Da ich nun dank der modernen und praxisfernen Technik mehrere Tage lahmgelegt war, nehme ich mir die Freiheit, hier meine Tauch-Erlebnisse etwas zusammenzufassen – Unterwasser-Muffeln sei es freigestellt, dies zu überspringen…
Am Tag Eins werde ich meinem Dive Instruktor, sprich: meinem Ausbilder zugeteilt. Ein drahtiger Franzose, kahlköpfig, tätowiert, der schon über 20 Jahre im Geschäft ist. Das ist mir mehr als angenehm, vor nichts gruselt mir mehr als vor jungen, unerfahrenen Tauchern an meiner Seite und diesmal steht auch noch 30m-Tauchen auf dem Plan! Vlad spricht ein grauenhaftes französisches Englisch, aber ich bin ja gut im Erlernen von Fremdsprachen und nach zwei Stunden verstehe ich ihn, ohne zweimal nachzufragen. Er ist ein ernsthafter, aber entspannter und geduldiger Lehrer. Nach einigen Trockenübungen mit dem Kompass in Tauchhaltung – sehr zur Freude der Gäste des benachbarten Restaurants – geht es auf’s Boot. Shallow Water, heißt 8-12 Meter – gut für mich nach der Pause. Mit uns gehen noch 14 weitere Taucher an und von Bord, aber die tauchen zumVergnügen, wir bleiben ein Extra-Team.
Da ich noch keine Gelegenheit hatte, mich nach neunmonatiger Abstinenz warmzutauchen, bin ich etwas nervös, versuche, mir alles auf einmal zu merken und mich nicht allzu sehr zu blamieren. Ich weiß wohl, dass ich das Durchschnittsalter der Tauchgemeinde etwas überbiete und dementsprechend skeptisch belauert werde. Ich bin zappelig im Kopf, aber nicht ängstlich und einfach etwas überkonzentriert. Ausrüstung zusammenbauen, nichts vergessen, Vlads Argusaugen sehen alles. Und dann auch noch an die Haltung denken, schließlich will man neben diesen durchtrainierten Menschen nicht wie die dicke Oma vom Dienst aussehen….
Der erste Sprung ins Wasser vor der kleinen Insel Soneva ist für mich bereits einer der fünf Prüfdisziplinen zugeteilt. Es geht um Tarierung und Balance in Perfektion – ein sehr sinnvoller Part, aber nicht immer leicht. Aber eigentlich gehört das Körpergefühl zu meinen starken Seiten im Reiche der kleinen Seejungfrauen. Die meisten Aufgaben bekomme ich hin, zwei muss ich ein paar mal wiederholen, zu ich lerne auch viel sinnvolles, Neues wie bestimmte Flossenschwimmstile. Mein neuer Liebing ist der Frogstyle.
Der zweite Tauchgang ist Navigation, das ist auch nicht allzu schwer, es sei denn, man ist sehr schwach im Kopfrechnen. Ich muss zum Abschluss ein Quadrat schwimmen, klappt, hat nur ein kleines bisschen Schlagseite. Zur Belohnung darf ich den Rest der Zeit das hübsche Riff und die Fischlein genießen. So langsam kommt mit der Entspannung auch das alte gute Feeling zurück. Ich bin schließlich Fisch!
Beiden Tauchgängen ging ein endloses Briefing voraus mit vielen unangenehmen Wissensfragen aus der ersten Ausbildung. Wieviel bar herrschen auf 20 m Tiefe? Wie verändert sich die Luftdichte in 10 Meter Tiefe? Wie in 30? Wieviel Liter Luft enthält mein 12 Liter Tank? (nee, nicht 12 Liter, 1500 Liter) Wie bestimmte ich das perfekte Gewicht meines Bleigürtels? Oh oh… Aber wirklich gut und wichtig. Und mein Instructor hält sich nicht lange mit gelegentlich etwas albernen Fragen der PADI-Ausbildung auf, um umso länger bei den wichtigen Fragen zu bleiben.
Der erste Tag ist geschafft, am Nachmittag bringt mich Nu, der nette Fahrer und Mädchen für alles, nach Hause. Unterwegs kaufen wir noch Obst für mich, denn, wie gesagt, hier ist alles sehr weitläufig . Und auch, wenn Koh Kood im Kommen ist (eigentlich irgenwie schade), ist die Infrastruktur noch recht dürftig und vor allem gibt es kein funktionierendes Transportsystem. Die wenigen Taxis müssen extra bestellt werden und sind wirklich teuer. Es gibt noch nicht mal die sonst so verbreiteten Linientaxis, geschweige denn Busse.
So kommt es auch, dass die Hotels und Bungalowanlagen, die am Meer liegen, zum Teil für Thailnad geradezu astronomische Preise verlangen können. Wenn man in einem einfachen Guesthouse wohnt , wie ich, dann ist der nächste Strand schon mal drei , vier Kilometer weg. Und der nächste Laden vielleicht sogar noch mehr.
So kommt es, dass ich mich entschließe, die Flucht nach vorn anzutreten. Ich werde Roller fahren. Aber nicht einfach so, nachdem meine Fahrprüfung in der grauen Vorzeit stattfand und ich seitdem nur einmal gefahren bin. Ich engagiere Am, den Bruder von O aus dem Eve s House als Fahrlehrer. Bei unserer Abfahrt haben alle viel Spaß, die Thais können wunderbar kichern! Wie Kinder.
Jedes Guesthouse vermietet hier Scooter und aus besagten Gründen ist die Nachfrage sehr groß. Eine Stunde lang sausen wir die Straße auf und ab, was weit fordernder ist, als es klingt, denn hier geht es ununterbrochen steil bergauf und bergab und das auch noch mit unendlichen vielen Kurven. Aber nach und nach entkrampfen sich meine schweißfeuchten Hände und auch mein Fahrlehrer entspannt sich, alles läuft gut. Ich werde in die wilde Welt der Scooter-Fahrer entlassen. Nicht ohne den Hinweis auf eine allgemeine Gefahrenstelle: Eine große, scharfe S-Kurve, bei der man möglichst in der Mitte fahren soll. Grund für diese aberwitzige Anweisung sind die hohen Kokospalmen links und rechts: Da fallen ständig Kokosnüsse aus großer Höhe auf die Straßenränder….
Ich düse zu Übungszwecken noch eine gute Stunde durch die Botanik, dann genehmige ich mir ein Essen auswärts, das kann ich ja jetzt! Das Restaurant Chiang Mai hat mir Nu empfohlen. Ich bestelle einen grünen Papayasalat mit Shrimp und Nüssen und als Hauptgang eine typisch nordthailändische Hühnersuppe mit knusprigen Nudeln. So gut beides auch schmeckt und so gierig ich das Essen in mich hineinstopfe – die Portionen sind gerademal gut halb zu schaffen. Und das für 150 Baht (keine 4 Euro).
Zurück bei Eveś genehmige ich mir einen Kokos-Shake und will eigentlich Blog schreiben. Nur mein schönes neues Tablet nicht. Zuerst steigt die Tastatur total aus, später fängt auch der Rest an, Faxen zu machen. Die feuchte Salzluft der Jahrtausende ist stärker als die schöne neue Technik. Morgen wird der Tauchschul-Chef dazu sagen: „Smartphones sind hier nicht smart. Willkommen im Paradies!“ Na dann: Nsoch einen Melonenshake und ab ins Bett. Morgen ist: TIEFTAUCHEN.