Ich bin sofort hell wach an diesem sonnigen Morgen: Dive-Safari! Punkt elf rollt der nagelneue schwarze Kleinbus mit dem charmanten Besitzer der Tauchbasis, einem 1,90 m großen, eleganten Ladyboy auf den Hof und holt mich ab. Das ist doch mal Service. Er bringt mich zum Shop, denn ich muss schließlich noch Formulare ausfüllen, die Ausrüstung probieren und zusammenstellen.
Die Neoprenanzüge sind … gebraucht, aber egal, ist ja keine Modenschau. Aber das restliche Equipment ist in gutem Zustand, nur das zählt. Schweissgebadet absolviere ich bei 32 Grad die An- und Ausziehtortur. Danach ist Stadtgang, denn bis zur Abfahrt bleiben noch drei Stunden.
Ich spaziere die endlose Hauptstraße entlang, auf der Suche nach dem local market, denn da hoffe ich als verspätetes Frühstück sticky rice with Mango, süßen Klebreis mit Kokossoße und Mango, zu finden. Doch meine Hoffnungen werden böse enttäuscht, der Markt ist vergleichsweise klein und sticky rice gibt es erst auf dem Nachtmarkt. Also bestelle ich mir eine Hühnersuppe mit Gemüse und Reis, auf dem wackeligen Tisch vor mir stehen noch eine ganze Reihe Schalen mit Kräutern und Gemüsen, die man sich nach Bedarf noch in die Suppe machen kann. Lecker. Nur den beliebten Blutpudding schiebe ich dezent beiseite, was die Köchin gar nicht verstehen kann…
Noch ein paar Kleinigkeiten besorgen und geeisten Cappuccino schlürfen, dann ist es auch schon soweit. Ich lerne die ersten der dreizehn Mitfahrer kennen, ein französisches Paar, ein forscher Bub aus „Konschtanz“ und zwei weitere junge Deutsche. Meine Reisetasche muss mit an Bord, habe ich doch durch die schnelle Entscheidung keine Bleibe mehr und beschlossen, auf der Rückfahrt auf der Insel Koh Phayam auszusteigen.
Endlich sind wir dran und werden zum Pier gekarrt, eine weitere halbe Stunde durch diese endlose „kleine“ Stadt. Der Pier ist eine hässliche Betonfläche, es stinkt durchdringend nach Fisch. Als einziges Boot schaukelt die „Seaworld 1“ am Kai, unser Zuhause für die nächsten vier Tage.
Schuhe abgeben, ein gewagter Schritt auf das schwankende Boot, das ziemlich weit weg scheint – tschüss, Festland ! Der Chef-Guide stellt sich und die Crew vor. Billy aus Florida hat den Hut für alle Taucher auf, zweiter Guide ist ein rundlicher und lustiger Thai namens Naan, dritter ein völlig entrückt grinsender Resthippie aus Österreich, Oliver. Zur Bootscrew gehören sechs fleissige Geister, die zum Teil aus Myanmar stammen („Birma-People“) – ich will lieber nicht wissen, unter welchen Bedingungen sie arbeiten. Außerdem gibt’s noch eine Köchin und – das Bootsmascottchen Teddy, ein riesiger kuschliger Teddybär. Und um es mal vorwegzunehmen: Man sollte nicht glauben, dass lauter Erwachsene an Bord waren. Teddy wurde stets heftig bekuschelt.
Während wir frische Kokosnüsse, die mit Orchideen geschmückt sind ausschlürfen und leckere, in Teig gebackene Bananen verdrücken, werden Regeln und Pläne für die Reise erklärt. Erstmal haben wir sechs Stunden Fahrt vor der Nachtruhe vor uns, um in die Nähe unseres ersten Tauchspots zu kommen – daraus sollen tatsächlich allerdings dann neun werden, wegen der etwas unruhigen See.
Ich teile mir eine winzige Kabine längsseits auf dem Hauptdeck mit Simone aus Darmstadt, eine Schauspielerin. Wir sind uns sofort einig: Egal was kommt, die Tür bleibt nachts weit offen, sonst bekommen wir Platzangst und Schweissausbrüche.
Das Abendessen ist eine sehr angenehme Überraschung: vier verschiedene Gerichte, alles extrem lecker. Obst und Getränke stehen immer zur Verfügung, sogar ein schier unerschöpflicher Vorrat an Eiscreme. Die Stimmung ist bestens. Man isst und lernt sich kennen. Es gibt außer den schon erwähnten Passagieren, noch zwei Vater- Tochter-Paare, eins aus Berlin, eins aus den USA, einen Deutsch-Indonesier aus Schanghai und zwei junge Notärzte aus Philadelphia. Alles in allem eine ziemlich nette Truppe.
Die erste Seekranke liegt bereits bleich auf der Bank an Deck – aber nach einer Nacht hat sie sich an das Geschaukel gewöhnt. Neben dem Kühlschrank mit den Getränken steht ein ganzes Glas voll Pillen gegen Seekrankheit….
Unzählige Inseln ziehen an uns vorbei, dann nur noch blaues Meer bis zum Horizont. Wenig später ist alles um uns herum nur noch tiefschwarz. Aber am Horizont strahlen rund herum gleißende Lichter – wie Geisteraugen. Schließlich kommt eines dieser Geisteraugen auf uns zu, ein wirklich gespenstischer Anblick! Schließlich ist eine seltsame Scheinwerferkonstruktion zu erkennen. Es sind Krabbenfischer, die mit dem Licht ihre arglose Beute anlocken. Angesichts der vielen Geisteraugen ist es kaum zu glauben, dass überhaupt noch eine Krabbe und ein Tintenfisch in diesem Meer schwimmt. Europa und Amerika sind gierig!
Der Abend scheint hier an Bord irgendwie länger als an Land, schließlich kann man nicht viel machen, außer rumsitzen und reden. Schließlich gehen zehn auch die letzten ins Bett, eigentlich sollten wir schon am Ankerplatz sein.
Unsere Betten sind längs der Fahrtrichtung , das Geschaukel fühlt sich seltsam an….Aber es soll noch drei Stunden dauern, bis der Käptn endlich die Anker werfen läßt, nahe einer Insel. Nur, die Hoffnung auf ruhigere Zeiten soll sich nicht erfüllen, es schaukelt jetzt nur anders. Mir ist nicht schlecht, schlafen kann ich aber trotzdem nicht. Irgendwann ziehe ich mit Decke und Kissen auf das offene Deck. Wenigstens Frischluft. Irgendwann döse ich dann doch ein.
Um sechs Uhr dreißig läuft Billy mit einem Glöckchen durchs Schiff: Aufstehen, Briefing für den ersten Tauchgang. Kurz nach sieben geht’s los: Fertigmachen zum tauchen. Am ersten Tag gibtś noch etwas Verwirrung – welcher Anzug war nochmal meiner? Aber die Crew wuselt um alle herum und ist mehr als hilfreich. Sie helfen beim nervigen Anziehen der Neoprenanzüge, Anlegen der Tauchausrüstung und quetschen viele Füße in ihre Flossen. Was für ein Support!
Wir tauchen in drei Gruppen. Eine davon sind Anfänger, die auf dieser Tour ihren ersten Tauchschein machen. Ich werde Naan zugeteilt. Auf gehtś: Maske und Gewichte festhalten und rein! Beim ersten Abtauchen geschieht, was mir jedes Mal nach einer längeren Pause passiert: Ich denke, die Luft da durch den Regulator ist vielleicht doch zu dick… Drei Minuten Antipanik-Meditation und dann löst sich langsam alles in Wohlgefallen auf. Kommt dann auch nie wieder vor.
Was für eine Welt: Schon das gemeinsame Abtauchen mit den rundum aufsteigenden Blasen ist eine Show. Unten angekommen müssen wir allerdings feststellen, dass die Sicht doch nicht ganz so gut ist wie sonst – Nachwehen des Sturms.
Aber dennoch sieht man genug, um wieder zu wissen, warum man das macht! Fische in allen Farben und Größen! Papageienfische, Clownfische, gelbe Straßenkehrer, Stachelrochen, Snapper, Kofferfische, Drückerfische, Seesterne in mehreren Farben, silbrige Barracudas, lange schillernde Trompetenfische und noch viele, viele mehr. Doch mit zu den schönsten gehören ein paar ziemlich giftige Kerle: Die Feuerfische, die aussehen als hätten sie seltsame, filigrane Flügel und flatterten über dem Meeresboden! Und zu den skurrilsten Wesen gehören die ebenso giftigen Skorpionfische, sie sehen aus wie ein Stück Felsen mit Glubschaugen. Phantastisch, was sich Mutter Natur so alles einfallen lässt. Da müssen Designer lange nachdenken, um das auch nur ansatzweise zu erdenken.
Nun will ich aber meine geneigte Lesergemeinde nicht zu lange mit ewigen Taucherlebnissen in allen Einzelheiten langweilen – ich fasse es mal so zusammen: Es waren 10 Tauchgänge in zweieinhalb Tauchtagen. Eine ganz schöne Herausforderung. Zumal wir mehrfach mit Strömung zu kämpfen hatten, das stresst schon ein bisschen. Aber ich fand es einfach großartig und habe es genossen – fast bis zum Schluss. Denn den letzten Tauchgang musste ich schweren Herzens ausfallen lassen, da es mir nach der letzten Nacht plötzlich nicht mehr gut ging. Keine Ahnung, warum, aber ich habe mich in ein ziemliches Häuflein Elend verwandelt und mich nur noch in ein Bett gewünscht, das still steht .
Zum Leben an Bord muss ich aber noch drei Dinge erzählen. Das Catering an Bord mit dreieinhalb Mahlzeiten pro Tag war das Beste, was man sich vorstellen kann, einfach nur lecker und immer wieder voller Überraschungen. Am letzten Abend gab es neben gedünsteten Riesensnappern sogar für jeden einen riesigen Hummer, der im Munde zerging! Ich bin mehrmals unten in die Klaustrophobie erzeugende Küche geklettert, um die Köchin hochleben zu lassen, die man nie gesehen hat und die den ganzen Tag da unten geschuftet hat. Ich weiß nun auch wie auf Thai „sehr lecker“ heißt: Sabai mak mak!
Mein ganz besonderer Liebling war Tam, die Bordkatze, die auf der Kapitänsbrücke residiert hat, und die nach dem Abendessen eine huldvolle Runde durchs das Schiff drehte – ohne durch die Rehling zu fallen.
Eine weitere besondere Erwähnung gehört unbedingt noch dem Oberdeck, auf dem man sich zwischen und nach den Tauchgängen entspannen konnte. Am allerschönsten allerdings war es nachts! Nur der funkelnde südliche Sternenhimmel und das Rauschen des Meeres … Ich bin immer mit Simone spät hochgegangen, um das zu genießen. Solche Momente vergisst man nicht. Manchmal kam auch George aus Sarasota oder Alex aus Berlin hoch, es waren wirklich nette Mondscheingespräche.
So schipperten wir übers Meer, haben vor den Inseln Ko Tai Chai, Surin, Haddat, einer weiteren, deren Namen ich vergessen habe, und dem berühmten Richelieux Rock in der Andamansee getaucht. Letzterer gehört zu den zehn besten Tauchspots der Welt, ich glaube Platz sechs. Und zurecht! Allein der Fels hat phantastische Formen, die über und über von unzähligen, farbigen Pflanzen, Farnen und Korallen bewachsen sind, es gibt Höhlen, Steilhänge, Plateaus. Und es ist kaum zu glauben, wie viele tausend Fische und Fischschwärme da umeinander herum schwimmen. Einfach toll!
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es an vielen Stellen hier ein trauriger Anblick ist, wenn man über endlose Korallenfriedhöfe schwimmt. Aber an diesem Korallensterben vor einigen Jahren ist ausnahmsweise mal nicht der Mensch schuld gewesen, sondern El Nino. Aber die gute Nachricht ist: An vielen Stellen sieht man schon wieder, dass sich neue Korallen bilden.
Meine sehr spontane Entscheidung für diesen Trip habe ich keinen einzigen Moment bereut, es war einfach ein großartiges Erlebnis! Und die Tauchbasis „A One Diving“ in Ranong kann ich reinen Herzens weiterempfehlen. Danke für die schöne Zeit live aboard!
Kategorie: Thailand 2019
2 – First Stop: Ranong
Der Morgen beginnt mit meinem ersten Besuch in einem der üblichen thailändischen Duschklos, eine thailändische Spezialität, die den Mitteleuropäerzunächst irritiert, da die Dusche über oder neben dem Klo hängt. Mir kommt das aber nun angenehm vertraut vor. Schnell die Sachen zusammengerafft und dann klopft auch schon die freundliche Wirtin: Das Taxi ist da. Und – es wartet mit eingeschaltetem Taxameter! Ich bin schon am frühen Morgen glücklich. Es gibt sie also, die ehrlichen Bangkoker Taxifahrer!
Am Flughafen versuche ich etwas über die Wetterlage herauszufinden. Dass das Schlimmste des Tropensturms Pamuk vorbei ist, weiß ich, aber nicht, wie die Situation momentan aussieht. Die Thais lächeln und zucken nur die Schultern: No problem… Also dann: Auf nach Ranong an der Westküste, ca 700 km südlich von Bangkok. Das Flugzeug ruckelt sich durch dicke Wolken und Regen dem Ziel entgegen, nichts für Angsthasen.
Der Flughafen Ranong ist klein und mehr als übersichtlich, hier landen nur ein paar Maschinen am Tag. Ich rupfe mein Gepäck vom Band und stehe auch schon vor dem Flughafen, gefühlt mitten in der Pampa. Hier stehen 3 Minibusse und ein schönes altes SongTaew, ein typisches thailändisches Sammeltaxi: Ein alter Pick-Up mit zwei längs angeordneten Bänken auf der Pritsche, einem bunten Geländer und einem Planendach. Ja! Das nehme ich. Ist zwar etwas unbequem und tuckelt langsam durch die Gegend, aber es fühlt sich echt an und ich muss nicht Minibus fahren. 50 Baht – das sind knapp 1,50 Euro. Ranong ist etwa 30 km entfernt.
Links und rechts nur grün und sonst nicht viel, bevor eine halbe Stunde später die ersten Häuser auftauchen. Inzwischen mussten wir halten und die seitlichen Planen herunterlassen, denn es regnet wieder und wir sind bereits richtig schön nass. Das Song Taew zuckelt ewig durch die kleine, aber ausgedehnte Stadt, denn es bringt alle zur gewünschten Adresse und natürlich ist meine die letzte… In einer kleinen Nebenstraße patsche ich die letzten Meter durch die tiefen Pfützen des Lehmweges zu meinem Guesthouse. Das bunte Schild ist schon das Sehenswerteste, der Rest ist sauber, aber sehr einfach, um es neutral zu sagen. Zumindest sind die Leute nett.
Das Zimmer ist so öde, dass ich keine Lust habe, lange hier zu bleiben. Der Regen hört auf und ich bitte um ein Motorrad-Taxi, ich habe gelesen, hier gibt es heiße Quellen. Perfekt für einen grauen Ankunftstag, den man nicht im noch graueren Zimmer verbringen möchte.
Die Hot Springs liegen etwas außerhalb der Stadt, die Straße führt von hier in die Berge. Ich steige vor einem eher bescheidenen Tempel aus und entdecke als erstes einen Fluss, der viel schlammiges Wasser aus den Bergen über viele große Steine ins Tal rauschen lässt. Ich beobachte das Ganze von einer wackeligen Hängebrücke aus, es hat etwas Hypnotisierendes. Links und rechts erheben sich hohe, tiefgrüne Berge.
Und da sind sie auch schon, die Hot Springs von Ranong: Sie blasen trotzig ihren heißen Dampf in den nebligen Tag . Aus Brunnen und kleinen flachen Bassins steigen Schwaden auf. Ein paar Thais hocken auf dem Rand und nehmen Fußbäder.
Ein paar Meter weiter ist eine Schranke mit einem Kassenhäuschen. Dahinter sind, direkt über dem Flussufer, vier gemauerte kleine Becken und ein paar Umkleidekabinen und Duschen. Alles ziemlich einfach und so gar nicht chic, wie man es in anderen Touristengegenden erwarten würde. Eine Handvoll Leute hocken hier in Wassser und nicken freundlich. Ich bin zuerst etwas erschrocken, wie heiß das Wasser ist: zwischen 42 und 45 Grad. Das halte ich nicht lange aus – denke ich und schon fängt es wieder an zu regnen. Und wie! Es gießt, und das anderthalb Stunden lang.
Einfach perfekt: Man setzt sich ins flache Wasser und von oben kommt die Kühlung! Es prickelt und dampft…fast ein bisschen surreal. Unsere kleine Gemeinde, bestehend aus zwei Belgiern, zwei Deutschen und vier Thais, lernt sich so schnell kennen. Schließlich sitzt auch noch die gesamte Besatzung des Bades mit im Wasser, nass sind sie sowieso und die Thais baden ohnehin meistens in voller Bekleidung. Lustige Gesellschaft.
Als der Regen nachlässt, hat sich auch die Frage, wie ich wieder in die Stadt komme , erledigt, denn inzwischen kenne ich ja alle und zwei nette junge Thais mit einem Ranchrover chauffieren mich gutgelaunt in die Hauptstraße zum Abendessen. Denn in der Gegend um mein Montra Guesthouse ist absolut tote Hose.
Gelegenheit, die Stadt genauer anzuschauen. Der Regen ist verschwunden, der Himmel hellt sich zusehens auf. Geschäftig, ziemlich abgeranzt, klein und groß zugleich. Schön ist anders, aber trotzdem nicht wirklich unangenehm. Die eher kleinen Gebäude drängeln sich neben Gewerbebauten, bunt, etwas verkommen, fast alle Wände sind von schwarzem Schimmel angefressen. Ranong ist eine Industriestadt, die von der Fischverarbeitung lebt. Myanmar ist nur einen Katzensprung entfernt, so ist Ranong zudem auch noch Grenzstadt mit entsprechenden Zoll- und Visa-Büros. Es wuseln unglaublich viele Menschen herum, alles ist voller Geschäfte, so dass man sich fragt, wer denn hier so viel einkauft. Denn eine Touristenstadt ist das nun wirklich nicht.
Aber in der Hauptstraße haben sich einige ganz nette Restaurants angesiedelt, von Sushi über Burger bis Thaifood. In einer besonders häßlichen Industrieruine scheinen tausende von Vögeln eingezogen zu sein, das Konzert ist geradezu ohrenbetäubend. Plötzlich stehe ich vor einem Dive-Shop, „A One Diving“. Angesichts des Wetters hatte ich den Gedanken ans Tauchen erstmal weggeschoben.
Aber: Der Laden hat auf. Und schlimmer noch: Es wird wieder getaucht…. Die Gegend hier mit ihren tausend Inselchen und die südlich gelegene Andamansee ist bekannt für Tauch-Safaries. Und ebenso eine fällt mir jetzt vor die Füße. Aber – es geht schon am nächsten Tag los… Die Geschäftsführerin offeriert mir eine last minute – Nachmeldung. Ziel sind die Surin Islands und der berühmte Richelieux Rock im Süden. Das ist etwas zuviel für mich. Ich muss über das Angebot nachdenken, auch über den Preis, obwohl er tatsächlich der beste ist, den ich bis dato gehört habe. Ich bitte mir eine Stunde Bedenkzeit aus.
Was soll ich sagen, nach einer Dreiviertel Stunde auf und ab laufen denke ich: das ist Schicksal. Jetzt oder nie, die nächste Möglichkeit hier ist in zwei Wochen, bei zwei anderen etwas eher, dafür viel teurer. Also kurzentschlossen zurück, die Chefin hatte sich inzwischen überlegt, dass sie mir als letztem Platz auf dem Boot noch einen Rabatt anbietet, wie kann man da nein sagen.
Eine ordentlich Portion Sushi später liege ich in meinem kargen Kämmerlein und kann´s nicht fassen : Ich gehe auf eine echte viertägige Tauchsafari! Ich finde es einfach….großartig! Abenteuer, ich komme!
1 – Nach Thailand geht’s über Moskau!
Und ewig grüßt das thailändische Murmeltier! Es lockt mich immer wieder, so freundlich, entspannt, chaotisch und…wunderschön wie dieses Land ist. Und noch gibt es einiges hier für mich zu entdecken.
Eine Vorbemerkung: Diejenigen, denen an echten Thailand-Reiseberichten gelegen ist, mögen sich bis zum nächsten post gedulden, dies ist eher eine Wegschilderung für all die, die mich kennen und neugieriger auf Persönliches sind….
Das Entdecken beginnt mit der Reise: das erste Mal über Moskau mit Rossiya, der Billigtochter der altehrwürdigen Aeroflot. Das Wichtigste zeigt sich gleich: moderne, gutgepflegte Maschinen. Einmal Airbus, einmal Boing. An Bord herrscht striktes Alkoholverbot, wie gleich viermal über den Bordfunk tönt. Wohl die Flucht nach vorn, angesichts der trink-und-lass-die Sau-raus vieler (männlicher) Landsleute.
Unterstellung? Neben mir, über vier Reihen verteilt, fünf russische Muskelpakete. Jeder mit einer demonstrativ mitgebrachten Literflasche Cola. Kaum ist der Start vorbei, wird ein halber Liter inhaliert und unter dem Sitz gekramt. Schon sind die Flaschen wieder voll und ich sitze im Vodka-Nebel…..
Mit einer halben Stunde Verspätung landen wir morgens um vier in Moskau: russischer Winter, die Landschaft unter uns leuchtet selbst im Dunkeln auf eine diffuse Art. Nach dem Aufsetzen rollen wir eine halbe Ewigkeit über Roll- und Parkfelder, unterqueren eine Schnellstraße, weißes Nichts, bis endlich das Flughafengebäude Moskau Scheremetjevo auftaucht. Noch klarer werden die Dimensionen, als uns der Bus vom Flieger zu terminal fährt. Ich dachte schon, ich hätte unwissentlich noch eine Bustour dazugebucht. Alles riesig…
Auch im Flughafen ist alles verwirrend und groß, die russischen Beschriftungen machen es nicht leichter. Am Gate angekommen bleibt mir noch viel Zeit, also beschließe ich, Kaffeetrinken zu gehen. An zwei von gefühlten 500 Restaurants werde ich nur angeraunzt: Nur Rubel, keine Euro. Aber im dritten Café hat man Mitleid und verrät mir schließlich, dass ich immerhin mit Kreditkarte zahlen kann. Später entdecke ich noch einen Automaten, an dem es Spacefood gibt: Kein Witz! Echtes Spacefood: vom Kuchen bis zu Lamm auf Reis alles aus der Tube! Echt kurios. Aber um fünf Uhr morgens dreht sich mir der Magen um bei dem Gedanken.
Endlich beginnt das Bording. Endlose Menschenschlangen – es ist eine Boing 777 und da gehen verdammt viele Leute rein. 90 Prozent Einheimische Fluggäste. An Bord gibt es für mich einiges Hin-und her- ich werde dreimal umgesetzt, aber zuletzt lande ich ganz zufrieden doch noch wieder auf einem Fensterplatz, neben mir frei, daneben ein gemütlicher russischer Opa. Und dann geht es endlich los….
Oder doch eher nicht, denn die ganze Maschine ist von einer soliden Eisschicht überzogen und kann nicht starten. In der Dunkelheit rücken zwei gespenstische Riesenameisen an: Spezialfahrzeuge zum enteisen. Ein Sattelschlepper mit einem Spezialkran, auf dem mit einem Riesenarm mit einem Scheinwerfer an der Spitze und verschiedenen Spezialdüsen für eine Enteiserflüssigkeit Stück für Stück enteist wird. Ich fühle mich wie im outer Space. Es sieht total verrückt aus durch das Bordfenster in die Nacht, den Schnee und das Space-Vehikel, das alle einsprüht und -nebelt. Über eine Stunde geht das so. Dann endlich darf die Maschine an den Start.
Der weitere Flug ist nicht weiter berichtenswert – eben öde wie alle Langstreckenflüge. Mit etwas Verspätung landen wir in Bangkok Suvurnabhumi – den Tag haben wir verpasst, auch hier ist es längst wieder dunkel. Ich habe noch einiges zu absolvieren von Inmigrationcontrol bis Telefonkarte, ehe ich weiter zum Zielort starte: einem kleinen Guesthouse am über 40 Kilometer entfernten zweiten Flughafen Don Muaeng, denn morgen früh will ich von dort Richtung Süden, nach Ranong fliegen. Und dort kann ich nur bis Mitternacht einchecken, dann ist da keiner mehr!
Immerhin finde ich nach einiger Forschungsarbeit mit viel landesüblichem Lächeln, verbeugen und mannigfaltigem Kopkun-kah heraus, dass ein teures Taxi nicht die einzige Möglichkeit ist, es gibt sogar inzwischen einen kostenlosen Shuttlebus, wenn man ein Ticket für Don Muaeng hat. Aber erst mal finden, von wo der fährt… geschafft, Gate 2 war des Rätsels Lösung – Tipp für alle, die das mal brauchen.
Erschöpft sinke ich neben eine russische Mutti, das quietschende, pfeifende Busmodell mit vieeel Klimanalage heizt los. Endlos geht es über die Highways und durch Bangkok , ich schreibe eine Mail and Guesthouse, in der Hoffnung, nicht vor verschlossenen Türen zu stehen.
Endlich…vom Airport trennen, ich nur noch wenige Kilometer vom Bett. Aber leider hat gerade keiner dieser Ganoven mit Taxi-Lizenz Lust, mich dahin zu fahren, sie warten auf Lukrativeres. Letztendlich fährt mich so ein Halunke – für den dreifachen Preis…. Auch schon egal, ich will nur noch ankommen. Die freundliche Guesthouse-Besitzerin wartet schon auf der Straße mit dem Schlüssel…Ende gut, alles gut. Good Night, Bansgkok! Hallo Thailand!