14 Vietnam: Zwangspause im Paradies

Ja, es gibt ein Leben nach dem Tauchen! Schließlich sind wir immer noch auf Entdeckerreise in Vietnam!

Aber falls ich nun gedacht haben sollte, jetzt kann ich erstmal ordentlich feiern und dann wieder den Rucksack aufschnallen und weiterziehen: Daraus wird nichts. Am Nachmittag nach dem großen Sieg fühle ich mich plötzlich nicht mehr recht wohl und am Abend geht´s mir so schlecht, dass ich glaube, mein letztes Stündlein hat geschlagen: Magen und sonstige Innereien im Krieg! Ich habe mich ernsthaft schon in einem vietnamesischen Krankenhaus gesehen. Nur die Inselnacht und Abgeschiedenheit hat auch Miki erstmal von derartigen Schritten abgehalten. Nach der ersten Nacht geht es mir zwar wieder besser, aber reisefähig bin ich die nächsten zweieinhalb Tage noch nicht, schon gar nicht für zehn Stunden Nachtbus. Aber wir machen das Beste daraus und bleiben einfach länger auf dieser Paradiesinsel, wo ich mich im Schatten langsam wieder erhole. Es gibt wirklich viele schlechtere Orte, an denen man auf Genesung wartet. Ich kann mir zuerst überhaupt nicht erklären, was passiert ist, denn das Essen ist hier so gut und gepflegt, wie sonst kaum in Vietnam.

Erst Tage später bringt mich eine Frau auf den vermutlichen Grund: Sie hat einen Freund, der auf Bali getaucht ist und dabei viel Wasser geschluckt hat, in dem Bakterien waren, von denen er eine schlimme Vergiftung bekommen hat. Klar – die Schnorchelübungen und das viele Salzwasser … und hier in der Nähe sind Hummer- und Fischfarmen und die kippen jede Menge Medikamente etc. ins Wasser!

Wir lassen also unser Busticket sausen (was zum Glück hier nicht viel kostet) und machen es uns nett. Ganz nebenbei gibt es noch einen kleinen Workshop über Seepferdchen! Eine chinesische Wissenschaftlerin aus Boston ist mit Kollegen aus Haiphong dafür in der Welt unterwegs, weil sie an einem weltweiten Info-Netz über die putzigen Tierchen arbeiten, für das Mitbeobachter gesucht werden. Ich glaube zwar nicht wirklich, dass ich in Spree und Schlachtensee allzu viele entdecken werde, aber spannend war´s trotzdem. Und außerdem – wenn es schon mal Kerle sind, die die Babys austragen und gebären müssen, ist es die Aufmerksamkeit doch wohl wert!

Ich weine fast, als in dem Zusammenhang noch zwei Tauchgänge für fast kein Geld angeboten werden, ich aber als verantwortungsvolle Jungtaucherin aus gesundheitlichen Gründen abwinken muss. Ich glaube, mich hat wahrhaftig eine neue Liebe gepackt.

Immerhin geht es mir am letzten Nachmittag wieder gut genug für einen ausgedehnten Schnorchelausflug entlang der Küste. Wunderschön! So viele Korallen und Fischchen! Habe ich übrigens schon erzählt, dass man hier fliegende Fische sehen kann? Unglaublich! Man schaut auf das Wasser und plötzlich erhebt sich kurz eine silberne Welle aus hunderten kleiner Fische daraus, die in perfekter Choreografie wie ein glitzernder Regenbogen über der Wasseroberfläche auf- und wieder abtauchen.

Eine unschöne Fußnote muss ich allerdings doch noch anhängen, trotz all der Schönheit hier auf dieser Insel, das Müllproblem. Hier im Ressort wird peinlich auf vorbildliche Entsorgung geachtet. Aber mehrmals täglich muss ein Angestellter das komplette Ufer abgehen, um angeschwemmte Plastiktüten, Medikamentenverpackungen und anderen angeschwemmten Mist herauszufischen, den die Fischer und die Touristenschiffe hineinwerfen. Und leider findet sich der Dreck auch immer wieder auf dem Meeresboden. Ganz zu schweigen von der Rückseite der Insel, die unbewohnt und unbewirtschaftet ist, und wo niemand aufpasst. Es ist so traurig, das man abwechselnd weinen möchte oder einen die Wut packt. Vietnam ist eins der schönsten Länder, das ich gesehen habe, aber das ganze Land erstickt im Müll. Es ist einfach überhaupt kein Empfinden dafür da – null.

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