6. Unterwasser – Zauberwelt

Genug Landrattendasein, es wird Zeit… zum Tauchen! Punkt 7:30 Uhr steht der Jeep von Apo Dhatu Divers vor dem Tor, der Chef selbst kutschiert mich und ein Schwyzer Paar zum Pier in Saladan.

Dort bin ich erstmal irritiert, wie sich ein kleines Dive Center wie Apo Dhatu so ein großes Tauchschiff leisten kann. Das klärt sich schnell: Die verschiedenen Tauchschulen hier sind smart genug, bezüglich ihrer Tauchboote und der dazugehörigen Crews zusammenzuarbeiten – in wechselnden Kombinationen. So sparen sie Kosten und die Umwelt freut sich. An Bord sind rund 15 bis 20 Taucher und eine erfreuliche große Zahl an Guides , das spricht für eine gute Betreuung.

Zwei Tauchgänge sind geplant, Ziel sind zwei Sandstein-Felseninseln, Koh Bida Nai und Koh Bida Nok. Die Fahrt dorthin dauert anderthalb bis zwei Stunden, Nichttaucher zahlen dafür auf den Ausflugsbooten richtig Geld. Nach dem Ablegen der MS Lanta Divers gibt es erstmal Frühstück, später werden wir mit Obst, Getränken und, zwischen den Tauchgängen, einem Mittagessen versorgt – wir leben gut.

Die Fahrt an der Küste entlang ist wunderschhön, immer wieder kleine Inseln und schöne Anblicke. Weiter draußen ist eine Zeit lang weniger zu sehen, bis immer wieder, weit entfernt, die oft steil und schroff und manchmal wirklich bizarr aufragenden Kalkstein-Inseln auftauchen, für die die südliche Andamanensee so berühmt ist.

Ich bekomme einen eigenen Guide zugeteilt – beim Tauchen bleiben die Schulen getrennt. Die anderen vier Taucher von Apo Dhatu sind eher Anfänger oder machen sogar gerade erst ihre Prüfungstauchgänge. Ich bin begeistert, denn erstens macht das Tauchen in so kleiner Formation noch mehr Spaß, und außerdem bin ich nach einem Jahr Pause zugegebener Maßen auch etwas nervös. Mat ist Franzose (komisch, ich habe fast immer französische Instructors und Guides) und ein cooler Typ.

Das Völkchen der Tauchlehrer und -guides ist übrigens ein ganz besonderes: Es sind alles Menschen, die um die Welt ziehen über Jahre und meist mal hier, mal da leben und arbeiten. Eine Mischung aus Weltennbummlern, Aussteigern, Idealisten und manchmal auch schrägen Typen. Oft tätowiert, das gehört schon fast dazu. Die Bootscrews sind übrigens immer Einheimische. Ist wohl zu hart, schmutzig und schlecht bezahlt…

Die Fahrt an der Küste entlang ist wunderschhön, immer wieder kleine Inseln und scchöne Anblicke. Weiter draußen ist eine Zeit lang weniger zu sehen, bis immer wieder, weit entfernt, die oft steil und schroff und manchmal wirklich bizarr aufragenden Kalkstein-Inseln auftauchen für die die südliche Andamanensee so berühmt ist.

Die Aufregung steigt, beim Briefing erfahren wir die geplanten Tauchrouten und Bedingungen und was es möglicherweise zu sehen gibt. Wir ankern zuerst vor Koh Bida Nai, die steil, karstig und mit allem möglichen Grün bewachsen, vor uns aufragt. Inseln wie diese habe ich noch nirgends außerhalb Asiens gesehen. Sieht toll aus, mit dem hellen, türkisen Wasser drumherum, dass dann weiter drau0en in Tiefblau übergeht.

Das wirklich Lästige am Tauchen ist die Vorbereitung. Die Ausrüstung zusammenzubauen ist nur nervig, wenn man es nicht sooft und routiniert macht, weil man sich furchtbar konzentrieren muss, um nichts falsch zu machen, denn das ist schließlich lebenswichtig im engsten Wortsinn. Aber richtig lästig finde ich das anziehen: All diese engen Sachen, in die man sich reinzwängt bis hin zu den Flossen. Dann das schwere Equipment, der Bodycheck, ob alles funktioniert. Und zu guter Letzt wackelt man mit der Last und den Flossen wie ein Teletubbie über Deck zum Ausstieg. Wäre das Tauchen nicht so wunderbar, würde ich das sicher schon deshalb längst drangegeben haben.

Der erste Tauchgang ist genauso schön wie der zweite, obwohl die Sicht für hiesige Verhältnisse nicht so kristallklar ist wie meistens. Aber 15 -bis 18 Meter Wunderwelt sind genug. Eine bunte bizarre Welt voller Korallen, Farne, bewachsener Felsformationen – und natürlich all die quicklebendigen Bewohner, die uns so selbstverständlich annehmen, beäugen, mitschwimmen lassen.

Gleich beim ersten Abtauchen sind wir von einem riesigen Schwarm Yellow Snapper umgeben, das ist so schön, dass ich keine Zeit für Nervosität habe. Die eleganten Barracudas, die lustigen Clowns- und Korallenfische, die schrägen Kofferfische, schillernde Papageienfische, schwebende Rochen silberne Barsche, Schwärme von Butterfly– und Surgeon-Fischen extravagante Scorpion- und Lionfische – beide wunderschön, sehr giftig, aber überhaupt nicht am Kontakt interessiert. Und das sind nur ein paar von all den geschmeidigen, bunten, vielfältigen Schuppenträgern, die wir in den nächsten beiden Tagen sehen, die meisten kann ich kaum beim Namen nennen.

Eine Seeschlange begleitetet uns ein Stück des Wegs – auf Abstand, aber mit Interesse. Und wir finden sogar Nudibranches, das sind wunderschöne kleine Nachschnecken in verrückten Formen und Farben, sie sehen aus wie vom Schmuckdesigner, sind schwer zu finden, man muss sehr ruhig tauchen und genau hinschauen.

Da unten gibt es so viele Formen und Farben, wie oberhalb der Wasseroberfläche kaum irgendwo. Es ist einfach immer wieder faszinierend.

Keine Angst, das geht jetzt nicht Seitenlang oder tagelang so weiter, ich beschränke mich auf dieses eine Mal. Natürlich ohne zu vergessen, mich damit zu brüsten, dass ich am zweiten Tag eine Riesenchildkröte entdeckt habe, die sich unter einer großen Koralle schlafen gelegt hatte.

Die Ausbeute – rein optisch und ideal, versteht sich – ist an den beiden Tauchtagen, die ich mit hier auf Lanta gönne, einfach phantastisch. Schön auch mit anderen Tauchern unterwegs zu sein, die Spaß haben, begeistert sind und sich an alle Regeln von gegenseitiger Hilfe bis „Nichts berühren, nichts mitnehmen“ halten.

Am zweiten Tag geht es zu einem gut zwei Stunden entfernten Archipel, das aus vier dieser besonderen Inseln besteht: Koh Haa. Diesmal ist der Chef, Jean Marc, Guide für mich und Stephane, meinen Buddy an diesem Tag. Ich erspare, wie versprochen, allen Nichttauchern weitere ausufernde Schilderungen… es ist einfach immer wieder ein wunderbaren Erlebnis, inklusive der Sensation, sich unter Wasser in ein anderes Wesen zu verwandeln, das sich eben auch ganz anders fortbewegt : mit dem Atem, statt mit Armen und Beinen.

Wir sind jeweils erst gegen 16 Uhr zurück – und ich bin platt. Da braucht es nicht mehr viel zum glücklich und zufrieden sein: Ein abendliches Bad im Meer, eine Massage, ein leckeres Abendessen, ein Bier… Die Welt kann so schön sein!