3. Abtauchen

Da ich nun dank der modernen und praxisfernen Technik mehrere Tage lahmgelegt war, nehme ich mir die Freiheit, hier meine Tauch-Erlebnisse etwas zusammenzufassen – Unterwasser-Muffeln sei es freigestellt, dies zu überspringen…

Am Tag Eins werde ich meinem Dive Instruktor, sprich: meinem Ausbilder zugeteilt. Ein drahtiger Franzose, kahlköpfig, tätowiert, der schon über 20 Jahre im Geschäft ist. Das ist mir mehr als angenehm, vor nichts gruselt mir mehr als vor jungen, unerfahrenen Tauchern an meiner Seite und diesmal steht auch noch 30m-Tauchen auf dem Plan! Vlad spricht ein grauenhaftes französisches Englisch, aber ich bin ja gut im Erlernen von Fremdsprachen und nach zwei Stunden verstehe ich ihn, ohne zweimal nachzufragen. Er ist ein ernsthafter, aber entspannter und geduldiger Lehrer. Nach einigen Trockenübungen mit dem Kompass in Tauchhaltung – sehr zur Freude der Gäste des benachbarten Restaurants –  geht es auf’s Boot. Shallow Water,  heißt 8-12 Meter – gut für mich nach der Pause. Mit uns gehen noch 14 weitere Taucher an und von Bord, aber die tauchen zumVergnügen, wir bleiben ein Extra-Team.

Da ich noch keine Gelegenheit hatte, mich nach neunmonatiger Abstinenz warmzutauchen, bin ich etwas nervös, versuche, mir alles auf einmal zu merken und mich nicht allzu sehr zu blamieren. Ich weiß wohl, dass ich das Durchschnittsalter der Tauchgemeinde etwas überbiete und dementsprechend skeptisch belauert werde. Ich bin zappelig im Kopf, aber nicht ängstlich und einfach etwas überkonzentriert. Ausrüstung zusammenbauen, nichts vergessen, Vlads Argusaugen sehen alles. Und dann auch noch an die Haltung denken, schließlich will man neben diesen durchtrainierten Menschen nicht wie die dicke Oma vom Dienst aussehen….

Der erste Sprung ins Wasser vor der kleinen Insel Soneva ist für mich bereits einer der fünf Prüfdisziplinen zugeteilt. Es geht um Tarierung und Balance in Perfektion – ein sehr sinnvoller Part, aber nicht immer leicht. Aber eigentlich gehört das Körpergefühl zu meinen starken Seiten im Reiche der kleinen Seejungfrauen. Die meisten Aufgaben bekomme ich hin, zwei muss ich ein paar mal wiederholen, zu ich lerne auch viel sinnvolles, Neues wie bestimmte Flossenschwimmstile. Mein neuer Liebing ist der Frogstyle.

Der zweite Tauchgang ist Navigation, das ist auch nicht allzu schwer, es sei denn, man ist sehr schwach im Kopfrechnen.  Ich muss zum Abschluss ein Quadrat schwimmen, klappt, hat nur ein kleines bisschen Schlagseite. Zur Belohnung darf ich den Rest der Zeit das hübsche Riff und die Fischlein genießen. So langsam kommt mit der Entspannung auch das alte gute Feeling zurück. Ich bin schließlich Fisch!

Beiden Tauchgängen ging ein endloses Briefing voraus mit vielen unangenehmen Wissensfragen aus der ersten Ausbildung. Wieviel bar herrschen auf 20 m Tiefe? Wie verändert sich die Luftdichte in 10 Meter Tiefe? Wie in 30? Wieviel Liter Luft enthält mein 12 Liter Tank? (nee, nicht 12 Liter, 1500 Liter) Wie bestimmte ich das perfekte Gewicht meines Bleigürtels? Oh oh… Aber wirklich gut und wichtig. Und mein Instructor hält sich nicht lange mit gelegentlich etwas albernen Fragen der PADI-Ausbildung auf, um umso länger bei den wichtigen Fragen zu bleiben.

Der erste Tag ist geschafft, am Nachmittag bringt mich Nu, der nette Fahrer und Mädchen für alles, nach Hause. Unterwegs kaufen wir noch Obst für mich, denn, wie gesagt, hier ist alles sehr weitläufig . Und auch, wenn Koh Kood im Kommen ist (eigentlich irgenwie schade), ist die Infrastruktur noch recht dürftig und vor allem gibt es kein funktionierendes Transportsystem. Die wenigen Taxis müssen extra bestellt werden und sind wirklich teuer. Es gibt noch nicht mal die sonst so verbreiteten Linientaxis, geschweige denn Busse.

So kommt es auch, dass die Hotels und Bungalowanlagen, die am Meer liegen, zum Teil für Thailnad geradezu astronomische Preise verlangen können. Wenn man in einem einfachen Guesthouse wohnt , wie ich, dann ist der nächste Strand schon mal drei , vier Kilometer weg. Und der nächste Laden vielleicht sogar noch mehr.

So kommt es, dass ich mich entschließe, die Flucht nach vorn anzutreten. Ich werde Roller fahren. Aber nicht einfach so, nachdem meine Fahrprüfung in der grauen Vorzeit stattfand und ich seitdem nur einmal gefahren bin. Ich engagiere Am, den Bruder von O aus dem Eve s House als Fahrlehrer. Bei unserer Abfahrt haben alle viel Spaß, die Thais können wunderbar kichern! Wie Kinder.

Jedes Guesthouse vermietet hier Scooter und aus besagten Gründen ist die Nachfrage sehr groß. Eine Stunde lang sausen wir die Straße auf und ab, was weit fordernder ist, als es klingt, denn hier geht es ununterbrochen steil bergauf und bergab und das auch noch mit unendlichen vielen Kurven. Aber nach und nach entkrampfen sich meine schweißfeuchten Hände und auch mein Fahrlehrer entspannt sich, alles läuft gut. Ich werde in die wilde Welt der Scooter-Fahrer entlassen. Nicht ohne den Hinweis auf eine allgemeine Gefahrenstelle: Eine große, scharfe S-Kurve, bei der man möglichst in der Mitte fahren soll. Grund für diese aberwitzige Anweisung sind die hohen Kokospalmen links und rechts: Da fallen ständig Kokosnüsse aus großer Höhe auf die Straßenränder….

Ich düse zu Übungszwecken noch eine gute Stunde durch die Botanik, dann genehmige ich mir ein Essen auswärts, das kann ich ja jetzt! Das Restaurant Chiang Mai hat mir Nu empfohlen. Ich bestelle einen grünen Papayasalat mit Shrimp und Nüssen und als Hauptgang eine typisch nordthailändische Hühnersuppe mit knusprigen Nudeln. So gut beides auch schmeckt und so gierig ich das Essen in mich hineinstopfe – die Portionen sind gerademal gut halb zu schaffen. Und das für 150 Baht (keine 4 Euro).

Zurück bei Eveś genehmige ich mir einen Kokos-Shake und will eigentlich Blog schreiben. Nur mein schönes neues Tablet nicht. Zuerst steigt die Tastatur total aus, später fängt auch der Rest an, Faxen zu machen. Die feuchte Salzluft der Jahrtausende ist stärker als die schöne neue Technik. Morgen wird der Tauchschul-Chef dazu sagen: „Smartphones sind hier nicht smart. Willkommen im Paradies!“ Na dann: Nsoch einen Melonenshake und ab ins Bett. Morgen ist: TIEFTAUCHEN.

2. Hopp auf die Insel

VORBEMERKUNG: Meine geneigten Leser mögen mir die heftigen Verzögerungen verzeihen, aber die super Technik versagt bei diesem Klima total. Welcome to paradise! Meine Tastatur spinnt und die im Tablet integrierte hatte auch versagt, jetzt geht die wenigstens wieder. Hoffen wir, dass sie länger als zehn Minuten durchhält! Aber zurück zum Thema….

Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer! Nach meinem ersten thailändischen Frühstück im idyllischen Gärtchen des Guesthouses bleibt mir noch eine knappe Stunde, um noch mal Geld zu holen, das soll auf der Insel manchmal ein Problem sein, bis vor kurzem sogar unmöglich.  Dann muss ich zurück sein und auf das kostenlose Sammeltaxi zum 16 km entfernten Pier warten.

Meine geschäftstüchtige Guesthousebesitzerin hatte natürlich praktischerweise gleich Tickets für ein Schiff auf die Insel verkauft, inklusive Transport zum 16 km entfernten Pier. Aber wann das Taxi wirklich kommt, ist schwer zu sagen. Kein Zeitpunkt, sondern ein Zeitraum.

Ich mache mich flugs auf dein Weg zum Market im Zentrum, dort soll es auch Geld geben. Schweißgebadet erreiche ich nach einem Sprint durch die geschäftigen Straßen besagten Ort, der aus wenigen Ständen besteht, aber an der Hauptstraße liegt, wo auch die wenigen Banken residieren. Von fünf Bankautomaten waren zwei kaputt, zwei akzeptieren meine Karten nicht. Egal. Muss erstmal reichen. Kommt Zeit, kommt Rat, das gilt in Thailand noch viel mehr, als bei uns. Flugs zurück durch die wuseligen Haupt- und beschaulichen Nebenstraßen dieser Provinzhauptstadt, die zwar nicht sonderlich interessant, aber auch nicht hässlich ist. Der Weg führt mich an gefühlten 500 Buddha-Altären vorbei, gelegentlich deute ich eine Verbeugung an, kann ja nicht schaden, sich seiner Huld zu versichern am Anfang meiner Reise.

Mein Taxi kommt 40 Minuten später, es ist gerade noch ein winziger Platz auf der Pritsche frei, im Rücken soll mir eine Riesenschraube am Metallgeländer die Fahrt zur Härteprobe werden lassen. Und für meine Tasche ist auch kein Platz mehr, eine Thaifamilie hat tausend Beutel und Taschen dabei, der großer Treckingrucksack eines Amerikaners okkupiert den restlichen Platz. Dem Fahrer ist das wurscht, er steigt nicht mal aus, ich kletter um das Auto herum, schließlich bleibt nur das Einstiegsbrett, der amerikanische Gentlemen erbarmt sich und verspricht, sie die ganze Zeit mit Muskelkraft an Bord zu halten. Thailändische Männer helfen seltsamerweise nie , wenn eine Frau schwer trägt oder ähnliches, bestenfalls sehen sie bedauernd lächelnd zu, wie man sich abplagt. Ob Buddha das gut findet?

Bei er ganzen Aufregung und dem Gerenne rein und raus aus dem Guesthouse habe ich irgendwann Vergessen, zum 10. Mal meine Schuhe anzuziehen, doch das merke ich erst, als wir losgefahren sind. Keine Chance, ich muss erstmal barfuss weiterreisen. Jetzt halten mich alle vermutlich für eine Hippie-Oma…

Die Fähre ist ein alter Pott, auf dem Oberdeck gibt es nicht mal Bestuhlung. Aber sonst ist es ganz gemütlich. Es sind viele Thais an Bord, die offenbar von der Insel stammen und einige Touristen. Wir tuckern gemütlich anderthalb Stunden über’s Meer, sehen am Horizont Koh Chang vorbeiziehen, werden geschaukelt, als uns das moderne und doppelt so teure Speedboot überholt. Schließlich tauchen die tiefgrünen, Urwald bewachsenen Berge von Koh Kood auf.  Sieht richtig toll aus, so, wie man sich eine tropische Insel vorstellt. So hat es lonely planet versprochen – stimmt!

Auf dem Hügel neben der Hafeneinfahrt thront ein riesiger goldener Buddha, der auf’s Meer schaut und die Besucher begrüßt – oder vielleicht auch begutachtet? Aber es sieht wunderschön aus. An der kleinen holprigen und engen Mole fällt mir fast meine Tasche ins Wasser.  Vorbei an ein paar kleinen chaotischen Läden führt der Weg steil bergauf zur Straße.

Hier herrscht ein riesiges lautes Chaos. Ein Thai mit einer handgeschriebenen Liste steht in der Mitte und brüllt, drum herum drängeln sich aufgeregte Touristen mit Gepäck und ein paar genervte Taxifahrer,  die auch noch dazwischenbrüllen. Am Straßenrand die üblichen Pickups, von nagelneu bis schrottreif, die jeweils bestimmte Hotels oder Guesthouses anfahren. Ich habe eine Unterkunft für den Anfang vorgebucht. Nichts Schiçkes am Meer, das ist hier einfach zu teuer. Und es kommt, was kommen muss, die letzte Schrottkarre ist meine, bloß keinen rostigen Splitter einreißen! Auf dem Dach steht ein schmächtiges Männchen – der Fahrer – und brüllt mich schon wieder an: Ich soll ihm meine Reisetasche hochreichen. Ich versuche es mit Leibeskräften, erkläre ihm, dass ich kein Bodybuilder bin, der 18 Kilo in die Luft schwingt. Ihm egal. Fordernd steht er auf dem Dach und lamentiert. Ein freundlicher Russe erbarmt sich, wuchtet das Teil hoch und ich darf einsteigen.

Die zweispurige Straße schlängelt sich steil bergauf und bergab durch das Dickicht, quer über die Insel. Immer wieder ein paar Häuser, ein paar Hotels,  Restaurants , aber dazwischen grüne Wildnis. Palmen, Mangroven, Bananen, blühende Büsche, riesige Bäume, Lianen. Also noch echte Insel und nicht nur Touristenparadies, so wie ich es auch gelesen und erhofft hatte. Ich würde sicher breit grinsen, wenn dieses Mobil nicht so eine Folter wäre und man sich einfach nur krampfhaft festhalten müsste….

Eve’s House ist ein einfaches Guesthouse eetwa in der Mitte der Insel, leicht südlich.  Mitten im tiefem Grün, etwas weit weg vom Strand, dafür entspannt und gemessen an den Inselmaßstäben sehr preiswert mit ca 17 Euro pro Nacht. Ein halbnackter, dünner uud tätowierter thailändischer Althippie steht an der Rezeption und begrüßt mich fröhlich: Oo, der Chef. Eine echte Marke, der Typ. Aber auch alle anderen hier sind super nett und entspannt – jetzt weiß ich wieder, warum Thailand, trotz seiner Taxifahrer, mein Land des Lächelns ist.

Ich bekomme einen kleinen, sauberen Holzbungalow am Ende eines grasbewachsenen und von Palmen beschatteten Hangs. Ein Hund und eine Katze warten vor der Tür auf mich. Das Dach ist nach allen Seiten offen, sicher wegen der Feuchtigkeit, die sonst alles schimmeln lässt. Winzig, aber nett.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, mich bei der Tauchchule zu melden, mit der ich wegen meinem zweiten Tauchschein in Verbindung stehe. Ein deutscher Chef, französische und thailändische Kollegen, alles alte Tauchcracks, ich begebe mich beruhigt in ihre Obhut. Und wie es aussieht, geht es schneller los als geplant. Morgen geht es los mit den ersten zwei Disziplinen: Perfect Boyency Performance und Navigation. Immer schön in Bewegung bleiben!

Dem Rest des Abends genieße ich mit einem kleinen Erkundungsspaziergang, der mich lediglich zu einer im Wald versteckten Wohnsiedlung und einigen locker verteilten Guesthouses und Restaurants bringt, alles recht weitläufig und es ist bereits stockdunkel. Ich lasse es gut sein und suche mir ein Plätzchen im offenen Restaurant von Eve´s House.

Nach drei Seiten offen, Blumen umrankt und mit Muscheln dekoriert, wirkt es einladend. Man kann a la carte bestellen, der Chef selbst ist ein guter Koch wie sich zeigt, aber es gibt auch eine kleine Küchenmannschaft. Oder man sucht sich am offenen Grill Fisch, Garnelen und Gemüse aus. Alles sehr nett, ich genieße meinen ersten Inselabend und – ich geb s zu – auch meine selbstgewählte Einsamkeit.

Danach begebe ich mich unter meinem Moskitonetz zur Ruhe, bewacht von einem blinden Hund und einer roten Katze vor der Tür, in den Schlaf gesungen von Grillen und Nachtvögeln. Schön wieder hier zu sein. Und gespannt, was die nächsten aufregenden Tage bringen!

 

 

 

1. Go far – go east – go Tailand

Meine lange Reise beginnt mit einer Premiere: der Airbus 380. Was für ein Riesenvogel! Der Blick aus dem Fenster auf Tragflächen und Turbinen macht erst richtig klar, wie groß… Beeindruckend, dass sich so ein Koloss mit so vielen Menschen und Gepäck an Bord in die Lüfte erheben kann… Was das Innenleben betrifft, unterscheidet es sich wenig von dem, was man kennt. Die Beinfreiheit ist erträglich, Fußstützen gibt es keine. Und ich gehöre zu den gebenedeiten, die einen der Plätze mit einem festgeschraubten Metallkasten unter dem Vordersitz haben, also nur einen halben Sitz für die Füße. Toll… Und neben mir ein voluminöser Mensch, der seinen Raum mehr als ausfüllt. Ok, ich sehe es als Probe an der Tür zum Paradies. Vier Filme später, zwei Essen und etwas gepflegter Langeweile landen wir pünktlich um halb halb zwei in Bangkok.

Wumm! Die Hitze trifft mich wie eine Keule. 33 Grad, feucht-heiss. Der Flughafen ist viel größer als ich ihn iin Erinnerung habe, der Weg zum Gepäck, der Visa-Ausgabe und zum Ausgang nimmt kein Ende. Wie dann auch die Schlangen an der immigration control. Alles nur zeitaufwändig, aber kein Problem. Die erste Nervenprobe wartet an der Gepäckausgabe.

Eine gigantische Halle, 22 Gepäckbänder. Unser Flug ist an Band 22 angekündigt. 15 Minuten später ist klar, dass mein Gepäck nicht dabei war. Also zum Gepäckservice, der winkt mich weiter, 150 Meter weiter auf Band 18 kommt auch noch Gepäck aus Frankfurt. Weitere 15 Minuten später ist auch diese Hoffung erschöpft. Leicht verzweifelt und stark übermüdet das nächste Mal zum Service. Die wedeln mich genervt weg, bis ich verstehe: Band acht ganz weit hinten ist für das Nachzüglergepäck der Lufthansa. Und mit mir trifft dann auch gerade meine Tasche ein….

Gut, die zweite Prüfung am Tor zum Paradies. Nun muss ich nur noch das Chaos am Flughafen entwirren, eine Sim-Karte kaufen und den Bus nach Trat finden. Ersteres gelingt, letzteres nicht, der Bus ist bereits weg. Und mit einem dieser schrecklicheen Minibusse will ich nach der Enge des Fliegers nun nicht noch ein paar Stunden über die Straßen rasen. Ich stelle mich an der Taxischlange an. Mein Fahrer ist zuerst ganz nett, er lässt nichts unversucht, um mich zu überreden, nicht zum Busbahnhof zu fahren, sondern für 100 Dollar gleich nach Trat. Als das nicht klappt, ist er schon weniger freundlich und nach einer Stunde Bangkok Rush Hour setzt er mich schlecht gelaunt und meckernd ab, nachdem er mich mit dem Preis voll über das Ohr gehaun hat. Aber so kaputt wie ich bin, ertrage ich seine Gebrülle nicht, als ich ihn auf die Abzocke hinweise. Ich zahle, das schlechte Karma hat er.

Am Busbahnhof Ekkamai erstehe ich ein Ticket, das billiger ist als die Taxifahrt in Bangkok, dabei dauert diese Fahrt gen Osten mindestens fünf Stunden. Mir bleibt eine Stunde und ich suche mir eine kleine Garküche, um etwas zu essen. Irgendwie erscheint mir alles vollkommen verrükt. Gerade noch in Berlin, und jetzt in dem Wahnsinn von Bangkok.

Ich bekomme für 50 Baht (1,20) eine superleckere Suppe mit tausend Zutaten, von denen ich allerdings zwei aussortiere, weil… nicht mal ich bin abenteuerlustig genug, diese Stücke in den Mund zu stecken. Aber der Rest – super. Bedient werde ich in dem schäbigen Imbiss von einem großen, schlanken Ladyboy in Netzbluse und Küchenschürze, der mir immer verschwörerisch unter Mädels zuzwinkert. Bankgok eben. Wobei nochmal gesagt sei, Ladyboys, Männer, die sich wie Frauen kleiden, leben und benehmen, sind hier so etwas wie ein eigener, akzeptierter Stand.

Der Bus ist alt, innen mit rosa und türkisfarbenen Taftgardinchen ausgestattet und einer schnaufenden Aircondition. Mein Gepäck muss ich selbst in den Packraum wuchten, der Fahrer steht mit verschränkten Armen daneben und gibt Anweisungen. Die Sitze sind relativ bequem, aber keine echten Liegesitze. Schade. So langsam habe ich das nächste Level Müdigkeit erreicht, wenn das noch möglich ist.

Ich starre gebannt aus dem Fenster, dieser Moloch Bangkok mit seinen endlosen Straßenschluchten, Millionen kleinen Läden, Dutzenden Shoppingmalls, schicken Hotels, armseligen schimmelnden Wohnhäusern, goldenen Tempeln, Klongs und dem Gewusel geschäftig herumeilender Thais, am Straßenrand sitzenden alten Leuten und Touristenmassen in den entsprechenden Gegenden ist immer wieder eine Show. Allerdings eher für den Tag nach dem großen Schlaf. Mir schwirrt der Kopf.

Nach anderthalb Stunden haben wir immer noch nicht die Stadt hinter uns gelassen. Inzwischen ist es dunkel und der Bus rumpelt eine endlose Straße entlang, die Ĺandschaft lässt sich nicht mehr erkennen, Bäume, Felder, riesige Gewerbegebiete, schummrig beleuchtete ärmliche Wohnhäuser, unter Bäumen versteckt, und immer mal wieder langgezogene kleine Städte. Und natürlich – strahlende Tempel mit weise blickenden Buddhas, vor denen sich meine Mitreisenden immer schnell verbeugen.  Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir sind, alles wichtige ist nur in Thai geschrieben. Wen interessiert schon ein Ortsname, wenn ich doch Bridgestone und Seven/Eleven lesen kann.

Ich schwebe inzwischen in anderen Sphären, im bläulichen Schummerlicht des Busses, der mittlerweile seit fast sieben Stunden durch die finstere Provinz fräst. Wir passieren die Provinzhauptstadt Chanthaburi, eine ziemlich große Stadt mit einem flackernden, flimmernden, strahlend erleuchteten Jahrmarkt in der Nähe des Busbahnhofes, der sogar in lateinischer Schrift seinen Namen mitteilt. Bekannt ist die Stadt für ihren Edelsteinhandel – vor allem Rubine. Aber da mir keiner einen überreicht, bin ich froh als es endlich weitergeht.

Nach Mitternacht endlich kippt der Bus den Rest seiner Fahrgäste an der Central Bus Station aus. Die quälende Frage, wie ich da weg komme und um diese Zeit in dieser Stadt eine Unterkunft finden soll, erledigt sich von selbst. Ein freundlicher Song Taew-Fahrer spricht mich an. Das sind diese offenen Pritschenwagen mit zwei Bänken längsseits, die auch als Linien- oder Sammeltaxis fungieren. Misstrauisch durch den Bangkoker Geier verhandle ich erstmal den Preis, der mir einigermaßen fair erscheint und der Mann strahlt mich an: Don´t worry, I know maaany guesthouses! Gut!! Allerdings ist im ersten keiner mehr wachzuklingeln, im zweiten gelingt es dann. Für ganze 7 Euro erhalte ich ein sehr simples, aber sauberes Zimmer im Sangjun in der Altstadt! Heureka!

Allerdings einen hat der Tag noch für mich noch nach 26 Stunden. Als ich gerade eingeschlafen bin, stehe ich plötzlich senkrecht und schreckensstarr im Bett und suche im Dunklen, wer da an meinem Bett steht. Ich habe es genau gehört und mein Bett hat auch unter den Schritten geschwankt! Doch… da ist keiner. Beruhigen, wieder hinlegen. Da! Da ist er wieder! Licht an, Panik. Dann passiert es wieder und ich verstehe endlich,  was passiert. Alles ein durchgehener schwankender Holzboden, nur lockeraufgesetzte dünne Holztrennwände. Nebenan läuft jemnd durchs Zimmer, ich höre die Schritte neben mir und mein Bett schwankt!…… Es dauert eine Stunde, bis mein Adrenalinpegel wieder auf normal steht und ich endlich in die Welt des Schlafes entlassen werde. Good Night, Thailand, see you tomorrow!

At least: Taucher – Fotos

An dieser Stelle sei ausdrücklich Eve Marshall von der Triton Dive Lodge gedankt, der wunderbaren Photografin, der diese beeindruckenden Bilder aus der Unterwasserwelt der Sodwana Bay zu verdanken sind. Sie war auch bei fast allen unseren Tauchgängen unser Dive Instructor, sie hat uns begleitet, beschützt und uns kenntnissreich durch Neptuns Reich geführt!

Thank you, Eve, for this awesome photos and your great support and guidance!

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Und ganz zum Schluss – ganz unprofessionell, aber authentisch: die Autorin persönlich.“Wenn Beate reist…“: