


















Unterwegs mit Beate
Georgetown (oder in Landessprache Tanjung) auf der Insel Penang, einer weiteren Insel an der Westküste Malaysias. Wir sind am späten Abend angekommen und hatten erst ein kleines Problem, weil wir das Haus des B&B Kimberly24 nicht finden konnten. Die Straße, die offensichtlich zum chinesischen Viertel gehört, hatte schon die Bürgersteige hochgezogen und viele Beleuchtungen ausgeschaltet. Vorallem war niemand mehr zu sehen, den man hätte fragen können. Spooky… Aber schließlich haben wir die etwas unscheinbare Tür doch noch gefunden und konnten uns per self check in einlassen.
Alles blitzsauber, allerdings unsere bisher ödeste Unterkunft: keine Fenster. Gibt´s hier in Asien immer wieder, ist für uns eher gewöhnungsbedürftig. Aber egal, es war nicht teuer und bei der ausgedehnten Reise schaut man schon auf das Budget. Außerdem haben wir nicht vor, mehr Zeit im Zimmer zu verbringen als zum Schlafen nötig, denn wir haben nur einen Tag Zeit und sind sehr neugierig auf diese als besonders geltende Stadt, deren Name auf die englische Kolonialzeit zurückgeht..
Bekannt ist Georgetown für seine schöne und geschichtsträchtige Altstadt und die ethnische Mischung. Umso überraschter und auch etwas erschrocken war ich, als das Taxi in der Nacht auf dem Weg vom Flughafen in die Altstadt endlos durch eine nicht enden wollende Kulisse von supermodernen, glitzernden Sky Scrapern fuhr. Manhatten ist altmodisch dagegen. Und bald schon rauschten neben den Namen teurer Hotels die Logos internationaler Konzerne vorbei: Bosch, Daimler Benz, Osram, IBM usw.
Eine nachgeholte Kurzrecherche ergibt, dass die Stadt der zweitwichtigste Wirtschaftsstandort in Malaysia ist, in der sich vorallem technische Unternehmen niederlassen. Hunderte internationale Technologiekonzerne sind hier aktiv. Hier werden acht Prozent des nationalen pro Kopf- Einkommens verdient. Mit anderen Worten: Hier wird viel Geld gemacht.
Aber nun zurück zu uns und der berühmten Altstadt. Also auf geht´s: Discover Georgetown! Im Gegensatz zu gestern abend geht es jetzt quirlig zu auf der Kimberly Street. Die Farben Rot und Gold dominieren im Straßenbild, wie wohl in jeder Chinatown. Eigentlich wollen wir gar nicht frühstücken, aber an der nächsten Ecke entdecken wir ein sehr einladend aussehendes Dim Sum – Lokal. Ich liebe Dim Sum, diese vielfältig gefüllten und gedämpften Reisteigtaschen – vor allem hausgemacht, echt chinesisch und nicht aus der Kühltruhe!
Wir können uns das unmöglich entgehen lassen. Es ist kaum ein Tisch frei in dem fast nur von Chinesen besuchten Restaurant. Wir haben keine Ahnung, was das alles für Köstlichkeiten sind, die da zur Auswahl stehen – alles sieht im wahrsten Sinne des Wortes zum Anbeißen aus. Es schmeckt wunderbar! Nur die Hühnerfüsse erscheinen uns weniger verlockend…
Mit einem Grab-Taxi, der hier meistverbreiteten, sehr preiswerten Beförderungsart, lassen wir uns zum Fuß der Seilbahn zum Gipfel des dschungelbewachsenen Penang Hill bringen. Leider scheint das DIE Attraktion zu sein und wir müssen eine kleine Ewigkeit anstehen, bis wir endlich an der Reihe sind einzusteigen.
Offensichtlich ist dies aber nicht nur für die Touristen ein Muss, malaysische Familien und Gruppen drängeln sich sogar in der Überzahl.
Endlich geschafft! Die schweißtreibende Wartezeit wird belohnt mit der schwungvollen Reise nach oben, in der über hundert Jahre alten Institution, die aber beruhigender Weise bereits die dritte Zuggeneration aus der Schweiz am Seil hängen hat. Der Blick auf Stadt und Meer ist, wie zu erwarten, sehr imposant. Oben angekommen, zerfließen wir in der schwülen Hitze. Es gibt einen Rundgang auf der Bergkuppe, aber leider ist es etwas diesig und so sind die Farben des Panoramas ziemlich abgeschwächt. Beeindruckend zu sehen sind die beiden Superbrücken, die die Insel mit dem Festland verbinden : die 13,5 km lange Penang Bridge (malayisch: Jambatan Pulau Pinang) oder die 24 km lange Second Penang Bridge (oder Jambatan Kedua Pulau Pinang Bridge).
Auch hier gibt es einen sogenannten Skywalk – eine freistehende Aussichtsterrasse. Nach einem Eis-Cappucino zum abkühlen, spazieren wir noch ein wenig auf der Bergkuppe herum, aber nutzen nicht alle Angebote aus, zu heiß, nicht so spannend für uns.
Nur den ganz oben auf die Bergspitze gebauten Hindutempel Thirumurugan schauen wir uns ausführlich an. Er ist so bunt und mit so vielen Gottheiten, mythologischen Wesen und Figuren geschmückt, dass es einen überfordert, alles bewußt anzuschauen. Innen im Tempel wacht ein gelbgewandeter Mönch darüber, dass niemand mit Schuhen den Raum betritt oder unangemessene Dinge tut. Ich genieße das bunte Fabelwesen- und Geistergetümmel rund herum, es stimmt trotz einiger furchteinflößender Gesellen fröhlich.
Eigentlich hätten wir uns noch die daneben gelegene Moschee angesehen, aber die Türen sind zu und ich habe zwar Arme und Knie bedeckt , aber kein Tuch….
Also beenden wir schweißgebadet unseren Ausflug in die Höhe. Um soviel wie möglich von der Altstadt sehen zu können, haben wir vor, einem interessant klingenden Stadtspaziergang aus dem Internet folgen. Sehr zu empfehlen: onpenang.com / Georgetown self guides walking tour.
Start ist am prunkvollen weißen Rathaus der Stadt, das gleich neben der Kaimauer zum Hafen liegt, der wir dann folgen. Hier ist der älteste bewohnte Teil von Georgetown – die Keimzelle. Die Ruinen und Kanonen des alten Fort Cornwallis zeugen davon. Mit Georgetown hat die britische Kolonialisierung in Asien 1786 ihren Anfang genommen. Erst 1957 erklärte Queen Elisabeth II die Stadt als unabhängig.
Dem empfohlenen Spaziergang folgend schlendern wir weiter durch die ältesten eleganten Straßen der Stadt., bevor wir wieder auf die weniger repräsentativen, aber nicht minder interessanten Straßen der verschiedenen Viertel abbiegen.
Am Weg liegt auch das knall grüne Chinese Herritage House, indem dereinst zusammengetragen wurde, was man in China und dem Empire als besonders schön empfunden hat. Eine Tafel samt Foto kündet stolz vom Besuch von King Charles & Queen Camilla vor einiger Zeit.
Es ist wirklich spannend, hier durch die Straßen zu schlendern, trotz Hitze und Schweiß. George Town ist für mich ein tolles Paradebeispiel des Zusammenlebens der verschiedenen Kulturen und Ethnien, um das überstrapazierte MultiKulti zu vermeiden… Es hat eine geschäftige, lebhafte und positive Atmosphäre. Natürlich gibt es auch hier verfallende alte Gebäude und Müllecken, aber insgesamt ist es eine trubelige, lebendige Altstadt.
Auf unserem Spaziergang kommen wir – gerade recht zur Mittagszeit – nach Little India. Modeläden, die vom Seidensari bis zum traditionellen indischen Anzug oder goldenenem, Juwelen besetzten Geschmeide und Bombay Style alles anbieten. Auch viel Billigplunder, Gewürze, Lebensmittel – alles. Indisch.
Schließlich stehen wir vor einem im Artikel empfohlenen Restaurant: Kapitan. Ein großes offenes Ecklokal mit Holztischen (kein Plastik!) und ca 20 herumwuselnden Männern. Köche, Kellner, Barleute . Ich bin dennoch etwas skeptisch, ob das keine Touristenfalle ist. Ein Blick auf die Gäste lässt allerdings eher auf das Gegenteil schließen: viele Einheimische. Eigentlich ist es zu heiß zum Mittagessen, aber da muss man jetzt durch. Ich entscheide mich für Madras Chicken – und bekomme das beste meines Lebens! Eine Orgie an Gewürzen!
Aber keine Gnade, der Tag verrinnt und der Spaziergang geht weiter. Georgetown hat noch etwas Besonderes zu bieten, jenseits der Historie: Streetart! Bekanntester Künstler ist der in Litauen geborene Ernest Zacharevic. Ein Motiv schmückt viele T-Shirts und Plakate: The Boy on the Motorbike. Zacharevic hat dazu ein an einer Mauer stehengelassenes Motorrad als Inspiration benutzt , um dann auf der alten Mauer den Jungen „darauf“ zu malen. Wirklich toll. In dieser besonderen Kombination aus realen Gegenständen oder Gebäudeteilen und gemalten und gesprayten Motiven gibt es im Viertel noch einige Kunstwerke zuentdecken und zu bewundern. Natürlich haben sich auch andere Künstler an den Mauern verewigt. Toll! Macht Spass!
Wir spazieren zum nächsten Point of interest: Chew Jetty . Ein besonderer Ort für das Erbe der Stadt. Es sind Holzhäuser, die auf Pfählen auf langen Stegen ins Meer hinaus gebaut wurden. Es sieht toll aus. Natürlich sind sie heute ein Touristenmagnet mit kleinen Läden und Cafés, aber daneben oder besser gesagt: Dahinter gibt es noch das ganz normale Alltagsleben der Bewohner.
Entweder unentdeckt oder als langweilig unbeachtet führt ein Parallelsteg durch das ursprüngliche alte Viertel mit normalen Wohnhäusern, wo Opa im Holzstuhl ein Nickerchen hält, ein Junge ein Fahrrad repariert oder Mutti die Wäsche aufhängt. Keine Souveniers, keine Softdrinks, kein Restaurant. Wir grüßen freundlich und ein bisschen schüchtern, weil wir uns ein bisschen wie Eindringlinge vorkommen. Aber die Menschen sind freundlich und sicher froh, dass wir kaum Fotos machen. Eine eigene Welt mit einer besonderen Atmosphäre: vergangen und doch auch wieder nicht. Blickt man von den Stegen über die Bucht auf die Stadt, dann scheinen sich am Horizont die modernen Hochhäuser bedrohlich aufzustellen. Drohkulisse.
Der weitere Spaziergang, bei dem wir zunehmend unseren Körper durch die Straßen schleppen, denn Hitze und das viele Pflasterlaufen fordern nun langsam ihren Tribut, führt uns noch in eine Straße, in der auf relativ kurzer Distanz so ziemlich alle großen Weltreligionen mit ihren Gotteshäusern in einträchtiger Nachbarschaft zu finden sind.
Runde 7 Kilometer haben wir zurückgelegt und leiter legen wir noch mal unnötig Distanz drauf, weil wir uns zu guter Letzt doch noch ein bisschen verlaufen… Puh.
Unsere kleine Straße hat sich zum Teil in einen der so beliebten Night Markets für Streetfood verwandelt. Wir essen eine Kleinigkeit, holen aus dem kleinen chinesischen Supermarkt sogar ein Bier dazu und lassen den tollen Tag erschöpft, aber glücklich Revue passieren. Georgetown ist toll!.
Eine Thaimassage in unserer Straße! Das hat uns nach diesem Tag noch zum Glücklichsein gefehlt. Und dann ab in die Federn, morgen früh um 4 klingelt der Wecker und es geht in eine ganz andere Welt des großen Landes Malaysia: die Urwaldinsel Borneo!
Und noch einmal Entdeckungstour auf Langkawi. Diesmal auf einer etwas längeren Route Richtung Nordwesten. Die Insel ist sehr grün, aber über weite Strecken sehr zersiedelt, immer wieder unterbrechen kleine Häuser, Gewerbegebiete oder Siedlungen das dichte Grün. Und ganz kurios und besonders hässlich: Mitten im nirgendwo, mitten in den Wald gebaut: riesige Hochhäuser. Es sieht absurd aus! Erinnerungen an Rudow oder Marzahn ziehen durch den Hinterkopf… Ich habe auch nicht wirklich herausfinden können, wer in diesen modernen Apartmenthäusern wohnt. Jedermann? Firmenangehörige? Keine Ahnung. Es sind jedenfalls absurde Erscheinungen.
Hatte ich bisher außerhalb der Stadt eher bescheidene Häuser und Hütten gesehen, kommen wir diesmal auch durch Gegenden, wo offensichtlich erst in letzter Zeit schicke neue Einfamilien-Bungalows oder Appartmentblocks gebaut wurden oder gerade werden. Das bestätigt unseren Eindruck, dass hier durchaus richtig Geld verdient wird, zumindest von einem größeren Teil der Bevölkerung.
Unser erstes Ziel ist ein weiterer Wasserfall mitten im Wald: der Temurun– Wasserfall. Der kurze Weg von der Straße in den Wald ist aber besonders schön. Ein felsiges Tal mit riesigen Bäumen und der akustischen Untermalung vieler Vögel und dem Ruf eines Tieres, das wir gar nicht identifizieren können.Nach ca 300 Metern kommen wir an den Wasserfall, oder besser dem, was in der Trockenzeit davon übrig ist: eher ein Rinnsal mit einem kleinen kristallklaren Pool unten. Schade ja, aber trotzdem beeindruckend ist die riesige steile Felswand, über die das Wasser sonst in die Tiefe stürzt. Imposant ist wohl das richtige Wort.
Unser Weg führt weiter westwärts, hier ist auf der Karte ein kleiner Strand zu sehen. Wie sich herausstellt, tauchen wir nun kurz durch die Welt der Reichen und Schönen ein. Die Straße führt auf und ab durch tiefen, unzersiedelten Wald vorbei an dem noblen, gut bewachten Tor zu einem Edelressort. Noch ein paar Kilometer weiter reißt der Wald plötzlich auf und wir fahren mitten durch einen feinen Golfplatz, der sich den Berg hinab Richtung Meer zieht. Kleine Golfkarts kreuzen die Straße. Es sieht wirklich schön aus, aber irgendwie auch schräg.
Immer noch hoffen wir auf einen Strandzugang irgendwo in diesem großen Waldgebiet , aber nichts da… Also Rückzug. An einer Stelle haben wir durch die Bäume gelben Sand unten an der Küste leuchten sehen. Wir finden die Zufahrt und folgen zu Fuß einem Pfad zum Meer, zum Sandy Skull Beach. Was für ein schöner Anblick! Vor uns liegt ein relativ kleiner Strand, der von hohen Bäumen beschattet wird. Wir wollen eine kleine Pause einlegen, bevor wir weiterfahren. Allerdings wird die kürzer als geplant, als eine freche Affenbande Einzug hält. Alle bringen ihre Sachen in Sicherheit, denn die die diebische Bande kann ziemlich bissig werden, wenn sie nicht bekommt, was sie will.
Wir beschließen, Gummi zu geben und an den Strand im Nordwesten zu den schon bekannten Stränden zurückzukehren. Begleitet vom Ruf der Muezzin durchqueren wir ein paar Dörfer, bevor wir Richtung Strand abbiegen. Allerdings kommen wir nicht soweit, weil wir ein paar Kilometer vorher ein Burger-Restaurant mit einer schattigen Terrasse zum Meer entdecken. Davor zieht sich ein herrlicher, eher schmaler Strand kilometerlang hin: Tanjung Rhu Beach oder Long Beach Langkawi.
Das Lokal ist offensichtlich eine englische Enklave. Die Burger sind matschig, die Pommes zäh, aber es ist ein schöner Platz und – wir dürfen nun gratis zwei der wenigen Liegen mit Sonnenschirm benutzen. Faul verdösen wir den Rest des Nachmittags, unterbrochen von kleinen Badeausflügen ins warme Wasser, bevor wir mit der untergehenden Sonne nach Kuah zurückkehren.
Unser Abendessen an diesem Tag soll nur deshalb zur Sprache kommen, weil es wieder ein Fitzelchen Alltagsleben auf dieser malaysischen Insel erzählt. Wir haben ein anderes Viertel entdeckt, das so eine Art Nachtleben bietet mit vielen indischen, chinesischen und thailändischen Restaurants und einer seltsamen hässlichen Heinecken-Traglufthalle mit brüllend lauter Musik und einer Alkohol ausschenkenden Bar.
Aber ich habe mich sofort auf ein Thai-Restaurant eingeschossen – zuerst nur wegen des Essens. Dann allerdings zeigt sich, dass das Lokal ein bisschen Heimat für viele hier lebende Thais ist. Außer uns gibt es noch zwei Langnasen und sonst immer mehr Thais, je später der Abend, desto mehr werden es. Und die leben hier offensichtlich ihr all-feierabendliches, thailändisches Leben: freundliches Lächeln, kurze Röckchen, enge T-Shirts, Späße und jede Menge Bier. Und : laute Popmusik! Ach ja, ich geb´s zu: Ich fühl mich sauwohl…
Vom letzten Tag gibt es nicht soviel Spannendes zu erzählen, da wir ihn größten Teils am Strand und mit der Vorbereitung zur abendlichen Abreise verbracht haben. Nur ein Erlebnis soll noch Eerwähnung finden: unser Besuch des Makam Masuri Museums. Gewidmet ist es Masuhri, der Grab auf Mangkawi liegt und um das herum eine Art Heimatmuseum entstanden ist.
Masuhri, war Tochter von Pandak Majah und eine der schönsten Frauen des Landes. Sie heiratete einen Krieger, der bald darauf in den Kampf zog für lange Zeit. Mahsuri freundete sich mit einem Mann an, was ihrer eifersüchtigen Schwiegermutter Gelegenheit gab, Gerüchte in die Welt zu setzen und sie der Untreue zu bezichtigen. Daraufhin wurde sie vom Dorfältesten zum Tode verurteilt und auf besonders grausame Weise mit dem Dolch hingerichtet. Aus ihren Wunden floß weisses Blut, was als Beweis für ihre Unschuld genommen wurde. Sterbend verdammte sie die Insel zu sieben Jahren Unglück, das diese dann auch in Form von Eroberung, Epedemien, Missernten und anderem heimsuchte.
Erst sieben Generationen später, am Ende des letzten Jahrhunderts, blühte die Insel durch den Tourismus wieder auf. Masuhris Nachfahren wurden auf Phuket gefunden, woher ihre Familie stammte. Masuhris Grab, Makam Masuhri, liegt unter einer Marmorplatte auf dem Gelände des heutigen Museums. Hier wird das Leben und die Legende der Schönen erzählt, aber auch vieles über die Geschichte der Insel, ein bisschen wie ein Heimatmuseum. Im Museumsgarten sind auch einige wunderschöne traditionelle Stelzen- Holzhäuser nachgebaut worden. Und man kann live gespielte Musik auf traditionellen Instrumeten hören – ein bisschen kurios allerdings, denn als wir da waren, spielten die Musiker „Besame mucho“ – aber: auf historischen Instrumenten!
Für Tag 2 haben wir uns den Kilim Geoforest im Nordwesten der Insel vorgenommen. Wir sind früh losgefahren, weil Mr. Ong uns dazu geraten hat, später würde es zu voll dort. Und ja, trotzdem trudeln schon die Reisegruppen ein, als wir ankommen. Wir spendieren uns ein Privatboot für die Tour durch die Mangroven, weil wir keine Lust auf Gruppen haben.
Am Pier steigen gerade Schülergruppen in große Longtailboote, alle aus gestattet mit zwei jungen Mangroven-Bäumchen, die sie wohl im Rahmen ihrer Öko-Tour pflanzen werden. Sieht lustig aus, aber zeigt, dass Umwelt wohl eine Rolle spielt in der Schule.
Überhaupt ist uns aufgefallen, dass alle Schulen relativ große, gepflegte Gebäude mit viel Gelände haben, am Tor steht mindestens ein Guard, der aufpasst, dass es keine Probleme mit dem vorbeifahrenden Verkehr gibt und niemand Unbefugtes das Gelände betritt. Mittags ist Verkehrsstau, weil alle mit Motorrädern von der Schule abgeholt werden. Die Größeren fahren allein oder zu zweit. Größer fängt ab 10 Jahren an…. Kleiner Spaß am Rande: Auf den Verkehrsschildern, die zur Vorsicht wegen Kindern warnen steht, rot umrandet „Kanak Kanak“ – das heißt „Kinder“. „Kanak“ heißt Mensch.
Mit unserem Longtailboat geht es los auf verschiedenen Flußarmen durch die wilde Mangrovenwelt. Rechts und links erheben sich Bergrücken in tiefem Grün, am Ufer darf man dieses kunstvolle Wurzelgeflecht der Mangroven bewundern. Dazu der strahlend blaue Himmel. An einigen Stellen halten die Boote an und die Führer werfen ein paar Stücke Hühnerfleisch in die Luft: Adler stürzen vom Himmel und versuchen die Leckerbissen zu erwischen. Die größten sind Seeadler – die Wappentiere der Insel.
In einer kleinen Felsengrotte haben sich ein paar Makaken in Position gesetzt. Aber Touristen werden überall gewarnt, sie nicht zu füttern oder auch nur Essen außerhalb verschlossener Rucksäcke mitzuführen, weil die Biester richtig sauer werden können, wenn sie das nicht bekommen. Und sie Zähne sind furchterweckend…
Auf der Tour liegen auch zwei Fischfarmen mit kleinen Restaurants – alles auf schwimmenden Pontons. Wie werden abgesetzt und ein pfiffiger sehr junger Bursche geht mit uns zu den verschiedenen Schaubecken, erklärt uns die Fische, füttert sie per Hand. Ein großer Rochen hat sogar einen Namen. Ich darf ihm ein Stückchen Hühnerfleisch geben, das er mir tatsächlich vorsichtig von der Hand lutscht. Hui, komisches Gefühl! Mitgebracht haben die Fischerboote diese Exemplare zum Anschauen und wohl auch teilweise zur Anzucht. Ich frage, ob sie Medikamente bekommen, das ist hier in Asien oft ein Problem. Nein, er ist ganz empört. Wenn´s stimmt: super!
Weiter geht´s. Wir fahren auf die offene Bucht, die das Tor zur Andamansee ist und Teil des Kilim Forest Parks. Der Kontrast der dunkelgrünen bewaldeten Berge hinter dem blassblauen Meer ist schon fast kitschig.
Letzte Station ist eine große Höhle, durch die man durchlaufen und die Fledermäuse und Stalagmiten bewundern darf. Ich sag mal, ja… aber ich habe schon ziemlich viele Höhlen gesehen. Viel spannender finde ich den Laufsteg hinter dem Felsvorsprung zurück, denn da steht man plötzlich mitten im faszinierenden Gewirr der Mangrovenwurzeln. Ein beeindruckender Anblick.
Diese Kustwerke der Natur bewundern wir nach der Bootstour noch mal auf dem Öko-Pfad durch die Magroven. Wirklich verrückt. Würde man ein Gefängnis in die Mitte eines solchen Mangrovenwaldes bauen, man brächte keine Mauern. Da kommt einfach keiner durch, noch dazu mit dem Schlamm und Wasser darunter.
Es ist Mittag und wir sind zerschmolzen und brauchen eine Viertelstunde Schatten, zum Abkühlen. Für den Nachmittag haben wir uns eine Portion Strand versprochen.
Angekommen am Tanjung Ruh Beach, gönnen wir uns erstmal ein leckeres Mittagessen in dem sonst wenig attraktiven Strandrestaurant: eine gegrillte Seebrasse mit Reis und Salat. Perfekt bei der Hitze.
Der helle Sandstrand ist ca 300 Meter lang, ziemlich breit und zur Landseite von ein paar hohen, aber eher lichten Tamarindenbäumen begrenzt, die übrigens überall auf der Insel im Mischwald wachsen. Was die Angebote an Touristen betrifft, ist es hier etwas seltsam: Man will sie unbedingt, bietet aber nicht viel an. Angefangen von den wenigen, lieblosen Restaurants in Strandnähe bis zu fehlenden (oder sehr raren) Sonnenschirm-Angeboten. Auch hier gibt es nur 12 Sonnenschirme am ganzen Strand. Wir verkriechen uns im lichten Baumschatten, da allerdings liegen alle…
Trotzdem ist es ein sehr schöner Strand, das Wasser ist fast ein bisschen zu warm, um zu erfrischen. Der Blick geht auf die vorgelagerten Felseninseln und Thailand am Horizont.
Zum rotgoldenen Licht des Sonnenuntergangs kommen wir wieder in Kuah an. Diesmal suchen wir uns ein Restaurant aus, das Thaifood verspricht, aber ohne Thais auskommt. Die weiblichen Bedienungen sind wie überall traditionell muslimisch – sittsam gekleidet, eine Kellnerin muss immer den Kopf verrenken, um alles zu sehen, weil sie nur den Augenschlitz frei hat. Die Feministin in mir hat schlechte Laune… Ich kann das absolut akzeptieren, wenn eine Frau aus freiem Willen den Schleier nimmt, aber hier haben eindeutig die wenigsten eine Wahl, wie man schon bei den Kindern sieht.
Ich sei überempfindlich und intolerant….. Ich denke lange darüber nach, komme aber weiterhin zum springenden Punkt „freiwillig“. In der kommenden Nacht lese ich viel über Malaysia. Und zu meinem Entsetzen erfahre ich, dass erst 2009 der zuständige Fatwa-Rat von Malaysia eine Rechtsauslegung des Koran für verpflichtend erklärt hat, dass muslimische Mädchen beschnitten werden müssen. Zum Glück gibt es auch hier Frauenrechtsorganisationen, die dagegen kämpfen. Aber allein die Tatsache, dass die unsägliche Praxis hier noch normal angewendet wird, macht mich fassungslos.
Sorry, für meinen empörten Diskurs, aber einmal musste ich das hier loswerden. Natürlich gibt es sicher auch hier die toleranteren Eltern, die dieser Vorschrift nicht folgen und das ihren Töchtern nicht antun, aber dennoch… Auch insgesamt sind hier die islamischen Sittenwächter sehr stark. Und ich finde, man spürt das irgendwie.
Sicher, das Interessante und Positive an Malysia ist, dass hier 4 Religionen ziemlich friedlich nebeneinander/miteinander leben: Muslime, Buddhisten, Hindus, Christen. Das ist super. Dennoch ist das öffentliche Leben , wie ich es bisher hier erlebe, deutlich muslimisch geprägt.
Aber zurück zum Urlaub. Nachdem der Muezzin in der Moschee neben dem Restaurant seine extrem laute Lobpreisung des Propheten beendet hat, füllt sich das Restaurant fast bis auf den letzten Platz. Offensichtlich geht man hier sehr gern in Familie essen. Oder auch allein – sofern man ein Mann ist. Die Restaurants sind hier fast immer gut besetzt.
Lustig finde ich immer, dass am Nachmittag auch entlang der Straßen durch die Ortschaften alles ausgestorben ist – gegen Abend aber plötzlich alle möglichen Buden und Schuppen am Wegesrand zum Leben erwachen und sich in (Mini-)Restaurants oder Imbisse verwandeln. Manche bieten nur ein einziges Gericht an: gefüllte Teigtaschen, Gergrilltes, Gekochtes – leider wissen wir bei fast allem nicht, was es ist und die Sprachbarriere erlaubt auch keine Erklärungen. Bestimmt einige Leckerbissen verpasst…
Das rituelle Bier auf dem Balkon, ein bisschen planen für den Rest der Zeit und umständliches, nervendes Buchen der Weiterreise und schon ist es Mitternacht in Langkawi….
Mit dem Motorrad machen wir uns auf, die Insel zu erkunden. Der Kompass steht auf Nordwesten. Wieder bin ich irritiert über die guten Straßen. In den Kurven – auch außerhalb der Orte, mitten im Wald, stehen jeweils mehrere hohe Lampen, offensichtlich der Sicherheit wegen. Der Verkehr hier außerhalb von Kuah ist mäßig, aber wieder fällt auf, dass es hier viele Autos gibt. Und keine schlechten. Viele groß und neu. Hier wird offensichtlich Geld verdient. Dass das Auto hier Prestige-Objekt ist, ist nicht zu übersehen: Auch vor sehr bescheidenen Hütten steht oft ein gutes Auto.
Runde 30 km von unserer Unterkunft entfernt, liegt die größte Attraktion von Langkawi: die Sky Bridge mit dem Sky Cap. Eine wirklich beeindruckende Seilbrücke verläuft auf 700 Metern Höhe auf dem Berg Gunung Mat Cincang von einem Gipfel aus über das Massiv. Eine moderne Seilbahn befördert die Besucher sehr steil in die Höhe, wo dann knapp unter dem Gipfel des Berges zwei Aussichtsplattformen, der Skywalk und die 125 Meter lange Seilbrücke wirklich großartige Ausblicke auf Insel und die Andamanensee bietet.
Die Brücke schwankt ein bisschen, aber irgendwie wirkt sie beruhigend stabil mit ihren gigantischen Pfeilern. Ein Meisterstück der Ingenieurskunst – daran besteht kein Zweifel. Und der Blick ist toll! Es lohnt jeden Meter, den wir vom Skycap über steile und unregelmäßige Stufen am Berg entlang auf diese Brücke geklettert sind.
Viel nervöser hat mich der Skywalk auf einer der Aussichtsplattformen gemacht: Der Glasboden in dieser Höhe ist eine echte Attraktion , aber für Menschen mit Höhenangst auch eine echte Herausforderung. Ich hab´s geschafft! Sogar mit gelegentlichen Blicken nach unten…
Der Berg selbst, der Gunung Mat Cingang ist ein besonderer Berg, er gilt als zentraler Teil des ältesten Gebirge Südostasiens. Er ist vor über 550 Milionen Jahren entstanden. Heute ist er ein Unesco Global Geopark, Urwald bewachsen und mit schroffen Spitzen und Wänden. Umwoben von Legenden um zwei mächtige Familienclans, die ihre Kinder vermählen wollten. Am Tag der Hochzeit aber stellte sich heraus, dass der Bräutigam noch eine andere junge Frau zur Geliebten hatte und damit war die Blutfehde besiegelt.
Unser erster Sightseeing-Ausflug war toll! Als wir wieder auf dem Parkplatz sind, beschließen wir, uns nun auch noch Wasserfälle in der Nähe anzusehen. Eine gute Viertelstunde entfernt ist der nächste Eingang zum Unesco Geopark: Telaga Tujuh, oder Seven Wells Waterfall. Mr. Ong hat sie wärmstens empfohlen.
Erstmal gönnen wir uns aber eine kleine Mittagspause am Eingang zu diesem Nationalpark: Curcuma Hühnchen und eine grüne Kokosnuss! Lecker. Körper-Temperatur ist wieder halbwegs normal, so im Schatten. Aber nicht lange. Es sind 34 Grad und wie immer hohe Luftfeuchtigkeit. Und nun kommt erst die Herausforderung des Tages, wie sich zeigen soll. 600 unregelmäßige Stufen müssen erklommen werden, um zum untersten Ende des in sieben kleine Becken aufgeteilten Wasserfalls Seven Wells zu kommen. Eine echte Herausforderung… der achte Wasserfall ist man selbst, der Schweiß läuft an allen Körperteilen ´runter.
Endlich oben! Eine große offene Fläche im umliegenden Urwald. Abgerundete große Felsen bilden sieben abfallende Becken, in denen das Wasser in kleinen einzelnen Miniwasserfällen zu Tal strömt. Mutige können sich vom Wasser mitnehmen lassen. Ich gehöre nicht dazu, meine Sorge um unversehrte Knöchel und Knochen ist zu groß. Zu viele Ecken und Kanten und damit Risiken… Aber dafür habe ich ja mein Alter Ego dabei: der kann es nicht lassen….
Allerdings erst, nachdem wir uns noch entschieden haben, den heftigen Aufstieg über den stairway to heaven noch zu toppen und von hier aus über Dschungelpfade weiter zu klettern, denn Richtung Bergspitze sind noch 3 Wasserfälle angekündigt. Wir entscheiden uns, noch zur Blue Lagoon zu klettern.
Durch tiefes Grün wandern wir weiter auf einem schmalen Pfad über Steine, Kies und Wurzeln. Es ist schon eine kleine Herausforderung bei dieser Hitze. Aber es ist auch lohnend, da wunderschön. Dreimal kommen uns in entgegengesetzter Richtung Leute entgegen, eine Frau meint, es lohne sich kaum, der Pool sei wegen der Trockenzeit ziemlich klein und mit anderen Leuten kaum Platz. Hmmm… aber jetzt sind wir schon so weit, jetzt gehen wir bis zu unserem Ziel. Und das Gute: Der Nachmittag ist fortgeschritten und uns kommen schon einige Leute entgegen. Vielleicht ein gutes Zeichen.
Wir laufen, klettern und stolpern noch ein Weilchen weiter, dann ist es geschafft: die Blue Lagoon! Klein, aber von einem plätschernden Wasserfall gespeist und: Nur eine Frau ist außer uns da, und die rüstet gerade für den Rückweg! Herrlich, wir genießen das kalte Wasser und schon kommt die Energie zurück, die leergelaufenen Batterien füllen sich wieder. Ich liebe Wasserfälle im Urwald, selbst wenn sie nicht so spektakulär sind. Es ist Magie.
Der Rückweg bergab ist leichter, aber auch nicht anspruchslos, zumal die Versuchung groß ist, nur die grüne Zauberwelt rundherum zu bestaunen und den Weg aus den Augen zu verlieren. Der Berg gehört zum Gunung Mat Cincang, demselben Massiv auf dem wir heute schon die 700m hohe Spitze per Seilbahn erklommen haben.
Auf dem Rückweg machen wir, wie schon vorweggenommen, noch mal Halt am Seven Wells Wasserfall. Vor allem Kinder und junge Leute trauen sich vom Wasser über die Naturrutschbahn mitnehmen zu lassen. Und ein älterer Herr…. Mir fällt es schwer, angesichts der Tatsache, dass alle Jungs und jungen Männer in Badehosen herumtoben und ihre Freundinnen, Frauen und Töchter mit einem langen Badeanzug, darüber einen knielangen Kaftan und außerdem ein Kopftuch ins Wasser gehen, neutral zu bleiben.
Pünktlich um 18 Uhr, bevor der Naturpark schließt, sind wir wieder unten. Wir haben uns noch ein frisches Kokosnuss-Eis verdient, und dann düsen wir auf unserem Feuerstuhl in unser chinesisches Wunderland.
Für das Abendessen kehren wir in ein typisches Einheimischen-Lokal ein. Alles alte Plastikmöbel, ein paar Lichterketten, ein brüllender Fernseher. Wenn wir erwartet hatten, vielleicht als Exoten besonders freundlich behandelt zu werden, täuschen wir uns. Wir bekommen eine malaysische Plastik-Speisekarte kommentarlos hingelegt – so, seht zu wie ihr klarkommt… Mithilfe der Übersetzer im Handy finden wir das wichtigste heraus. Vieles kennt der Übersetzer nicht, wie nehmen, was er versteht. Außer uns sind nur Familien hier, alle Frauen mit bodenlangen Kleidern in Grau, Blau oder Schwarz und natürlich Kopftüchern. Keine Ausnahmen.
Wir machen noch einen kleinen Umweg, um uns im 7/11 noch ein Bier zum Abend zu besorgen, die einheimischen Supermärkte führen keins, im Restaurant gab es natürlich auch keinen Alkohol. Auf unserem Balkon lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren und ausklingen. Ein schöner erster Tag auf Langkawi!
Schnell habe ich am Morgen in einem kleinen Restaurants auf Koh Lanta noch Hähnchen und Reis zum Mitnehmen gekauft und ein bisschen Obst. Dann ist es auch schon soweit. Unser netter Taxifahrer vom Vortag bringt uns wieder zum Hafen. Nur ungern verabschieden wir uns vom leckeren Thai-Essen, deshalb bunkern wir schnell noch unseren Lieblingsnachtisch, Kokos-Klebreis mit Mango, zum Reiseproviant.
Während des Wartens auf das Boot erzählt uns ein Mann, dass er am Vortag noch die Einreisegenehmigung für Malaysia beantragt hat. ??? Das verwirrt uns. Wir haben uns vorher informiert, dass man kein Visum braucht und die Einreisegenehmigung schnell an der Grenze erledigt wird. Stimmt nicht. Also sitze ich eingequetscht im Speedboat und fülle eilig endlos ein Online- Express-Formular aus, bevor der Internetempfang abreist. Klappt, aber nur gegen extra-Dollars….
Als erstes steuern wir die südlichste Insel Thailands an, Koh Lipe. Denn dort bekommt man den Ausreisestempel für Thailand und dann geht die Reise in einem malaysischen Boot weiter. Das Aussteigen am Strand von Koh Lipe ist etwas wackelig, denn es ist Ebbe und das Boot kann nicht an den Steg fahren, deshalb wackeln und eiern wir alle über einen langen mobilen Steg, der aus vielen luftgefüllten Plastikkanistern besteht. Sieht schon ein bisschen lustig aus.
Vor uns liegt ein Strand, der so weiß ist, dass es in den Augen weh tut. Der Sand ist ganz fein, es läuft sich seltsam. Das einzige, was wir vom Strand aus sehen, sind ein paar Ressorts, Restaurants und Bäume. Aber irgendwie sieht es toll aus. Ich bedaure etwas, dass unser ursprünglicher Plan, zuletzt auf Koh Lipe Zwischenstation zu machen, daran gescheitert ist, das absolut kein bezahlbares Zimmer zu buchenb war. Das billigste war 275,- Euro..
Wir müssen hundert Meter zum nächsten Anlegepier wandern, dort werden alle Ausreiseformalitäten schnell erledigt und die gerade online eingetroffene Einreisegenehmigung kontrolliert. Dann haben wir Zeit für unser mitgebrachtes Mittagessen…Lecker!
Pünktlich steht unser malaysisches Speedboat ein paar hundert Meter vor der Küste und wir werden mit Longtailbooten durch das flache Wasser aufs Meer hinausgefahren. Das neue Speedboat ist in deutlich besserer Kondition als das abgetakelte Tigerline Boat und es ist auch viel bequemer. Hallo Malaysia, wir kommen!
Kurz vor Sonnenuntergang landen wir am Hafen der Stadt Kuah auf Langkawi. Schon der erste Eindruck vom Wasser aus ist ein ganz anderer als in Thailand. Ein paar weiße Hochhäuser, Neubauten – nichts buntes, chaotisches wie in Thailand. Neben dem Hafen ragt eine riesige Adlerkopfstatue auf, das Wappentier von Langkawi.
Der erste 7/11 vesorgt uns mit einer neuen Telefonkarte und per Grab-Taxi geht es dann zu unserem Quartier. Ich bin völlig irritiert. Dass Malaysia anders ist, hatte ich erwartet….aber so anders? Mitten in der Stadt relativ breite, meist 4 spurige Straßen, bestens asphaltiert und gekennzeichnet, sogar mit Randstreifen. Und: total sauber! Viele Autos sind unterwegs, weniger Motorräder, aber keine Menschen, die herumlaufen.
Ich frage unsere Fahrerin, auch mit Kopftuch, warum es so ruhig ist auf der Straße und keine Fussgänger zu sehen sind. Sie sagt: Das ist immer so. Ich bin ernsthaft irritiert. Ist wohl eine andere Welt. Das hatte ich so nicht erwartet.
Unser Quartier ist ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt, aber da wir wieder einen Roller mieten wollen, ist das egal. Wir staunen nicht schlecht, als wir vor dem Haus stehen, das rot-gold glänzt, fast wie ein kleiner Tempel. The Room Concept Guesthouse. Der Besitzer, Mr. Ong, ist ein sehr freundlicher, ein bisschen verschrobener Chinese. Das Haus birgt 18 Gästezimmer! Aber mit uns sind nur zwei belegt. Das Mobilar ist ein bisschen in die Jahre gekommen, aber alles ist blitzsauber und die Betten sind gut. Und am nächsten Tag wechseln wir dann in ein Zimmer mit einem schönen Balkon zum relaxen. Wenn der Muezzin der Moschee nebenan nicht gerade lautstark den Propheten preist.
Mr. Ong fährt uns in die Stadt zum Abendessen, da wir noch keinen Roller haben. Wir landen in einem wenig attraktiven Innenstadtviertel unweit des Hafens, wo sich viele eher ungemütliche Restaurants drängeln, entsprechend der Bevölkerungsmischung: Malaysisch halal, chinesisch, indisch, thai. Schön ist kein einziges, alle mit hässlichen alten Platikstühlen und hellem Neon. Das chinesische Essen ist gut, es gibt Bier – eine Seltenheit hier, wie wir später erfahren… Morgen werden wir unsere Erkundungstouren auf Lankgawi beginnen. Ich bin gespannt. Auch, weil ich jetzt nicht so recht weiß, was ich erwarten soll
Unsere Zeit in Thailand neigt sich dem Ende – ich sehe es mit Melancholie und Vorfreude zugleich. Langsam heißt es Abschiednehmen von diesem wunderbaren Land mit seiner Schönheit und den fröhlichen, lächelnden Menschen, andererseits Aufbruch in ein neues Abenteuer: Malaysia.
Aber noch bleibt Zeit für einen ausgedehnten Abschiedstag. Der beginnt mit unserer Abreise aus Koh Yao Yai. Das hoteleigene Taxis bringt uns zum Pier. Und hatte ich mir noch Gedanken gemacht, ob die Fahrt nach Koh Yao Noi zum Manoh Pier, von wo das Speedboat zur Weiterreise abfährt, auch rechtzeitig klappt, so ganz ohne offizielle Fähre und Fahrplan, dann war das völlig unnötig. Kaum auf dem Pier ausgestiegen, und fragend „Koh Yao Noi?“gerufen, schob man uns auch schon zu ein paar wartenden Einheimischen und einem gerade anlegenden Longtail-Boot. Reinklettern, Geld abgeben und los.
Eine Viertelstunde später stehen wir am Hafen von Koh Yao Noi, der größeren Schesterinsel, besser gesagt dem langen Pier davor. Unter einem Blechdach sitzen ein paar Frauen auf Plastikhockern an zwei wackeligen Tischen und fertigen die Reisenden mit ihren unterschiedlichen Destinationen ab. Es ist noch lange nicht Mittag, aber sehr heiß und die Schattenplätze sehr rar. Ständig bringen Taxis neue Passagiere, die nach ihren Destinationen ettiketiert werden. Einheimische und einzelne Reisende kommen per Motorradtaxi. Die werden hier überall, im Gegensatz zu den Pickups, vorzugsweise von sehr selbstbewußten, Hidjab tragenden Fahrerinnen gefahren. Die bunte Truppe der Wartenden wird immer größer, der Schatten nicht…
Da die Zeit noch sehr lang ist bis zur Abfahrt von Tigerline Ferries nach Koh Lanta, schleiche ich durch die brütende Sonne ein paar hundert Meter zum Ufer, in der Hoffnung, noch einen näheren Blick auf die Insel werfen zu können und ein kaltes Getränk aufzutreiben. Aber außer einem schönen Mangrovenufer und Urwald gibt es nur eine kleine Wäscherei und einen kleinen Motorradverleih, vor dem ein junger Mann ein Nickerchen hält. Am anderen Ende des breiten Piers ist ein großer Parkplatz mit mehr Motorrädern als ich zählen kann. Ein Leben ohne Bike gibt es hier nicht.
Endlich werden wir aufgescheucht, unser Speedboat legt an. Eine ziemlich alte Schüssel, wieder ausgebucht bis auf den letzten Platz. Sehen kann man wieder nichts.
An dieser Stelle muss ich eine kleine Verwechslung zugeben. Nicht wie in Kapitel 9 behauptet, auf der Fahrt nach Koh Yao Yai, sondern hier aus der Route nach Koh Lanta passiert man die weltbekannte Insel Koh Phi Phi, ich entschuldige mich. Damit niemand zurückscrollen muss, hier noch mal der kopierte Absatz:
In Koh Lanta zerschmelzen wir schon beim Aussteigen, die Mittagssonne brennt gnadenlos. An den Sala Dan Pier schließt sich der Ort Klong Dao Beach an, Geschäfte, Restaurants, Massagesalons. Kein aufregender Ort, aber auch kein unangenehmer.
Wir hatten ein Hotel in der Nähe gebucht, da wir am nächsten Tag wieder weiterfahren wollen. Morgens um sechs erreichte uns auf Koh Yao Yai eine Nachricht: „Sorry, Mistake in booking – we are full. You can cancel without fee.“ Super! Kein Zimmer und alle bezahlbaren Unterkünfte ausverkauft…. Ich mache – höflich, aber bestimmt- meinem gerechten Zorn Luft und verlange Hilfe bei der Zimmersuche. Und siehe da: Kurz darauf kommt die Nachricht, dass in einem befreundeten Hotel ein Zimmer frei ist, für uns zum selben Preis. Geht doch 😉
Leider liegt das Lanta Peace Mansion gute 6 km südlich. Aber schnell findet sich am Hafen wieder ein Pickup mit einem sehr netten Fahrer, und wir düsen auf der langen, holprigen Straße nach Süden, die wie eine Mittelstrebe alles hier verbindet. Verrückt, wieviele Orte, Restaurants, Geschäfte, Pensionen und Straßenecken ich plötzlich klar wiedererkenne. Das Unterbewußtsein gibt eine Datei frei… die Erinnerungen an meinen ersten Aufenthalt sind plötzlich ganz klar.
Die lange Straße vom Haad Salat Pier zieht sich von Norden nach Süden fast parallel zur Westküste. Nur eine größere Anzweigung führt nach Osten, in die Lanta Old Town. Ein langgestreckter Ort, der sich am Meer entlangzieht mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants, die fast alle eine große Holzterrasse zum Meer hin haben. Fast alle Gebäude sind auf Stelzen gebaute Holzhäuser, so wie es hier Tradition ist. Am Ende des Ortes thront ein bunter kleiner Tempel.
Außerdem gibt es im Südenwesten noch einen Wasserfall, dem Khlong Chak Wasserfall, je nach Saison mit viel oder wenig Wasser. Und den Mu Ko Lanta Nationalpark, mit Strand, vor allem aber dicht bewaldeten Bergen und Höhlen. Ich habe einmal eine Höhlen-Klettertour mitgemacht – sehr spannend, anstregend und nichts zur Klaustrophobiker.
Außerdem habe ich hier ein paar spektakuläre Tauchgänge gemacht, unter anderem eben auch zum Archipel um Koh Phi Phi. Für Taucher hat Koh Lanta viele tolle Dive Spots zu bieten!
Alle diese Erinnerungen purzeln plötzlich durch meinen Kopf als wir durch den Ort zu unserem Hotel rumpeln. Aber dieses Mal ist für all das keine Zeit. Nur gerade so viel, einen schönen, erholsamen Nachmittag und Abend hier zu verbringen.
Das Lanta Peace Mansion liegt auf dem ca 300 Meter breiten Landstreifen zwischen Strand und Straße. Hier tragen alle Angestellten, bis auf die Chefin, das muslimische Kopftuch, ein weghuschendes Zimmermädchen sogar einen Tschador, der nur die Augen freiläßt. Je südlicher, desto größer ist der Anteil der Muslime. Aber das Verhältnis der Buddhisten und Muslime ist – hier zumindest, wie auch in Krabi und anderen Orten – völlig entspannt und tolerant.
Schnell die Sachen abstellen und zum Meer, an die Klong Khon Beach. Auf dem Weg dahin grasen Kühe auf einem unbebauten Landstreifen mit ein paar hohen Palmen . Der West-Strand zieht sich an der gesamten Küste der Insel kilometerlang von Norden nach Süden, nur von kleinen Felsnasen hin-und wieder unterbrochen. Wir sind an einer ruhigeren Stelle in der Mitte der Insel. Weiter nördlich gibt es auch ein paar Party-Ecken, da wird es abends seeehr laut…
Hier dagegen stehen nur vier Restaurants am Strand und sonst gibt´s nur Sand…. Strahlend hellgelb, glutheiß, mit vielen Korallenfragmenten und Muscheln. Das endlose Meer sieht in mattem Blaßblau fast unwirklich aus. Das Wort Paradies ist verbrannt und überstrapaziert, aber das hier kommt dem Sinn des Wortes ziemlich nah. Hellblaue Unendlichkeit und hellgelber endloser Sand mit Palmen als Rahmen.
Wir laufen ein kleines Stück nach Norden und sind fast ganz allein. Der sand ist so fein, dass das Laufen schwerfällt, weil man bei jedem Schritt tief einsinkt. Endlich ins Wasser! Wassertemperatur 30 Grad. Allerdings wird es mit der Entspannung nach dem Bad nichts. Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir. Eine Horde Kälber rennt fröhlich auf mich zu – die kleine Böschung runter auf den Strand! Die wollen doch nur spielen…! Mein Puls ist jedenfalls auf 200 und ich flüchte erstmal ein Stück – barfuss durch glühenden Sand. Mein alter ego schwimmt noch entspannt weit draußen und bekommt nichts mit. Aber alles wird gut und die Kälber und ich einigen uns auf freundliche Koexistenz in Sichtkontakt….
Beim Schwimmen hier sollte man aufpassen und sich ganz flach auf das Wasser legen. Oft kommen sehr schaftkantige Korallenbänke bis nah an die Oberfläche, daran kann man sich übel verletzen.
Der kurze Rest des Tages vergeht mit Müssiggang. Blog schreiben zum kitschig- wunderschönen Sonnenuntergang auf einer schattigen Restaurant-Terrasse, nahtlos übergehend in das Abendessen und eine Massage zur Nacht. Morgen früh verlassen wir das Land. Mir ist tatsächlich ein bisschen schwer um´s Herz. Aber: ein neues Abenteuer wartet: Malaysia!