8 – Kreuz und quer über die Insel

Eins scheinen alle Inseln gemeinsam zu haben: die lautstarken Hähne, die der Sonne beim Aufgehen Geburtshilfe leisten! Und ganz nebenbei faulen Urlaubern das Ausschlafen wegkrähen… Also einen Espresso auf Yogamatte bzw der Hängematte und dabei den körperbewussten jungen Partygängern zuschauen, die sich die Nacht mit Gewichten und Boxen aus den Muskeln trainieren, auf dem unserer Hütte gegenüberliegenden Freiluft-Gym.

Heute ist Erkundungstag. Und so mieten wir für die kommenden 2 Tage eins der x-tausenden Motorräder, die überall für 7 Euro am Tag vermietet werden. Lässt man sich einen Helm dazugeben, wird man nur mit knapper Not nicht angegrinst – hier fahren 95 Prozent der Kradfahrer barköpfig. Aber da bin ich pingelig – ich hatte schon mal einen Unfall und zum Glück einen Helm auf. Dafür nehme ich das schiefe Grinsen und das „Helmet! Of course, mamaaa!“ gern in Kauf. Falls ich es noh nicht erwähnt habe: Mamaaa, Papaaa (mit langem a am Ende) ist hier eine ehrenvolle Anrede für alle nicht mehr jungen Menschen, keine Herabwürdigung.

Auf geht´s , nach Norden. Die etwas holprige Asphaltstraße mit reichlich Sand in so mancher Kurve windet sich mal sanft, meist aber in wilden Serpentinen auf und ab, immer wieder mit wunderbaren Aussichten auf das Meer und die grüne Küste. Da ich – in diesem Falle harmoniesuchend – auf das Fahren verzichte, kann ich diese wunderbaren Ausblicke bestens genießen. Andererseits werde ich gelegentlich sehr nervös, wenn ich bemerke, dass auch der easy rider vor mir die Aussicht genießt – angesichts der gefährlichen Straße.

Als ersten Abstecher haben wir uns einen Strand im Norden mit einem vorgelagerten Inselchen ausgesucht: Mae Haad Beach. Durch einen Palmenhain und über einen kleinen Fluß gelangen wir an den schmalen, aber wunderschönen Strand. Hohe Palmen und Huddu – Bäume geben etwas Schatten, das Meer ist sanft. 200 Meter nach Norden endet die Bucht. Zumindest bei Flut, denn bei Ebbe kann man zu der vorgelagerten kleinen Insel waten.

Trotz des paradiesischen Strandes ist es nicht allzu voll und die Touristen, die hier genießen, tun dies leise und entspannt. So wie wir. Das Baden erfordert etwas Vorsicht, denn das Wasser ist relativ flach und immer wieder ragen Korallen auf, an denen man sich bösen schneiden kann.

Und zu allem Luxus gibt es noch zwei Strandrestaurants für den kleinen oder großen Hunger und in jedem Falle: Durst. Wir gönnen und ein mittägliches fürstliches Frühstück , mit frischer Kokosnuss und Mangoshake zum ´runterspülen. Ja, eindeutig: zumindest an einigen Stellen, ist die Insel trotz des Tourismusbooms noch richtig schön!

Aber weiter geht´s, wir haben noch mehr vor. An der Nordküste entlang geht es weiter bis in den Ort Chaloklum Beach. Die einspurige Straße ist teilweise völlig verstopft von Motorrädern, Lieferwagen und Fußgängern. Überall kleine Läden und Restaurants, viele mit einer Holzterrasse zum Meer. Ganz nett, aber schon ein bisschen zu voll….

Wir fahren weiter, da wir zum Bottle Beach wollen, wo ich zuerst eine Unterkunft gebucht hatte, die ich wieder storniert habe, da sie zu weit abgelegen war. Weitere Kilometer unentwegten Auf und Abs, gefühlte hunderte Kurven….Bis die Straßen plötzlich in einer Lehmpiste endet und nur noch zu Fuß begehbar ist.

Aber das wollen wir schon angesichts der brütenden Temperaturen nicht. Also wenden und uns schicksalsergeben google zur Führung überlassen. Also: Umweg. Der allerdings gerät mehr als lang, da wir erst ein Stück zurück nach Westen, dann ganz nach Süden und zum Schluß wieder nach Nordosten müssen – sozusagen zweimal quer über die Insel. Inzwischen rasen wir auch mitten durch den Verkehr der größeren Straßen und ich bin schon etwas erschöpft vom festhalten und Helm wieder hochschieben, da das Ding zu groß ist und mir ewig im Nacken sitzt.

Endlich: das erste Hinweisschild auf Bottle Beach! Leider sind die meisten Hinweisschilder hier nur in Thai. Das sieht zwar wunderschön aus, ist aber für uns nicht zu entziffern. Und Entfernungen werden hier fast nie angegeben, nur die Richtung. Nur gelegentlich gibts mal ein Schild in lateinischer Schrift.

Noch ein paar Kilometer und die Straße biegt links ab….und verwandelt sich in eine abenteuerliche Lehmpiste voller Felsbrocken und Abbrüche steil bergab…. Ich protestiere aufs Energischste, da mir himmelangst wird, aber mein alter biker will unbedingt runterfahren. Dann allerdings, zwei Kurven später, stoppt ihn glücklicherweise ein Verbotsschild für alle Fahrzeuge, die keinen 4-Rad-Antrieb haben…

Aber 3 Kilometer vor dem Ziel wollen wir nicht aufgeben und machen uns zu Fuss auf den Weg, ich zerfließe schon nach einer Minute und wir rutschen ständig weg. Rettung naht in Form eines alten, zerbeulten PickUp-Taxis, das offenbar immer zwischen Bottle Beach und der Straße pendelt. Gern zahlen wir die 200 Baht! Aber selbst in diesem geländegängigen Gefährt hat es der Rest der Strecke in sich: man muss sich mit aller Kraft am Dach festhalten und die Füsse fest auf den Boden stemmen. Trotzdem knallt man immer wieder heftig an die Reling und wird wild durchgeschüttelt.

Endlich! Wie sind unten! Vor uns liegt eine langgestreckte Bucht mit einem Wald dahinter. In erster Reihe ducken sich ein paar Ressorts unter die Bäume. Wir passieren einen besonders schönen kleinen Altar in Gold und Grün, dann sind wir am Strand, dem Bottle Beach (Warum der so heißt, erschließt sich uns nicht) Wirklich eine sehr schöne Oase! Auch für Familien. Allerdings kommt man dann sicher nicht allzuoft an andere Orte, angesichts der wilden Fahrt nach oben und zurück!

Ein Stündchen später machen wir uns auf den Rückweg. Noch einmal in umgekehrter Richtung die wilde Fahrt und dann wieder auf´s Motorrad, denn es gilt noch ein Stück zu fahren. Durch die hohen Palmen am Straßenrand scheint in rotgoldenen Strahlen die sich neigende Sonne und taucht alles in ein ganzbesonderes Licht, es sieht wunderschön aus. In den größeren Orten stehen wir wieder unsinnig lange Zeiten an den Ampeln, die immer 120 oder gar 180 Sekunden in großer, roter roter Leuchtschrift ˋrunterzählen.

Eine Dusche später sind wir bereit, nach diesem spannenden, aber etwas anstrengenden Tag, für ein gutes Abendessen am Strand von Haad Yao.

Und diesmal landen wir einen Volltreffer. Ein größeres Restaurant hat eine zusätzliche Außenküche am Strand aufgebaut, ein Holzkohlengrill, an dem ein hingebungsvoller Koch Fisch, Fleisch, Kartoffeln und Maiskolben zubereitet. Er mariniert das Grillgut, füllt die Fische mit Kräutern, Ingwer, Knoblauch und irgendwelchen Blättern und rollt sie dann in Bananenblätter, in denen sie auf dem Grill geschützt in Ruhe garen können. Köstlich! Für Fleischliebende gibt es lecker marinierte Spare Ribs. Und das alles mit den Füssen im Sand und Blick auf das nächtlich glitzernde Meer. Was für ein schöner Tag….