23 Vietnam: Abenteuer Delta 1

Der Superdong bringt uns von Phu Quoc auf´s Festland, nach Rach Gia. Das Schnellboot wirkt irgendwie wie ein von der Sowjetarmee aus den 60er-Jahren geerbtes, auf Zivil umgerüstetes Personen-Transport-Schiff. Das Ding ist für die Insulaner die wichtigste Verkehrsverbindung, so sind neben ein paar Touristen vor allem Vietnamesen von der Oma mit der Gemüsekiepe bis zum Marinesoldaten auf Heimaturlaub an Bord. Das sorgt beim Ein-und Aussteigen für einiges Chaos, denn die Leute hier können ganz schön hektisch sein und werden dabei ganz schön laut! Wie ein verrückt gewordener Ameisenhaufen, der gerade das Sprechen entdeckt hat.

Bei fast arktischen Temperaturen in die alten Vinylsessel eingefercht, sind wir mangels Aussicht dazu verdammt, das Bordfernsehen zu genießen. Auf dem Programm steht neben einer Fünf-Minuten-Kurzfassung von Rambo 3 (in Asien!) ein nichtendenwollendes Ober-Super-Schnulzen-Schlagerprogramm mit Musikvideos von epischer Länge. Was zuerst noch skurril und lustig ist, geht einem nach gefühlten fünf, tatsächlichen zweieinhalb Stunden gehörig auf den Nerv.

Endlich sind wir in Rach Gia, wo wir mit einem kleineren Zubringerbus zum Busbahnhof gebracht werden, um von dort weiter ins Mekong-Delta zu fahren. Die meisten anderen wollen nach Saigon. Unser Ziel ist Cai Be, eine kleinere Stadt, wo es laut Reiseführer einen nicht zu überlaufenen, schwimmenden Markt geben soll sowie die Möglichkeit, einen Bootstripp auf Mekong und Nebenarmen zu unternehmen – ohne große Gruppen. Nach einer etwas nervigen Umsteigeaktion sind wir gut zehn Stunden nach unserer Abreise in Cai Be. In einem großen Busbahnhof irgendwo in Nirgendo, wo uns wirklich NIEMAND versteht.

Wir haben nicht mal eine Ahnung, ob es irgendwo eine Art Stadtzentrum gibt, ob das mit dem schwimmenden Markt stimmt, nichts. Und Auskünfte – Fehlanzeige. Irgendwann finden wir heraus, dass es ein Hotel gibt, einen knappen Kilometer vom Busbahnhof entfernt. Aber keine Motorradtaxis und auch keine Taxis – hierher kommt niemand. Und die Umgebung besteht aus einem vietnamesischen Highway und scheußlichen Häusern links und rechts davon. Na toll!

Wir hängen uns sämtliche Gepäckstücke um und keuchen los in der feuchten Hitze des Delta-Abends. Auf dem Standstreifen als Geisterläufer gegen den Verkehr. Aber bald hält eine Frau auf einem Roller an und bietet uns an, uns zu fahren. Einner nach dem anderen als Hallelujah-Tour mit schwankenden Gepäckbergen, vor und hinter uns. Gott – oder wem auch immer – sei´s gedankt, auch wenn sie anschließend ein unverschämtes Honorar verlangt.

Das Hotel ist ein versteckt liegender absurd großer Kasten, wo wir von drei nichts verstehenden Männern bestaunt werden. Immerhin ist klar, was wir wollen. Wir können uns ein Zimmer aussuchen, außer uns gibt es keine Gäste. Die billigste Kategorie verlassen wir nach fünf Minuten wieder – laut, schmuddelig, brutheiss, denn die Klimaanlage funktioniert nicht. Das zweite Zimmer ist auszuhalten, auch wenn wir Teddy-Bettwäsche ungenannten Waschdatums haben … wir haben ja Schlafsäcke mit.

Zum Abendessen laufen wir wieder zum Busbahnhof, in den örtlichen Lokalitäten trauen wir uns nicht zu essen. Danach versuchen wir im Internet herauszufinden, wie was wo wir morgen machen können … Ich gebe zu, ich bin etwas verzagt und nicht eben in Hochstimmung. Aber schließlich wird Miki fündig und findet den Namen des angeblichen Marktes, eine Art Karte dazu und ich lese in einem Reiseblog, dass in der Nähe eine Katholische Katedrale sein soll. Ob es uns nun morgen auch noch gelingt, das alles jemanden zu vermitteln und überhaupt eine fliegende Untertasse oder ein anderes Transportmittel zu finden?

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