9 – Lieber doch nicht in den Süden….

….zumindest nicht in Koh Phangan….aber alles der Reihe nach. Nachdem wir erst einmal ein technisches Problem klären mussten, da keine einzige der alten ausgeleierten Uralt-Steckdosen in unserer Hütte noch die Kraft hatte, auch nur einen schmalen Stecker in Kontaktnähe zu halten. Und so ein Problemchen wird schon bedrohlich heute, angesichts der Handys als einziges Kommunikations- , Buchungs-, Aufzeichnungs- … und was sonst noch-Gerät. Aber dann konnte der Tag beginnen.

Helme auf und los. Verwöhnt wie man hier eigentlich in Sachen Organisation ist, haben wir schnell ein kleines Ticketbüro angesteuert, um unsere Weiterreise nach Südwest-Thailand am nächsten Tag organisieren zu lassen.

Ein kleines chaotisches Büro mit Schiffsfahrplänen und allerhand unverständlichen Werbungen tapeziert. Durch eine gläserne Schiebetür geht es in einen noch kramigeren Laden mit einem bunten alten Sofa neben der Kasse,. in dem man…ja, was eigentlich?- kaufen kann. Ich rufe, klatsche, rufe. Plötzlich bewegt sich die Sofapolsterung und materialisiert sich zu einer sehr…korpulenten älteren Dame im wilden Blütendekor, die gerade ein Nickerchen gemacht hat. Oha!

Sie schiebt ihren Oberkörper durch die Tür, und fragt etwas auf Thai. Hmm. Egal . Ich zeige auf die Bootspläne und erkläre ihr, dass ich Tickets nach Koh Yao Yai brauche. hmmm….. Sie nickt und greift zum Telefon, diskutiert eine Weile mit einem hörbar verkaterten Mann und erklärt mir, dass ihr Sohn, der Agenturchef, gleich käme. In einer halben Stunde…

Ok, was solls. Zeit, einen Saft zu trinken in einem Kaffee schräg gegenüber. Das ist allerdings ein nicht besonders gemütlicher, seltsamer Szeneladen, in dem alles clean biologic sugarfree gesund ist….Die Gäste sind ausschließlich meist jüngere Europäer, die überwiegend einen ziemlich verkaterten Eindruck machen und die mit auf Bänken und Tischen abgestellten Füssen ihren Freigeist bekunden. Gut gelaunt und gesund sieht irgendwie anders aus. Aber wirklich toll ist die Lage des Ladens: Geht man auf die hintere Terrasse, steht man nach drei Schritten im Meer!

Als ich ins „Reisebüro“ zurückkomme, höre ich noch hinten die Dusche, drei Minuten später taucht endlich der Chef endlich auf, noch ohne Hemd und mit nassem Haar. So sind die Leute hier eigentlich eher selten drauf, sie sind sehr rührige Geschäftsleute. Ich erkläre ihm, was ich will: Er soll mir eine Route und die entsprechenden Tickets zusammenstellen. Normalerweise geht das hier alles. Diesmal nicht – höchstens zum Festland.

Nächster Versuch im Haupt- und Hafenort Thong Sala, wo die Fähren ankommen. Auf dm Weg zum Hafen finden wir ein anderes Büro. Die Frau verleiht Motorräder und verkauft Tickets. Supernette patente Dame. Aber sie erklärt mir, dass sie nur Tickets für die Fähre und dann zwei Anschlussbusse kombinieren kann: zuerst in die Provinzhauptstadt Surat Thani und danach nach Krabi an der Westküste. Bis dahin sind es knapp acht Stunden. Von dort geht es per Speedboot weiter, da hilft schon jemand weiter… no problem, you find a boat and tickets….

Fairerweise schickt sie uns vor der Buchung der Fähre um 5:30 Uhr (!) noch mal weg, um einen Taxifahrer aufzutreiben, der bereit ist, uns um 4:30 Uhr in unserem Guesthouse abzuholen. Dazu haben die Männer wohl nicht immer Lust. Sie sagt, ich müsse mit einer kleinen Prämie winken… Hat geklappt! Lucky und seine Kollegen im Schatten am Pier halten einen wortlosen Monolog, wir einigen uns auf einen Preis und tauschen die Kontakte. Geht doch!

Wir düsen d, weiter durch den Teil des Ortes, den wir noch nicht gesehen haben. Belebt, eng, ein Geschäft am anderen, Restaurants, Werkstätten, Guest Houses. Aber nicht eben schön. French Bakery, Deutsches Restaurant, Irish Pub. Ach ja und thailändisch natürlich. Kilometerlang.

Aber weiter geht es, DER Partyort der Insel mit seinen Ausläufern ist unser Ziel: Haad Rin. In den umliegenden Kilometern stapeln sich die meisten Unterkünfte der Insel in jeder Preislage. Fast hätten wir hier gewohnt, da ich Probleme hatte, etwas Preiswertes in dieserZeit zu finden, aber noch nichts wusste von der Topographie der Parties….

An diesem Wochenende ist es wieder soweit: Full Moon Party! Da platzt die Insel aus allen Nähten, schon auf der Fähre hierher wird man mit aufreizender Werbung für dieses Event und die internationalen DJ´s bedröhnt. Und Haad Rin ist das Auge des Orkans.

Zunächst einmal aber sieht es nur nach einem vollgestopften Allerwelts-Massenurlauberort aus. Gelegen an einer sehr langen Bucht mit schönem Sand, begrenzt von hohen Kokospalmen. Wir wissen schon nach einer Viertelstunde nicht mehr, was wir hier sollen. Aber wir bekommen gerade noch mit, wie die ersten Wagenladungen von Bühnentechnik, Scheinwerfertürmen und Kabeln anrollen – alle direkt auf den Strand. Dazwischen läuft ein volltätowierter, übergewichtiger europäischer Rastalocken-Träger mit genug schepperndem Technikram am Gürtel herum, dass niemand daran zweifeln kann, dass er der obercoole Technikchef ist! Mädels : Mal alle hersehen!

Die Parties sind sicher eine Supersache für alle, die jung (oder so ähnlich) sind und die diese Art von Musik und Parties mögen. Kein Zweifel. Und die Leute auf der Insel verdienen an den Touristen. Aber sehr glücklich sind sie nicht damit, wie mir die Agenturbesitzerin erklärt hat. Da kämen auch viele… „nicht gute“ Menschen auf die Insel. Und es gäbe viele Probleme. Schon im Stefan-Loose- Reiseführer war zu lesen, dass nicht nur die Kliniken der Insel, sondern sogar das Krankenhaus der 5 Stunden entfernten Bezirkshauptstadt Surat Thani in diesen Nächten Extra-Betten freihalten wegen der Opfer der vielfältigen bewusstseinserweiternden Drogen, die auf diesen Partie geschluckt werden.

Wir haben jedenfalls genug gesehen und fahren noch einen Bogen durch die Orte der Südwest-Spitze, aber dann haben wir von diesem Teil der Insel genug gesehen und beschließen, den Rest unseres letzten Nachmittags nochmal an dem tollen Strand von Mae Haad zu verbringen. Ein leckererer Brunch mit frischem Mangoshake unter den Palmen, ein lauwarmes Bad und der Blick auf das Meer sind dann doch eher das, was wir als Vergnügen empfinden.

Und zu guter Letzt gönnen wir uns, nach dem Packen, am Abend noch phantastischen Red Snapper vom Holzkohlengrill und Thunfisch-Mango-Tartar mit Mango – mit Blick auf das nächtliche schwarz-silbern glitzernde Meer. Als Abschied von einer wunderbaren Insel im Golf von Thailand, die zwar ihre Unschuld verloren hat, aber zum Glück nicht ihre Schönheit! Kop khun kaa, Koh Phangan!