6. Immer, wenn es am schönsten ist…

Noch einmal den Rausch der Tiefe erleben… ganz ohne Aufgaben, einfach nur genießen. Für heute steht noch ein besonderer Leckerbissen auf dem Programm, es ist ein Tauchgang am geschützten marine park vor Ranong geplant. Auch eine längere Fahrt  und extra Eintrittgebühren in den Nationalpark, die von uniformierten Militärs, die extra an Bord kommen, kassiert werden.

Der erste Tauchgang enttäuscht nicht, ein sehr belebtes und schönes Riff mit vielen Fischen, die Sicht ist gut. Nur bin ich das erste mal einer anderen, jungen Dive Masterin zugeteilt, die mir ein bisschen auf die Nerven geht, weil sie so nervös ist, dass sie ständig nur alle zurechtweist, an ihrer Seite zu bleiben, obwohl wir schon im Haufen an ihr kleben.

Ganz versunken in die Fischschau stelle ich plötzlich fest, dass ich mich versehentlich der anderen Gruppe angeschlossen habe, ich war, wie gewohnt, Vlads Glatze gefolgt. Ich korrigiere schnell meinen Irrtum, aber die junge Dame ist pikiert und für den zweitem Tauchgang werde ich gleich Vlad zugeteilt. Finde ich gut. Wir haben das selbe Tauchtempo und er ist immer entspannt. We ŕe just a winning team…

Aber sonst ist alles schön, ein paar fette Brocken sind hier unterwegs und offenbar ist das Riff auch ein Fischkindergarten, denn hier kreisen riesige Schwärme von ganz kleinen Fischlein.

Zur Mittagpause legt der Käptn vor einem besonders schönen Strand an, der irgendwie an Robinson Crusoe denken lässt: Urwald fast bis ans Meer, ein schmaler Streifen strahlend weißen Sandes und glitzerndes hell türkises, kristallklares Wasser. Da schmeckt das Essen gleich noch besser. Danach ist noch Zeit zum Schwimmen und Muscheln sammeln. Und schon geht es weiter zum Drei-Finger-Riff, so genannt wegen seiner Form. Es soll ein ganz besonders schönes Riff sein.

Und wenn ich gerade noch gedacht habe, dass heute alles super easy ohne jede besondere Aufgabe abläuft, werde ich vor Ort sofort eines besseren belehrt: Das Meer ist unruhig geworde, es gibt Wellen und starke Strömung, ganz besonders an der Oberfläche. Es gibt eine extra Vergatterung, Anweisungen, um überhaupt ins Wasser reinzukommen, ohne gleich zweihundert Meter abgetrieben zu werden, bevor man auch nur die Maske geputzt hat.

Wie sind gehalten, uns sofort zur Ankerleine durchzukämpfen und die auf keinen Fall loszulassen. Aber die paar Meter dahinzuschwimmen wird schon zum Konditionstraining. Als ich an der Leine um die Boje greifen will, werde ich sofort weggerissen und klammere mich an irgendeinen Kerl, der gerade greifbar ist. Vlad holt mich an die Leine zurück und verdonnert mich noch mal, nicht loszulassen.

Abstieg an der Leine, unten wird es besser. Und – was für wunderbare Korallen. Sie sehen aus wie ein gigantischer Garten voller Salatköpfe, dazwischen flache Teller und dann wieder ein paar bizarre Skulpturen. Und über, unter und auf den Korallen tobt das Leben. Wir finden sogar zwei Nudibranches, wunderschöne, bunte Meeres-Nacktschnecken, die nicht leicht zu entdecken sind. Ein paar große Muränen drängeln sich unter einem Stein, herrliche buntgestreifte Butterfly Fische kreisen, und dicke gepunktete rabbit Fische. Ein Drückerfisch überlegt, ob er uns attackieren soll, aber wir sind ihm dann die Mühe nicht wert. Ein Glück, denn die können ganz schön frech werden. Natürlich gibt es noch so vieles mehr, was ich gar nicht alles einzeln erfassen kann und es würde die Geduld meiner Leser auch wahrlich überstrapazieren….

Man spürt immer noch etwas Strömung hier unten, will sagen, es schwimmt sich etwas schneller als beabsichtigt, aber die Umkehrung folgt, als wir um eine Biegung des Riffs kommen, wo man an einer Steilwand entlangschwimmt. Uff, da geht es gegen die Strömung. Das ist ziemlich anstrengend und man sollte trotzdem nicht die Ruhe verlieren, schon wegen der Luft und der Tarierung. Aber es geht vorbei und ist wieder ein Spezialtraining mehr. Am Ende winkt uns noch ein blau gepunkteter Rochen Good Bye. 

Was für ein schöner Abschlusstag! Ich muss an die Reisekasse denken, das warś erst mal mit Tauchen. Aber ich bin unglaublich zufrieden mit allem Erlebten, viele großartige Erlebnisse und Erfahrungen und: Ich bin  Advanced Open Water Diver! Hallelujah!

Zurück in Eveś Guesthouse feiere ich mich mit einem leckeren Essen und sitze noch ein bisschen bei all dem bunten Völkchen herum. Dann kommt die böse Nachricht, dass es ein Missverständnis gab und ich ab morgen kein Zimmer mehr habe… hektische Suche im Netz und per Telefon: Alles Bezahlbare ist ausgebucht, außer einem Guesthouse am Ende der Insel, j.w.d. Zerknirscht buche ich es, aber es passt mir so gar nicht, so weit draußen zu wohnen und hier weg zu müssen.

Als ich gerade in mein Hüttchen abtauchen will, ergibt es sich, dass das deutsche Päärchen von einer Party erfährt, als der tagsüber eher seriös wirkende ältere Geschäftsführer de Nachbarhotels plötzlich in schönster Ladyboy-Aufmachung erscheint und alle einlädt, doch auch hinzugehen. Ein barbetreibender Künstler hat Geburtstag und feiert öffentlich.

Schließlich lassen ich mich hinreißen, mit den beiden Deutschen und O, dem Chef, der seiner schlafenden Frau entwischt, mitzufahren. Thai-Party – sollte ich mir nicht entgehen lassen.

Die Openairbar Bartist (hier ist übrigens alles draußen, geschlossene Räume gibt es nicht) ist krachvoll mit Thais und ein paar Touristen. Es wird viel getrunken, viel getanzt und es gibt ein kleines Buffet. Die Thais sind offensichtlich ein begeistertes Partyvolk, sie lassen die Kuh fliegen. Es gibt einen über und über tätowierten DJ und von Zeit zu Zeit wird ein nach Zitrone, Ananas und Anis schmeckender Schnaps herumgereicht und zu diesem Anlass immer wieder aufś Neue Happy Birthday gesungen. Die Musik reicht von Thai-Pop bis zu 90er Oldies, deutschsprachigen Rocksongs und brasilianischer oder kubanischer Musik. Alles, was groovt, ist gut.

Wenn ich all das Bier getrunken hätte, das O mir immer wieder bringt, hätte ich einen veritablen Zweitageskater mitgenommen. Ich halte mich dann doch lieber zurück und lasse mich von einem Deutschen, der aus Kreuzberg kommt, aber schon seit 3 Jahren nicht mehr zu Hause war und der momentan für Kost, Logie und  Trinkgelder an einer Rezeption arbeitet, wieder mit nach Hause nehmen. Hier kann man nicht einfach ein Taxi nehmen…. Good Night, little island.

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