7. Inseltag

Der Tag danach… Tag Eins ohne tauchen. Ganz neues Gefühl. Heute ist Zeit, sich endlich mal noch ein bisschen die Insel anzuschauen. Ich muss aber zu meinem größten Leidwesen erst umziehen ans Ende der Welt bzw der Insel. Kong Klao Beach , Koh Kood Yet House. Ich werde chauffiert. Am lädt meine Sachen auf den Pickup und  los geht es. Zumindest sehen die Fotos von den kleinen Bungalows ganz nett aus und es ist Meerblick versprochen.

Der Schreck folgt auf dem Fuße. Nicht nur, dass die Anlage hier anders heißt , nein das sei egal, warum auch immer, doch auch die netten Fotos müssen wohl woanders her sein. Erstens wird hier offenbar noch gebaut, zweitens ist das ganze Gelände ungepflegt und wenig einladend, drittens liegt das Meer 700 Meter entfernt und ist nicht zu sehen und viertens und letztens liegt neben meinem Eingang ein Müllhaufen und um mein Bungalow verteilt Baumüll von kaputten Klos, Rohren, zersplitterten Brettern bis Plastikverpackungen. Ich bin geschockt und selbst der zurückhaltende Am schüttelt nur den Kopf.
Aber ich konnte so schnell nichts freies finden und laut Booking com kann ich nicht mehr zurücktreten. Auf langwierigen Krieg habe ich keine Lust, also handle ich aus, dass man mir wenigstens nur eine Nacht berechnet und ich morgen wieder ausziehe, in der Hoffnung, heute auf dem Weg über die Insel etwas anderes zu finden.
Was solls. Ich miete einen Roller und los geht es. Es gibt keine Helme, brauche man ja nicht. Ich fahre im Eve vorbei, meinem alten „Zuhause“, und lasse mir einen geben. Finde ich besser, auch wenn die Dinger echt sch… aussehen.
Mein Weg führt mich zuerst zu einem der drei Wasserfälle der Insel, dem Khlong Chao. Unterwegs schaue ich gleich freie Zimmer an und finde auch einen netten Bungalow in der Nähe des Wasserfalls. Nicht gerade zentral, aber mit Scooter machbar. Alles besser als das, was ich habe.
Irgendwann hört die Straße mitten im Wald auf, von hier aus geht es zu Fuß einen steinigen, steilen Pfad weiter, die Moskitos begleiten mich. Nach einem Kilometer bin ich da. Mitten im Wald steht ein großer Buddha-Altar, daneben liegen Schwimmwesten, die man nicht nehmen kann, sondern muss, und der knurrige Parkwächter wacht strikt darüber, dass man die freiwillige Spende dafür auch vor Buddhas Augen einwirft.
Nach einer kleinen Klettertour über große Festplatten und Brocken tut sich der Blick auf auf einen sehr schönen, wenn auch nicht allzu hohen Wasserfall, der sich in ein Fels-und Waldgerahmtes Becken ergießt. Das Ganze ist nicht allzu groß und ich bin froh, dass außer mir nur noch ca zehn Leute da sind. So ist es wirklich eine schöne Idylle. Das Wasser rauscht, die Vögel zwitschern, kleine gelbe Schmetterlinge spielen Ringelrein, drumherum die riesigen Bäume, das Dickicht….Nach einem kühlen Bad lasse ich mir, auf einem flachen Stein sitzend, von den Putzerfischen noch eine kleine Fussmaniküre angedeihen, dafür zahlt man in Berlin gutes Geld.
Weiter führt mich mein Weg kreuz und quer über die Insel auf der Suche nach den beiden anderen Wasserfällen, wovon ich aber nur den kleinen finde. Irgendwie fahre ich gefühlte 1000 Berge und Täler weiter durch dichtes Grün, vorbei an kleinen Ansiedlungen oder einzelnen Häusern, Lädchen mitten im Nirgendwo und golden schimmernden Altären, an Spielautomaten, die an der Straße montiert sind wie Zapfsäulen, damit man nicht erst absteigen muss, um eine Runde zu zocken. Und immer schön an den Linksverkehr denken!
Aber ohne richtige Karte schaffe ich es, mich irgendwie zu verfahren, der Wald nimmt kein Ende, aber die betonierte Straße und der Schotterweg macht mir Angst, ich kehre um. Wo bin ich? Wohin muss ich? Das GPS findet offensichtlich auch nur Grün, sprich: hilft auch nicht weiter. Egal, am Ende finde ich doch noch den dritten, eher kleinen und unspektakulären Wasserfall und lande per Zufall am Hafen bei der großen goldenen Buddha-Statue. Auch gut.
Das Leben auf Koh Kood ist trotz Neuzeit und Tourismus noch immer eher ruhig und entspannt. Es fahren nur wenige Autos herum, die alle Pickups für den Transport von Menschen zum Hafen oder zum Hotel sind, oder einfach dem Transport von Waren dienen. Keine privaten Limousinen, keine Busse, keine Taxis, außer ein paar ganz wenigen, sündhaft teuren, die man sich kaum leisten kann. Alles geht hier seinen ruhigen, entspannten Gang, es gibt nicht mal die üblichen Souvenirläden oder etwa Einkaufszentren für die Touristen. Keine Klamottenläden, keine Tankstellen. Benzin kauft man in alte Flaschen abgefüllt in Läden und Restaurants, da steht gleich der Trichter zum Einfüllen daneben. Anfangs dachte ich immer, das orange Zeugs sei eine örtliche Spezialität zum Trinken. Öffentliche Gebäude sind, außer am protzigem Prunk, vorallem an den vielen Fähnchen zu erkennen, die in kleinen Abständen jeweils am Straßenrand aufgestellt sind.
Ein bisschen nervös machen mich manchmal die vielen freilebenden Hunde, die zu 99 Prozent alle zur selben Familie zu gehören scheinen, halbhoch, mit kurzem hellbraunen Fell. Sie sitzen und liegen überall am Straßenrand, toben oder schlafen gleich auf der Fahrbahn. Aber friedlich. Ein bisschen stressig, wenn man so um die Kurve kommt und vor einem liegt direkt so ein Tier.
Weit beunruhigender aber ist ihr Verhalten in der Nacht. Nicht, weil man sie dann noch viel später sieht, sondern weil sie sich nach Einbruch der Dunkelheit in wilde Raubtiere verwandeln, die auf die Roller zu- und hinterherrennen und versuchen, die Fahrer ins Bein zu beißen, was ihnen nicht selten gelingt. Hunde in der Nacht sind hier der Alptraum aller Fahrer und liegen ganz vorn in der Unfallstatistik. Beste Abwehrmethode soll es sein, sofort abzubremsen oder gar anzuhalten und sie anzuschreien, das irritiert sie wohl. Wissen aber die meisten nicht und geben Gas, was dann schnell ein ganzes Jagdrudel losrennen lässt. Tja, andere Länder, andere Sitten, gilt sogar für den besten Freund des Menschen….
Auf dem Rückweg schlürfe ich noch einen Eiskaffee an einem Strand, nehme ein kühles Bad und begebe mich auf den Heimweg. Ein schöner Tag, alles gut gegangen…. Und damit beginnt ein neues Kapitel, das wenig rühmlich, aber dramatisch ist und leider aus Gründen der Chronistenpflicht nicht verschwiegen werden darf. Fortsetzung in Post 7.

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