Und noch einmal Entdeckungstour auf Langkawi. Diesmal auf einer etwas längeren Route Richtung Nordwesten. Die Insel ist sehr grün, aber über weite Strecken sehr zersiedelt, immer wieder unterbrechen kleine Häuser, Gewerbegebiete oder Siedlungen das dichte Grün. Und ganz kurios und besonders hässlich: Mitten im nirgendwo, mitten in den Wald gebaut: riesige Hochhäuser. Es sieht absurd aus! Erinnerungen an Rudow oder Marzahn ziehen durch den Hinterkopf… Ich habe auch nicht wirklich herausfinden können, wer in diesen modernen Apartmenthäusern wohnt. Jedermann? Firmenangehörige? Keine Ahnung. Es sind jedenfalls absurde Erscheinungen.
Hatte ich bisher außerhalb der Stadt eher bescheidene Häuser und Hütten gesehen, kommen wir diesmal auch durch Gegenden, wo offensichtlich erst in letzter Zeit schicke neue Einfamilien-Bungalows oder Appartmentblocks gebaut wurden oder gerade werden. Das bestätigt unseren Eindruck, dass hier durchaus richtig Geld verdient wird, zumindest von einem größeren Teil der Bevölkerung.
Unser erstes Ziel ist ein weiterer Wasserfall mitten im Wald: der Temurun– Wasserfall. Der kurze Weg von der Straße in den Wald ist aber besonders schön. Ein felsiges Tal mit riesigen Bäumen und der akustischen Untermalung vieler Vögel und dem Ruf eines Tieres, das wir gar nicht identifizieren können.Nach ca 300 Metern kommen wir an den Wasserfall, oder besser dem, was in der Trockenzeit davon übrig ist: eher ein Rinnsal mit einem kleinen kristallklaren Pool unten. Schade ja, aber trotzdem beeindruckend ist die riesige steile Felswand, über die das Wasser sonst in die Tiefe stürzt. Imposant ist wohl das richtige Wort.
Unser Weg führt weiter westwärts, hier ist auf der Karte ein kleiner Strand zu sehen. Wie sich herausstellt, tauchen wir nun kurz durch die Welt der Reichen und Schönen ein. Die Straße führt auf und ab durch tiefen, unzersiedelten Wald vorbei an dem noblen, gut bewachten Tor zu einem Edelressort. Noch ein paar Kilometer weiter reißt der Wald plötzlich auf und wir fahren mitten durch einen feinen Golfplatz, der sich den Berg hinab Richtung Meer zieht. Kleine Golfkarts kreuzen die Straße. Es sieht wirklich schön aus, aber irgendwie auch schräg.
Immer noch hoffen wir auf einen Strandzugang irgendwo in diesem großen Waldgebiet , aber nichts da… Also Rückzug. An einer Stelle haben wir durch die Bäume gelben Sand unten an der Küste leuchten sehen. Wir finden die Zufahrt und folgen zu Fuß einem Pfad zum Meer, zum Sandy Skull Beach. Was für ein schöner Anblick! Vor uns liegt ein relativ kleiner Strand, der von hohen Bäumen beschattet wird. Wir wollen eine kleine Pause einlegen, bevor wir weiterfahren. Allerdings wird die kürzer als geplant, als eine freche Affenbande Einzug hält. Alle bringen ihre Sachen in Sicherheit, denn die die diebische Bande kann ziemlich bissig werden, wenn sie nicht bekommt, was sie will.
Wir beschließen, Gummi zu geben und an den Strand im Nordwesten zu den schon bekannten Stränden zurückzukehren. Begleitet vom Ruf der Muezzin durchqueren wir ein paar Dörfer, bevor wir Richtung Strand abbiegen. Allerdings kommen wir nicht soweit, weil wir ein paar Kilometer vorher ein Burger-Restaurant mit einer schattigen Terrasse zum Meer entdecken. Davor zieht sich ein herrlicher, eher schmaler Strand kilometerlang hin: Tanjung Rhu Beach oder Long Beach Langkawi.
Das Lokal ist offensichtlich eine englische Enklave. Die Burger sind matschig, die Pommes zäh, aber es ist ein schöner Platz und – wir dürfen nun gratis zwei der wenigen Liegen mit Sonnenschirm benutzen. Faul verdösen wir den Rest des Nachmittags, unterbrochen von kleinen Badeausflügen ins warme Wasser, bevor wir mit der untergehenden Sonne nach Kuah zurückkehren.
Unser Abendessen an diesem Tag soll nur deshalb zur Sprache kommen, weil es wieder ein Fitzelchen Alltagsleben auf dieser malaysischen Insel erzählt. Wir haben ein anderes Viertel entdeckt, das so eine Art Nachtleben bietet mit vielen indischen, chinesischen und thailändischen Restaurants und einer seltsamen hässlichen Heinecken-Traglufthalle mit brüllend lauter Musik und einer Alkohol ausschenkenden Bar.
Aber ich habe mich sofort auf ein Thai-Restaurant eingeschossen – zuerst nur wegen des Essens. Dann allerdings zeigt sich, dass das Lokal ein bisschen Heimat für viele hier lebende Thais ist. Außer uns gibt es noch zwei Langnasen und sonst immer mehr Thais, je später der Abend, desto mehr werden es. Und die leben hier offensichtlich ihr all-feierabendliches, thailändisches Leben: freundliches Lächeln, kurze Röckchen, enge T-Shirts, Späße und jede Menge Bier. Und : laute Popmusik! Ach ja, ich geb´s zu: Ich fühl mich sauwohl…
Vom letzten Tag gibt es nicht soviel Spannendes zu erzählen, da wir ihn größten Teils am Strand und mit der Vorbereitung zur abendlichen Abreise verbracht haben. Nur ein Erlebnis soll noch Eerwähnung finden: unser Besuch des Makam Masuri Museums. Gewidmet ist es Masuhri, der Grab auf Mangkawi liegt und um das herum eine Art Heimatmuseum entstanden ist.
Masuhri, war Tochter von Pandak Majah und eine der schönsten Frauen des Landes. Sie heiratete einen Krieger, der bald darauf in den Kampf zog für lange Zeit. Mahsuri freundete sich mit einem Mann an, was ihrer eifersüchtigen Schwiegermutter Gelegenheit gab, Gerüchte in die Welt zu setzen und sie der Untreue zu bezichtigen. Daraufhin wurde sie vom Dorfältesten zum Tode verurteilt und auf besonders grausame Weise mit dem Dolch hingerichtet. Aus ihren Wunden floß weisses Blut, was als Beweis für ihre Unschuld genommen wurde. Sterbend verdammte sie die Insel zu sieben Jahren Unglück, das diese dann auch in Form von Eroberung, Epedemien, Missernten und anderem heimsuchte.
Erst sieben Generationen später, am Ende des letzten Jahrhunderts, blühte die Insel durch den Tourismus wieder auf. Masuhris Nachfahren wurden auf Phuket gefunden, woher ihre Familie stammte. Masuhris Grab, Makam Masuhri, liegt unter einer Marmorplatte auf dem Gelände des heutigen Museums. Hier wird das Leben und die Legende der Schönen erzählt, aber auch vieles über die Geschichte der Insel, ein bisschen wie ein Heimatmuseum. Im Museumsgarten sind auch einige wunderschöne traditionelle Stelzen- Holzhäuser nachgebaut worden. Und man kann live gespielte Musik auf traditionellen Instrumeten hören – ein bisschen kurios allerdings, denn als wir da waren, spielten die Musiker „Besame mucho“ – aber: auf historischen Instrumenten!