8. Die Provinzhauptstadt Krabi (I)

Drei Stunden nach nach meinem Abschied von der Insel zerre ich mein Gepäck durch irgend eine seltsame dunkle Nebenstraße von Krabi, die genauso viele Bauschuttkippen wie Brachen und kleine Häuser anzubieten hat, und suche auf meine ratlosen Navi das Baan To Guesthouse. Eigentlich sollte mich der Minibus-Fahrer hinfahren, aber er hatte wohl keine Lust mehr und hat mich oben an einer Hauptstraße abgesetzt. Nicht, dass ich mich fürchten würde, aber im Dunklen in einer Stadt, von der man nicht die geringste Vorstellung hat, ist schon nervig. Und gerade hier ist es bis auf zwei herrenlose Hunde wie ausgestorben. Irgendwann kommt eine dicke Oma auf einem Roller vorbei und zeigt mir den Weg.


Obwohl eigentlich im Stadtzentrum von Krabi, liegt das Baan To Guesthouse ziemlich versteckt, ruhig und abgeschieden. Wirtin und Zimmer sind in Ordnung, bis auf den alterschwachen quietschenden Ventilator. Unten im kleinen Restaurant hinter dem Haus sitzen so ein paar deppe Deutsche, die laut und dumm herumblöken, und alle anderen Gäste mit ihren Weisheiten nerven, aber halb zehn schließt das Restaurant. Einziges Problem: Es ist drückend heiß, auch am späten Abend, und der alte Propeller macht Lärm und Zugluft Richtung meines Kopfes, was ich gar nicht vertrage. Aber morgen wird ein anderes Zimmer frei.


Ein erster Spaziergang führt mich nach fünf Minuten ins Zentrum. Das ist irgendwie recht dunkel, keine Ahnung, was in den relativ großen Häusern entlang der Straßen untergebracht ist. Als schön würde ich nach einem ersten Eindruck die Stadt nicht beschreiben, aber natürlich – wie nicht anders zu erwarten, sehr geschäftig, denn das ist die Provinzhauptstadt. Und – trotz des Massentourismus hier -wirkt alles noch sehr authentisch.

Auf einem Hügel mittendrin tront, wunderbar angestrahlt, ein blau-weißer Tempel: Wat Kaew Korawaram. Ich kann ihn wieder nur von außen bestaunen, fehlt mit doch etwas, um meine nackten Arme zu bedecken. Auf dem Weg in die Stadt rein, habe ich hier auch schon einige Moscheen gesehen. Wieder der Mix des thailändischen Südens…

Krabi ist der Name eines alten thailändischen Schwertes und so sind dann auch zwei gekreuzte Schwerter das Wappen der südlichsten Provinzhauptstadt Thailands. Sie liegt am Indischen Ozean, genauer eben an der Andamanensee, hat 120 km Küste und über hundert Inseln und sehr viel Wald. Die Stadt lebt hauptsächlich vom Fischfang und vom Tourismus. Überall wird gebaut.

Der hiesige Nachtmarkt ist für mich als Nachtmarktfan eher enttäuschend, was das Essen betrifft, aber natürlich findet sich dennoch etwas Gutes zum Abendessen. Kurios ist an diesem Markt eher das Beiprogramm: Auf einem großen Platz in der Mitte thront eine Bühne, davor viele Zuschauerreihen, die fast alle von überwiegend thailändischen Familien besetzt sind.

Auf der Bühne findet ein seht seltsames Programm statt, das ich nicht verstehe. Da stehen Erwachsene und ein Schlange Kinder. Es wird viel geredet und die Kinder machen seltsame Geräusche, alle johlen und klatschen. Am Ende hat immer ein Kind gewonnen und bekommt einen Preis, der höchstens für Mama geeignet ist – irgendwelche Decken oder Wäschestücke. Scheint aber ein Hit zu sein, diese Art von Unterhaltung. Mein erster Ausflug endet, als die Saufkumpane eben in ihren Zimmern verschwinden.

Zuerst bin ich kreuz und quer in Krabi unterwegs, das viel größer ist, als ich dachte. Endlose Straßen, mäandern von der Innenstadt aus Richtung Umland. Irgendwie ähneln sie den amerikanischen endlos-Straßen mit Werkstätten, Geschäften, Firmen, Märkten …. alles ohne Plan und Ende, wild zusammengewürfelt und schwer einzuordnen. Mal fast protzig, mal als Blechhütte. Und – ebenfalls wie überall hier – Schimmel, wohin man blickt. Der Preis des tropischen Klimas. Überallem schwebt das übliche Wirrwarr der Stromleitungen. und manchmal – mittendrin fast dörfliches Ambiente mit Hühnern und Hunden.

Mein erster Weg führt mich zum Busbahnhof außerhalb der Stadt, da meine Wirtin behauptet, es gäbe keinen großen Linienbus für mein Weiterfahrt, obwohl mir dafür im Internet Tickets angeboten werden. Und tatsächlich, egal was man da buchen kann – es gibt Richtung Khao Lak – mein nächstes Ziel – keinen solchen Bus. Sehr seltsam. Muss ich wieder mit einem dieser beengten Minivans Vorlieb nehmen.

Ganz in der Nähe soll es in einem Felsen am Meer ein paar schöne Höhlen geben. Die allerdings liegen offenbar auf einem wahrhaft riesigen Gelände eines Edelressorts. Ich irre eine kleine Ewigkeit darauf herum, mein Navi dreht sich im Kreis und die gelangweilt flanierenden Hotelgäste zucken nur die Schultern. Auch egal, es gibt noch mehr zu sehen.


Am Rande der Stadt fließt ein breiter Salzwasserfluss Richtung Meer, am anderen Ufer wächst und ein Mangrovenwald. Auf einer Insel, die von zwei weiteren beeindruckenden grün bewachsenen Sandsteinkegeln beschattet wird, leben freche Affen, die eine besondere Höhle bewachen: Khao Khanap Nam. Mein nächstes Ziel. Ich brauche allerdings ein Boot, das mich übersetzt. Eigentlich wollte ich durch den Wald zu besagter Insel spazieren, aber da ich allein bin und ein schlechtes Geschäft, will mich keiner zu einem tragbaren Preis übersetzen. Schließlich einigen wir uns auf eine kurze Überfahrt: Nur Insel und Höhle und zurück.

Meine Wasserflasche nimmt mir der Bootsfüher ab – das würde nur die Affen provozieren, die sie mir dann stehlen wollen. Dementsprechend skeptisch behalte ich bei meinem einsamen Gang zur Höhle zwei Exemplare im Blick. Sie mich auch.

Die Höhle kann man über eine Treppe und eine Leiter erreichen. Sie ist wirklich ziemlich eindruckvoll mit all ihren Stalakniten und Stalaktiten. Hier wurden die ältesten Knochenfunde von Urmenschen in Asien gemacht: Ein 47000 Jahre altes, überdurchschnittlich großes Skelett. Sicher ist, dass vor 30000 Jahren in dieser Gegend erste menschliche Siedlungen waren. Während des zweiten Weltkrieges hat sich die japanische Armee hier verschanzt.

Weiter geht’s, aber erst, nachdem ich meine Körpertemperatur bei einem Watermelon Shake im Schatten wieder auf einigermaßen normal gebracht habe… (Fortsetzung folgt)