02 – Tschüss Bangkok, hallo Insel

Insel-Days are lazy days. Aber nicht nur deshalb oute ich mich als träge und säumig in ungewohnter Weise, sondern auch im Interesse meiner Leser, die ich nicht mit allzu vielen Wiederholungen und Ausschmückungen dieser Tage langweilen will. Erstens ist dies nicht mein erster Koh Kood Blog (siehe vor 2020) und außerdem habe ich diese 10 Tage überwiegend meiner Leidenschaft, dem Tauchen, und dem Müßiggang gewidmet. Daher also nur ein Unterwegs-, einen Insel- und einen Tauchblog. Ab 3.2. wird es wieder mehr zu erzählen geben, dann ziehe ich weiter.

Der tägliche Bus der Bonsiri Gesellschaft, die auch die Fähre zu den Inseln Koh Kood und Koh Chang betreibt, hat mich am Freitag morgen um halb acht aus der Hauptstadt auf die Insel gebracht. Doch zuvor bin ich zu Fuß von meiner Bleibe Baan U Sabai in Riverside einen knappen Kilometer durch die erwachende Stadt gezogen. Das ist mir noch einen Absatz wert.

6:30 Uhr. Die Hitze hält sich in Grenzen, es ist noch nicht richtig hell. Der Lärm scheint mit der Sonne aufzustehen, noch ist es ungewohnt ruhig in den Straßen. Aber die Stadt bereitet sich auf einen weiteren busy day vor. Das kleine Restaurant gegenüber wird seit sechs geputzt und vorbereitet auf die Frühstückshungrigen, gleich wird es öffnen. Eben läuft eine der Frauen noch zu einer Händlerin auf einem Roller, die die traditionellen Blumenketten verkauft, mit denen die kleinen Altäre, Buddha-Figuren, Auto-Spiegel und Marktstände geschmückt werden.

Die phuang malai, diese wunderbaren Kunstwerke aus Blüten – die Farben weiss, gelb, orange, lila und manchmal rot – ernähren ganze Familien, präsentieren sie doch ein altes Gewerbe. Diese duftenden Ketten beschützen und bringen Glück. Deshalb sieht man sie überall: an Altären, in Geschäften, Foyers und auch oft an Auto-oder Motorradspiegeln. Sie werden täglich erneuert, die alten meist wieder zurückgegeben. Deshalb gehörn  die Händler zu den Ersten auf der Straße am Morgen.

Am Ende einer Gasse steht eine sehr alte Frau mit einem ebenso alten Grill auf Rädern und brutzelt Hähnchenspieße zum Frühstück für die immer hungrigen Bangkoker auf dem Weg zur Arbeit oder frühe Reisende wie mich.

Auf der großen Straße jenseits des kleinen Kanals, haben die ersten Bürgersteig-Restaurants ihre vier bis sechs wackeligen Tischchen schon gedeckt und frischen Chili in Essig bereitgestellt, ohne den kein Thai isst. Die Grills sind angeworfen und es duftet. Die größeren Restaurants schlafen noch.

Zwischen den ersten Verkaufsständen mit tausenden T-Shirts, Hosen, Tüchern und ähnlichem hocken die Verkäufer und löffeln ihre Frühstückssuppe oder gebratenen Reis. Dazwischen schläft der eine oder andere Obdachlose lang ausgestreckt auf dem Bürgersteig. Einem von ihnen stecke ich ein paar Baht für ein Frühstück in die Hemdtasche. Eine alte Frau putzt einen kleinen Buddha-Schrein, wechselt die Blumenketten und stellt die Box für die Spenden für Straßenkatzen auf. Man nimmt das mit dem Karma durchaus ernst – wer weiß schon, als was er wiedergeboren wird…

Ich kaufe noch etwas geschnittenes Obst und schon bin ich in der Tani Road. Hier werden in einem kleinen Ladenlokal die Fahrgäste eingecheckt, sie werden mit hässlichen roten oder gelben Schildern je nach Destination dekoriert. Es fahren zwei große Busse gleichzeitig ab, das kann leicht verwechselt werden.

Ein fröhlich Popsongs singender junger Thai, der zum stinkstiefeligen Muffel wird, als er sich dem Bus nähert, entpuppt sich als der Fahrer. Der Bus ist ziemlich schmutzig und voll beladen. Pünktlich geht es los und in der nächste dreiviertel Stunde quält sich der Bus durch den Berufsverkehr der Innenstadt, bevor er losrast Richtung Küste.

Die Fahrt ist lang und langweilig. Draußen zieht, bis auf die letzte Stunden eine eher öde und oft verdorrte Landschaft vorbei. Zwischendurch immer wieder seltsame Ensemble von Häusern entlang der Straße, ohne jede erkennbare Struktur eines Ortes. Wer wohnt hier? Wer hat hier sein Business? Keine Ahnung. Es hat etwas Trostloses. Dann plötzlich ein rotgold strahlender Tempel im Nichts – auch ohne Umfeld. Und Plantagen. Aber das wars dann auch schon. Der Fahrer hat ein paar Mal angehalten, offensichtlich für private Transportaufträge. Dafür bleibt diesmal keine Zeit für eine schöne Pause im Restaurant, wie ich es sonst kenne – ein Klo mit Kiosk muss diesmal reichen…

Dann endlich wird es grüner und freundlicher – das Meer ist in der Nähe. Plötzlich schallt laute Thai-Pop-Musik durch den Bus – die persönliche Art des Fahrers, die dämmernden Fahrgäste zu wecken, weil das Ziel in Sicht ist. Endlich … 6 Stunden…

An der Endstation vor dem Ao Salad Pier der Küstenstadt Trat ist alles perfekt organisiert. Hier ist ein kleines Restaurant, viele Fahrgäste haben vorher bereits ein Essen bezahlt und das steht auch schon bereit. Noch einen Fruitshake oder einen Iced Cappucino, dann fühlen sich alle besser.

Die Fahrer zweier kleiner, offener Trucks mit zwei Hängern stapeln in Windeseile viele Reisende und ihr Gepäck auf sehr wenig Raum in die offenen Anhänger und rumpeln über den langen Pier zur Highspeed-Fähre. Hier geht alles ganz schnell. 20 Minuten später sind wir auf See. Die bleichen Touristen drängeln sich auf dem sonnengefluteten Oberdeck, Thais und Kenner halten sich eher eine oder zwei Etagen tiefer im Schatten.