Durch eine Gasse aus den in aller Welt gleichen Buden mit immer den gleichen, ebenso billigen wie geschmacklosen T-Shirts, Hosen, Sarongs, Hüten und anderem Schnickschnack, komme ich irgenwann endlich an den Zugang zum Strand.
Vor mir liegt ein ca 20 – 30 Meter breiter endloser hellgelber Sand-Strand und ein blassblaues, flaches Meer. Über 4 Kilometer zieht sich der Stadtstrand hin. Schön siehts aus, wenn auch schmaler als erwartet. Am Eingang werben noch ein paar Ponys für einen Strandritt für Lauffaule und Kinder. Aber sonst gibt es hier kaum Buden oder Stände.
Ich bin verblüfft: Ich habe ein vollen oder zumindest gut besuchten Strand erwartet angesichts der vielen rotverbrannten oder tiefbraunen Urlauber, die überall durch die Straßen schnüren. Aber nichts da!
Links und rechts des Zugangs sind noch ein paar Leute und es werden Ponys zum Reiten angeboten, aber soweit ich nach Süden blicken kann, sehe ich nur alle paar hundert Meter größere Ansammlungen von Badegästen. Dazwischen nichts als Sand und ein paar verstreute Fußgänger. Das wundert mich nun doch.
Begrenzt ist der ca 20-30 m breite Strand auf ganzer Länge von einer eher bröckeligen Mauer. Neben dem Strand sind unzählige Ressorts, vorallem der hochpreisigen Art wie Hilton&Co, und einige riesige weiße Hochhäuser. Aber zu meiner größten Verwunderung gibt es nur ganz wenige, weit voneinander entfernte Strandlokale oder Zonen, wo Liegen zu mieten sind. Keine Welle auf dem blassblauen Meer, man kann endlos weit schauen.
Ok, denke ich, dann spaziere ich eben bis zu meinem Viertel, das ja direkt am Meer liegt. Tapfer stapfe ich los, die Sonne brennt gnadenlos. Nach einer knappen Stunde habe ich höllischen Durst, muss aber weiter aushalten, bis endlich ein Restaurant kommt. Keine Buden sonst am Strand- nichts.
Das Restaurant ist so nichtssagend, dass ich mir nicht mal den Namen gemerkt habe, aber es hat ein großes Sonnendach über einer lieblos betonierten Terrasse. Schatten! Es gibt nur ein paar wenige freie Tische. Unten auf dem Strand drängeln sich um die 100 Liegen und Sonnenschirme – alles pickepacke voll. Der diensthabende Chef kommandiert gehetzte Kellner herum, der älteste ist ein krummer Opa, der so aussieht, als sollte er lieber auf der Bank am Meer sitzen.
Neben ein paar einzelnen Paaren haben sich hier eher eine Art Landsmannschaften-Großgruppen zusammengefunden, die hier offenbar gewohnheitsmäßig ihre Stammtischtreffen abhalten. Ich ertappe mich bei dem Gedanken: Mann, diese Rentner. Upps… ich habe wiedermal vergessen, dass ich ja auch zu der Spezies gehöre. Ich glaube, ich kann irgendwie vielleicht nie so alt werden, dass ich mich zu solchen Gruppen zugehörig fühle. Morgens vom Hotel an den Strand, mittags zwei Stunden Gruppentreffen im Strandrestaurant, abends dasselbe nochmal aufgeputzt in einem schickeren Restaurant. Ist völlig ok, aber nicht my way. Soll wirklich nicht überheblich klingen, ist einfach nur ein mir fremdes Verhalten.
Nach dem Essen beschließe ich, die Möglichkeit zu nutzen, ein paar Leute auf den Liegen am Strand zu bitten, auf meinen Rucksack aufzupassen damit ich in Ruhe ein Bad nehmen kann. Eigentlich habe ich in Thailand nie Angst vor Diebstahl – das kommt kaum vor, ist schlecht für´s Karma. Aber solche Touristenorte haben ihre eigenen Gesetze.
Sich in die kühlen, besser lauwarmen Fluten zu stürzen, erweist sich aber eher als schwierig. Das Meer ist hier superflach und man muss endlos laufen, bis es auch nur bis zur Hüfte reicht. Endlich bin ich weit genug und kann schwimmen! Herrlich, nach der langen Strandwanderung durch die Hitze. Auf dem Rückweg allerdings gibt es plötzlich „aqua mal“, wie es auf Cuba hieß: Winzige, kaum sichtbare Quallen erzeugen ein unangenehmes Pieken auf dem Körper. Nichts gefährliches, aber nicht sehr angenehm. Trotzdem fühle ich mich nun etwas erfrischt.
Ein Ende des Strandes oder auch nur die Hochhäuser meines Viertels sind noch nicht in Sicht. Ich habe keine Lust mehr auf Wandern in der prallen Sonne. Ich verlasse d3n Strand und erreiche nach ein paar hundert Metern eine Hauptverkehrsstraße. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, aber es fühlt sich nach Backofen an. Ich entdecke auf der anderen Straßenseite eine dieser schicken neuen Einkaufsmalls. Küüühl! – suggeriert mein Gehirn.
Also Abstecher in die riesige Mall, die innen so gar nicht quadratisch, praḱtisch gut (oder vielleicht leicht geschwungen) ist wie in Deutschland. Eine bunte glänzende Shoppingwelt mit Rotunden, verschlungenen Gängen, bunten Rolltreppen und viel Glitzer. Ich schlendere ein wenig, dann fühle ich mich für den Heimweg gerüstet.
Draußen frage ich einen Polizisten(?), ob es hier Linientaxies in mein Viertel gibt. Ja, allerdings wohl genau in die entgegengesetzte Richtung als ich glaubte… Alles ganz schön verwirrend. Ich muss die 6-spurige Straße an der Ampel überqueren. Auch das ist wieder speziell: Ampelphasen dauern hier mindestens 2 Minuten, die verbleibenden Sekunden werden in großer Leuchtschrift heruntergezählt. Und nicht genug damit, am Zebrastreifen steht auf jeder Seite ein Verkehrspolizist (?) mit einer Kelle, der dann auf die Straße springt, um die Fußgänger rüberzulassen.
Ich verlasse das Songtaew etwas zu spät, ich habe die Gegend zu spät erkannt und eben zu spät geklingelt. Aber das ist kein Problem, ich schlendere ja ganz gern durch die abendliche Stadt.
Oh Gott -eine Fatamorgana! Restaurant „Treffpunkt„! Original Schnitzel und deutsche Wurst….kein Kommentar, schnell weg hier, sonst werde ich noch in ein Dirndl gesteckt!
In der flirrenden Uferstraße, in der auch mein Guesthouse liegt, gibt es etliche riesige Restaurants, die am Ende großer Piers liegen, die nur dafür ins Meer gebaut wurden. Sie sind relativ teuer, aber immer voll. Klar, die Aussicht auf das nächtliche Meer ist auch toll mit dem warmen Wind und all den blinkenden Lichtern. Ich habe mir unterwegs an einem Stand etwas zu essen gekauft, aber ich trinke noch ein Bier in einem dieser Piers.
Dann gönne ich mir noch eine dieser wunderbaren, wenn auch heftigen Thaimassagen – 300 Baht(ca 8 Euro) für eine Stunde. Müde uns zufrieden geht mein letzter Tag in Hua Hin zu Ende.