03 – Little island in the sun

Koh Kood – vier Jahre, nachdem ich auf dieser Insel das erste Mal von einem Corona-Virus gehört habe, der gerade in China eine ominöse Lungenseuche auslöste….

Schon der Anblick der grünen, bergigen Insel lässt eine prickelnde Freude bei mir aufkommen. Über der Bucht mit dem Pier thront der große goldene Buddha inmitten des Dschungels, wie eh und je. Die kleine chaotische Pier hat sich nicht verändert, man muss aufpassen, damit man auf dem abgebröckelten Beton nicht gleich umknickt oder fällt. Ruckzuck werden die Gepäckstücke ausgeladen, jeder greift sich seins und begibt sich zu der Frau, die mit Listen oben an der Straße die Pickup-Plätze zu den einzelnen Unterkünften vergibt.

Die Insel ist zu weitläufig, als dass man laufen könnte, aber Taxis gibt es nur auf Bestellung der Unterkünfte in Form von Sammel-Pickups. Schnell in dem Chaos von teils recht schrottigen Autos nach der richtigen Nummer suchen… Wer zuerst kommt, läuft nicht Gefahr, ganz hinten zu sitzen (oder besser zu quetschen) und gleichzeitig sich und das Gepäck bei den steilen Steigungen am Herunterfallen zu hindern. Deshalb haben es Koh Kood -Kenner immer sehr eilig. Klingt vielleicht nicht sehr lustig, gehört aber zum Ritual und macht mich deshalb froh.

Koh Kood ist eine Urwaldinsel mit Bergen und wunderschönen Stränden. Mit Affen -die man seltener zu sehen bekommt – und unendlichen vielen Hunden und Katzen- die meisten davon träge und friedlich. Nur Nachts muss man aufpassen, wenn man mit dem unverzichtbaren Motorrad unterwegs ist, da verfolgen einen manchmal wilde Hunderudel und die sind nicht nett!

Eine gute halbe Stunde und einige blaue Flecken später springe ich vor Eve´s Guesthouse vom Wagen. Der Empfang von Oo und Rat, den Besitzern, ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Das tut gut. Oo, der eigentlich einen endlosen unausspechlichen Namen mit O… hat, ist ein Original. Ein dünner Mann mit Tatoos, Hippiehosen, einem dünnen langen Zopf, Zickenbärtchen und einem Lächeln, das immer zwischen Schalk und Melancholie changiert. Er hat Alkoholprobleme, aber bis der kritische Punkt kommt am Abend, ist er fleissig – er ist ein großartiger Koch -, und ließt viel. Man muss ihn einfach mögen. Ein alter Hippie mit künstlerischen Talenten -fest im Griff seiner Frau. Fast immer…

Rat, oder Rattana, ist eine winzige Frau, aber die Generalin. Ihr entgeht nichts, sie schmeisst den Laden, hat Angestellte und Gäste gleichermaßen im Blick -und natürlich ihren Mann. Man tut gut daran, sie zur Freundin zu haben.

Früher gab es auf dem weitläufigen Grundstück mit hohen Kokospalmen und tropischen Bäumen nur einfache Holzhütten mit angebautem Duschklo und Ventilator. Jetzt wurde die Hälfte, zu meinem Entsetzen, durch kleine Steinhäuschen mit air condition ersetzt, die viel teurer sind, für mich zu teuer, aber ich will sie auch nicht. Für mich ist Koh Kood Holzhütte am Dschungel. Ich oute mich als Traditionalistin.

Den Abend beschließe ich, wie all die Jahre hier die meisten Abende, mit einem leckeren Essen und einem Chang Beer. Zur Anlage gehört ein langezogenes Haus zur Straße, das zur Hälfte eine offene Terrasse ist: Rezeption, Restaurant und gesellhaftlicher Treffpunkt am Abend. Das Publikum ist buntgemischt, aber meist recht angenehm, da hier irgendwie immer Leute absteigen, die genau dieses unschicke, unprätenziöse und lockere Ambiente mögen. Jemanden zum unterhalten findet man hier immer. Auch die Nationalitäten sind wild gemischt, denn hierher kommen keine pauschal gebuchten Reisegruppen. Amen.

Das grüne Curry brennt wie die Hölle, das große Chang löscht und glücklich wackle ich beim Grillenkonzert mit Kopflampe durch die Dunkelheit zu meinem Bungalow am Ende des Grundstücks. Im back…after four years.