2. One day in Phuket

Der Jetlag hat mich noch voll im Griff. Erst nicht einschlafen, dann nicht aufwachen…Egal, mein erster richtiger Ferientag ohne Flug. Für den einen Tag, den ich diesem Ort komplett eingeräumt habe musste ich mich entscheiden – es gibt viele verschiedene Stände, vor allem im Westen, einen kleinen Nationalpark mit Wasserfall, einen hohen Aussichtspunt und als neuere Sehenswürdigkeit das große Buddha-Monument auf einem Berg südwestlich von der Stadt. Dafür habe ich mich entschieden, gefolgt von zwei, drei Stränden, die nicht den Ruf von Patong Beach haben – sozusagen „Malle“ in Thailand…Und ich habe mir vorgenommen, ganz vernünftig und entspannt zu sein- zumindest heute noch – und mich – wie auch immer – fahren zu lassen.

Das allerdings erweißt sich als sehr schwierig, schon ganz und gar in Kombination. Es gibt einige Busse, die stündlich in die Nähe des Buddhas fahren, aber dann muss man bei der Hitze noch einige Kilometer den Berg hochlaufen. Und danach kommt man kaum weiter. TukTuk und Motorradtaxis fahren nur eine Strecke und warten nicht, es sei denn, man zahlt fürstlich. Ganz zu schweigen von Taxis, das ist mit Wartezeit richtig teuer. Guter Rat auch…

Im Hotel rät man mir, ein Motorbike zu nehmen, so nennen sie hier auch die Roller. Das warś dann mit der Vernunft. Sie organisieren alles, das Gefährt wird frei Haus geliefert und – ist ganz schön groß… Eine 125erHonda. Gut, dass ich inzwischen echte Berliner Fahrpraxis habe. Also Helm auf, Gehirn auf Linkssverkehr trimmen, Navi einschalten und los.

Ich fädle mich aus der Altstadt, wobei es lästig ist, immer wieder anhalten zu müssen, um auf das Handy-Navi zu sehen, denn hier ist nichts vernünftig ausgeschildert, und wenn, dann zu 95 Prozent auf Thai. Und es gibt viel mehr Möglichkeiten falsch zu fahren, als der Plan zeigt.

Nachdem ich dann auch prompt auf der sechsspurigen Straße zu weit gefahren bin, finde ich irgendwann die Anfahrt zum Berg. Immer schön steil hoch in Serpentinen durch den Wald. Und zu allem Übel auch noch Quadfahrer-Rudel quer über die Straße…. Aber alles geht vorbei, ich komme heil an.

Ein paar Stunden zu spät um in Ruhe schauen zu können, es wimmelt nur so von Touristen Gruppen. Egal, die Aussicht ist wunderbar: Phuket Town und Umgebung liegen vor mir ausgebreitet, genauso wie Strand und Meer. Und als ob das noch nicht genug wäre: Draußen im Meer setzen mehrere Inseln, leicht in Nebel gehüllt , noch ein paar besonders schöne Akzente. Allein dafür hat es sich gelohnt.

Nun aber zur eigentlichen Attraktion: Big Buddha. Er wurde 2008 fertiggestellt. Aber bis heute wird drumherum und am Sockel noch gebaut. Woran erinnert mich das bloß…. Der Riese ist 45 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 25 Metern. Ganz schön protzig. Aber trotzdem schön anzusehen. Aber ehrlich gesagt, gefällt mir der viel kleinere, alte goldene Buddha, der ganz berschät daneeben sitzt und den keiner mehr beachtet, eigentlich besser.

Ich verzichte darauf, mich gelangweilt und lustlos von einigen Mönchen segnen zu lassen, die gar nicht schnell genug auf den geforderten Geldeinwurf hinweisen können. Berühren dürfen sie den schnöden Mammon ja nicht. Ungesegnet, aber erleuchtet, schreite ich von dannen.

Auf dem Rückweg fällt es mir schwer, mich auf die wirklich gefährlich stelie Straße in Haarnadelkurven zu konzentrieren, so schön sind die Ausblicke, die von Zeit zu Zeit durch die Bäume zu sehen sind. Und ich fürchte, die Bremsen werden zu heiß…und mache eine wunderbare Pause in einem kleinen Restaurant mit phantastischem Blick über die Buchten. Ein mit Orchideen verzierter Eiskaffee hebt meine Laune noch mehr!

Wieder auf der Hauptstraße angekommen, versuche ich zu den Stränden, die ich mir herausgesucht hatte, zu finden, was sich wiederum als wesentlich schwieriger erweist, als gedacht. Und der Verkehr auf der Insel ist wirklich nervend.

Aber irgendwann habe ich es doch noch geschafft. Kata Noi Beach. Ein großer, schöner Strand in einer langen Buch mit hellbauem Meer. Ich bin total geschafft von der ewigen Fahrt und kann es kaum erwarten, mich in mein geliebtes Meer zu stürzen. Ich spare mir mal die Beschreibung meines zusammengestückelten Aufzuges (Danke SwissAir). Das Wasser war wunderbar!

Trotzdem habe ich so gar keine Lust auf längeres Verweilen, vor allem auch, weil es mir vorkommt wie auf dem in einen Strand verzauberten Moskauer Hauptbahnhof. Zumindest die Geräuschkulisse ist so.

Ich finde noch zwei weitere Strände, Kata und Karon Beach, an denen ich eigentlich etwas zum Sonnenunergang trinken wollte. Aber wenn ich schon die lauten Massen am ersten Strand zu viel fand, wird es nun nur noch schlimmer. Ja, vielleicht bin ich arrogant, aber ich möchte so keinen Urlaub machen, da lobe ich mir meine kleinen Inseln und den Urwald!

Ich lande mit einem eisigen Watermelon Shake neben meinem Roller auf der Straße hockend und staune teilweise sprachlos über das an mir vorbeieilende und-schlendernde Urlaubsvolk. Alle Kabarettisten der Welt könnten hier Quellenstudium betreiben! Kann sich wirklich keiner ausdenken….

Es ist spät, ich muss ja noch zurück und will unbedingt noch auf dem Sunday Night Market in der Altstadt essen. Ich düse durch den abendlichen Stoßverkehr und… verfahre mich doch wieder. Tausende von Schildern mit allen mögichen Informationen säumen unübersichtlich die Straßen, aber eben in Thai. Und dann kommt mal ein lesbarer Hinweis, aber dem folgt dann lange kein weiterer. Zu allem Übel ist mein Akku alle und ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Auf diese Weise habe ich auf jeden Fall viele Ecken von Phuket Town kennengelernt…

Wohbehalten, frisch geduscht und hungrig stürze ich mich ins Getümmel, gleich um die Ecke in der Thalang Road. Es ist so unglaublich voll, das man kaum durchkommt. Aber die Straßenköche brutzeln, kochen und mischen so unglaublich leckere Sachen, dass sich wirklich niemand, der nach Thailand kommt, diesen Genuss versagen sollte. Auch wenn sich Genuss wirklich nur auf das Essen selbst bezieht, denn man muss alles aus der Hand, ergo Plastikbox oder -tüte …genießen. Oft sogar, wie hier, ohne Sitzmöglichkeit.

Aber hier wird nicht nur gegessen und Kunsthandwerk neben Kitsch angeboten, hier gibt’s auch überall Entertainment – was übrigens dank der leistungsstarken Lautsprecher als ohrenbetäubende Kakophonie noch auf die Essenden eindröhnt. Hier treten Laien oder Laienbands auf. Eine Blues – Brassband ist richtig gut, aber alles andere eher etwas anstregend. Aber die Thais lieben es. Und das Schrägste überhaupt sind die Karaoke-Sänger, die ganze Konzerte geben, während ihre Groupies von Oma bis zur beleibten Nachbarin dazu die GoGo Girls geben. Das kann man nicht beschreiben, dass muss man sehen.

Derart herumgekommen, gefüttert und unterhalten kann ich eigentlich nur noch ins Bett gehen…und von minem Gepäck träumen.