18 – Amed, nochmal

Nach dem Frühstück sind die Amed Jepun Divers unser erstes Ziel – eine Kanadisch-Dänische Tauchschule, die uns in Permuteran ans Herz gelegt wurde. Gute Tipps von guten Leuten sind immer Gold wert, erspart viel Herumgesuche. Ich bin froh, dass es mir wieder gut geht und ich wieder unter Wasser kann, denn hier gibt es ein Wrack, das als DIE Location für Taucher gilt. Und ich hätte mich schon gegrämt, hiergewesen zu sein ohne ebenda zu tauchen.

Es ist eine kleine Tauchschule ohne viel Schnickschnack, aber mit einer symphatischen Crew. Unsere Ansprechpartnerin ist Johanna, eine Schwedin. Wir haben gleich einen guten Draht zueinander, auch den Dive Guide für morgen lerne ich gleich kennen. Miki braucht keinen Guide, denn er kann vom Strand aus schnorcheln. Morgen früh geht´s los.

Für den Nachmittag haben wir uns einen Strandtipp geben lassen . Lipah Beach, ein paar Kilometer ostwärts von unserem Quartier. Wir mieten ein Motorrad, dem ich nicht besonders traue, aber es ist immer noch besser als die Schrotthelme, meinen kann man gar nicht schließen. Also lasse ich ihn gleich ganz weg, so wie die meisten hier.

Lipah Beach schmiegt sich an eine langgezogene Bucht, der Strand ist nicht allzu breit und an der Wasserkante dunkel, was den ahnungslosen Badewilligen zum Hüpfen bringt, denn der Sand ist glühend heiß. Gemütlich im Schatten eines großen Baumes dösen wir vor uns hin. Johanna hat schnorcheln empfohlen, manchmal gibt es wohl sogar Schildkröten. Die haben sich zwar nicht blicken lassen, aber tatsächlich ist das Wasser glasklar und auf dem Korallenriff ist ein wahres Gewimmel kleiner und mittelgroßer Fische unterwegs – mir haben es besonders ein paar Baby-Kofferfische angetan, die sehen aus wie aus einem Trickfilm!

So vergeht der Nachmittag zwischen faul herumliegen, schnorcheln und einem Snack auf der angrenzenden Hotelterrasse, wo ich in Ruhe Blog schreiben kann mit Blick aufs Meer. Man kann es schlechter treffen 😉

Am nächsten Morgen werden wir vor acht abgeholt . Mit dem offenen Pick Up geht es eine knappe halbe Stunde westwärts nach Tulamben , wo das Wrack liegt. Die USS Liberty war ein amerikanisches Militär- Frachtschiff, dass 1918 gebaut wurde und schließlich 1942 von einem japanischen U- Boot torpediert worden ist. Es war nicht mehr manövrierfähig. Die Amerikaner und Holländer versuchten, das Schiff in die Hafenstadt Singaraja zu schleppen, aber es war zu stark beschädigt. Deshalb blieb es vor Tulamben liegen und rutschte 1963 während eines Ausbrucks des Vulkans Agung ins Meer. Da ließ man es dann endgültig, als neue Heimat für Korallen.

Korallen, Fische und Tourismus-Industrie danken – es ist DER Spot, der in jedem Reiseführer steht, zumal jeder einfach from shore, vom Strand , aus ins Wasser kann. Knappe 30 Meter, schon hat man es erreicht. Das Wrack ist allerdings völlig auseinandergebrochen und es liegt an einer Riffkante, deshalb dürfen Schnorchler nur im vorderen Bereich herumschwimmen, Taucher müssen fortgeschritten sein, denn es geht auf ca 30 Meter hinunter.

Hier herrscht trotz Nicht-Saison ein regelrechtes Gewimmel. Ganz ohne Boot geht es vom Strand aus ins Wasser, es ist ganz schön schwierig mit dem schweren Equipment über die Steine zu balancieren ohne hinzufallen.

Das Wrack ist vollkommen auseinandergefallen, die enzelnen Teile liegen auf dem Meeresboden verteilt – umschwommen von allerhand Flossenträgern, besiedelt von noch nicht allzu alten Korallen, Schwämmen und Muscheln. Es macht natürlich Spaß, aber da ich zuvor schon ein viel aufregenderes Wrack in Thailand getaucht habe und noch im Menjangan-Korallenfieber glühe, ist es ehrlich gesagt, für mich nicht so aufregend, wie für die meisten hier.

Zurück am Strand beobachte ich, wie sich Einheimische um die Chance drängeln, ein bisschen was auf die Hand zu verdienen, indem sie die schweren Ausrüstungen zurück zu den Pickups schleppen. Niemand beachtet sie wirklich. Es sind extrem viele Frauen dabei, die die wirklich schweren Tanks auf dem Kopf (!) balancieren. Mir ist es mir kaum gelungen, fehlerfrei mit nur einem Tank auf dem Rücken ins Wasser zu laufen. Wenn so ein Ding runterfällt. explodiert es. Ich bewundere diese Frauen und zeige ihnen das auch. Ungläubig und überrascht lächeln die unsichtbaren Hilfsgeister zurück.

Zurück in der Tauchschule werden die Logbücher geschrieben und noch ein bisschen Taucherlatein geschnackt. Johanna ist da und wir kommen wieder ins schwatzen. Wir erzählen ihr, dass wir uns nicht so recht entscheiden können, was wir nach unserer nächsten und letzten Station auf Bali noch machen wollen. Ohne hier mit langweiligen Hin – und Her, Für – und Wider von Orten und Inseln langweilen zu wollen – hier entscheidet sich der Rest unseres Urlaubs nach Bali: Johanna lebt seit 7 Jahren hier und ist viel gereist – sie plädiert für Sumatra. Diese Idee hatten wir eigentlich schon verworfen, aber ihre Schilderungen sind so begeistert, das wir uns jetzt endlich sicher sind, dass wir genau dahin wollen. Bukit Lavang in Nord-Sumatra, da, wo es noch Orang Utans gibt – die man mit Glück auch sieht.

Versorgt mit jeder Menge Tipps, Telefonnummern und Adressen verlassen wir zufrieden das Tauchcenter – mit einem Plan. Zum Buchen setzen wir uns in ein neuentdecktes kleines Café, das außer Espresso sogar Croissants und Pain aux Chocolat führt : Kopi di Tymor.

So schnell kommen wir hier nicht weg, außerhalb des schützenden Segels, versinkt die Welt in einem anhaltenden Wolkenbruch. So lernen wir den jungen Besitzer näher kennen. Eigentlich ist er Erdölingenieur. Aber er findet trotz guten Abschlusses nirgends Arbeit, da alle Unternehmen nur Leute mit Berufserfahrung einstellen – ein Teufelskreis. Plan B musste her – ein nicht genutztes kleines Familiengrundstück hier in Amed und die Idee, die Europäer mit französischem Gebäck und italienischem Kaffee zu versorgen. Croissantbacken kann er schon, nächster Plan ist Baguette. Viel Glück!

Für´s Abendessen hat uns Johanna Plätze in einem „Geheimtipp“-Restaurant besorgt, dem Galanga. Ein wunderschöner tropischer Garten, ein geschmackvoller, aber nicht hochgestochener Gastraum mit gehobener balinesischer Küche, französisch unterwandert. Lecker! Abschiedsabend in Amed…