Ganze 23 km ist sie lang, meine kleine Lieblingsinsel, kurz vor der kambodschanischen Grenze. Es gibt nicht allzu viel zu sehen, im Sinne von Erlebnisurlaub und Sightseeing … und genau das macht dieses kleine Eiland so schön für mich. Besiedelt ist eigentlich vor allem die Westküste und der Süden, der Rest ist Urwald und Strand.
Wenn ich es mal leid bin, nur von der Hängematte vor meinem Bungalow in die Kokospalmen zu blinzeln und die vielen Hunde und Katzen von Eve´s gestreichelt habe, dann schwinge ich mich schon mal auf mein Motorrad. Früher gab´s hier noch Roller, jetzt ist nichts mehr unter einer 125er Honda zu kriegen. Ich habe es einmal ohne versucht – 3 Tage habe ich es nur ausgehalten, denn man kommt wirklich nirgends hin. Aber zumindest die ersten drei Tage bin ich nicht wirklich locker mit so einem Feuerstuhl unter dem Hintern. Ich trage prinzipiell einen dieser hässlichen Eierschalen-Helme (sehr unvorteilhaft!), und ernte viele süffisante Blicke. Aber das ist mir egal, ich hatte hier schon mal einen Unfall….
Die einspurigen Straßen haben so manches Loch und führen in wildem, und teilweise steilem, Auf und Ab kurvenreich über die Insel. Gleich am zweiten Tag wechsle ich das Motorrad, bei meinem ersten Model sind die Bremsen ziemlich zweifelhaft. Mit dem neuen Bike lege ich erstmal eine ruhige Übungsfahrt Richtung Süden ein, da wird die Strecke besonders heftig mit den Bergen und Kurven. Was ich sagen will – ich gehöre nicht zu den Adrenalinjunkies, die in rasendem Tempo hier die steilen Abfahrten runterdonnern
Nach der Trainings-und Eingewöhnungsphase, genieße ich die Möglichkeiten des Mobilseins. Öfter fahre ich zum Sonnenuntergang an einen der Strände der Westküste. Zu meinen Lieblingsorten gehört der Neverland-Beach im Südwesten. Leider sind da inzwischen einige hässliche Betonbungalows hingebaut worden, zwischen die Palmen. Aber die muss ich ja nicht sehen, beim Blick aufs Meer. Mein Lieblingsplatz ist ein umgestürzter Baum auf dem ich sitzen kann, die Wellen reichen bis zu meinen Füssen und ich schwelge im kitschigsten Sonnenuntergangsszenarium, das man sich vorstellen kann. Immer wieder so schön… was bin ich doch für ein Seelchen…
Toll ist auch das schwimmende Fischerdorf Baan Ao Yai im Südosten. Alles ist auf Pfählen ins Meer gebaut, die Einwohner leben und arbeiten in halboffenen Holzhäusern auf Stelzen. Sie fischen, stellen die verschiedensten Dinge aus Fisch und Früchten her, ein bisschen Touristenkitsch ist auch dabei. Auf großen Planen trocknen Krabben und kleine Fische. Die Männer flicken Netze (nicht zur Touristenbelustigung) und die Kinder toben auf den Stegen rum.
Die meisten Besucher bleiben gleich im ersten Restaurant hängen, das auch in jedem Reiseführer steht, ich aber spaziere gewöhnlich in aller Ruhe bis ans Ende des Dorfes. Ziel ist das zweite, weniger besuchte Restaurant. Hier ist es viel ruhiger und man kann auf einer Holzterrasse auf dem Wasser die leckersten Fisch-, Krabben- und Softshell-Gerichte essen, die man sich vorstellen kann. Riesige Portionen, meist mit Orchideenblüten verziert, zu einem wirklich fairen Preis. Den Blick auf Bucht, Boote und die gegenüberliegende Seite der Bucht inklusive…
Aber ich bin in diesem Jahr wirklich faul, nicht mal meinen Standard-Ausflug zu einem der beiden Wasserfälle mitten im Dschungel, Klong Chao und Klong Yai Yee, schaffe ich. Lieber steige ich ein paar Minuten vor Eve´s am Million Beach ab, da liegt ein schmaler, aber schöner, ruhiger und von Palmen begrenzter Strand. Für den Durst zum Meerblick gibt es ein Restaurant und eine kleine Strandbude für ein Chang Beer oder was auch immer man gern hätte, damit der Sonnenuntergang nicht so trocken ist…
Einen richtigen Ort im klassischen Sinne gibt es auf der Insel kaum, hier leben gerade mal 20.000 Einwohner (das sind 18 pro Quadratkilometer). Meist sind es nur Ansammlungen von mehreren Häusern, viele davon Ressorts für Touristen oder locker an der Straße in die grüne Gegend gewürfelte flache Häuser aus Holz – unten gemauert, oben meist aus Blech, fast alle haben zur Straße hin eine überdachte Terrasse. Meist mit einem „business“, einem kleinen Laden, einem Bike-Verleih, einer Werkstatt, einem Tisch mit frischen Früchten oder einem Mini-Supermarkt mit vollgestopften Holzregalen. Und viele Restaurants. Klein und chaotisch, selten auch mal etwas schicker – aber eigentlich immer lecker. Ich habe es noch nicht geschafft, hier schlecht zu essen. Höchstens mal – sogar für mich – zu scharf.
Meistens aber esse ich brav „zu Hause“, Oo kocht großartig! Und hier kann ich auch mal 2 Bier trinken ohne noch fahren zu müssen und mit der Mitbewohner-Gemeinde plaudern. Wo kommst du her, warst du schon da oder dort, weißt du, wo…. Und manchmal igle ich mich auch an einem Tisch ein und schreibe an meinem blog.
Immer leistet eins der Haustiere Gesellschaft. Und oben, am Gebälk in der Mitte des Gastraums, wohnt seit Jahren ein größerer Gecko, der jeden Abend Posten an einem Balken bezieht und die Sache mit nach unten hängendem Kopf im Blick behält.l
Den Gecko fand ich immer sehr süss… bis vor ein paar Tagen sein Cousin des Abends in meine Hütte tobte… Ist nicht so schwer, denn zwischen Dach und Wänden sind 10 cm frei. Ich lag zwar unter meinem Moskitonetz, aber als das proppere 30 cm- Kerlchen da oben anfing Trapez-Artistik aufzuführen, begleitet von Kriegsgeschrei, habe ich dann doch die Coolness verloren. Ich bin aus dem Bett gesprungen und leicht bekleidet über das Grundstück nach vor gestürzt – aber da war schon alles leer und geschlossen!
Zum Glück saßen noch ein paar trinkfreudige Franzosen in einer Ecke, die mir die Panik wohl angesehen haben. Ein Ritter auf dem weißen Pferde ist dann mitgekommen und hat Gecko mit dem Besen durch die Hütte gescheucht, bis der sich…erstma-… davongemacht hat. Puh…
Übrigens habe ich zumindest am nächsten Tag erfahren, dass sowas regelmäßig passiert und die Viecher nur kommen, wenn das Karma stimmt 😉 und sie nur beißen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Dann allerdings lassen sie nicht mehr los….
Am letzten Abend hätte ich mich nie gewagt, auswärts zu essen, wieso auch. Oo zaubert gebackene Scampi auf Ingwer-Bacon-Knoblauch-Glasnudeln. So was von lecker! Aber scharf… zwei große Chang neutralisieren und lindern den Anschiedsschmerz.
Rat, die Matriarchin, schreibt derweil meine Abschluss-Rechnung. Sie hat die ganze Zeit über alle Posten mit sauberer Schrift und Bleistift auf einem Block notiert. Und das von allen Gästen, die nicht gleich zahlen, das müssen nur externe Gäste. Man sagt nicht mal an, wenn man sich ein Getränk aus dem Kühlschrank nimmt – sie weiß alles, sie sieht alles. Von allen Gästen! Und die Rechnung stimmt immer! Ein Phänomen. Ich wünschte, ich hätte nur 10 Prozent dieser Fähigkeiten….
Um 8 Uhr am nächsten Morgen sammelt mich der Pick Up ein, ich konnte sogar noch frühstücken. Einen sticky rice mit Mango (Kokos-Klebreis) gibt´s noch für die Fahrt. Wir kleckern ein paar andere Ressorts ab um Mitreisende einzusammeln, bevor die wilde Fahrt, Schulter an Schulter mit Gepäck überall, noch einmal auf und ab über meine geliebte kleine Insel zum Hafen geht. Der Goldene Buddha über dem Hafen hat alles im Blick. Danke, kleine Insel! Kop khun kah!
Ich mache mich auf, etwas Neues zu entdecken. 2 Tage Chanthaburi, eine alte Stadt Richtung Nordwesten, bevor ich in 3 Tagen wieder nach Bangkok fahre, von wo aus mein Abenteuer dann nach Indonesien weitergehen soll.