10. So long, Koh Kood!

In der vorletzten Nacht ist es etwas stürmisch, das Meer rauscht so laut, dass ich das Gefühl habe, mein Bambushüttchen wird gleich aufś Meer hinausgetragen.  Die Nachttemperatur ist abgestürzt und ich muss mir eine zweite Decke organisieren, schließlich schlafe ich quasi draußen. Am Morgen hat es das ca 80 Meter lange Pier des Hotels zerlegt, die Planken schwimmen in der gesamten Bucht verteilt.

Aber die frische Brise im Bett hat meine in hellblauer Tropen-Meeres-Seeligkeit eingelullten Gedanken wieder aufgeweckt und mir ist klar geworden, dass ich mich entscheiden muss, was ich noch machen möchte, da meine Zeit nun schneller abläuft als gedacht, zieht man die ungeplanten Reha-Gammeltage ab. Mir ist schmerzlich klar, dass Tauchen für diesen Urlaub nicht mehr im Bereich des Möglichen ist, momentan nicht mal richtig baden, da mein aufgeschrappter Arm noch nicht wasserfest ist. Also vergesse ich den Plan, gen Süden zu fahren.

Plan B: Ab in die Berge! Ich will zunächst über Bangkok nach Chiang Mai. Aber mein geliebter Nachtzug ab Bangkok (in Muss in Thailand, wie in Blog Thailand 2015 nachzulesen) ist leider restlos ausverkauft…Also Billigflieger, die sind hier wirklich billig, aber gut. Ich buche einen der wenigen freien Plätze, doch als ich bezahlen soll, stürzt mein Handy ab und geht nicht mehr an. Nichts mit TAN, nichts mit Kreditkarte.

Na  toll, dann ist ja wohl der Flug auch noch weg…. Aber nein, wir sind nicht in Europa, sondern in Asien! Keine zehn Minuten später schreibt mir Bangkok Airways, es habe wohl ein Problem mit meiner Bezahlung gegeben, aber man halte mir den Flug noch 24 Stunden frei, ich muss nur bis dahin per Telefonhotline bezahlen. Das ist doch mal Service!

An meinem letzten faulen Tag am Meer sehe ich plötzlich das Boot der Paradise Divers, die einfach ohne mich tauchen und finde es noch besser, dass ich jetzt endlich meinen unversehrten Hintern aus der Hängematte und von der Insel schiebe.

Meinen  Abschiedsabend möchte ich da verbringen, wo ich mich „zu Hause“ gefühlt habe, im Eveˋs. Per Anhalter schaffe ich das auch und alle, die mich noch kennen, freuen sich über das blaukarierte Hausmonster. Ich schlage mir den Bauch mit dem besten grünen Curry der Insel und gegrilltem Kürbis voll und habe einen richtig schönen Abend.

Als der Andrang vorbei ist und Am nicht mehr am Grill steht, bringt er mich sogar noch nach Hause. Ich sitze noch ein Weilchen am nächtlichen Meer und verabschiede mich von der Insel, die mir wirklich lieb geworden ist, trotz oder obwohl hier soviel  Gutes und nicht so Gutes passiert ist. Ein scheues Äffchen hüpft in der Palme über mir herum. Ein schöner Abschied!

Meine komplette Reise nach Bangkok hat innerhalb von drei Minuten meine Rezeption organisiert: Sammeltaxi, Boot, Zubringer, Bus. 21 Euro. Ich liebe diese perfekte und unbürokratische Organisation! Das Sammeltaxi ist ein Deja Vu rückwärts, der Weg über die Insel zum Hafen ist derselbe und doch diesmal ein ganz anderer, denn jetzt kenne ich das alles und habe es ins Herz geschlossen.

Am Hafen dann noch eine Demonstration effektiver und perfekter Organisation ohne Aufwand: Anstellen, zwei Frauen fragen jedem nach seinem Endziel und teilen entsprechende kleine Aufkleber für Mensch und Gepäck aus : nach Bangkok, Pattaya oder Trat. In dem Moment ist alles weitere geregelt: welcher Zubringer lädt wen am Pier von Laem Sok auf dem Festland ein, um ihn zum richtigen Bus an der ein paar Kilometer entfernten Haltestelle zu bringen.

Zwei Stunden später sitze ich im Doppelstockbus nach Bangkok – diesmal mit goldenen Raffgardinen und orange-blauem Innendekor. Nun fliegt die Landschaft, die ich auf dem Weg zur Insel nur nächtlich erahnen konnte, noch mal bei hellem Tageslicht an mir vorüber. Weite Ebenen, ein paar Berge am Horizont, viel Grün. Plantagen aller Art von Zuckerrohr bis Mango, Avocado und allem möglichen anderen Obst. An der Straße viele Gewerbegebäude, Fabriken, Werkstätten, Läden und ein paar Dörfer und Kleinstädte. Aber die meisten Gebäude sehen, zumindest hier an der Straße, ziemlich heruntergekommen aus mit blätterndem Putz und schwarzem Schimmel.

Kurz vor Bangkok dann einige Vorstädte mit den in aller Welt beliebten Neubausiedlungen aus dem Legoland mit sinnigen Namen aus Marketingehirnen.  Eine heißt sogar NIRWANA…. Etwas irritierend. Welcher frischgebackene Mittelständler möchte schon im Jenseits WOHNEN?

Der Stau sagt ALLES: Welcome to Bangkok ! Der Bus hat verschiedene Halts und die smarten Mitarbeiterinnen an Busbahnhof haben jeden Passagier beim Einstieg nach seiner Endadresse gefragt und sogleich mitgeteilt, welcher Halt dem am nächsten liegt. Service.

Ich steige am Skytrain-Bahnhof Lat Krabang aus, da sind es nur noch sieben Minuten bis ins Untergeschoss des Flughafens. Gepäck einchecken, fast vier Stunden bis zum Abflug. Zurück zum Sky Train, denn ich brauche eine Apotheke und will zu Abend essen, denn ich komme erst gegen Mitternacht in Chang Mai an.

Der Sky Train ist eine tolle Einrichtung, nicht nur weil er mich vor einem erneuten Taxifahrer-Stress bewahrt, sondern überhaupt. Auf hohen Betonstelzen schwingt er sich über den Dächern durch die Stadt. Die Stationen sind etwas länger, denn der Sky Train ist eher ein übergeordnetes Verkehrsmittel, dass zum Überwinden etwas längerer Strecken gedacht ist. Eine Fahrt kostet 40 Baht, einen Euro. Scharzfahrer gibt es nicht, alles funktioniert über einen Chip, der erst die Schranke öffnet und am Ende wiedereingeworfen werden muss. Dazu steht an jedem Bahnhof ein Schrankenwärter und ein Security Mann, denn man muss durch einen Metalldetektor. Geht aber sehr schnell und locker. Wirklich clever und kundenfreundlich ist die Idee, wegen der komplizierten Namen und sicher auch wegen der Touristen, alle Stationen einer Linie zu nummerieren, z.B. A1 BIS A8.

Das Einsteigen ist sehr …asiatisch. Pfeile zeigen an, wo die Türen und die jeweiligen ordentlichen Schlangen stehen müssen, ein Uniformierter an der Bahnsteigkante gibt ein Pfeif- und Handzeichen, wann man einsteigen darf. Nicht eher!

Der ganz normale Wahnsinn von Bangkok ist ein Schock, wenn man von so einem friedlichen, grünen Insel welchem kommt wie ich. Smok, Hitze, Lärm, ein Wahnsinnsverkehr und hektisch herumrennende Menschen. Und dazwischen fallen viele richtig unangenehme laute Touristen auf, die sich laut brüllend über diese Asiaten und so… unterhalten und dabei noch ein Bier in der Hand halten.

Aber nicht alles ist an Bangkok so schrecklich. Denn ich bin zwar in einem sehr geschäftigen, aber nicht besonders schönen Viertel an der Ratchaprarop  (A7) ausgestiegen, es gibt bessere Ecken.  Es war nur das für meine Zwecke geeignete und schnellstmöglich zu erreichende Viertel. Ich staune kurz über den tobenden Wahnsinn, tue dann, was getan werden muss, und schon bin ich wieder auf dem Weg zum Flieger. Chiang Mai  wartet!

 

 

 

 

 

 

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