5. Inseltag

Hühnersuppe zum Frühstück ist eine echte Alternative! Und wenn man die noch nach einem ersten Bad im Meer mit Blick aufś Meer löffeln darf, umso mehr.

Heute ist Inseltag. Dazu habe ich mir einen Roller vom Guesthouse geliehen Er war erstaunlich billig und nach einem Blick auf das Gefährt weiß ich auch warum. Wäre dies nicht unmöglich, würde ich sagen, das Teil ist älter als ich. Eine grüne Rostlaube, allerdings nicht an den entscheidenden Teilen. Eine halbe Rolle Klopapier geht drauf, um die Vogelkacke darauf wenigstens abzuwischen.

Dann gehtś los Richtung Süden, angekommen bin ich ja am Nordende, in Saladan. Aber im Süden gibt es ein paar interessante Ziele. Einen Nationalpark mit Höhle und Wasserfall zum Beispiel. Wasser ist immer magisch für mich, deshalb soll das mein erstes Ziel sein. Ich düse gemächlich die westliche Straße hinunter. Bis kurz vor dem südlichen Ende ist alles bebaut, mal mehr, mal weniger , je nachdem, ob ein Strand in der Nähe ist. Aber bebaut heißt hier nicht zugebaut, alles ist kleinteilig, mit Lücken, ohne Betonkolosse. Die Baumaterialen sind zumeist Holz, Blech, Bambus, Lehm oder eben auch mal Beton.

Angesichts der Zahl der Geschäfte, Imbisse und Restaurants frage ich mich, wie schon so oft in Thailand, wie die alle überleben können. Zwischen all den kleinen Bauten entdecke ich eine winzige Moschee, die ihr Minarett fast verschämt und kaum höher als ein dreistöckiges Haus gen Himmel erhebt. Sieht irgendwie kurios aus. Hier und da gibt es auch ein paar buddhistische Altäre, alles friedlich nebeneinander.

Die Straße ist abenteuerlich: Kilometerweit erstklassig asphaltiert, dann plötzlich eine totale Lochpiste mit losem Schotter oder fiesen Betonrillen in Fahrrichtung. Gen Süden wird die Bebauung spärlicher, die flache Landschaft hügelig bis bergig und alles tiefgrün. Dschungel.

Plötzlich kommt eine Abzweigung zur Tiger Höhle – Khao Mai Kaew. Kurzentscchlossen ändere ich meinen Plan und folge der kleinen Straße, die sich durch die grüne Landschaft schlängelt, durch ein einheimisches Dorf. Leider übersehe ich das unscheinbare nächste Schild und gerate auf Abwege, die immer mehr einer dieser Querfeldein-Motorradpisten gleichen, rein in den Urwald. Schließlich komme ich zu einem einsamen Haus mitten im Wald und ein leicht bekleideter Mensch kommt aus seiner Open-Air-Dusche, kichert und verrät mir, dass ich falsch abgebogen bin.

Ich habe Mühe, das Bike auf dem Pfad zu wenden. Als ich zehn Meter weiter bin, merke ich, dass ich meine Brille verloren habe. Ich laufe zurück und stolpere ganz hässlich. Und falle, mit dem Knie auf eine scharfe Steinkante, die einen tiefen messerscharfen Cut in mein Knie haut. Egal, denke ich, bloß raus aus dem Wald. Schwinge mich auf den Roller und erschrecke eine Viertelstunde später die Leute am Restaurant, wo die Führungen zur Höhle losgehen.

Aber mit Hilfe einer Thai-Oma und eines netten Menschen aus Malta wird mein Bein gewaschen und verarztet. Alles gut. Es tut auch nicht sonderlich weh, glatter Schnitt. Auf gehtś zur Höhle.

Alledings hat wohl keiner damit gerechnet, wie anstrengend die halbe Stunde bis zur Höhle ist. Der Weg geht steil nach oben und ist in keiner Weise gut ausgebaut. Teilweise müssen wir uns an Seilen hochziehen und über mehr als wackelige Holzleitern mit Riesenstufen am Felsen hocharbeiten. Der Schweiß läuft in Strömen, alle sechs Höhlenbesucher keuchen. Und eine kleine grüne Schlange gibt die angemessene Deko. was so alles über den Weg huscht, können wir so schnell nicht erkennen.

Aber der Wald ist wunderschön. Dann kommt die Rangerstation, wir bekommen Kopflampen. Noch ein Stück Geschicklichkeitstraining über Felsblöcke und wir sind endlich am Höhleneingang. Und spätetens hier dürfte die Tour für korpulente Besucher enden, denn der Felsspalt, der als Eingang dient, ist…sehr schmal.

…und was dahinter kommt, zum Teil noch mehr. Es ist eine Art Schlangenmenschenparcour mit integriertem freeclimber training. Ich habe ja schon so einige Höhlentouren gemacht, aber das ist wirklich Extraklasse. Durch enge Felsspalten, über glibberige Felsbrocken, über extreme Leitern. Nichts für Klaustrophobiker noch dazu. Plötzlich glitsche ich aus meinem Schuh…

Ein Blick nach unten erklärt die Sache, mein Knieschnitt ist trotz enger Verpflasterung aufgegangen und das Blut läuft in Strömen. So kann ich nicht weiterklettern, aber allein zurück auch nicht. Also setzen sie mich in einer Minihöhle ab, die zum Glück einen winzigen Spalt zum Himmel hat, und ich muss warten, bis die Anderen nach einer halben Stunde zurückkommen. Gut, dass ich nicht wusste, was für gigantische Spinnen in der Höhle wohnen. Also sitze ich da, versuche mein Knie zu beruhigen und eventuelle tierische Besucher im Auge zu behalten. Schmerzen habe ich überhaupt nicht, zum Glück.

Schließlich werde ich wieder abgeholt. Zum Glück ist die Höhle wohl nicht allzu spektakuär gewesen, sonst hätte ich mich gegrämt. Zurück aus dem Höhlenlabyrinth geht es einen anderen Weg, der noch schwieriger ist. Ich versuche, das Knie möglichst selten zu beugen, damit es nicht wieder blutet. Aber leichter gesagt, als getan. Und kurz vor dem Ausgang bin ich dann kurz vor der Panik. Wir müsssen uns im Liegen durch eine Felsenge schieben…. Aber alles überlebt. Ein paar hundert Fledermäuse sagen in der letzten Biegung auf Wiedersehen und der Berg entlässt uns.

Der Abstieg ist wie zu erwarten noch eine kleine Herausforderung, aber alles halb so schlimm. Wieder in der Zivilsation fahre ich in eine Apotheke, lasse den Schnitt desinfizieren und mit wasserdichtem Pflaster verkleben. Die Apothekerin sagt, baden und tauchen kein Problem, solange mir nichts wehtut. Und seltsamer Weise tut ja nichts weh. Ist eben nur ein blödes Blutgefäss getroffen.

Das Leben geht weiter und meine Erkundungstour auch. Den Wasserfall lasse ich aus, er soll jahreszeitlich bedingt kaum Wasser führen. Und Elefantenreiten im Nationalpark…. da halte ich mich lieber an die Plakate mit der Aufschrift: „Love Elephants? Do not ride!“ Also auf nach Lanta Old Town an der Süd-Ost-Küste. Noch ein ganzes Stück Wegs, aber es lohnt sich. Das winzige Städchen ist sehr hübsch nund beschaulich. Eine Flanierstraße voller Läden und Restaurants scheint auf Horden von Touristen zu warten, führt aber stattdessen ein beschauliches Kleinsststadtleben.

Auch die östliche, zweite Straße von Lanta hat mir eine ganz andere, ziemlich ursprüngliche Seite der Insel gezeigt. Zwar gibts auch hier einige wenige Unterkünfte und Restaurants, aber ich habe kaum Touristen gesehen. Alles ist eher verschlafen und grün. Eben dörfliches Leben mit Hühnern und Kühen auf der Straße. Und dahinter das Meer. Ich schlürfe einen Eiskaffee auf einer Dachterasse in der Altstadt mit spektakulärem Blick aus ein Inselarchipel. Sehr gemütlich und entspannend nach dem Höhlentrip.

Irgendwann trödle ich zurück, gemütlich und auch zufrieden nach einem spannenden Tag, kleine Pannen werden in Kauf genommen. Ein Bad im Meer bei Sonnenuntergang (übrigens ohne irgendwelche Probleme) und ein leckeres Abendessen in einem Restaurant in Klong Kong, dem Nachbarstrandort, ein Chang Bier auf meiner Mini-Terrasse und – Gute Nacht!