Chanthaburi – die „Mondstadt“ – eine Mondsichel mit einem Hasen ist das Wappen. Der Hase hat es dahin geschafft, weil seine dunklen Meere die Form von Hasen annehmen (angeblich). Also klar – jemand mit meinem Namen und Familienwappentier muss da hin. Jetzt weiß ich endlich, warum ich mich spontan für einen Zwischenstopp ausgerechnet hier entschieden habe, zurück auf dem Weg nach Bangkok .
Am Busbahnhof abgeworfen, habe ich etwas Mühe, ein Taxi zu finden, da die alten Herren, die hier offenbar das Geschäft schmeißen, zwar schon genau wissen, wie teuer es wird, nicht aber, wo das Hotel überhaupt ist…. hmmm. Ich lasse sie genervt stehen, bis ein abseitsstehender Songthaew-Fahrer seine Chance gegen die Limousinen-Taxifahrer sieht und meinen großzügig gerechneten, aber halbwegs passablen Preis akzeptiert. Allerdings kutscht er eine ganze Weile irrend durch die Gegend, bevor er sich durchgefragt hat – Karte lesen geht nicht.
Ein Songtaew -sprich songteeooo – ist das traditionelle Sammeltaxi, in Thailand, Vietnam und auch anderen asiatischen Ländern. Ein Pickup, der hinten eine Art Passagierkabine aufgesetzt hat, offen, aber mit Dach. Songtaews sammeln unterwegs oft noch weitere winkende Kunden auf. Meist sind diese Vehikel ziemlich bunt – und knattern oft laut, die Abgase sind entsprechend schwarz. Als wir endlich ankommen bin ich halb taub, hitzeverdörrt und CO- vergiftet.
Diesmal wohne ich in einem kleinen Hotel, neu, steril, könnte überall auf der Welt sein…. Ich will meine Hütte zurück! Es ist Nachmittag und ich mache mich auf, die alte Provinzhauptstadt zu erkunden. Es ist trocken und heiß – mir fehlt schon jetzt das Meer. Aber ich wollte mal was Neues kennenlernen. Auf geht´s – es wird nicht gejammert.
Chanthaburi ist die Stadt der Edelsteine. Eine ganze lange Straße zieht sich der gem market hin, der Edelsteinmarkt. Hier glitzert und glänzt es, wohin man auch schaut. Schicke Läden, die sowohl geschliffene Steine in allen Farben wie auch Schmuck verkaufen, Edelsteinschleifereien, Edelsteinbörsen und Marktstände, die die nicht ganz so edlen Edelsteine per Gramm oder Kilo verkaufen. Ich frage mich, wer all die Kunden sind, die das Gestein kiloweise kaufen. Es gibt sogar ein hochseriöses nuclear gem lab, das Echtheit und Qualität prüft. In den Bergen der Provinz werden Rubine und Saphire abgebaut. Aber es gibt auch sonst alles, was das Elsternherz begehrt.
Auf meiner Wanderung die Straße entlang wird es auf einmal rot um mich! Alles hängt voller rot-goldener Lampions und Girlanden und Spruchbänder – über die Straße, an den Laternenmasten, an den Fassaden! Alles klar: Ich bin in Chinatown. Und es ist chinesisches Neujahr: Am 10. Februar beginnt das Jahr des Drachen! Es ist alles schön anzusehen, aber irgendwie auch too much, vorallem, wenn man sieht, wieviel …. unnötigen superkitschigen Plunder die Läden dazu anbieten, von rotgoldenen Brokatkleidern und Anzügen bis hin zu mit rotgoldenen Drachen verzierten Geldbündeln der Haven Bank (!), die Wohlstand bringen sollen. Naja, wenn ´s hilft!
Am anderen Ende der endlosen Juwelenstraße wird es ruhiger, und plötzlich stehe ich in einer sympathischen kleinen Gasse, die parallel zum Ufer eines der beiden große Flüsse, die durch die Stadt fließen, entlangführt. Durch durch kleine Fluchten in der Hausreihe auf der rechten Seite der Straße kann man nur hin und wieder hin und wieder den Fluss sehen. Riversite. Kleine Häuser, noch kleinere, mal mehr, mal weniger chaotische Läden, ein paar Hostels… Sogar 3 kleine Cafés, die es hier in Thailand nur da gibt, wo auch Fremde sind oder die junge Szene hinkommt. Sehr nett hier.
Auf dem Rückweg will ich noch die Kathedrale der unbefleckten Empfängnis sehen. Ja tatsächlich, eine christliche Kathedrale! Ein Andenken an die Anwesenheit der Franzosen hier.
Leider hat die Kirche zu und ich kann sie nur von außen sehen. Also beschließe ich, einen anderen Weg Richtung Hotel zu nehmen, um noch etwas mehr von der Stadt anzuschauen. Die Richtung kenne ich. Glaube ich. Tatsächlich schlängeln sich die Straßen ganz anders als gedacht…
Eine reichliche Stunde später habe ich es fast geschafft. Schweißgebadet. Immerhin habe ich noch ein nettes, fast beschauliches Wohnviertel neben einem großen Tempel durchwandert. Eine junge Frau, die auf dem Bürgersteig vor dem Haus hockend ihre Töpfe abgewaschen hat, hat mir noch ein bisschen beim Orientieren geholfen. Zum Schluss die traditionelle Verbeugung und „Thank you, for coming to Thailand“….
Mein Abendessen habe ich mir auf dem Wochenend-Nachtmarkt geholt, wo es immer eine unüberschaubare Menge an tollen Kleinigkeiten oder auch kompletten Gerichten gibt. Schade nur, dass man die Hälfte so gar nicht identifizieren kann und erklären kann sie auch keiner, kaum jemand spricht ein Wort englisch. Also entweder beim Bekannten bleiben oder mutig probiert.
Ich mach beides. Lecker! Keine Ahnung, was genau ich alles gegessen habe. Unangenehm ist nur, dass man nirgends richtig sitzen kann. Ich klemme mich auf den Stuhl einer Standbesitzerin vom benachbarten Textil-Markt. Alle Thais lieben ihre Nightmarkets. Es ist immer voll! Und hier hat man die Chance, ganz viel zu kosten ohne gleich eine Riesenportion kaufen zu müssen.
Auf dem Rückweg durch ein dunkles Viertel – vor dem man sich hier in Thailand übrigens nicht zu ängstigen braucht- höre ich plötzlich lautes, hektisches Lautsprechergebrüll. Ich denke schon an einen Polizeieinsatz oder ähnliches. Aber nee, es ist nur eine Take Away Pizzeria, die mit einer Endlosschleife eine ätzende Werbung per Lautsprecher am laufenden Band wiederholt. Beim sehr eigenwilligen Klang der Sprache mit den endlosen Vokalen klingt das wirklich extrem…. auf der menschenleeren Straße, nachts halb elf.
Zum Schluss arbeite ich noch an meinem Karma und verfüttere mein mitgenommenes Essen an ein paar Katzen – in Sichtweite von Buddha, der alles von einem der blumengeschmückten Straßenaltäre mitansieht. Kann ja nicht schaden… von wegen Karma.