er uns entdeckt, verkrümelt er sich in den Schutz der Büsche.

Auf der Promenade ist inzwischen mehr Betrieb. Etliche Skater sausen vorbei. Am Strand macht ein hühnenhafter Schwarzer seltsame Leibesübungen, keine Ahnung, ob das ein ritueller Tanz oder ein unbekannter Sport ist. Der Strand ist aber sonst noch ziemlich leer. Bis auf eine schwarze Großfamilie mit ihren Kindern. Es sieht total klasse aus, die kleinen schwarzen Köpfe in den hellblauen Fluten mit den kleinen weißen Schaumkrönchen!

Schließlich schließt sich unsere Runde. Jetzt will ich aber meine Belohnung! Quer über den breiten Sandstreifen, T-Shirt, Laufhose und Schuhe aus – den Bikini habe ich natürlich drunter, denn ich will ja nicht verhaftet werden, was mir als altem Ossi im Kronland der Prüderie hier immer schwerfällt! Und dann rein in die Fluten! Jaaaaaa! So soll ein Morgenlauf sein.

2  Heute zum Abschluss wollen wir nun Hollywood Beach gen Süden erkunden, bis Hallendale Beach, das ist der Ort, der zwischen Hollywood und Miami liegt. Heute sind komischerweise schon viel mehr Leute unterwegs. Aber das Bild ist auf dem ersten Kilometer ganz ähnlich dem gestrigen. Dann werden die Häuser plötzlich größer. Die kleinen gemütlichen Gebäude weichen großen Hochhäusern. Nach einer Wegbiegung müssen wir in die zweite Reihe hinter dem Strand ausweichen, weil es hier keine direkte Strandpromenade mehr gibt – man müßte durch den Sand laufen. Und dann ist auch hier plötzlich Schluss: Ein richtig fettes Hochhaus versperrt uns den Weg. Wir müssen auf die Interstate ausweichen, die hier sechsspurig die Küste entlang nach Norden Richtung Palm Beach führt. Aber es ist immer noch ganz schön, obwohl sich nun Hochhaus an Hochhaus reiht (und ich spreche hier nicht etwa von niedlichen 12-Geschossern, eher 25 – 35 Stockwerke). Aber es sind sehr gepflegte, weiße Häuser mit ebenso gepflegten Grünanlagen, Palmenhainen und Blumenbeeten dazwischen.

Kein Zweifel, wir nähern uns Hallendale. Denn das ist so eine richtige Skyscraper-Stadt. Nicht ganz so verwegen wie Miami, aber auch so gar nicht mehr wie das gemütliche, eher flachgebaute Hollywood. Ein Weilchen flitzen wir noch auf dem Bürgersteig weiter, dann hat Miki genug. Da sich meine Hoffnung nicht erfüllt, eine Brücke zu finden, um dann auf der Landseite des intercoastal waterways zurückzulaufen – wo es nicht ganz so großstädtisch aussieht – wechseln wir am mondänen Diplomat Ressort (mit seinem futuristischen Hochhaus inklusive künstlichem Wasserfall und Yachthafen für ganz Reiche) die Straßenseite. Am Wasser darf man eigentlich nicht lang, es gibt einen fetten Zaun. Aber der geht nicht über die Kaimauer. Frech, wie Laufpiraten nun mal sind, klettern wir einfach dahinter durch und laufen quer durch das Edelressort. Ganz wohl ist mir nicht, irgendwie rechne ich damit, dass wir gleich verhaftet werden oder etwas in der Art. Aber die paar Leute (totschick im Business-Outfit), die uns sehen, glauben wohl nicht, dass jemand so frech ist, hier unbefugt durchzurennen. Mit einem Victoryzeichen klettere ich zufrieden am anderen Ende des Geländes wieder um den Zaun. Ätsch, doch ein Stück am Wasser entlanggelaufen! Den Rest des Weges ergibt sich keine entsprechende Gelegenheit mehr und so sind wir froh, als wir wieder auf unsere Strandpromenade für´s Volk einbiegen können um unserem ersehnten Bad in den Wellen des Atlantik entgegenstreben.

Zur Bildergalerie Florida

Schreibe einen Kommentar