07 – Out of town

Tag 2 in Chanthaburi. Diesmal zieht es mich in die von dichtem Dschungel bewachsenen Berge im Umland der Stadt. In die eine Richtung geht´s nach rund 20 km zu den 2 Stränden der Stadt , in die andere Richtung in die Berge und den Urwald. Gleich drei Nationalparks hat die Provinz zu bieten, ich habe mich für Nam Tok Phlio entschieden. Das Hotel hat mir einen sehr teuren Taxitransfer angeboten, meine Mobilitäts-App machts zu einem Drittel.

Der Fahrer setzt mich vor dem Eingang ab, hier buhlen viele kleine Stände und die Gunst der Besucher, Essen, T-Shirts und der übliche Plunder. Ich habe es auf die Wasserfälle abgesehen. Inzwischen ist mir klar, dass die 3 verschiedenen Wasserfälle nicht von einem Eingang erreichbar sind. Egal. Ich fange mit dem namengebenden Nam Tok Phlio an, was soviel wie „geschmeidige Wasser“ bedeutet. Außer mir sind nur Thais unterwegs, die meisten lassen sich von einem Golfmobil soweit wie möglich fahren, dabei ist es ein netter 25 minütiger Spaziergang durch den Urwald. Von den vielen wilden Tieren, die hier laut Info leben – von Bären, über Affen, Tiger, Bären und Mungos – ist hier erstmal nichts zu sehen, dazu müsste man wohl weiter in den tiefgrüneen Dschungel mit den riesigen Bäumen reinwandern. Aber es ist extrem heiss und schwül, eine Wanderung keine verlockende Vorstellung.

Unterwegs zum Wasserfall komme ich an einem Chedi und einem Stupa vorbei. Das sind klassische buddhistische Bauwerke,die Buddha selbst und seine Lehre, den Dharma, darstellen und die meist Teile eines Tempelanlage sind. Errichten ließ den Chedi hier einst Rama IV. Ein Stupa beherrbergt dazu meist die Asche eines Verstorbenen, in diesem Falle einer Königin, die sich im 19. Jahrhundert bei einem Besuch in diese Gegend verliebt haben soll. Für die Thais eine Muss-Fotomotiv, die stehen Schlange, um einen Schnappschuss zu machen.

Der Pfad führt am Fluss entlang bergauf, in den kleinen, natürlichen Becken sitzen überall Menschen und versuchen, so der Hitze eine Weile zu entgehen, sicher aber nicht den Moskitos….

Dann endlich der NamTok Phlio! Der Wasserfall ist wirklich wunderschön! Zweigeteilt stürzt er aus den hohen grünen Bergen in die Tiefe, es glitzert und sprudelt, das Sonnenlicht spiegelt sich in der Gischt. Es könnte nur etwas einsamer sein…Vor dem günstigsten Fotopunkt auf einem Felsen steht die Schlange der social media – Fraktion, um jeweils das gleich Poser-Foto mit wechselnder Besetzung zu machen…

Der Wasserfall mündet in einem kleinen Plateau in einem Becken voller kristallklaren Wassers und vielen Fischen. Es sind Riesenexemplare der Saugbarben , die als Minis in Deutschlands Kosmetikstudios für gut Geld zur Fischpediküre eingesetzt werden. Sie knabbern sanft abgestorbene Hautzellen ab.

Da der Weg hier erstmal nicht weitergeht, entscheide ich mich angesichts der extremen Schwüle keinen anderen Wanderrundweg zu nehmen, sondern stattdessen zu versuchen, noch zu einem der anderen großen Wasserfälle zu kommen. Ein Ranger hat mir den Nam Tok Trok Nong im Südosten des Parks empfohlen, erreichbar über einen der anderen beiden Zugänge zum Park. Mir war allerdings nicht klar, wie weit es bis dahin ist, auf dem Info-Folder wirkte es überschaubar…

Es ist ein weiter Weg dorthin und wie sich herausstellt, gibt es keinen shuttle, und ich finde hier kein Taxi – weder über App noch live. Auch nicht zurück in die Stadt. Die Thais sind offensichtlich alle mit dem eigenen Auto oder einem Mietroller gekommen. Ich habe das total falsch eingeschätzt.

Nach einer halben Stunde sinnloser Versuche hat der Ranger ein Erbarmen und telefoniert herum. Es gibt ein Angebot zu einer astronomischen Summe, ich lehne ab. 20 Minuten – und tausend erfolglose Versuche ein Taxi zu bekommen später – 2. harte Verhandlungsrunde. Es gelingt mir den Preis um einiges zu schrumpfen, aber es ist immer noch relativ teuer. Aber dafür wird der Fahrer dann auch dort auf mich warten und mich wieder ins 40 km entfernte Chanthaburi zurückfahren. MUm herzukommen, hater auch erstmal eine große Anfahrt.

Endlich sitze ich im kühlen Auto, schweissgebadet. Das kalte Wasser, dass mir der Fahrer schnell an einem Stand kauft, ist eine nette Geste. Er redet viel auf der Fahrt in einer anstrengenden Englisch-Thai-Mischung. Aber als er anfngt mir allzu nette Komplimente zu machen, wird es komisch. Erst recht, als er an einem Restaurant anhält, um mich einzuladen. Irgendwie biege ich es ab und er fährt weiter, aber ganz wohl ist mir nicht, hier im Dschungel. Nur aussteigen ist auch keine Variante.

Endlich erreichen wir den Eingang zum Park. Ich wandere los. Im gegensatz zum anderen Eingang herrscht hier gähnende Leere, aber die Ranger kontrollieren nickend mein Ticket, alles ganz normal. Ich begegne nur einer Familie, die hier Picknick macht. Nach einer guten halben Stunde einsamer Wanderung durch den Urwald höre ich es zwar laut rauschen, aber der Weg ist gesperrt, weil er durch umgestüzte Baumen völlig unpassierbar ist. Und das offenbar nicht erst seit kurzem. Die Ranger hätten mich ruhig darüber informieren können… Nun ist auch klar, wieso ich hier so einsam bin…

Immerhin finde ich eine Möglichleit, zum rauschenden Fluss hinunterzuklettern. Super. Nun kann ich wenigstens ein kleines Stück Wasserfall erspähen und stehe auf Steinen mitten im Fluss vor einem tiefen, klaren Becken mit hunderten Fischen. Yes! Scheint fast wie eine Fata Morgana angesichts der Hitze und des Frustes. Ich gönne mir ein ausgiebiges Bad mit den Fischen und noch etwas träumen auf den Felsen mitten im Fluss mit Blick in die Baumkronen. Es ist so schön und friedlich, dass mein Frust schnell in den Stromschnellen wegschmimmt. Das Taxi hat brav gewartet und die Rückfahrt mit dem angesäuerten Driver durch´s grüne Nirgendwo verläuft still, aber ohne weitere Peinlichkeiten.

Den Rest des Nachmittags spaziere ich noch ein bisschen durch die Stadt, gönne mir eine wunderbare Massage und ein leckeres, superbilliges Essen in einer der Garküchen, die abends plötzlich am Straßenrand aus dem Boden zu schießen scheinen. Das war´s dann auch schon mit der Stadt der Hasen und dem großen grünen Dschungel rundherum – morgen früh gehtś wieder nach Bangkok für drei Tage, bevor ich meinen Solopart dieser Reise beende und nach Indonesien weiterfliege.