5. Lazy Day in Kirstenbosch

Was für eine Nacht! In meinen Schlaf sickerte lange und beharrlich ein fieser Piepton. Genervt erwacht, vermute ich die Quelle auf der Straße, bis ich am Rande des Wahnsinns dann feststelle, dass der Ton aus dem Haus kommt! Die verdammte Alarmanlage hat Tinitus!! Aber die anwesenden Herren im Haus schlafen dennoch, was mir unvorstellbar ist. Schließlich wecke ich, am Rande des Nervenzusammenbruchs, Mitbewohner Jon, der taumelt zur Anlage und gibt den Zauber-Code ein, damit das verdammte Ding endlich ruhig ist. Trotzdem ist für mich die nächsten Stunden nicht mehr an Schlaf zu denken.

Totmüde unter die Dusche und wie ferngesteuert in unser Frühstückscafé um die Ecke. Doppelte Kaffeedröhnung, pochierte Eier mit Avocado und geschmorten Tomaten – nun geht’s wieder.

Heute steht Enstpannung pur auf dem Programm: Picknick im Botanischen Garten.

Der Botanische Garten von Kapstadt heißt Kirstenbosch und existiert schon seit 1913. Er gehört zum Unesco Weltkulturerbe – zurecht! Auf 600 Hektar Land, dessen tiefster Punkt 100m und dessen höchster Punkt über 1000m hoch ist, wandelt man durch die unterschiedlichsten Landschaften, die alle den verschiedenen einheimischen afrikanischen Pflanzenfamilien gewidmet sind. Verbunden sind die einzelnen Gartenanlagen durch saftig grüne Wiesen mit alten Bäumen, die zum Ausruhen oder Picknicken einladen. Und als Hintergrundkulisse für soviel schöne und üppige Landschaft: die allgegenwärtigen Tafelberge einerseits, andererseits schaut man ins Tal auf Kapstadt und das Meer. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, je einen so schönen botanischen Garten gesehen zu haben.

Wir suchen uns für unser Picknick eine etwas einsame Bergwiese mit Blick auf Berge und Stadt und schlagen uns nach Herzenslust die Bäuche voll. Nathalie hat wohl mit einer Hungersnot gerechnet beim Einkauf… Danach ein Schläfchen im Schatten und die Welt ist wieder schön.

Wir spazieren noch eine Runde weiter, diesmal über den Canopy Walkway, den Baumkronenweg, eine der Attraktionen von Kirstenbosch. Nach einem dicht bewaldeten Pfad bildet ein wunderschöner tropischer Baum mit gigantischen Blüten den Eingang zu einer schwingenden, mehrere hundert Meter langen, schmalen Brücke, die sich in großen Bögen über und durch die Baumwipfel windet. Sie endet an einem Hang, der mit großen Kakteenbäumen und kleinen buschigen Wüstenpflanzen bewachsen ist. Längst haben wir nicht alles gesehen, was Kirstenbosch zu bieten hat, aber genug, um zufrieden und mit schönen Erinnerungen zu gehen.

Der Abend ist schließlich einem weiteren kulinarischen Ereignis gewidmet: Einmal wöchentlich gibt es auf einem Weingut in den Bergen über Nordhoek am Meer einen großen Foodmarket mit Wein. Das Cape Point Vineyard, ein Weingut,  hat dafür eine große Halle für die verschiedenen Essensanbieter von Grillfleisch über Sushi, Pasta, Burger bis zu Mandelcrepes gebaut. Mit seiner Beute sucht man sich einen Platz auf der weitläufigen Terrasse oder einem Tisch auf der Wiese am Weinberg, schlürft seinen Wein (es darf auch ein Bier sein für Kostverächter) und blickt der Sonne dabei zu, wie sie im Meer versinkt. Ein Ereignis, das man allerdings mit Vielen teilen muss – es ist offensichtlich bei Einheimischen genauso beliebt wie bei Touristen. Allerdings – schwarze Menschen nehmen hier nur als Bedienstete teil.

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