Die Mandarin Lodge hat einen hübschen kleinen Pool, zu dem eine kleine Bar gehört. Super: Frühstückskaffee am Pool. Sogar echten Espresso…..denke ich. Dann kommt die Ernüchterung, der Kaffee ist schauderhaft. Und ich kann ihn nicht mal stehen lassen, die nette Frau an der Bar beobachtet mich stolz!
Schnell stürze ich das Zeug runter und greife meinen Rucksack für den Tag unterwegs. Drei Ecken weiter gibts dann eine italienische Kaffeebar und Entschädigung für die Plempe im Hotel. Es ist schon wieder brutheiß und Scharen europäischer Rentner streiten sich um die TukTuks, um zum Strand zu fahren. Gut für die Fahrer, da wird nicht lange um die Preise gefeilscht.
Mein Plan für heute: ein Künstlerviertel, von dem ich gelesen habe, und später der große Strand von Hua Hin. Ich schleiche in der prallen Sonne die große Hauptstraße entlang in der Hoffnung auf ein Songtaew, das mich in die Nähe des Viertels bringt. Jede Menge Verkehr, aber kein Linientaxi. Ich schmelze und habe die Abgase satt. Plötzlich hält eine sehr dunkelhäutige ältere Frau mit einem verschrammten Motorrad mit Beiwagen (!) neben mir. Ein fast zahnloser Mund strahlt mich an:“Taxi?“
Ja, das gefällt mir. Das ist kurios. Ich frage sie nach dem Artist Village Baan Sillapin. Ja klar, kennt sie und über den Preis sind wir uns auch schnell einig. Also hiefe ich mich in den metallic blauen Beiwagen, werde mit einer Handvoll seltsamer Nüsse versorgt und ab geht die Post. Fahrtwind! Meine Köpertemperatur sinkt wohltuend.
Eine ziemlich lange Weile folgen wir der Hauptstraße nach Norden. Die Stadt zieht sich ewig hin. Vorbei an Einkaufsmalls, Hotels, irgendwelchen Firmensitzen, modernen Appartmentblocks. Und vielen Regierungs-und Militärgebäuden, die hier – wie überall – auf großen ummauerten Grundstücken stehen, die thailändische Fahne immer gehisst.
Die obligatorischen weißen Mauern sind immer mit gerafften gelben Stoffbahnen geschmückt – ich weiß, das dies die Farbe des Montags ist und der beliebte König Bumipol an einem Montag gestorben ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das imme damit zu tun hat. Jedenfalls gibt es zudem immer irgendwo einen gold- und glitzergeschmückten prunkvollen Rahmen, in dem ein überlebensgroßes Portrait des wenig beliebten neuen Königs – mal allein, mal mit Gattin, mal mit Mutter – prangt.
Maha Vajiralongkorn ist seit 2016 König und wegen diverser Skandale, seines totalitären Regierungsstils und seiner Demokratiefeindlichkeit ziemlich unbeliebt. Aber – er ist mit ca 70 Milliarden Dollar der reichste Monarch der Welt. Und- er verbringt dem Vernehmen nach einen großen Teil seiner Zeit in Bayern. Ach ja: und auf Majestätsbeleidigung – und sei es ein blöder Witz – steht hier Gefängnis.
Ich bin etwas ausschweifend geworden, aber irgendwie dachte ich, so viele Menschen fahren nach Thailand, aber nicht viele wissen viel darüber, so wie ich noch vor ein paar Jahren.
Zurück zum Ausflug. Nach ziemlich langer Zeit fährt meine wackere Taxibikerin links ran und erklärt mir gebärdenreich, dass sie wohl doch nicht weiter weiß…. Uups. Späte Erkenntnis. Also her mit google. Und siehe da: wir sind falsch und uns trennen ca 12 km vom Ziel. Was soll´s, wir starten neu und ich lotze sie. Ich kann ihr nicht böse sein. Sie ist wirklich ein Original und hat es nicht nur gegen die männlichen Kollegen hier bestimmt nicht leicht. Das Geld hat sie ganz sicher nötig. Und ich habe es nicht eilig – auch wenn der Weg nun mehr als doppelt so lang ist.
Endlich haben wir Baan Sillapin gefunden! Aber verwirrt sehe ich ein großes, staubiges, baumbestandenes Grundstück mit ein paar leeren Kiosken und 5 Statuen… Künstlerdorf?? Meine Fahrerin schaut genauso blöd wie ich und fängt gnadenlos an zu kichern! Schließlich kichern wir beide…. Aber ich steige doch aus und will noch mal in dem unscheinbaren Gebäude nachsehen. Ich bitte sie zu warten und mich zurück zu fahren.
Und es gibt sie doch, die Kunst im Künstler-Village! Das Gebäude ist größer als es aussieht und beherrbergt die Gallerie eines größeren Künstlerkollektivs. Die Ausstellung präsentiert in wilder Mischung nicht nur verschiedene Künstler, sondern auch krass unterschiedliche Kunstgattungen und -stile von martialischen Metallskulpturen aus dem Bereich der Metal Gear und Comic – Welt bis zu ganz traditioneller Malerei, Skulpturen und Schnitzkunst. Ziemlich verrückt, das Ganze. Und nicht etwa getrennt präsentiert, sondern alles hübsch vermischt. Aber spannend anzusehen. Und -ganz nebenbei – hier, wie an vielen Orten, hängt wieder das Bild des alten Königs.
Auf geht´s , zurück ins zentrale Hua Hin. Ich will an den Stadtstrand, der ziemlich lang sein muss. Diesmal gleich mit meinem Navi, denn meine tapfere Bikerin besitzt offensichtlich kein Handy. In kurzer Zeit sind wir diemal am Ziel. Ich steige aus, meine Fahrerin traut sich keine Summe zu sagen. Ich zahle einen guten Preis, was mir ein weiteres strahlendes Lächeln, eine Verbeugung und noch mehr Nüsse einbringt. War eben ein … anderes, schräges Abenteuer…
…und wie es weiterging, erzählt das nächste Kapitel….