Wie ein Fisch im Wasser

Neuer Tag, neues Glück? Das Frühstück ist nicht nur brasilianisch bescheiden, eher noch ein bisschen magerer: Brot, Minas-Käse, Melone, Papaya. Was, wie sich später herausstellen soll, daran liegt, dass es hier fast nichts zu kaufen gibt, nicht einmal den ewigen Kochschinken oder vernünftiges Obst. Was soll´s…

Die einzige Angestellte des Hotels, Sekretärin und Buchhalterin, setzt sich zu uns, und präsentiert uns einen kompletten Fahrplan für die nächsten beiden Tage, Preise und Rechnung schon inklusive – bis hin zum Mittagessen auf den Ausflügen und Vouchern für die Eintritte. Zuerst fühlen wir uns etwas überrumpelt, bei näherem Hinsehen und Reden aber wird uns klar, dass man den Plan gar nicht besser machen kann. Und ein individueller Führer für ein winziges Entgelt gehört dazu.

Und außerdem steht bereits Daniel, ein smarter junger Guide, schüchtern lächelnd neben uns. Denn wenn wir die Vorschläge annehmen, ist es schlau, möglichst früh aufzubrechen, bevor die Tourbusse aus Cuiabá am Mittag eintreffen. Na, wenn man so charmant angetrieben wird…

Mit ihm als Motorrad-Eskorte machen wir uns mit unserem leise weinenden Mitwagen wieder auf die Schotterpiste – andere Straßen gibt’s hier nicht.

Ein kleines Schütteltrauma später biegen wir in die Fazenda zum „Aquario Encantado“ ein, eingepflegtes Gelände mit offenem Restaurant, Ruheplätzen und dem Lager für die Ausrüstung, die wir gleich erhalten: Schwimmweste (obligatorisch), Taucherbrille, Schnorchel und Gummischuhe. Alles andere bleibt zurück. Ein Traktor mit Hänger bringt uns drei zu einem Pfad, der in einen kleinen Regenwald führt. Es folgt ein knapper Kilometer Fußweg auf Holzplanken – hier soll nichts zertrampelt werden, in Mato Grosso nimmt man es sehr ernst mit dem Ökotourismus; auch hier wieder strenges Verbot für Sonnencreme und Mückenspray.

Warum unser erster Stopp „Aquario“ heißt, wird sofort klar, als wir ankommen. Mitten im saftigen Grün tut sich ein kleiner, strahlend hellblauer See auf, in dem man schon von Weitem Scharen von Fischen sehen kann. Ein fast künstlich und kitschig wirkendes Szenario – aber alles Natur. Das Wasser strömt aus einer tiefen Grotte in den See, der nach zwei Seiten als kleiner Fluss weiterläuft.

Wir dürfen uns schnorchelnd unter die Fische begeben, aber den See nicht verlassen und uns nirgends im See auf den Grund stellen. Toll!

Plötzlich bekomme ich eine Sekunde Panik, als die relativ großen Fische um mich herum ausflippen und mir auf den Rücken und den Kopf springen. Ich schieße mit dem Kopf aus dem Wasser, nur um einen lachenden Daniel zu sehen, der sich diebisch freut, weil ich nicht bemerkt habe, dass er Futter in meine Richtung geworfen hat, um das sich die Flossenträger dann auf mir gestritten haben. Kleiner Schelm!

Auch hier gibt es wieder die kleinen Knabberfische, die für Mani-und Pediküre sorgen, als wir uns auf einen Baumstamm im See setzen, um uns den Fischreigen noch mal von außen anzuschauen.

Als wir genug haben, machen wir uns noch mal auf den Weg etwas weiter durch´s Grün. An einer kleinen Flussbiegung angelangt, machen wir uns wieder schnorchelfertig und dürfen uns nun einen Kilometer weit den Fluß Rio Salobra hinuntertreiben lassen.

Die beiden ca. 30-40 Zentimeter großen Fischsorten, von denen die eine gestreift, die andere gepunktet und gut bezahnt ist, und den vielen Mini-Fischchen gibt es hier noch einige Exemplare von einer streng unter Schutz stehenden Douraden-Art zu bewundern. Besonders schön sieht diese Wasserwelt durch das einfallende Sonnenlicht und die Schatten der Baumkronen aus.

Eine nette Anwechslung ist es auch, sich auf den Rücken zu drehen, dann gleitet man unter den Wipfeln der Palmen und Laubbäume vor dem knallblauen Himmel dahin.

Ein Kilometer kann so kurz sein!

Zurück in der Basisstation erwartet uns ein leckeres Mittagsbuffet. Und das schmeckt noch dreimal besser, als nun zwei Riesenbusse aus Cuiabá eintreffen, einer voll mit aufgeregten , der andere mit brasilianischem Mix, der nun laut schnatternd und Selfies schießend in die Schwimmwesten klettert und grüppchenweise abgekarrt wird, da immer nur eine streng begrenzte Zahl von Menschen zum Fluß darf. Was hatten wir für eine luxuriöse Einsamkeit um uns!! Wir haben nur einmal zwei sich eilig trollende schwarze Affen getroffen. Echte, oben im Baum.

Nach einer ausgedehnten Siesta erklärt uns die Sekretärin, dass wir auf der Estancia da Mata, der Fazenda und dem Wohnsitz unsres Pousada-Besitzers erwartet werden. Das sei übrigens gratis.

Fünf Kilometer Hoppelweg weiter in die andere Richtung finden wir die idyllische Estancia da Mata – wie der Name schon sagt, mitten im Wald. Ein ausgedehntes Anwesen mit organisch angebautem Obst und Gemüse von Maniok, Okra, Avocados bis Papaya und allen möglichen Bananen. Außerdem eine überdachte Terrasse, die offensichtlich für Besucher gedacht ist.

Was ich nicht verstanden hatte, war dass auch hier noch eine Aktivität auf uns wartete: eine Runde Tubing in alten Autoreifen auf dem nahegelegenen Fluß, begleitet vom 18 jährigen Sohn der Familie, Evander.

Nette Überraschung! Das hatte was von Abenteuer für große Kinder, wenn man sich aber nur still auf den Reifen gelegt hat, dann war´s eher eine kontemplative Reise. Nach einem Schwätzchen und einem Bauch voll kleiner reifer Bananen wurden wir zurück begleitet, denn völlig unsichtbar im grünen Dickicht am Wegesrand versteckte sich noch eine kleine Attraktion: eine Grotte.

Keine erschlossene für Touristen, einfach eine Grotte, wo man sich auf eigene Gefahr beim Klettern den Kopf anschlagen konnte (selbst ausprobiert), und seine Kletterkünste auf eigene Gefahr testen konnte. Eine spannende Höhle, auch wenn wir nicht allzu weit hinein konnten: Stalaktiten, Skulpturen, Ausblicke auf die Landschaft.

Ein Abendspaziergang durch das Dorf, dass noch so aussieht, wie es, abgesehen von den Satellitenantennen auf den schäbigen Häusern, sicher schon vor dreißig Jahren ausgesehen hat, beschließt diesen Tag. Nix los, verstreute Häuser, Schuppen und chaotische Motorradwerstätten, auf der breiten Dorfstraße schlafen die Hunde, vor den Häusern sitzen die Bewohner auf alten Sofas oder alten Plastikstühlen und registrieren dankbar jedes noch so kleine Ereignis. Ab und zu jagen ein paar Jungspunds aus Motorrädern durchs Dorf und damit hat sich´s dann auch.

Ein erstauntes altes Ehepaar, das einen Plastiktisch und eine Eismaschine draußen stehen hat, bietet auf einer Tafel Tapioka an – herzhaft oder süß gefüllte Tapiokamehlfladen. Immmerhin eine Alternative zur Lanchonete von gestern. Sie sind ganz aufgeregt, Gäste zu haben, noch dazu welche von irgendwo der Welt da draußen, weit weg. Ihr Angebot im Laden ist schwer einzuordnen: Sie Eine leere Thekenvitrine, eine fast leere Gefriertruhe mit ein paar Getränkedosen, scharfes selbstgemachtes Öl, selbst eingelegte Chillischoten mit Knoblauch, selbstgehäkelte Serviettenhalter und 10 Paar Flipflops in verschiedenen Größen. Der Rest ist leer und Gerümpel. Mit vier Tapiokas, vier Dosen Bier und einmal Mini- Gummilatschen für unsre Enkelin haben sie wohl mit uns das Geschäft des Monats gemacht. Sie sind glücklich, wir auch.

Nett hier. Der Ort wir immer netter, und wir stellen fest – irgendwie passt er zu uns. Besser als ein schicker Touristenort.

Thailand 16: Nachtzug nach Bangkok

Es ist schon lustig – da reist man allein und dann macht man, nach zehn Tagen Aufenthalt an einem Ort am anderen Ende der Welt, eine Abschiedsrunde, um all denen Auf Wiedersehen zu sagen, die einen in einem winzigen Abschnitt des Lebens ein wenig Gesellschaft geleistet haben: die Leute von der Tauchschule, andere Reisende, nette Kellner und Restaurantbesitzer. Es ist mir ein Bedürfnis alle noch mal zu sehen, denn es war eine gute Zeit: allein, aber eben nicht immer allein in der kleinen Welt der Tanote Bay.

Meine taffe Hotelbesitzerin, die nichts anderes tut als rund um die Uhr von ihrem Stammplatz auf der Terrasse aus ihre Leute zu kontrollieren sowie Taxi-, Ausflugs- und Reisewünsche der Gäste zu organisieren, hat auch mir meine Reise nach Bangkok perfekt organisiert – auch nicht teurer als wenn ich es selbst getan hätte. Taxi zum Pier, Fähre nach Chumphong auf dem Festland, Zubringer-Bus in die Stadt und Nachtzug nach Bangkok. Genauso geschieht es dann auch – sogar planmäßig, was bei der thailändischen Eisenbahn eher selten der Fall ist. Dafür ist sie aber auch unschlagbar billig.

Die Fahrt im Nachtzug, die immerhin neun Stunden dauert, ist für mich nochmal ein kleines Abenteuer. Ich fahre 2. Klasse Nachtzug. Schon beim Einsteigen in den endlos langen lila Zug mit goldenen Wappen un dem unvermeidlichen strahlenden König drauf, kommt mir alles ganz unwirklich vor. Ich befinde in einem endlos langen Waggon, alles scheint in grünes Licht getaucht, was davon kommt, dass ich inmitten grüner, glänzender Vorhänge stehe.

Diese Züge sind so gebaut, dass sich an jedem Fenster tagsüber je zwei Menschen gegenübersitzen – auf jeder Seite des Gangs. Abends verwandeln dann die Schaffner hokuspokus alles in einen Großraumschlafwagen mit Privatsphäre. Sie zaubern oben Liegen aus Kästen an der Decke, und die unteren gegenüberliegenden Sitze werden ausgeklappt, so dass jeweils zwei übereinanderliegende Betten in Fahrtrichtung entstehen. Jedes Bett bekommt dann noch rundherum Gardinchen. Die unteren Betten sind teurer, da höher, hier kann man auch sitzen. Irgendwie skurril, aber echt gemütlich. Wenn man mal davon absieht, dass die Züge alt und die Gleise noch älter sind und es ununterbrochen ruckelt und rattert. Übrigens wird hier noch auf jedem Bahnhof mindestens zu zweit oder zu dritt abgefertigt: einer macht die Ansage, auf dem Bahnsteig wird eine große, tolle glänzende Glocke per Hand geläutet und dann wedelt da noch ein Kerl mit einer grünen Fahne zum Abschied dem ausfahrenden Zug hinterher.

Ich komme wohlbehalten zu Sonnenaufgang in Bangkok an und lasse mich von einem Tuktuk in die Nähe meines Hotels in der Fussgängerzone des Viertels Banglamphu absetzen. Die Fahrt durch die erwachende Stadt ist sehr schön. Die Restaurants bekommen ihre bunten Gemüselieferungen und die Köche beginnen draussen zu schnippeln und zu brutzeln. Unzählige orange Mönche sind mit ihren großen runden Metalltöpfen unterwegs auf der Suche nach gespendetem Essen. Denn sie leben von Gespendetem, da sie nichts verdienen. Geld dürfen sie nicht anfassen. Aber sie haben im Allgemeinen kein Problem genug Essen aufzutreiben, denn hier gehört das Spenden zum Leben dazu. Da die meisten Buddhisten an Wiedergeburt und Karma glauben, ist es besonders wichtig, demütig zu sein und Gutes zu tun. Oft geben die Besitzer der Restaurants oder Suppenküchen selbst den Mönchen Essen, manchmal kaufen Passanten Essensportionen oder Früchte.

Die allgegenwärtigen kleinen und großen Altäre werden mit frischen Blumen, Räucherstäbchen, Früchten und Süssigkeiten versorgt, und Menschen beten und verbeugen sich davor. Die Katzen und Hunde schlafen noch überall dazwischen. Tiere gehören hier überall zum Leben dazu. Die Sonne glitzert auf den unzähligen Tempeln, die hier im Norden Thailands vorallem in Gold erstrahlen, im Gegensatz zum Süden des Landes, wo die meisten Tempel und Altäre eher bunt sind. Aus den Ritzen kriecht langsam die Hitze des Tages.

Als das Tuktuk mich an der Straße Phra Artit am Rande des Viertels Banglaphu absetzt, kenne ich mich schon genau aus und weiss. Wohin ich gehen muss- gar nicht mehr fremd Für meine letzte Nacht habe ich mir ein Hotel mit Pool auf dem Dach gegönnt, das Rambuttri Village Plaza. Nach anderthalb Stunden Wartezeit kann ich schon weit vor der Zeit einchecken. Ich mache noch ein Nickerchen und beginne dann die letzte Phase der Reise: Bummeln und Geschenke kaufen in Bangkok.

Einen Tempel will ich allerdings noch anschauen,Wat Pho mit dem größten liegenden Buddha, den ich schon vom Fluß aus lächeln gesehen habe. Ich nehme ein Motorradtaxi. Ich finde es großartig, auf diese etwas halsbrecherische Art mit dem Fahrtwind um die Ohren durch diese verrückte Stadt zu düsen. Leider kommen wir nicht sehr weit. Es wird plötzlich dunkel und ein Unwetter bricht los. Der Fahrer findet erst nach einigen Minuten eine Möglichkeit, von der Straße unter die Treppe einer schmalen Fußgängerbrücke zu flüchten.

Weltuntergang. Solche Wassermassen kommen einfach nur in tropischen Ländern vom Himmel. Plötzlich stürmt es auch noch, so dass kaum noch ein trockener Platz in unserer schmalen Schutzzone unter der Treppe ist, in der wir dicht gedrängt mit anderen Motorradfahrern stehen. Über uns lassen gewaltige Gewitter den Himmel explodieren– fünf sollen es werden in den nächsten unendlich langen siebzig Minuten. Man kann einfach nirgendwo hin und es ist nicht mal ein Restaurant oder ähnliches in der Nähe, wo man Unterschlupf fände. So stehen wir alle schicksalsergeben und triefend eng beieinander und starren in den nicht nachlassenden Wolkenbruch und das Verkehrschaos neben uns.

Plötzlich scheint bei einem jungen Kerl neben mir Veitstanz auszubrechen. Er hüpft und springt und schlägt um sich. Ehe wir wirklich verstehen was passiert, fangen die nächsten an und – auch an meinen Beinen krabbeln plötzlich irgendwelche Wanzen und Schaben hoch, die zu Hunderten aus der überschwemmten Kanalisation hochkommen. I Gitt! Aber ich mit meinen nackten Füßen und Beinen habe bei dieser Attacke sogar die besseren Karten, denn ich spüer die Viecher sofort, wenn sie den Aufstieg beginnen und kann umgehend schütteln, während die Männer mit langen Hosen die Biester oft erst bemerken, wenn sie ihnen in den Nacken krabbeln…

Ja, man kann zwar Pläne machen, aber nicht immer funktionieren sie. Nach langer Zeit steigen wir bei abnehmendem Regen wieder auf das Motorrad. Aber es ist bereits ein bisschen spät geworden und außerdem kann ich so triefend mit am Körper klebenden Kleidern nicht in den Tempel. Ich lasse mich stattdessen in ein großes Shoppingcenter bringen, da ist es wenigstens trocken. Die Straßen sind teilweise total überschwemmt, die Kreuzungen sind tiefe Seen, manchmal rauschen meine Füße auf den Fußrasten knöcheltief durch´s Wasser. Zum Glück ist der Spuk nach ein paar Stunden wieder vergessen.

Nach meiner längeren Shopping – und Trockenrunde im MBK Center, habe ich aber immerhin wieder soviel Unternehmungslust, mich in Bangkoks Berufsverkehr zu stürzen und per Skytrain und Boot zurückzufahren. Ganz schön verwirrend, immer wieder erschwert es die Situation, dass nur sehr selten etwas in lateinischen Buchstaben zu lesen ist und man sich nicht orientieren kann. Sehr lustig, wenn man versucht herauszufinden, wie man zur richtigen Fahrkarte kommt. Schlange Infostand- Ansage des Preises, Kleingeldwechsel. Aber Ticket kaufen? Nein, da muss man zum Automaten, der nur Thai spricht. Viele kleine Verwirrspiele, aber ich bin stolz auf mich, denn ich schaffe es, fehlerfrei den Weg durch die Stadt „nach Hause“ zu finden.

Am Abend bummle ich noch lange herum und sauge alles in mich auf. Die quirligen Straßen am Rande des Viertels mit ihren schmalen Bürgersteige, in denen vor allem Bangkoker unterwegs sind, die zu allem genutzt zu werden scheinen, außer zum Laufen. Dafür ist da kaum Platz. Die unzähligen Suppenküchen verbreiten verführerische Düfte, die Restaurants und Bars für jüngeres Publikum dröhnen ohrenbetäubend, denn die jungen Thais lieben es laut – möglichst noch mit live-Musik.

Ich spaziere auch noch einmal durch die unsägliche Khao San – die Bangkoker Variante von Ballermann und Bourbon Street in New Orleans. Hier tobt der völlig außer Rand und Band geratene Backpacker mit dem Pauschaltouri Seite an Seite saufend durch die Nacht. Straßenverkäufer können hier so ziemlich alles an den Mann bringen: Gegrillte Skorpione am Spieß als Mutprobe liegen im Ranking ganz weit vorn. Mir reicht eine Portion süßer Kürbis in Kokosmilch als Dessert nach einigen gegrillten Fleisch-Spießenmit scharfer Soße und ein Absacker-Bier in meiner auch touristischen, aber nicht so durchgeknallten Rambuttri Road. Mir flirrt der Kopf nach ein paar Stunden uns tausenden von Eindrücken auch an diesem letzten Tag, aber mir geht es –richtig gut. Last Night in Bangkok.

Meinen nun wirklich unwiderruflich letzten darauffolgenden Tag (bis zum Abflug am späten Abend) verbringe ich mit einem letzten Reis-Frühstück auf der Straße, einem ausgedehnten Spaziergang, einer Massage, Blog schreiben am Hotelpool und einer letzten leckeren Suppe in einem Einheimischen-Lokal.

Es fällt mir richtig schwer, dieses freundliche Land zu verlassen, in dem man sich voreinander verbeugt, ehe man seine Suppe bestellt oder jemanden nach dem Weg fragt. Ich gehe dieselben Wege wie am ersten Abend, aber mit einem sehr anderen Empfinden. Nicht nur, dass mir die Straßenzüge jetzt vertraut sind, ich nehme nach diesem Monat alles doch anders wahr, denn ich konnte inzwischen zumindest ein Gefühl für diesen Teil der Welt entwickeln – mehr sicher nicht. Alles andere wäre vermessen, so fremd wie dieser Teil der Welt ist – vor allem im Denken. Es war eine aufregende und gute Zeit, in der ich viel über das Land, das Leben und auch mich selbst gelernt habe – ich empfehle es ausdrücklich zur Nachahmung!

Bilder…Bilder…Tauchen in Tanote Bay

WP_20150323_003 (Klein)

WP_20150323_002 (Klein)

WP_20150318_017 (Klein)

WP_20150318_016 (Klein)

WP_20150313_017 (Klein) - Kopie

WP_20150313_010 (Klein) - Kopie

WP_20150313_008 (Klein) - Kopie

WP_20150313_018 (Klein) - Kopie

 

DSC00005 (Klein)

IMG_0268 (Klein)# DSC09991

DSC01316 (Klein)

DSC01257 (2) (Klein)

DSC01200 (Klein)

DSC01096 (Klein)

DSC01087 (Klein)

DSC01077 (Klein)

DSC00969 (Klein)

DSC00917 (2) (Klein)

DSC00844 (2) (Klein)

DSC00691 (Klein)

DSC00622 (Klein)

DSC00600 (Klein)

DSC00562 (Klein)

DSC00541 (Klein)

DSC00520 (Klein)

DSC00517 (Klein)

DSC00498 (Klein)

DSC00419 (Klein)

DSC00314 (Klein)

DSC00311 (Klein)

DSC00287 (2) (Klein)

DSC00187 (Klein)

DSC00024 (2) (Klein)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das copyright für die Unterwasseraufnahmen gehört dem

Calypso Diving Centre Koh Tao ,

www.diving-calypso.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thailand 15: The Deep Blue

Tauchen! Den Virus habe ich mir im vergangenen Jahr in Vietnam gefangen, als ich ein besonders tolles Grburtstagsgeschenk eingelöst und meinen Tauchscheiun gemacht habe – Follower meines Blogs werden sich erinnern… Nun also, als End- und auch ein wenig Höhepunkt dieser Thailandreise Tauchen auf Koh Tao. Ich wollte es ja langsam angehen und erst nochmal ganz viel wiederholen aus meinem Lehrbuch…aber dann ging alles ganz schnell.

Die Auswahl an Tauchbasen auf Koh Tao ist schwindelerregend…und angesichts von Konkurrenz und Dumpingpreisen auch teilweise besorgniserregend, denn der Druck wirkt sich eindeutig nicht gut auf die Qualität aus: Riesengruppen, Kurse im Turbo-Tempo, wenig qualifizierte Ausbilder etc pp.. Aber Tauchen ist nun mal gefährlich.

Zum Glück habe ich eine prima Empfehlung von meinem vieltauchenden Kollegen Christian, dem an dieser Stelle gedankt sei. Ich weiss, wohin ich gehen muss: Calypso Divers in Tanote Bay. Eine deutsche Tauchschule, die sich dem Wahnsinn entzieht und klein, fein und auf Sicherkeit bedacht, ihrer eigenen Philosophie treu bleibt. Die vielen Kunden, die immer wieder dahin zurückkehren, sprechen für diese symphatische, relaxte Truppe. Ich habe selbst erlebt, dass es Sicherheit hier mehr als Gerede ist. Z.B. als potentielleTauchschüler wegen eines möglichen, wenn auch sehr geringen Gesundheitsrisikos ohne ordentliches ärztliches Attest abgelehnt wurden. Gut so. Hat mich überzeugt.

Warum erst lange warten, statt gleich in die Vollen?! Es braucht nicht viel Überredung, um mich noch am ersten Tag zum Auffrischungskurs zu animieren. Ein bißchen essentielle Theorie, ein paar praktische Übungen im Wasser und ein erster Tauchgang und schon bin ich wieder dabei in der Gemeinschaft der Taucher.

Ich gestehe, ich war bei den ersten beiden Tauchgängen anfangs noch ein bisschen nervös, aber so entspannt wie hier getaucht wird, weicht die gesunde Nervosität am Anfang schnell einer fröhlichen Gelassenheit und wachsender Begeisterung. Und jetzt weiss ich auch wieder, dass es nicht nur die wunderbare Unterwasserwelt allein ist, die mich so süchtig macht, sondern auch die neue Dimension von Bewegung, das ganz andere Körpergefühl, was ich auf diese Weise entdeckt habe. Es ist unglaublich … anders, sich nicht mit den Beinen und Muskelkraft fortzubewegen, sondern gleitend, nur mit dem Atem navigierend und ein paar Flossenschlägen. Ich glaube, das kann man nicht erklären, nur Taucher werden verstehen, wovon ich spreche.

Ich habe zehn Tauchgänge mitgemacht, acht davon vom Boot aus an verschiedenen dive sites der Insel, und als krönenden Abschluss einen Nachttauchgang am Hausriff. Das war wirklich ein Abenteuer! In die totale Dunkelheit eintauchen. Man sieht nichts als das, was man eben gerade mit seiner Lampe anstrahlt. Aber das dafür wunderbar wie in einer Zauberwelt.

Ich habe unglaublich viel gelernt in diesen Tagen und fühle mich jetzt viel sicherer und entspannter. Danke Calypso! Und weil es für meine nicht tauchenden Leser gar nicht so spannend ist, über die Befindlichkeiten unter Wasser zu sprechen, mache ich es kurz und füge gleich als nächstes eine Bildergalerie ein, die ganz sicher ohne Worte funktioniert. Die Menschen auf den Fotos sind Caplypso-Chef Dennis, unser thailändischer Dive Master an Bord, unsere tollen Guides Heik; Balu und Michel, die beiden letzteren haben auch die phantastischen Fotos während der Tauchgänge gemacht. Vielen Dank dafür!

Thailand 14: Mikrokosmos Tanote Bay

Ein Pickup voller Gemüse ist mein Taxi in die Tanote Bay. Nachdem wir den Ort verlassen haben, geht es mitten über die Berge im Inneren der Insel. Trockener, immergrüner Wald  bedeckt die Berge und Felsen. Die Straße wird immer abenteuerlicher, ich muss mich heftig festhalten, um nicht über die niedrige Reling zu fallen, Felsbrocken ragen aus dem ausgewaschenen Sandweg, der sich teilweise beängstigend steil auf- und abwindet. Wo eben noch Touristenrummel war, ist hier nur Hitze und Wildnis. Dann der erste kurze Blick auf Tanote Bay: Ja! Das ist so, wie ich es mir vorgestellt habe: Eine knapp vierhundert Meter lange Strandbucht kuschelt sich an die Berge. Das Blaue Meer umspült ein paar große, dem Strand vorgelagerte Felsblöcke, die der Bucht ihren Charakter verleihen. Fünf Resorts umschließen den Strand. Aber kein einziges großes Haus zerstört den Eindruck der grünen Bucht, dafür gibt es in die Hänge gebaute kleine Bungalows , die sich zum größten Teil noch unter Bäumen, hohen Kokospalme und blühenden Bougainville verstecken. Zum Strand hin öffnen sich sechs Restaurants, geschlossene Räume hat nicht eines davon. Wer von A nach B will muss über den Strand, einen befestigten Weg gibt es nicht.

Ich klappere die Resorts ab, um eine Bleibe zu finden, natürlich ist es nicht so billig, wie auf dem Festland. Aber ich mache einen guten Deal und kann im Diamond Beach in einen kuscheligen Holzbungalow mit einer kleinen Terrasse und Blick durch grüne Baumkronen aufs Meer einziehen. Luftlinie zum Ufer sind achtzig Meter. Der Bungalow ist im typischen Thaistyle eingerichtet: ein großes Bett, ein Stuhl. Fenster zu drei Seiten mit weißen Baumwollgardinen machen ihn angenehm luftig und.Dazu kommt ein frisch gefliestes Bad, natürlich auch Thaistyle – also Klo mit Dusche darüber.

Übrigens – Haus- und Hoftiere habe ich auch….Heerscharen von kleinen Eichhörnchen toben in den Bäumen ums Haus herum, die Zirkaden haben mehrmals täglich (und nächtens) Sängerkrieg. Und auf meinem Dach wohnt wieder einer der zahlreichen Geckos. Inzwischen habe ich mich an die lauten Urzeitschreie gewöhnt, nur manchmal macht er sich einen Spass daraus, sich mitten in der Nacht genau an das Fenster neben meinem Kopf zu schleichen und da mit den unheimlichsten Grunz-, Kräh- und Schreilauten loszulegen, der reinste Stimmkünstler. Der Kerl wird einen Heidenspaß an mir haben: ich steh dann jedes mal im Bett – wörtlich. Die Eidechse in meinem Bad hält wenigstens die Klappe.

Das Diamond liegt neben einer eher teuren Anlage und einer legendären Backpacker-Bleibe, dem Poseidon, das direkt neben meinem Bungalow beginnt. Ich fürchte zuerst, dass es deshalb laut werden könnte, aber weit gefehlt, hier chilllt man bei Raggaemusik und das auch nur bis gegen elf Uhr abends. Dafür gibt es gleich zwei tolle Restaurants in denen man gut essen kann. Die Bucht ist der Traum jedes Gastronomen: zu kaufen gibt es nichts, man muss zwangsläufig alles in den Lokalen konsumieren, was seinen Niederschlag leider in den Preisen findet. Aber da Thailand immer noch relativ billig für Europäer ist, bleibt es erträglich.

Etwas kurios ist noch zu vermerken, dass man bei den Sitzmöbeln der Restaurants hier immer nur die Wahl zwischen extrem unbequemen Stühlen und Holzbänken oder dem Diner im Liegen auf Matratzen hat. Und selbstverständlich gilt auch hier das eiserne Gesetz Thailands: „Take off your shoes!“ Selbst eine Terrasse oder Rezeption wird niemals mit Schuhen betreten. Das geht einfach gar nicht. In keinem Gebäude, Restaurant, Büro, Laden, nirgends.

Das Leben in der Bucht gleicht einem geschlossenen Mikrokosmos. Innerhalb kürzester Zeit baut hier jeder sein eigenes soziales Umfeld auf. Per Schneeballsystem lernt man immer mehr Leute kennen und hat schnell „so ein Gefühl, dazuzugehören“. Die Kellner, Köche und Angestellten gehören bald genauso zur „Familie“ wie andere Reisende. Und außerdem kommen noch zahlreiche, freilaufende, liebenswerte Hunde und Katzen zur Tanote-Familie dazu.

Diese Art von Gemeinschaft ist angenehm, denn man kann allein bleiben, essen, schwimmen , aber man kann es auch in Gesellschaft tun. Zum Essen verabredet sich kaum jemand, denn wenn man Gesellschaft sucht, braucht man nur kleinen Rundgang zu machen, und zu schauen, wer wo sitzt. Dann kann man sich immer noch entscheiden, wo man mit wem essen möchte oder ob man sich lieber allein auf eine Matte fläzt. Der Blick in die Sterne und auf das nächtliche Meer mit den erleuchteten Booten der Krabbenfischer bleibt immer.

Ohne es recht zu beabsichtigen habe ich schnell ein Lieblingsrestaurant für die Abende gefunden: Lais Beach Bar. Eine Art Holzhaus auf Stelzen, auf einen Felsen gebaut. Wände hat nur die Küche, eine Tür gibt es nicht. Der erste Stock besteht aus einem zu allen Seiten offenen Holzdeck mit flachen Tischen. Gesessen oder gelegen wird auf dem Boden, der Blick aufs Meer ist herrlich. Unten gibt es noch vier Kerzenlicht beleuchtete Tische direkt auf dem Strand, zehn Meter vom Wasser entfernt. Da kann man auf echten Stühlen sitzen. Die Küche ist sehr lecker, zum Teil höllisch scharf und zusätzlich gibt es oft frischen gegrillten Fisch. Barracuda schmeckt mir am besten! Und Lai, die Chefin selbst ist ein echtes Original: charmant, quirlig und geschäftstüchtig. Kaum kommt man auch nur in Sichtweite schallt einem schon entgegen „Halloooo! Where you going? Come in, take a seat, my friend!“

Die Ressorts gehören alle Thais, zwei sind direkt familiengeführt. Ich bin allerdings doch etwas schockiert, als ich mitbekomme, dass fast alle Angestellten Burmesen sind. Manche werden ein bißchen wie Sklaven gehalten, das ist leider nicht zu übersehen, bei anderen geht es zum Glück etwas weniger harsch zu. Insgesamt leben drei Millionen Burmesen in Thailand – zumeist illegal. Die thailändische Regierung versucht das Problem in den Griff zu bekommen und hat eine Möglichkeit geschaffen, dass sich die Illegalen Einwanderer melden konnten, um ihren Status legalisieren zu lassen. Damit haben sie dann Anspruch auf den neuen thailändischen Mindestlohn von 300 Baht pro Tag (etwa neun Euro). Allerdings haben das wohl viele gar nicht verstanden oder es fehlte ihnen das Geld für den Antrag, und so bleibt das Problem ein Problem. Hier in der Bucht sind jedenfalls ungefähr über 80 Prozent der dienstbaren Geister aus Myanmar. Teilweise sehen sie ihre Familien jahrelang nicht, sie arbeiten sieben Tage die Woche.

Zu den Schattenseiten dieses kleinen Paradieses gehört auch noch der Müll, der täglich an den Strand gespült wird. Nicht so viel wie ich es in Vietnam erlebt habe, aber auch nicht zu übersehen. Plastik, Plastik, Plastik…Es ist deprimierend.

Trotzdem, noch ist Tanote Bay eine echte kleine Strandoase, in der das Leben sehr entspannt ist. Niemand rennt oder läuft auch nur schnell, die Menschen sind freundlich. Immer wieder bin ich beeindruckt,wieviel gelächelt wird und dass es absolut selbstverständlich zu den täglichen Umgangsformen gehört, sie zur Begrüßung, bei einer Bitte oder einem Danke voreinander mit gefalteten Händen zu Verbeugen. Das verhindert unbedachte Unhöflichkeiten von vornherein und macht alles ein wenig netter.

In gewisser Weise scheint die Zeit hier Pause zu machen. Wohin man auch schaut – auf´s Meer oder auf das Hinterland, man ist umgeben von Schönheit und Natur. Das ist es, was mir gut tut und weshalb ich auch beschließe, meine Rundreise hier zu beenden und einfach mal den Stecker zu ziehen. Nichts tun, einfach nur sein. Da sein und alles in sich aufnehmen. Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen oder nicht mal das. Nur genießen und ausruhen vom Alltag.

Und außerdem – das muss natürlich dazugesagt werden, habe ich mir für meinen Aufenthalt hier ja noch ein besonderes Bonbon aufgehoben: Ich will endlich wieder tauchen. Mein Debüt ist ein Jahr her, aber die Sehnsucht nach mehr ist nicht abgeklungen. Auf ins Abenteuer!

 

Thailand 13: Ab auf die Insel

Nachdem mich Mr. Bao höchstpersönlich vor Sonnenaufgang, mit einem Sandwich ausgestattet, an der Bushaltestelle abgeliefert hat, heißt es ein weiteres Mal Abschied nehmen von einem schönen Ort. Die aufgehende Sonne zeigt mir ihr Land und vor allem die Berge noch mal in magischem Licht, bevor es zurück in die Ebene von Surat Thani geht. Vor einer Agentur der Fährgesellschaft Lomphraya werde ich abgesetzt. Mein Briefchen von Mr. Bao scheint in Ordnung zu sein, einziger Beweis dafür, dass ich die Überfahrt nach Koh Tao bezahlt habe. Die Fahrpläne in Thailand bleiben mir ein Rätsel, mal gelten sie ganz exakt, oft aber scheinen es nur grobe Schätzwerte zu sein, selbst bei der Bahn. So auch heute.

Eine halbe Stunde nach dem mir bekannten Abfahrtstermin der Fähre kommt endlich ein verwirrend großer Reisebus und lädt uns ein. Ich dachte, wir würden nur eben zum Pier gebracht. Tatsächlich aber fahren wir anderthalb Stunden durch immer neue Ortschaften. Ich werde langsam ein bisschen unsicher, ob hier nicht ein Missverständnis vorliegt, sehe aber noch zwei Backpacker, von denen ich weiss, dass sie dasselbe Ziel haben.

Irgendwann taucht dann das Meer neben uns auf – das erste Mal auf meiner Reise sehe ich den Golf von Thailand – blau glitzernd im Sonnenschein. Irgendwo im Nirgendwo ein Pier und wir besteigen einen Highspeed-Katamaran. Die meisten Thais bleiben unter Deck und scheinen spätestens nach zehn Minuten allesamt zu schlafen. Das Meer ist aufgewühlt und das Boot kracht hart auf die Wellen und es schaukelt nicht wenig. Nach einer Weile beruhigt sich der Seegang. Ich gehe an Deck und nehme das erste Mal meine nicht-thailändischen Mitreisenden wahr. Schock! Was sind den das für Leute?! Ein völlig neues Publikum, das schon äußerlich so ganz anders wirkt, als die Reisenden, die ich bisher getroffen habe.

Da ist die typische Pauschalreise-Spezies , schneeweiss im knappen Ibiza-Beach-Outfit, dieSonnencreme in der Hand. Laut unterhält man sich darüber, bei welcher Internet-Agentur welche Reise mit welchem Komfort noch zwei Euro billiger angeboten wurde. Es werden flugs beruhigende Gruppenbildungsprozesse absolviert: „Ach, ihr seid auch auf unserer Insel in dem Ressort Asia Sun! Na super, wir sind auch da und die vier da drüben wohnen in der Anlage gleich nebenan! Da können wir ja schön was zusammenmachen!“ Dann, betont abgesetzt, die Distingierteren mit der Buchung im Luxusressort. Ein Kölner Pärchen um die Dreißig erzählt mir, sie seien direkt aus Bangkok weitergeflogen (interessiert uns nicht wirklich, die Stadt) und hätten alles schon klar gemacht, keine unnötigen Umwege, sie wollen nur relaxen -wer will schon Stress und allzu viel Neues im Urlaub. Ein toootal gutes Angebot: ein abgelegenes Strandressort mit allem Drum und Dran für nur 150 Euro die Nacht mit Halbpension, natürlich. 150 Euro in Thailand? Totaaal günstig? Nur nicht woanders hin, kein Stress? Ich glaub, ich bin hier falsch! Da sind mir ja die flattertuchbehangennen Öko- Hippie-Aussteiger-Eltern mit drei kleinen Kindern, zwei Kinderwagen und drei Tonnen Gepäck noch die liebsten.

Nach einem Zwischenstopp in Koh Samui legen wir nach etwa zweieinhalb Stunden in Koh Pha Ngang an, der Nachbarinsel von Koh Tao. Plötzlich wird klar, warum man einigen von uns beim Einsteigen rote Bändchen verpasst hat: Wir müssen hier umsteigen. Das Gepäck hat die Crew schon auf dem Landesteg verteilt ehe wir endlich vom Schiff runter sind – jeder rupft an seinem Teil herum, wunderbarer Weise landet nichts im Wasser. Eine Stunde Aufenthalt, brennende Sonne. Leider kein netter Hafen, sondern eine endlose Mole zum Land, der eigentlich Ort fängt erst dahinter irgendwo an. Ich zerre mein Taschenmonster durch den Sonnenschein (ja, ich habe gelernt: das nächste Mal brauche ich nur die Hälfte), nur um in einer hässlichen, aber immerhin schattigen heissen Schalterhalle eine Cola zu trinken.

Endlich erreichen wir dann Mae Haad auf Koh Tao. Ich will eigentlich auf die abgelegene Ost-Seite der Insel, in die Tanote Bay. Doch es ist offenbar etwas beschwerlich dorthin zu gelangen, deshalb will ich eine Nacht an der betriebsamen, extrem touristischen Westküste verbringen und ein bisschen fröhliches Badeort-Leben anschauen. Ich habe keine Ahnung, wohin ich mich wenden soll. Ich schubse Heerscharen von aufdringlichen Taxifahrern und Schleppern weg und marschiere einfach drauf los. Müde, heiss, ich habe keine Lust mehr weiterzusuchen. Eine schweißtreibende Stunde später habe ich Rückenschmerzen und lahme Arme, weil ich meinen Hackenpanzer ständig durch den Sand und über Steine ziehen musste. Endlich ein freies Zimmer, das weder ein Schlafsaal, noch ein teures Hotel ist. Allerdings – es ist scheußlich, schimmelig, schmuddelig und dafür zu teuer. Aber aus meiner Zimmertür kann ich immerhin direkt auf den Strand. Zwar habe ich auf dem Schiff meinen lonely planet befragt, wo ich denn wohl bleiben sollte, aber da ich keine Ahnung von den geografischen Gegebenheiten und Entfernungen hatte, hat das nicht viel genutzt.

Um meinen Frust gar nicht zum Zuge kommen zu lassen, mache ich mich nach einem ersten kurzen Bad auf, Mae Haad zu erkunden. Anderthalb Stunden laufe ich durch den lauten, chaotischen, ziemlich vermüllten und gesichtslosen Ort voller Tauchbasen, Hotels, stinkender lauter und stinkender Motorräder und Quads, die einem fast über die Füße fahren. Meine Laune ist im Keller. Ich will hier weg.

Schließlich treffe ich zwei Engländerinnen, Mutter und Tochter, die auch in meinem Hotel wohnen. Sie fragen mich, ob wir nicht zusammen essen wollen. Ich nehme das gern an und wir finden sogar ein nettes Restaurant. Die junge Frau ist Tänzerin und hat eine Charlston- Dance Compagnie. Ihre Mutter hat gerade aufgehört zu arbeiten. Sie hatte einen Second Handladen und hat Kostüm-Ausstattung für Filme gemacht. Die Ladies sind beide very english, ein bisschen schräg und ich finde, wir bilden einen netten kleinen Damenclub. Das rettet mir den Abend und lässt mich den Ort Mae Haad vergessen.

Um es vorwegzunehmen – man möge mir den Bruch der Chronologie verzeihen, einige Tage später unternehme ich einen weiteren Versuch, mich mit der Ostküste anzufreunden und fahre in den Hauptstrandort Sairee Beach. Einzige Möglichkeit von Küste zu Küste zu kommen ist eins der fünf Shuttle-Sammel -Taxis aus Tanote Bay, die viermal am Tag zur Fähre fahren und für einen kleinen Aufpreis dabei auch Gäste mit in die angrenzenden Orte nehmen. Das Ganze kostet dann pro Fahrt und Kopf 100 bis 150 Baht, ein reguläres Taxi verlangt 500 bis 600 Baht.

Eigentlich möchte ich an dieser Stelle nur ganz kurz auf Sairee Beach eingehen- denn, soviel sei vorweggenommen, es lohnt kein eigenes Kapitel. Es ist etwas sanfter als der geschäftigeHauptort Mae Haad, aber trotzdem nicht viel mehr als eine Ansammlung von Hotels, Hostels, Tauchbasen, Geschäften und Restaurants mit einem Palmen gesäumten Strand. Eine eigene Atmosphäre läßt der Ort in meinen Augen aber vermissen. Nach anderthalb Stunden weiss ich nichts mehr mir mir anzufangen und bitte per Handy-Nummer um Rückholung – as soon as possible.

Etwas netter, zumindest auf der Durchfahrt, sieht der südlich gelegene Ort Chalok Baan Kao aus. Dies alles halte ich nur für eventuell nachfolgende Thailandreisende fest. Nach diesen ersten Erfahrungen setze ich nun alle Hoffnungen auf meine Weiterreise nach Tanote Bay.