18 – Sepilok, another jungle day

Nix mit lange schlafen! Schließlich beginnt der Tag im Urwald mit dem Tageslicht! Frühstück gibt´s zur Übernachtung hier inbegriffen. Allerdings isst man hier eigentlich zu allen Tageszeiten dasselbe. Weil das viele Touristen aber nicht mögen, gibt es oft ein europäisches Frühstück. Immer dasselbe: hartes Ei, Toast, Butter, Marmelade und ein undefinierbares Würstchen… 🙁 Egal.

Der Fahrer bringt uns diesmal zum etwas weiter entfernten „Proboscis Monkey Sanctuary“ – einem Schutzgebiet für Nasenaffen in den Mangrovenwäldern von Semawang … oder was davon noch übrig ist, umringt von endlosen Palmölplantagen. Borneo ist die (einzige) Heimat dieser sehr lustig und speziell aussehenden Affen. Das Schutzgebiet ist eine Privatinitiative eines einsichtigen Landbesitzers, der sein Land von Palmöl-Bäumen befreit und es renaturiert hat, um dieser einmaligen Spezies das Überleben zu sichern.

Wieder führen Holzplankenwege durch den Mangrovenwald, wo es zwei Plattformen gibt, zu denen die Nasenaffen zweimal täglich mit Futter aus dem Dickicht des Urwalds gelockt werden. Allerdings einem Futter, das nicht besonders lecker und nahrhaft für sie ist, damit sie nicht zu faul werden, sich selbst etwas zu suchen.

Wir sind nur wenige Leute, die in der Hitze auf den Auftritt der Affenbande warten. Wir können immerhin ein paar an Drachen erinnernde, sehr kurios aussehende Suckermouth Catfishes beobachten, die in den Wasserpfützen des Mangrovenwaldes auf Beute lauern.

Lange Zeit passiert nichts, obwohl sich die beiden Ranger redlich mühen, die Protagonisten mit perfekt nachgeahmten Rufen zu locken. Machmal kommen Die Affen gar nicht, heißt es. Die anderen Besucher gehen, wir drei (noch ein Mann aus unserer Lodge) harren in der Hitze aus.

Dann passiert´s : Ganz hinten im Wald beginnen die Äste der hohen Bäume zu schwanken, die Bewegung kommt näher und da: der erste Nasenaffe. Dann noch ein paar und schließlich der Boss – in beachtliches Exemplar. Nach und nach werden es immer mehr Schlappnasen, bis es schließlich über dreißig sind: große, kleine und ganz, ganz kleine!

Sie haben eine verrückte Art, mit ausgestreckten Armen und Beinen einfach drauflos zu springen, um dann wunderbarer Weise tatsächlich auf einem entfernten Ast anzukommen: Schnell haben sie die Teigstücke aufgeteilt, wer zu spät kommt geht leer aus. Ein paar Eichhörnchen haben sich schon bedient. Wir haben jede Menge Zeit, der Affenbande zuzuschauen.

Die zweite, größere Plattform hat ein angebautes Gebäude, wo auch ein Video gezeigt wird und man auf Tafeln vieles über die Nasenaffen nachlesen kann. Die männlichen Tiere haben es nicht leicht, sich in ihrer Jugend so lange als der Stärkste in der Hierarchie nach oben zu prügeln, bis sie der absolute Sieger sind, der den Harem (so heißt das!) übernehmen können. Und das sind verdammt viele Damen! Werden sie dann später doch irgenwann besiegt, haben sie noch eine Chance, wieder der King der Affenbande zu werden, versagen sie, müssen sie allein im Urwald leben, bis sie sterben. Die Größe der Nase macht die Herren hier übrigens besonders attraktiv, die Damen tragen eher Stupsnase.

Nachdem wir auch hier nochmal viele Proboscis beobachten konnten, fahren wir zurück und faulenzen ein paar Stunden. Denn für den Abend haben wir uns für einen Night Walk in das schon erwähnte Regenwald-Schutzgebiet angemeldet. Hier soll es so viele spannende Tiere nachts zu sehen geben – ohne Garantie auch nur eins wirklich zu sehen. Wir hoffen auf unser Glück.

Als wir kurz vor Sonnenuntergang im „Rainforest Discovery Center“ ankommen, versammeln sich am Eingang schon ca 50 Menschen. Aber unsere Befürchtung, jetzt womöglich in so einer Riesengruppe laufen zu müssen, erweist sich als unnötig. Wir werden auf verschiedene Ranger aufgeteilt. Wir haben das Glück, gleich zwei Ranger zu haben, obwohl wir nur sieben Leute sind.

In den folgenden zwei Stunden wandern wir zuerst noch mal auf den Skywalk, sehen das letzte glühende Abendrot hinter den Bäumen verblassen und warten geduldig an einer Lichtung, wo ein paar fliegende Drachen wohnen. Genau genommen Flughörnchen, Eichhörnchen, die zwischen Vorder- ond Hinterbeinen Gleithäute aufspannen können. Eigentlich gleiten sie also, wenn sie zwischen Bäumen und Ästen hin- und herspringen, aber es sieht aus wie fliegen. Und tatsächlich haben wir Glück: Im Schutz der Dunkelheit beehren uns gleich drei dieser kuriosen Tiere!

Jetzt geht die Tour am Boden weiter, immer tiefer in die schwarze Dschungelnacht. Immer schön auf der Wegmitte bleiben und der Lampe des Rangers folgen. Gar nicht so einfach, nicht zu stolpern oder zu rutschen, wenn man keine Sicht hat auf den f. Ab und zu werden wir im Finstern „geparkt“ und die beiden Ranger verschwinden mit ihren Lampen im Unterholz, um für uns die Tiere zu suchen, die ich (und natürlich auch andere) am allerliebesten sehen möchte: Die scheuen , langsamen Loris mit ihren riesigen, leuchtenden Augen und Koboldmakis. Geduld, Geduld…..

Aber das Verharren in dieser Finsternis ist allein schon ein Erlebnis bei all den Geräuschen und Gerüchen des Urwalds: Glühwürchen, Insekten, Vögel. Und dann kommt Bewegung in die Truppe: Der Ranger ist ganz aufgeregt und beglückt: Er hat ein Lori hoch oben im Baumwipfel entdeckt. Wenn es den Kopf zu uns wendet, leuchten diese kuriosen Scheinwerfer auf: seine riesigen Augen ! Toll! Loris bleiben weit oben, weil sie sich nur sehr langsam bewegen und somit schlechter flüchten können. Für mich ist dieser Nachtwalk damit eigentlich schon gelaufen!

Es geht weiter, unterwegs sehen wir noch ein paar kuriose Lantern Bugs (Laternen-Käfer), kleine Schlangen, Vögel. Die anderen Gruppen sind schon zurückgegangen, aber unsere Helden geben nicht auf zu suchen. Und dann, schon auf dem Rückweg, schließlich: nur ein paar Meter entfernt, rund einen Meter über dem Boden im Unterholz an einen Stamm geklammert: ein Koboldmaki! Es starrt uns an, aber bleibt eine ganze lange Zeit sitzen. Ich weiß, man sollte „süß“ nicht auf Tiere anwenden, aber es geht nicht anders….

Es ist lustig, wir sieben sind seelig, aber unsere beiden Super-Führer fast genauso, haben sie es doch geschafft, für uns all die Tiere zu finden, die wir uns am meisten gewünscht haben.

Nun noch ein teureres Bier in der Lodge (Alkohol ist ein großes Zugeständnis einiger Restaurants an ihre nicht-muslimischen Gäste) und ein bisschen in die Baumkronen starren, und dann zufrieden unters Moskitonetz kriechen und von Loris und Makis träumen….