9. On the Road again

Weiter geht’s, up North. Das Wetter ist herrlich, die Sonne scheint, ab auf die Straße. Nächster Stopp: Giant Castle. Die Entfernungen sind doch immer irgendwie größer, als gedacht. Dabei wirkt alles auf der Landkarte von diesem riesigen Land so wie nebenan … Die Straßen hier im Bergland sind wirklich schlecht, entweder unbefestigt, oder trügerisch glatt asphaltiert, aber mit riesigen Schlaglöchern. Da winkt der Achsbruch hinter jeder Ecke. Außerdem ist die Strecke teilweise extrem kurvenreich.

Auf der positiven Seite wäre zu verbuchen: Die Fahrt wäre um vieles stressiger bei normalem Verkehr. Aber auf fast allen Straßen sind kaum Autos unterwegs. Dafür in der Nähe von Ortschaften umso mehr Fussgänger, die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen oder versuchen zu trampen. Und – last not least – die Könige der Straßen: Kühe und Ziegen. Und letztere haben hier absolut Vorfahrt und sie benehmen sich auch so. Sie grasen auf den endlosen Wiesen rechts und links der Straße, ohne Zäune, und sie spazieren direkt auf den Straßen herum, wann immer ihnen danach ist. Kann aber auch sein, sie bleiben einfach vor dem Auto stehen und glotzen doof.

Unser nächster Zwischenstopp ist in Giant Castle, das liegt in einem privaten Schutzpark an einem weiteren markanten Abschnitt der Drakensberge. Bis dahin verbringen wir wieder etliche Stunden in unserem immer noch schmutzverkrusteten Auto. Allerdings bieten diese Berge immer neue imposante Anblicke, so dass uns nie langweilig wird. Und auch Giants Castle ist eigentlich nur wieder einer besonders beeindruckendes Massiv inmitten von vielen schönen Orten.

Ich habe noch nie so viele unterschiedliche Bergformen in einem Gebirge gesehen: Mit flachen steinernen Hochplateaus, rund, spitz, geschachtelt, grün, grau, gestreift, schroff, gefältelt, kahl, baumbestanden, wie mit grünem Samt bezogen und so weiter und so weiter.

Wir legen einen Imbiss auf der Panorama-Terrasse einer Lodge ein und sind auch schon wieder unterwegs.

Rechts der Straße liegt weites, eher welliges Hochland, links ragen endlos die immer neuen steilen Felsformationen der Drakensberge auf. Unser Weg führt durch viele Dörfer. So ganz anders als in Europa oder auch Südamerika sind sie nicht nicht kompakt, sondern eher sehr weit verstreut und locker in die Landschaft gewürfelt. Platz und Raum ist hier wirklich eine andere Dimension.

Die meisten Gebäude sind Rundhäuser, der Rest sehr kleine rechteckige Würfelchen. Hier und da nur ein Haus, so groß wie wir es als kleines Einfamilienhaus kennen. Manche der Häuschen sind aus tristen Lehm-oder Betonblöcken, andere mit blauer, oranger, weißer oder roter Farbe bemalt. Fast alle sind winzig bis klein – aber alle mit etwas Raum drumherum, einige sogar mit einem Gemüsegarten oder einem kleinen Feld. Alles sauber, ohne Müll, mit viel Landschaft und freilaufenden Tieren. Eine heile Welt – einfach, manchmal sehr arm, aber menschenwürdig. Wie anders als die geschachtelten Sperrmüllverschläge im Township!

Erst am frühen Abend kommen wir ans Ziel: Champagne Valley. Wir haben schon lange kein Bargeld mehr, aber es ist ziemlich schwierig, hier auf dem Land einen Geldautomaten zu finden! Da können schon mal 150 Kilometer dazwischen liegen oder mehr, und man muss wissen, wo man suchen soll. Hier im Champagne Valley, einer Art Ferienort mit vielen Wanderrouten, gibt es theoretisch zwei. Der erste: leer. Also 13 km in die entgegengesetzte Richtung unseres Ziels, ins Städtchen Bergville: endlich! Wir haben wieder Geld.

Nun die Unterkunftssuche. Wir testen einen Tipp aus dem Lonely Planet: die Ikosana Lodge. Auch wieder eine Backpacker-Unterkunft für die Reisenden mit dem kleinen Portemonnaie. Und ja, der Tipp ist wirklich klasse: etwas abgelegen und versteckt entpuppt Ikosana sich als eine liebevoll gestaltete und gepflegte Anlage mit schönen Grünflächen, guten Aufenthaltsräumen, Terrassen, Wiesen und einem Naturwasserpool mit Blick auf das über 3360 m hohe stolze Champagne Castle. Ein wirklich angenehmer Ort zum Entspannen.

Der Besitzer, Ed, ist ein Bure mit Sinn für Gastlichkeit. Zu uns super freundlich, hilfsbereit, zu den schwarzen Angestellten ziemlich unangenehm. Das ist leider hier weitverbreitete übliche Verhalten. Schlimm! Aber leider gerade hier in der Gegend wirklich eher die Regel, zumindest erleben wir es so.

In Afrika auf dem Land muss man beizeiten Abend essen, sonst geht man hungrig ins Bett. Und Appetit haben wir wirklich nach diesem Reisetag. Ed hat uns ein Restaurant empfohlen, dass sich als ein Golfclub herausstellt, aber jetzt, am Ende der Saison eher ein ruhiges kleines Plätzchen mit einer Terrasse am pflanzenumrankten Pool entpuppt. Und das Essen ist phantastisch und preiswert. Der Wein auch…..

Zu guter Letzt singen uns die Grillen, Zirkaden und Nachtvögel, unterstützt von ein paar schüchternen Fröschen, in den wohlverdienten Schlaf.

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