Einmal Phuket…oder doch lieber nicht? Ohne das verlockende Gabelflugangebot wäre ich vielleicht doch lieber wieder in Bangkok gestartet. Irgendwie klingt Phuket für mich immer zu sehr nach Rummeltouristen und Sugardaddies. so wie Pataya. Aber – der Süden und die Inseln sollen sehr schön sein… Also los!
Oh nein ! Im rammelvollen Flieger sitzt ein kleiner bodygebildeter, schmuckbehangener, glatzköpfiger Typ aus dem Alpenland neben mir. Phuket ruft…. Aber über die Stunden erweist er sich dann als redseelig, freundlich und ziemlich schräg. Er ist Tätowierer, hält sich für einen Künstler, ist Buddhist, erzählt im gleichen Atemzug von heißen Besäufnissen, tollen Reisen und Drecksländern, in die er lieber nicht will….etc pp.
Der Landeanflug ist sehr vielversprechend: strahlend hellblaues Meer, grüne Inseln, lange Strände und – tatsächlich so viele Delfine, wie ich noch nie gesehen habe. Die Maschine ist bereits so tief, dass kein Irrtum möglich ist, man sieht die munteren Gesellen tauchen und springen, als gäbe es kein Morgen. Unglaublich!
Die Landebahn beginnt nur ein paar Meter hinter dem Strand, das sieht alles sehr vielversprechend aus. Der Flughafen ist eher klein – zu klein, für so viele Touristen, wie sich gleich zeigt. Zu wenig Parkpositionen, zu wenig Gangways, zu wenig Busse. Doch der Gau kommt für mich erst, das liegt aber an der Lufthansa: Nach anderthalb Stunden Gesuche ist klar: Mein Gepäck ist weg. Egal, ich versuche, mich nicht zu ärgern. Vielleicht übermorgen, heißt es nach einigermaßen chaotischer Suchmeldung.
Nach dem Stress habe ich keine Lust auf langwierige Busabenteuer und Gesuche. Ich nehme ein Taxi. Die erste thailändische TaxifahrerIN! Und die fährt sogar ordentlich mit Taxameter. Meine Laune wird gleich besser, auch wenn mir ihre muntere Unterhaltung in Thai-Englisch bei meiner Müdigkeit eher schwerfällt. Eine alleinerziehende Mutter, die immer wieder von Oma und Sohn angerufen wird, und dabei auf Lautsprecher in ihr Handy brüllt – und das bei dem Verkehr!
Ich bin erstaunt, wie weit es in die Altstadt von Phuket Town ist, ich hatte mir die Halbinsel Phuket kleiner vorgestellt! Eine endlose, fast lückenlos bebaute Straße, ein paar kleine Kautschuk- Plantagen, alles eine wenig attraktive Mischung aus Geschäften, Autowerkstätten, undefinierbaren Gewerbehäusern und dazwischengequetschten kleinen Wohnhäuschen. Viel Schimmel, viel Bauschutt, viel Chaos. Und natürlich hin-und wieder das königliche Konterfei und Buddha. Für 10 Minuten laden wir plötzlich noch spontan einen russischen Opa ein, der nichts versteht, aber wohl irgendwie in sein Hotel will. 100 Baht vom Opa, 50 davon bekomme ich später abgezogen.
Endlich sieht die Bebauung mehr nach Stadt aus: Phuket Town. Eine große lange und breite Hauptstraße mit großen, ebenso undefinierbaren Geschäften, Banken und anderen offizielleren Gebäuden, noch mehr Verkehrschaos. Doch dann wird alles enger und netter. Old Town.
Schon besser. Auch viel Chaos und Schimmel, aber wenigstens alt. Viel kleinere, manchmal ganz originelle Häuschen, kleine Läden, Restaurants, schlendernde Touristen, wieselnde Thais, Straßenhändler mit allerlei leckerem Obst und anderen ess-und trinkbaren Snacks. Und die ewigen Motorroller, die sich überall durchschlängeln.
Mein Stoßgebet wird erhört und das blind gebuchte, preiswerte Chino Town Gallery Hostel sieht ganz nett aus. Zimmer sauber, mit Pseudofensterchen zum Flur, breites Bett, Gemeinschaftsbad. Chinese owned, aber arbeiten dürfen Thais.
Nach einem kleinen Nickerchen mache ich mich auf Entdeckungsreise durch die alten Straßen. Alles wuselt, aber trozdem ist es ganz gemütlich, auch die Touristen sind hier gemäßigt – kein Strand in der Nähe. Ein paar größere alte Gebäude stechen hervor: ein altes Bankhaus, ein altes Polizeihauptquartier, ein Museum usw. Und natürlich ein riesiger pompöser Tempel, den ich alerdings nur von außen bewundern darf, denn meine momentan sehr reduzierte Kleiderauswahl beinhaltet nichts „Angemessenes“ .
Manchmal denke ich, dass in den Räumen Sperrmüll wild gelagert wird und bin dann immer wieder erstaunt, wenn es beim zweiten Hinschauen irgendwelche Geschäfte sind. Das extremste ist ein Raum, den ich für eine zugerümpelte ehemalige Werkstatt halte, der sich aber schließlich als Vintage-Bar outet. Uff….
Die Bevölkerung hier ist ein bisschen anders gemischt als im zentraleren oder nördlichen Thailand: Es gibt mehr Muslime und Inder neben den Thais und Chinesen. Und dadurch im Stadtbild deutlicher weniger Tempel, ich habe noch keinen einzigen Buddha-Schrein gesehen.
Nach einer ersten Thaimassage für umgerechnet 8 Euro als Belohnung nach Flug, Stress und fast drei Stunden Stadtspaziergang, suche ich mir ein kleines Restaurant und genieße mein erstes Thai-Abendessen: Hühnchen mit Gemüse und Cashew-Nüssen. Lecker! Der erste Tag ist geschafft. Irgendwie ein bisschen wie in Trance: Müdigkeit, Hitze, alles plözlich eine andere Welt….