13. Next stop: Sodwana Bay

Erster Abschied in diesem Urlaub, nicht von einem Ort, sondern vom Kleeblatt: Nathalie muss zurück zur Arbeit. Tagelang haben wir versucht, eine offizielle Reisemöglichkeit von St. Lucia nach Durban Airport zu finden, aber die gibt es nur dienstags und donnerstags. Also bleibt wohl nichts anderes übrig als einen der Minibusse zu nehmen, die von der Stadt Mtubatuba, die 27 Kilometer entfernt ist. Und das ist wirklich eine sehr einheimische Reiseart….

Wir begleiten Nathalie, noch weiß keiner genau, wie das funktionieren wird. Wo fahren diese vollgestopften alten Vehikel ab, wann, was kostet es, wohin genau fahren sie….

Mtubatuba, von wo angeblich diese Kleinbusse abfahren, entpuppt sich als extrem quirlige, geschäftige, chaotische und ziemlich schmuddelige Stadt. Wir sehen nur schwarze Menschen, dementsprechend fallen wir schon allein an der Tankstelle auf, wo wir uns nach den Minibussen erkundigen. Hochgezogene Augenbrauen und ein ungläubiges Grinsen: Diese blonde Weiße will damit fahren?!

Aber freundlichst bekommen wir Auskunft und sogar noch den Preis verraten, den die Einheimischen dafür zahlen: 150 Rand für die rund 270 Kilometer. Gut zum Verhandeln.

Unser dritter Mann bleibt im Auto – das können wir hier nicht allein lassen. Wir Frauen machen uns auf den Weg durch´s Gewühl: zwei leuchtend weisse Knöpfe inmitten von lauter Kaffeebohnen. Es herrscht totales Chaos: Marktstände, Autos, Mütter mit Kindern, doperauchende Teenager, Männergruppen oder am Boden sitzende Menschen, die alles mögliche zum Kauf anbieten – alles wild durcheinander. Jetzt sind wir das erste Mal wirklich in Afrika, stellen wir beide fest. Ist schon ein etwas irritierendes Gefühl, so fremd haben wir uns beide hier noch nie gefühlt.

Aber die alte Strategie von vielen Reisen funktioniert: nicht weiter herumgucken, sondern ganz selbstbewusst und zielgerichtet einfach durchlaufen (selbst, wenn man noch gar nicht so genau weiß, wohin). Auch wenn wir uns wirklich gern mehr umgeschaut hätten, denn ist ist wirklich spannend. Nach einem erstaunten Blick auf uns wenden sich die meisten wieder dem zu, was sie gerade getan haben. Schließlich haben wir uns zu einem Bus durchgefragt, der nach Durban fährt, der Typ im Bus erscheint uns beiden einigermaßen vertrauenerweckend, sonst hätten wir uns jemand anderen gesucht.

Ja, es gibt noch Plätze und er hält einen frei, denn wir müssen erst das Gepäck holen. Es dauere sowieso noch, denn der Bus (der innen ganz schön verrottet aussieht, mit aufgeplatzten Sitzen) ist noch halb leer. Also zurück durch das Chaos, jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Wir flitzen noch in einen Supermarkt, um Bargeld aus dem Automaten zu ziehen, aber der ist leer. Auch im Supermarkt fallen wir wieder auf. Als wir endlich mit dem Gepäck heil am Abfahrtsort sind, ist der Bus gerade angefahren. Wir rennen hinterher. Tja, dumm gelaufen, das mit der Platzreservierung hat er vergessen, jetzt ist alles voll.

Also wieder auf die Suche machen nach dem nächstmöglichen Durban-Taxi. Zum Glück finden wir einen neueren Bus, mit einigen Frauen an Bord, auch der Fahrer scheint uns ok. Ich schiebe Nathalie sofort ganz vorn auf die Bank – das gilt als der sicherste Platz. Die schlechten Geschichten von diesen Transporten erzählen davon, dass die Fremden plötzlich gezwungen werden, Geld mit der Kreditkarte abzuheben und dann ohne alles in der Pampa ausgesetzt werden. Aber – ein bisschen positives denken gehört dazu und passieren kann eben immer was. Es gibt keine andere Möglichkeit. Ich bleibe noch eine Weile demonstrativ am Bus stehen und wir verabreden, dass wir über die Handys ständig Verbindung halten.

Zurück durchs Chaos ins Auto. Zwanzig Minuten später trinken wir einen Kaffee an einer modernen Tankstelle an der Überlandstraße. Total andere Welt. Gemischtes Publikum, alles wirkt (fast) europäisch, modern, anonym. Kaum zu fassen, dass diese Welten so nah und so fern voneinander existieren.

Wir sind jetzt unterwegs nach Sodwana Bay ans Meer, am Indischen Ozean. Nach rund drei Stunden passieren wir die Kleinstadt Mbzwana und kurz darauf erreichen wir das Gebiet, wo laut Navigationssystem, unsere Lodge liegen soll. Nur ist das Navi irgendwie total verwirrt und führt uns abenteuerliche Wege ins Nirgendwo. Straßen im herkömmlichen Sinne gibt es nicht.

Die Landschaft hat sich vollkommen verändert. Endloses Dünenland, mit viel Grün bewachsen, oft auch mit dichten Büschen und kleinen Bäumen, so dass man nie weit schauen kann und oft nichts außer tiefem Sand und grünen Hügeln sieht. Und dazwischen Eukalyptusplantagen. Also auch hier. Ganze Landstriche haben wir unterwegs mit diesen für die Umwelt und den Wasserhaushalt so schädlichen Plantagen gesehen.

Nachdem wir eine Weile gekreiselt sind, finden wir endlich eine ausgeschilderte Stichstraße bzw. besser gesagt einen ausgeschilderten Sandweg zur Triton Dive Lodge. Eigentlich gibt es zwei parallele Wege: einen für Vierradantrieb, einen für Zweiradantrieb. Per e-mail habe ich vorher nach der Wegbeschaffenheit am Ankunftstag fragen müssen – es kann vorkommen, dass man ohne Vierradantrieb keine Chance hat. Aber tapfer wühlt sich unser höhergelegter Wagen durch den Sand, ein paar Kühe gehen missmustig aus dem Weg und irgendwann sind wir am Ziel, kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Letzte Nachricht: Nathalie sitzt wohlbehalten im Flieger.

Das Camp liegt unter hohen Bäumen versteckt und man kann nur einzelne Gebäude zwischen dichtem Grün erkennen. Es gibt in diesem hohen Wald noch eine zweite grüne Ebene mit halbhohen Bäumen, Palmen, Obstbäumen und einfach Dickicht, in das das Camp hineingebaut ist. Man fühlt sich wirklich wie mitten im Wald versteckt. Ein kleines Labyrinth aus Holzstegen verbindet Rezeption, Hütten, ein halboffenes Restaurant und einen offenen Feuerplatz für den Abend, der umgeben ist von den überdachten Küchen und Essecken. Viele Lodges hier setzen auf Selfcatering, das heißt Selbstkochen. Im Triton hat man die Wahl und muss sich nicht selbst verköstigen, man kann sich auch täglich im Restaurant zum Essen anmelden.

Wir dürfen uns eine Hütte aussuchen. Da die Saison zu Ende ist und nicht mehr viele Gäste da sind, bekommen wir sogar eine bessere, mit abgetrenntem Bad, für dasselbe Geld. Wirklich nett hier, entspannt, wir haben es sehr gut getroffen. Nicht schick, ein bisschen abgenutzt, aber irgendwie cool und kuschelig so zwischen all dem Grün und mitten im Dickicht. Es gibt natürlich auch einen Pool, hier finden auch die Anfängerlehrgänge für Tauch-Novizen statt. Das Originellste sind für mich aber die Open-Air-Duschen, ebensolche Toiletten und sogar eine Openair-Badewanne. Von zweieinhalb Meter hohen Wänden gegen Blicke geschützt, steht bzw. sitzt man dennoch direkt im Wald, es wachsen sogar Bäume durch die Dusche und man sieht in den Himmel.

Gary, der Koch im Camp, so erfahren wir später, ist tagsüber auch der Divemaster an Bord des hauseigenen Tauchbootes. Der Mann kann erstklassig kochen und man darf sogar Wünsche äußern, auch wenn sie nicht im offiziellen Angebot stehen. Alles scheint möglich. Alles sehr familiär hier, dabei ist die Lodge gar nicht so klein, wie ein Erkundungsrundgang offenbart. Nach einem leckeren Rumsteak und einem Bierchen schlafen wir beim ständigen Konzert der Zikaden und den gelegentlich ziemlich gespenstisch klingenden Rufen der Turteltauben rundum zufrieden ein. Noch eine Woche genießen…..

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