8. Am Ende eines schönen Tages

… ist nicht immer alles gut. So auch am Ende des Inseltages. Als ich fast wieder an meinem Ausgangspunkt angekommen war, fiel mir ein, dass ich noch eine Verabredung in der Tauchschule hatte, um die Papiere für den neuen Tauchschein auszufüllen. Ich war dafür schon ein paar schöne Kurven zu weit gefahren. Ich wollte nicht über die Straße wenden, also bin ich in eine Nebenstraße abgebogen, abgestiegen und wollte den Roller „rumschieben“. Da die Dinger so schwer sind, habe ich dabei diesmal die Zündung nicht ausgemacht, weil er sich dann etwas leichter bewegen läßt. Leider.

Plötzlich habe ich beim Schieben mit der rechten Hand leicht das Gas angetippt, der Roller macht einen Rodeostart und in der Schrecksekunde habe ich mich auch noch beidhändig an dem Geschoss festgeklemmert, statt einfach loszulassen. Ich bin samt Scooter im hohen Bogen über die Straße geschossen und am gegenüberliegenden Straßenrand samt Roller gestürzt, leider mit dem Kopf auf den Roller und die Straße….

Ich dachte nur noch: So eine Scheisse, das passiert jetzt wirklich!  Im Ernst. Aus dem gegenüberliegenden Far East – Restaurant kamen sofort die Besitzerin und ein paar andere Leute gerast und haben mich und den zerschroteten Honda von der Straße gesammelt. Die waren so großartig! Sie haben sich gekümmert, mich in den Arm genommen, Eis zum Kühlen geholt, denn aus meiner Stirn wuchs ein riesiges Hämatom.

Dann kam auch schon der Krankenwagen und ich durfte die Inselklinik von innen kennenlernen. Das Hämatom war in zwischen zum Auge gewandert, die Nase, die Lippe und die Ellenbogen lädiert, aber der Arzt, der keinen Tag älter als 16 aussah, meinte, Auge ok, wird wieder. Sie haben mich noch verbunden und dann war ich entlassen, mit der Auflage, Eis zum kühlen zu kaufen. Kompressen gibts hier nicht, Verbandszeug wurde mir in der Krankenhausapotheke auch nicht verkauft. Doof auf einer Insel, wo es keine Drugstores gibt und die einzige Apotheke gerade zu hat…

Da ich keine Ahnung hatte, wen ich anrufen soll, hatte ich das Eve-Guesthouse angegeben, da kannte man mich, da gab es auch das Bochumer Paar. Mein „Fahrlehrer“ Am und Patricia haben mich dann abgeholt und alle waren unglaublich nett zu mir, ich bin jetzt noch gerührt. Es war klar, dass ich nach diesem Sturz auf den Kopf in meinem einsamen Verbannungsort am Ende der Insel nicht allein bleiben sollte, also hat Am kurzentschlossen meine Sachen wieder abgeholt und ich durfte sogar im Zimmer der Bochumer schlafen, die dafür in dieser Nacht in den Gemeinschaftsschlafssaal umgezogen sind, da nichts anderes mehr frei war. Ich war ganz schön daneben.

Auch die Leute vom Eve s waren sehr aufmerksam und Victor, ein französischer Boxer und dort Stammgast, hat sich um mich gekümmert, da er sich ja mit solchen Verletzungen auskennt. Der Schock war zwar noch da, aber eigentlich war ich nur noch froh, dass nichts Schlimmeres passiert war, denn letztendlich hatte ich ein Riesenschwein.

Am nächsten Tag sah ich noch viel schlimmer aus, der Glöckner von Notredame ist dagegen ein Schönling. Victor lud mich sofort ohne Frühstück noch mal auf den Rücksitz und bestand auf einem zweiten Arztbesuch, sicherheitshalber. Er half mir auch gleich, ein neues Zimmer in einer Anlage am Strand zu finden, da klar war, dass ich die folgenden Tage rekonvaleszent und nicht mobil sein würde. Dann wenigstens am Meer. Im  Guesthouse A-na-lay habe ich eine hübsche Bambushütte unter Kokospalmen am Meer gefunden, wo ich die nächsten drei Tage überwiegend in meiner wunderbaren Reisehängematte mit Eis auf dem Gesicht verbracht habe.

Klar, ist richtig blöd gelaufen, aber eigentlich war es auch mit ein paar erstaunlichen Erfahrungen verbunden: obwohl allein unterwegs am anderen Ende der Welt, habe ich im entscheidenden Moment Leute getroffen , die sich alle einfach großartig verhalten und mir ganz viel Hilfe und Zuneigung entgegengebracht haben. Falls sie das hier jemals lesen: Danke an Euch alle!!

Übrigens, die Rechnung für den kaputten Roller kam prompt und ich habe bereits mehrere Stoßgebete gen Himmel gesandt, dass das hier passiert ist: kaputte Stoßdämpfer, einseitig neue Verkleidung, neuer Hitzeschutz, neuer Sitzbezug: keine 100 Euro…

Trotzdem habe ich mich natürlich gegrämt, dass für den Rest des Urlaubs der Traum vom Tauchen ausgeträumt ist, ich nicht mal mehr richtig baden kann usw usw. Aber eins muss ich jetzt noch mal ausdrücklich für mich selbst festhalten: Gefahren bin ich gut und unfallfrei…ich habe nur einen ganz dämlichen Fehler beim Rangieren gemacht, der mir ganz bestimmt nie wieder passiert! ( Und ja, ich weiß, der letzte Satz ist albern und kindisch, der musste aber trotzdem sein.)

Und wer jetzt glaubt, ich hätte nun nichts mehr zu erzählen, der irrt und wird sicher in den nächsten Tagen noch eines besseren belehrt werden. Aber Fotos vom Glöckner gibtś keine…

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