5 – Ab auf die Insel!

Noch einmal durch die kleinen holprigen Straßen von Hua Hin – bis auf die dienstbaren Geister auf dem Weg zur Arbeit und ein paar Bettflüchtlinge ist es noch leer und 7 Uhr morgens in Hua Hin.

Ich bin mit unterwegs zum Abfahrtspunkt der Busse der Fährgesellschaft Lomprayah, die das Monopol auf die Routen nach Koh Tao, Koh, Phangang und Koh Samui hat, die drei beliebten Inseln vor der Küste von Chumphon. Clever wie diese Geselschaften hier sind, organisieren sie auch gleich aus größeren Städten die Anfahrten zum dortigen Hafen in eigenen Bussen. Alles perfekt durchorganisiert.

Mit einem nagelneuen Komfortbus erreichen wir nach dreieinhalb Stunden gen Süden durch immer üppigere grüne Palmen-Landschaften den Pier von Chumphon, der Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz. Hier herrscht chaotisches Gedränge und babylonisches Sprachengewirr, denn es fahren verschiedene Fähren dicht nacheinander ab. Aber auch wenn kein Mensch die quäkenden Durchsagen in unverständlichem Thai-Englisch versteht, kommt nichts durcheinander.

Schon bei der Ticketausgabe wird man überprüft und eingecheckt und vor dem Einsteigen in den Bus wird jeder mit einem bunten Aufkleber geschmückt, der ein bestimmtes Ziel bedeutet. Hat zwar ein bisschen was von Warenversand, aber so wird keiner ohne das richtige Etikett durch die Ticketkontrolle und in den falschen Bus oder auf´s falsche Schiff gelassen. Ganz einfach also – man folgt immer nur den anderen Rosanen, Blauen, Gelben.

Der Pier ist mindestens 200 Meter lang, und der Marsch mit Gepäck in der gnadenlosen Sonne übe den rumpelige Steg zu unserer riesigen Highspeed– Fähre wird sehr lang. Das Meer ist so hellblau, dass es unnatürlich wirkt. An der Küste begrenzen Kokospalmen ein paar Strände. Draußen im Meer unterbrechen ein paar schroffe Felseninseln das schier unendliche Hellblau.

Die Mitreisenden sind ein wilde Mischung aus flippigen und betont coolen Youngstern aus aller Welt, die zu den berühmten Parties der Inseln wollen. Sie sind die ganze Fahrt damit beschäftigt zu kiffen, die Infos über die coolsten Locations und Events auszutauchen, Instagram-Fotos zu machen oder ihren Kater von gestern zu überleben.

Dann gibts da noch die mittlerweile in die Jahre gekommen Wilden von einst. Sie haben das Auftreten „Ja wir Quasi-Thais … was dem Deutschen sein Schrebergaten, ist uns Weltbürgern halt Thailand.“ Eine etwas kleinere, aber markante Gruppe sind dabei die Alt-68er, dazu kommen die sonstigen Hippies und Szenegänger der 70er, 80er und 90er. Über ihre Erscheinung Statements abgebend: sooo „unangepasst“ und cool wie einst: Männer mit sehr langen, schütteren Haaren (sogar Rastazöpfen in Grau), in viel zu kurzen Hosen, und bunten Muskelshirts. Frauen mit großen Sonnenbrillen, schwarz oder blond gefärbten wilden Haarschöpfen, mit entweder zu engen oder zu weiten Hippieroben und: unbedingt ohne BH!

Gruppe drei: Die jungen Familien. Viele verbringen die Elternzeit in Asien, manche sind sogar monatelang samt Kleinkindern unterwegs.

Und dann bleibt noch der buntgemischte Rest aus Normalos, die einen schönen Cluburlaub gebucht haben, Individualreisenden wie mir (und übrigens immer mehr alleinreisenden älteren Frauen), verliebte junge Päärchen, Rentnerpaare, meist in kleinen Gruppen. – und natürlich ein paar Thais.

Nur frisch angereiste und ahnungslose Touristen stürmen auf das Oberdeck, wer schlau ist, sichert sich einen Platz unter Deck. Denn die Sonne auf dem Meer ist gnadenlos. Nach gut zwei Stunden rasen wir auf die Insel zu: Grün und bergig wartet Koh Tao auf die nächste Invasion, die Fähre nimmt aber wenigstens genauso viele Menschen wieder mit. Aber wir müssen heute noch um die halbe Insel fahren und vor einigen großen Felsen im Meer geduldig warten, denn der kleine Hafen ist noch besetzt, irgendeine andere Fähre ist zu spät und der kleine Pier von Mae Haad kann uns nicht mehr verkraften.

Ich bin inzwischen tatsächlich etwas aufgeregt: Für mich ist es ein Wiedersehen nach zehn Jahren! Koh Tao war die erste Thailändische Insel für mich. Damals als Tauchneuling gekommen, um zu Tauchen. Ein Freund und Kollege, ein ganz alter Hase in diesem Sport, hatte mir die Insel empfohlen, mit strikten Anweisungen, wo genau ich hinzugehen hätte. Denn Koh Tao ist DAS Mekka für Taucher. Attraktiv, preiswert – und überfüllt. Zumindest auf der Westseite, wo die billigsten Unterkünfte, die meisten Restaurants und Diskotheken und die … preiswertesten Tauchschulen sind. Leider auch viele eben …billig.

Ich hatte strikte (liebevolle) Anweisung, NUR auf der abgelegenen Ostseite der Insel in einer kleinen, etwas feineren Bucht, Tanote Bay, abzusteigen und bei der einzigen deutsch geführten Tauchschule zu tauchen. Nicht wegen des Deutschseins, sondern der Sicherheit. Es war eine wunderbare Zeit damals, ich habe viel gelernt. Und nun bin ich also zurück als fast schon altgediente Tauchsüchtige. Ich freue mich und habe gleichzeitig Angst, dass nichts mehr so ist, wie damals…. Was erwartet mich??