12 – Last stop in Thailand: Koh Lanta

Unsere Zeit in Thailand neigt sich dem Ende – ich sehe es mit Melancholie und Vorfreude zugleich. Langsam heißt es Abschiednehmen von diesem wunderbaren Land mit seiner Schönheit und den fröhlichen, lächelnden Menschen, andererseits Aufbruch in ein neues Abenteuer: Malaysia.

Aber noch bleibt Zeit für einen ausgedehnten Abschiedstag. Der beginnt mit unserer Abreise aus Koh Yao Yai. Das hoteleigene Taxis bringt uns zum Pier. Und hatte ich mir noch Gedanken gemacht, ob die Fahrt nach Koh Yao Noi zum Manoh Pier, von wo das Speedboat zur Weiterreise abfährt, auch rechtzeitig klappt, so ganz ohne offizielle Fähre und Fahrplan, dann war das völlig unnötig. Kaum auf dem Pier ausgestiegen, und fragend „Koh Yao Noi?“gerufen, schob man uns auch schon zu ein paar wartenden Einheimischen und einem gerade anlegenden Longtail-Boot. Reinklettern, Geld abgeben und los.

Eine Viertelstunde später stehen wir am Hafen von Koh Yao Noi, der größeren Schesterinsel, besser gesagt dem langen Pier davor. Unter einem Blechdach sitzen ein paar Frauen auf Plastikhockern an zwei wackeligen Tischen und fertigen die Reisenden mit ihren unterschiedlichen Destinationen ab. Es ist noch lange nicht Mittag, aber sehr heiß und die Schattenplätze sehr rar. Ständig bringen Taxis neue Passagiere, die nach ihren Destinationen ettiketiert werden. Einheimische und einzelne Reisende kommen per Motorradtaxi. Die werden hier überall, im Gegensatz zu den Pickups, vorzugsweise von sehr selbstbewußten, Hidjab tragenden Fahrerinnen gefahren. Die bunte Truppe der Wartenden wird immer größer, der Schatten nicht…

Da die Zeit noch sehr lang ist bis zur Abfahrt von Tigerline Ferries nach Koh Lanta, schleiche ich durch die brütende Sonne ein paar hundert Meter zum Ufer, in der Hoffnung, noch einen näheren Blick auf die Insel werfen zu können und ein kaltes Getränk aufzutreiben. Aber außer einem schönen Mangrovenufer und Urwald gibt es nur eine kleine Wäscherei und einen kleinen Motorradverleih, vor dem ein junger Mann ein Nickerchen hält. Am anderen Ende des breiten Piers ist ein großer Parkplatz mit mehr Motorrädern als ich zählen kann. Ein Leben ohne Bike gibt es hier nicht.

Endlich werden wir aufgescheucht, unser Speedboat legt an. Eine ziemlich alte Schüssel, wieder ausgebucht bis auf den letzten Platz. Sehen kann man wieder nichts.

An dieser Stelle muss ich eine kleine Verwechslung zugeben. Nicht wie in Kapitel 9 behauptet, auf der Fahrt nach Koh Yao Yai, sondern hier aus der Route nach Koh Lanta passiert man die weltbekannte Insel Koh Phi Phi, ich entschuldige mich. Damit niemand zurückscrollen muss, hier noch mal der kopierte Absatz:

  • Die berühmteste Inselgruppe hier, Koh Phi Phi, weltberühmt durch den Leonardo di Caprio-Kino-Hit „The Beach“ und den James Bond Film „The man with the golden gun“ , haben wir unterwegs passiert, sie aber leider nicht sehen können. Jetzt ist sie wenigstens am Horizont zu erkennen. Schon wieder eine Erinnerung:vor fünf Jahren habe ich an dem legendären Archipel getaucht. Ich erinnere mich, dass Koh PhiPhi aus der Nähe viel zu schön wirkt, um echt zu sein.

In Koh Lanta zerschmelzen wir schon beim Aussteigen, die Mittagssonne brennt gnadenlos. An den Sala Dan Pier schließt sich der Ort Klong Dao Beach an, Geschäfte, Restaurants, Massagesalons. Kein aufregender Ort, aber auch kein unangenehmer.

Wir hatten ein Hotel in der Nähe gebucht, da wir am nächsten Tag wieder weiterfahren wollen. Morgens um sechs erreichte uns auf Koh Yao Yai eine Nachricht: „Sorry, Mistake in booking – we are full. You can cancel without fee.“ Super! Kein Zimmer und alle bezahlbaren Unterkünfte ausverkauft…. Ich mache – höflich, aber bestimmt- meinem gerechten Zorn Luft und verlange Hilfe bei der Zimmersuche. Und siehe da: Kurz darauf kommt die Nachricht, dass in einem befreundeten Hotel ein Zimmer frei ist, für uns zum selben Preis. Geht doch 😉

Leider liegt das Lanta Peace Mansion gute 6 km südlich. Aber schnell findet sich am Hafen wieder ein Pickup mit einem sehr netten Fahrer, und wir düsen auf der langen, holprigen Straße nach Süden, die wie eine Mittelstrebe alles hier verbindet. Verrückt, wieviele Orte, Restaurants, Geschäfte, Pensionen und Straßenecken ich plötzlich klar wiedererkenne. Das Unterbewußtsein gibt eine Datei frei… die Erinnerungen an meinen ersten Aufenthalt sind plötzlich ganz klar.

Die lange Straße vom Haad Salat Pier zieht sich von Norden nach Süden fast parallel zur Westküste. Nur eine größere Anzweigung führt nach Osten, in die Lanta Old Town. Ein langgestreckter Ort, der sich am Meer entlangzieht mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants, die fast alle eine große Holzterrasse zum Meer hin haben. Fast alle Gebäude sind auf Stelzen gebaute Holzhäuser, so wie es hier Tradition ist. Am Ende des Ortes thront ein bunter kleiner Tempel.

Außerdem gibt es im Südenwesten noch einen Wasserfall, dem Khlong Chak Wasserfall, je nach Saison mit viel oder wenig Wasser. Und den Mu Ko Lanta Nationalpark, mit Strand, vor allem aber dicht bewaldeten Bergen und Höhlen. Ich habe einmal eine Höhlen-Klettertour mitgemacht – sehr spannend, anstregend und nichts zur Klaustrophobiker.

Außerdem habe ich hier ein paar spektakuläre Tauchgänge gemacht, unter anderem eben auch zum Archipel um Koh Phi Phi. Für Taucher hat Koh Lanta viele tolle Dive Spots zu bieten!

Alle diese Erinnerungen purzeln plötzlich durch meinen Kopf als wir durch den Ort zu unserem Hotel rumpeln. Aber dieses Mal ist für all das keine Zeit. Nur gerade so viel, einen schönen, erholsamen Nachmittag und Abend hier zu verbringen.

Das Lanta Peace Mansion liegt auf dem ca 300 Meter breiten Landstreifen zwischen Strand und Straße. Hier tragen alle Angestellten, bis auf die Chefin, das muslimische Kopftuch, ein weghuschendes Zimmermädchen sogar einen Tschador, der nur die Augen freiläßt. Je südlicher, desto größer ist der Anteil der Muslime. Aber das Verhältnis der Buddhisten und Muslime ist – hier zumindest, wie auch in Krabi und anderen Orten – völlig entspannt und tolerant.

Schnell die Sachen abstellen und zum Meer, an die Klong Khon Beach. Auf dem Weg dahin grasen Kühe auf einem unbebauten Landstreifen mit ein paar hohen Palmen . Der West-Strand zieht sich an der gesamten Küste der Insel kilometerlang von Norden nach Süden, nur von kleinen Felsnasen hin-und wieder unterbrochen. Wir sind an einer ruhigeren Stelle in der Mitte der Insel. Weiter nördlich gibt es auch ein paar Party-Ecken, da wird es abends seeehr laut…

Hier dagegen stehen nur vier Restaurants am Strand und sonst gibt´s nur Sand…. Strahlend hellgelb, glutheiß, mit vielen Korallenfragmenten und Muscheln. Das endlose Meer sieht in mattem Blaßblau fast unwirklich aus. Das Wort Paradies ist verbrannt und überstrapaziert, aber das hier kommt dem Sinn des Wortes ziemlich nah. Hellblaue Unendlichkeit und hellgelber endloser Sand mit Palmen als Rahmen.

Wir laufen ein kleines Stück nach Norden und sind fast ganz allein. Der sand ist so fein, dass das Laufen schwerfällt, weil man bei jedem Schritt tief einsinkt. Endlich ins Wasser! Wassertemperatur 30 Grad. Allerdings wird es mit der Entspannung nach dem Bad nichts. Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir. Eine Horde Kälber rennt fröhlich auf mich zu – die kleine Böschung runter auf den Strand! Die wollen doch nur spielen…! Mein Puls ist jedenfalls auf 200 und ich flüchte erstmal ein Stück – barfuss durch glühenden Sand. Mein alter ego schwimmt noch entspannt weit draußen und bekommt nichts mit. Aber alles wird gut und die Kälber und ich einigen uns auf freundliche Koexistenz in Sichtkontakt….

Beim Schwimmen hier sollte man aufpassen und sich ganz flach auf das Wasser legen. Oft kommen sehr schaftkantige Korallenbänke bis nah an die Oberfläche, daran kann man sich übel verletzen.

Der kurze Rest des Tages vergeht mit Müssiggang. Blog schreiben zum kitschig- wunderschönen Sonnenuntergang auf einer schattigen Restaurant-Terrasse, nahtlos übergehend in das Abendessen und eine Massage zur Nacht. Morgen früh verlassen wir das Land. Mir ist tatsächlich ein bisschen schwer um´s Herz. Aber: ein neues Abenteuer wartet: Malaysia!