14 – Hoch hinaus auf Langkawi

Mit dem Motorrad machen wir uns auf, die Insel zu erkunden. Der Kompass steht auf Nordwesten. Wieder bin ich irritiert über die guten Straßen. In den Kurven – auch außerhalb der Orte, mitten im Wald, stehen jeweils mehrere hohe Lampen, offensichtlich der Sicherheit wegen. Der Verkehr hier außerhalb von Kuah ist mäßig, aber wieder fällt auf, dass es hier viele Autos gibt. Und keine schlechten. Viele groß und neu. Hier wird offensichtlich Geld verdient. Dass das Auto hier Prestige-Objekt ist, ist nicht zu übersehen: Auch vor sehr bescheidenen Hütten steht oft ein gutes Auto.

Runde 30 km von unserer Unterkunft entfernt, liegt die größte Attraktion von Langkawi: die Sky Bridge mit dem Sky Cap. Eine wirklich beeindruckende Seilbrücke verläuft auf 700 Metern Höhe auf dem Berg Gunung Mat Cincang von einem Gipfel aus über das Massiv. Eine moderne Seilbahn befördert die Besucher sehr steil in die Höhe, wo dann knapp unter dem Gipfel des Berges zwei Aussichtsplattformen, der Skywalk und die 125 Meter lange Seilbrücke wirklich großartige Ausblicke auf Insel und die Andamanensee bietet.

Die Brücke schwankt ein bisschen, aber irgendwie wirkt sie beruhigend stabil mit ihren gigantischen Pfeilern. Ein Meisterstück der Ingenieurskunst – daran besteht kein Zweifel. Und der Blick ist toll! Es lohnt jeden Meter, den wir vom Skycap über steile und unregelmäßige Stufen am Berg entlang auf diese Brücke geklettert sind.

Viel nervöser hat mich der Skywalk auf einer der Aussichtsplattformen gemacht: Der Glasboden in dieser Höhe ist eine echte Attraktion , aber für Menschen mit Höhenangst auch eine echte Herausforderung. Ich hab´s geschafft! Sogar mit gelegentlichen Blicken nach unten…

Der Berg selbst, der Gunung Mat Cingang ist ein besonderer Berg, er gilt als zentraler Teil des ältesten Gebirge Südostasiens. Er ist vor über 550 Milionen Jahren entstanden. Heute ist er ein Unesco Global Geopark, Urwald bewachsen und mit schroffen Spitzen und Wänden. Umwoben von Legenden um zwei mächtige Familienclans, die ihre Kinder vermählen wollten. Am Tag der Hochzeit aber stellte sich heraus, dass der Bräutigam noch eine andere junge Frau zur Geliebten hatte und damit war die Blutfehde besiegelt.

Unser erster Sightseeing-Ausflug war toll! Als wir wieder auf dem Parkplatz sind, beschließen wir, uns nun auch noch Wasserfälle in der Nähe anzusehen. Eine gute Viertelstunde entfernt ist der nächste Eingang zum Unesco Geopark: Telaga Tujuh, oder Seven Wells Waterfall. Mr. Ong hat sie wärmstens empfohlen.

Erstmal gönnen wir uns aber eine kleine Mittagspause am Eingang zu diesem Nationalpark: Curcuma Hühnchen und eine grüne Kokosnuss! Lecker. Körper-Temperatur ist wieder halbwegs normal, so im Schatten. Aber nicht lange. Es sind 34 Grad und wie immer hohe Luftfeuchtigkeit. Und nun kommt erst die Herausforderung des Tages, wie sich zeigen soll. 600 unregelmäßige Stufen müssen erklommen werden, um zum untersten Ende des in sieben kleine Becken aufgeteilten Wasserfalls Seven Wells zu kommen. Eine echte Herausforderung… der achte Wasserfall ist man selbst, der Schweiß läuft an allen Körperteilen ´runter.

Endlich oben! Eine große offene Fläche im umliegenden Urwald. Abgerundete große Felsen bilden sieben abfallende Becken, in denen das Wasser in kleinen einzelnen Miniwasserfällen zu Tal strömt. Mutige können sich vom Wasser mitnehmen lassen. Ich gehöre nicht dazu, meine Sorge um unversehrte Knöchel und Knochen ist zu groß. Zu viele Ecken und Kanten und damit Risiken… Aber dafür habe ich ja mein Alter Ego dabei: der kann es nicht lassen….

Allerdings erst, nachdem wir uns noch entschieden haben, den heftigen Aufstieg über den stairway to heaven noch zu toppen und von hier aus über Dschungelpfade weiter zu klettern, denn Richtung Bergspitze sind noch 3 Wasserfälle angekündigt. Wir entscheiden uns, noch zur Blue Lagoon zu klettern.

Durch tiefes Grün wandern wir weiter auf einem schmalen Pfad über Steine, Kies und Wurzeln. Es ist schon eine kleine Herausforderung bei dieser Hitze. Aber es ist auch lohnend, da wunderschön. Dreimal kommen uns in entgegengesetzter Richtung Leute entgegen, eine Frau meint, es lohne sich kaum, der Pool sei wegen der Trockenzeit ziemlich klein und mit anderen Leuten kaum Platz. Hmmm… aber jetzt sind wir schon so weit, jetzt gehen wir bis zu unserem Ziel. Und das Gute: Der Nachmittag ist fortgeschritten und uns kommen schon einige Leute entgegen. Vielleicht ein gutes Zeichen.

Wir laufen, klettern und stolpern noch ein Weilchen weiter, dann ist es geschafft: die Blue Lagoon! Klein, aber von einem plätschernden Wasserfall gespeist und: Nur eine Frau ist außer uns da, und die rüstet gerade für den Rückweg! Herrlich, wir genießen das kalte Wasser und schon kommt die Energie zurück, die leergelaufenen Batterien füllen sich wieder. Ich liebe Wasserfälle im Urwald, selbst wenn sie nicht so spektakulär sind. Es ist Magie.

Der Rückweg bergab ist leichter, aber auch nicht anspruchslos, zumal die Versuchung groß ist, nur die grüne Zauberwelt rundherum zu bestaunen und den Weg aus den Augen zu verlieren. Der Berg gehört zum Gunung Mat Cincang, demselben Massiv auf dem wir heute schon die 700m hohe Spitze per Seilbahn erklommen haben.

Auf dem Rückweg machen wir, wie schon vorweggenommen, noch mal Halt am Seven Wells Wasserfall. Vor allem Kinder und junge Leute trauen sich vom Wasser über die Naturrutschbahn mitnehmen zu lassen. Und ein älterer Herr…. Mir fällt es schwer, angesichts der Tatsache, dass alle Jungs und jungen Männer in Badehosen herumtoben und ihre Freundinnen, Frauen und Töchter mit einem langen Badeanzug, darüber einen knielangen Kaftan und außerdem ein Kopftuch ins Wasser gehen, neutral zu bleiben.

Pünktlich um 18 Uhr, bevor der Naturpark schließt, sind wir wieder unten. Wir haben uns noch ein frisches Kokosnuss-Eis verdient, und dann düsen wir auf unserem Feuerstuhl in unser chinesisches Wunderland.

Für das Abendessen kehren wir in ein typisches Einheimischen-Lokal ein. Alles alte Plastikmöbel, ein paar Lichterketten, ein brüllender Fernseher. Wenn wir erwartet hatten, vielleicht als Exoten besonders freundlich behandelt zu werden, täuschen wir uns. Wir bekommen eine malaysische Plastik-Speisekarte kommentarlos hingelegt – so, seht zu wie ihr klarkommt… Mithilfe der Übersetzer im Handy finden wir das wichtigste heraus. Vieles kennt der Übersetzer nicht, wie nehmen, was er versteht. Außer uns sind nur Familien hier, alle Frauen mit bodenlangen Kleidern in Grau, Blau oder Schwarz und natürlich Kopftüchern. Keine Ausnahmen.

Wir machen noch einen kleinen Umweg, um uns im 7/11 noch ein Bier zum Abend zu besorgen, die einheimischen Supermärkte führen keins, im Restaurant gab es natürlich auch keinen Alkohol. Auf unserem Balkon lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren und ausklingen. Ein schöner erster Tag auf Langkawi!