12 Nach Norden III

Nu aber…endlich muss ich doch mal unseren Trip nach Norden zu einem Ende bringen …

Unsere diesjährige Endstation: Parati.

Doch unser Aufenthalt in dieser schönen alten Stadt sollte ein wenig schräg beginnen. Unsere Freundin Corrin war für zwei bis drei Tage mitgekommen, weil sie Parati liebt und mal ausspannen wollte. Da wir im Moment alle nicht allzu üppige Budget haben, hatte sie eine Super-Einfall. Die reiche Verwandtschaft von ihrem Ex-Mann…ein Cousin, der in Argentinien lebt, hat in einem Yachthafen bei Paraty seine Segelyacht liegen. Also hatte sie ihn angerufen und gefragt, ob wir vielleicht auf dem Boot schlafen dürften. Ja, kein Problem! Wir haben Luftsprünge gemacht und fanden alles cool und sehr fancy. Und zu dem noch – geldfrei!

Es war immer noch brutheiss und stockfinster als wir angekommen sind und über eine abenteuerliche Piste den Berg steil `runter zum Meer gefahren sind, bis wir endlich die Marina gefunden haben. Aber alles war vorbereitet, es war ein Schlüssel hinterlegt und uns wurde gesagt, dass schon Betten bezogen sind für uns. Ich hab mich schon wie ein echtes uptown girl gefühlt! Dutzende Yachten schaukelten auf dem glitzernden nächtlichen Ozean. Wie abgefahren!

Ein langer Steg führte an Dutzenden Yachten vorbei, bis wir an unserer ankamen. Keine der größten, aber – sah gut aus. Nachdem wir es geschafft hatten, die Luke aufzukriegen, begann der Abstieg in die Kajüte. Und schlugen bestimmt 60 Grad entgegen und es war stockfinster. Mit Feuerzeugen haben wir die Lichtschalter gesucht – nix ging. Ok, dann wohl eine Hauptsicherung. Nichts. Schweissüberströmt haben wir im Licht einer mini-Batterielampe und unserer Kopflampe aus Dschungelhaustagen fieberhaft daran gearbeitet, alles zu öffnen, was nach Luke aussah. Luft, bitte!!!!

Dann ein Anruf nach Argentinien: Ja, die Batterie ist wohl leer – tja, kein Strom. Und auch kein Wasser…Aber das gibt´s ja auf dem Festland, da ist eine Dusche und Toilette.

Unsere Laune stürzte in noch tiefere Tiefen als sie bei dem Hitzeschock schon gestürzt war. Aber so richtig zugeben wollte das noch keiner, wir haben noch gewitzelt und nur etwas gemurrt. Aber nachdem wir die Klaustrophie auslösende flache Schlafkabine gesehen hatten, ohne Luken, mit einer kaputten uralten Klimaanlage, wurde es langsam kritisch. Ich habe verkündet, ich schlafe an Deck.

Tja, aber wo? Das Schiff war nicht so groß wie gedacht, zumindest hatte es auf Deck nicht wirklich viel Platz. Ausser zwei 1,50 langen Sitzbänken sah´s schlecht aus. Wir saßen wie drei klitschnasse Häufchen Unglück da oben und haben uns angestarrt, bis das Ganze dann eher bin einem hysterischen Lachanfall endete und dem Beschluss des grossen, damendominierten Kriegsrates: Luken dicht, wir bleiben hier keine Minute länger! Pff, wer will schon auf einem Boot schlafen?!

Und so haben wir die nächste Stunde damit zugebracht, eine passable Pousada in der Nähe des historischen Zentrums zu finden. Ich hatte vorher im Internet in diesen Buchungsportalen etwas nachgeschaut und mir ein paar Sachen gemerkt. Die Frage ist nur, wie die die Fotos hingekriegt haben und wer die tollen Beurteilungen geschrieben hat…echte Löcher. Und alles andere teuer. Aber schliesslich haben wir eine bezahlbare Bleibe gefunden, die einen gewissen Charme zu haben schien, mit ein paar schönen alten Möbeln und Kunst an den Wänden: Casa Colônia. Generell sollte ich wohl bemerken, dass die Pousadas hier nur selten europäischen Maßstäben entsprechen. Das ist schon alles einen ganzen Zacken simpler und so bieten die meist kleinen Zimmer oft nur aus Bett, Nachttisch, Haken an der Wand. Und natürlich Propeller an der Decke oder (teurer) Klimaanlage. Ich hasse beides zum Schlafen, aber ohne geht es in der meisten Zeit des Jahres einfach nicht.

Wir waren´s also ganz zufrieden – für´s erste. Unsere Meinung hat sich dann in den kommenden zwei Tagen geändert, weil wir festellen mussten, dass der Laden einfach sehr schlecht und lieblos geführt wurde: Das Frühstück in einem langen, schmalen, mit alten Kolonial-Möbeln bestückten Raum war grässlich mit vergammelten Früchten und einer Zuckerdose voller Ameisen als Krönung. Dazu Beschallung aus dem Kofferradio mit einem verzerrten Radiosender, den sich das Zimmermädchen für sich selbst eingestellt hatte, bis Miki aufgestanden ist und den Stecker gezogen hat. Kein freundliches Gesicht, kein „Bom Dia“ – und das in einem Land, in dem die Menschen ausnehmend freundlich sind! Es gab zwar kein Essen für die Gäste, aber ab Mittag stank das ganze Haus nach frittiertem Fisch und Bohnen – dem Essen, das sich die Angestellten gekocht haben.

Die absolute Krönung dann war am zweiten Morgen der Auftritt des Besitzers. Ungewaschen, mit fettigen Haaren durchschlurfte er übellaunig in Pyjamahose den Frühstücksraum ohne einen Blick für seine Gäste. Es flätzte sich auf das Sofa in der Lobby, las die Zeitung und massierte sich ungeniert sein Gehänge, was ohnehin schon halb aus der kurzen Hose fiel.

Genug ist genug. Wir haben ausgecheckt und uns in den kommenden Stunden was Besseres gesucht. Nur wenige Euro teurer, aber in Strandnähe, fünf Minuten von der Altstadt entfernt: ein nettes, sauberes und helles Familienunternehmen mit freundlichen Menschen, einem leckeren Frühstück mit frischen Früchten und Säften – was will man mehr. Geht doch.

So, damit ich Eure Ausdauer nicht überfordere, schließe ich für heute und das eigentliche Thema Parati kommt als nächstes.

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