15 – Noch mehr Wasser …und jede Menge Wildnis

Munduk liegt inmitten der dschungelbewachsenen Berge und ist umringt von Wasserfällen. Ein Wanderparadies! Unser kleines Hotel ist ein Familienunternehmen, jeder hat hier seine Aufgaben -oder mehrere- doch wenn eine Dienstleistung darüber hinaus gebraucht wird, findet sich garantiert jemand passendes in der Nachbarschaft. Man braucht nur zu sagen, was man möchte. Heute finden sich sofort zwei nette Jungs, die uns auf Motorrädern zum Ausgangspunkt für unsere geplante Tour bringen. Wenn wir aus dem Dschungel zurück sind, werden sie uns wieder einsammeln

Der Weg führt uns gleich steil bergab ins tiefe Grün. Zur Motivation rauscht ein kleiner Bach und bald hören wir das Klick-Klack von Wasserwippen, die jemand in den Bach gebaut hat. Wir haben den Zugang zum ersten Red Corral Waterfall erreicht. Aber vorher müssen wir bei einem Wächter erstmal Eintritt zahlen.

Mit dieser Einnahme – und mit dem Verkauf von Wasser, Früchten, Gewürzen und Souvenirs- verdienen die Menschen, die hier abgeschieden mitten im Wald leben, ein bisschen Geld, dafür kümmern sie sich um die Wege. Sie haben streckenweise Stufen in den steilen Berg gebaut, über die die tiefen Täler zu erreichen sind. Anstrengend genug, da sie hoch und oft bröckelig sind, aber ohne sie wäre es ziemlich schwierig auf dem lehmigen Boden voller nasser Blätter zu klettern.

Schön ist er, der Red Corral Waterfall (Air Terjun Munduk), auch wenn ich nicht weiß, wie er zu diesem Namen kommt. Aus rund 15 m Höhe rauscht er in ein idyllisches Tal – alles tiefgrün, hier und da rote, gelbe und weiße Blüten und natürlich Eidechsen und Vögel ohne Zahl.

Gute Voraussetzung für den schweisstreibenden Aufstieg zurück und das Weiterwandern zu Wasserfall Nr. 3 , Melanting: Diesmal müssen wir ein bisschen weiter wandern. Wieder ein paar Häuser, Hühner, Hunde und Katzen mitten im Wald und ein paar freundlich grüßende Menschen. Und dann gehts ins Tal. Aber richtig. Gefühlt endlos. Meine Knie fühlen sich an wie Gummi und ich muss mich gelegentlich in die Hocke begeben, um von einer Stufe auf die nächste zu kommen. Es gibt keinen trockenen Faden mehr an uns. Der Schweiss läuft in Strömen.

Das Gemeine ist, dass man immer meint, die Talsohle zu sehen, und wenn man da ist, geht´s um die nächste Kurve der nächsten vermeintlichen Talsohle entgegen. Aber die Ausblicke auf die Urwaldhänge und Berge mit all diesen wunderschönen Bäumen entschädigen für vieles. Und: Nichts da! mit Ruhe! Hier ist es richtig laut! Die Grillen und und andere Insekten veranstalten ein lautes Konzert! Ein sehr ungewohnter, verwirrender Sound

Endlich unten. Den beunruhigenden Gedanken, wieder den ganzen Weg hochklettern zu müssen, vergesse ich schnell, angesichts dieses riesigen Wasserfalls. Unwillkürlich kommt einem das Wort Urgewalt in den Kopf. Unablässig, unbeirrbar, zeitlos rauscht das Wasser aus dem grünen Berg in die Tiefe, wo es in einem eher erstaunlich kleinen Flüsschen weiterfließt. Angesichts dessen wird der Begriff „zeitlos“ konkreter. Eine  erfrischende halbe Stunde lang genießen wir das Schauspiel.                                

Auf dem Rückweg begegnen wir ein paar anderen Wanderern, die schwitzend fragen, ob sie gleich unten sind. Mit einem diabolischen Grinsen nehme ich ihnen die Illusion… Manchmal tut ein bisschen gemein sein gut…

Fehlt noch Wasserfall Nr 4 auf unserer Route: der Golden Valley Waterfall. Dazu müssen wir fast zu unserem Ausgangspunkt zurück. Wir kommen an einem winzigen Restaurant vorbei, das mitten in den Urwald gebaut ist, in der Hoffnung, erschöpfte Wanderer glücklich zu machen und mit dieser Freude auch etwas zu verdienen. Auch hier buhlen Tütchen mit lokal angebauten Gewürzen, geflochtene Körbe und Taschen und etliche Schnitzereien um die Gunst der Touristen, von denen in dieser Zeit nur wenige hierherkommen. Ich frage verschämt nach einem iced cappucino (mitten im Urwald) und bekomme kurz darauf ein großes Glas mit Eis und einer weißen Flüssigkeit. Oh, wohl ein Missvers….. – nein, nein „Iced Cappucino!“ ??… Kosten, staunen – es schmeckt tatsächlich genauso. Keine Ahnung, was es wirklich ist, es schmeckt toll!

Fehlt noch Wasserfall Nr 4 auf unserer Route: der Golden Valley Waterfall. Dazu müssen wir fast zu unserem Ausgangspunkt zurück, auf dem Weg kommen wir an einem winzigen Resturant vorbei, dass mitten in den Urwald gebaut ist, in der Hoffnung, erschöpfte Wanderer glücklich zu machen und mit ihrer Freude etwas Geld zu verdienen. Auch Tütchen mit lokal angebauten Gewürzen, geflochtene Körbe und Taschen und etliche Schnitzereien buhlen um die Gunst der Touristen, von denen in dieser Zeit nur sehr wenige hierherkommen. Ich frage verschämt nach einem iced cappucino und bekomme kurz darauf ein großes Glas mit Eis und einer weißen Flüssigkeit . Oh, wohl ein Missvers….. – nein, nein „Iced Cappucino!“ ??… Kosten, staunen – es schmeckt tatsächlich genauso. Keine Ahnung, was es wirklich ist, es schmeckt einfach.

Auf zum letzten Ziel unserer Dschungelwanderung. Kaum sind wir in den Pfad dorthin abgebogen, fängt es an zu regnen. Erst moderat, aber ausdauernd, dann – als eine Umkehr nicht mehr lohnt – steigert sich das Ganze zum Wolkenbruch. Der Pfad wird zum Fluss hin immer steiler steiler. So langsam wird das eine Herausforderung. Der Regen auf den Blättern des Urwalds macht einen ungeheuren Krach. Ein Tosen mit peitschendem Wasser. Am liebsten wäre ich umgekehrt, doch das macht keinen Sinn.

Ich fluche laut in den noch lauteren Regen, rutsche ständig auf dem ansteigenden überspülten Lehmpfad aus – da erscheint eine Fata Morgana: Oben auf dem Berg, gegenüber des Wasserfalls, thront ein offenes, aber mit einem Blechdach geschütztes Café! Auf den letzten 200 Metern dahin ist der Tropenguss so extrem, dass man gar nichts mehr sieht und hört – außer dem Wasser. Endlich oben! Wir ziehen aus, was die Schicklichkeit erlaubt und bekommen von den netten jungen Besitzern leckere grüne Crêpe und …. Luwak-Coffee…ja, der aus…geschiedene! Lecker! Keine Säure, angenehmer kräftiger Kaffeegeschmack.

Der Regen hat aufgehört und wir klettern einen lehmigen Pfad inmitten von Kokos- und Nelkenplantagen zur Straße hoch. Wir schicken unserem Moto-Taxifahrern unseren Standort, damit sie uns abholen. Es fängt schon wieder an zu gießen. Die einzige Chance uns unterzustellen, bietet ein recht ärmliches Haus am Straßenrand.

Wir dürfen uns auf die Holzbank unter dem Vordach setzen. Hier wohnt ein altes Ehepaar. Ein heimlicher Blick ins Innere des Hauses ist ziemlich erschreckend. Ein deutscher Schuppen ist eine Luxusvilla dagegen. Keine Farbe, alles dunkel bis auf ein kleines Fensterchen in der Rückwand. Ein paar wenige Möbelstücke, die gerade eben noch so ihre Funktion erfüllen. Ein paar verrostete Haushaltgegenstände.

Wir bieten dem Opa einen fürstlichen Preis für zwei Avocados an – mehr haben sie nicht zu verkaufen. Opa strahlt und lässt die Scheinchen in den Falten seines Sarong verschwinden. Inzwischen ist noch ein junger Motorradfahrer hier untergekrochen. Er erzählt, dass er auf ein Visum für Neuseeland hofft, damit er dort viel Geld verdienen kann. Der Mindestlohn liegt hier (etwas unterschiedlich nach Provinzen) bei knapp 100 Euro, das reicht gerade zum Essen und Wohnen, aber kaum für etwas darüber hinaus. Gute Jobs sind für Uni- Abgänger nur sehr schwer zu finden.

Schließlich haben uns unsere Moto-Boys gefunden und im strömenden Regen geht es die gefühlten tausend Kurven zurück ins Bali Rahayu. Hier gönnen wir uns noch eine Stunde Massage für 8 Euro – und einen ruhigen Abend nach soviel Naturschönheit und Urgewalten.  

14 – Soviel Wasser, soviel Grün

Munduk – Zeit ist Zeit zum Durchatmen. Hier ist es einige Grad kühler als in Ubud und an der Küste. Wir haben schon soviel erlebt, dass die Entscheidung, die Zeit in den Bergen um einen Faul-Tag zu verlängern, schnell fällt. Pool, Liege, Balkon…und einen 2- km Spaziergang nach Munduk, ins Dorf.

Der Weg an der gewundenen schmalen Straße entlang, die auch zugleich die Überlandstraße ist, ist allerdings nur bedingt für Spaziergänge geeignet: Fußgänger müssen sich die Fahrbahn mit den Autos und, vor allem, den vielen Motorädern teilen, die alle einen sehr zügigen und… eigenen Schlangenstil fahren. Allerdings sind alle sehr rücksichtsvoll und Chaos-gestählt. Links und rechts Wildnis oder auch mal einige Häuser und zwei kleine Restaurants – hier Warun(g) genannt.

Munduk selbst windet sich eine kleine Ewigkeit an der Straße entlang, nur an einer Seite gibt es sowas wie einen winzigen Bürgersteig, der aber an vielen Stellen kaputt oder zugeparkt oder mit irgendwelchen Dingen vollgestellt ist. Am Straßenrand ein paar seltsame Heldenstatuen, die wohl etwas mit Befreiungskampf zu tun haben müssen… Alles wirkt ein bisschen schäbig, da fast überall der schwarze Schimmel und Feuchtigkeitsflecken an den ohnehin sehr einfachen Häusern blühen. Die meisten Häuser sind eher klein, unter den Blechvordächern wird oft etwas verkauft. Aber mir ist schleierhaft, wovon diese Geschäfte leben, zumal das Angebot superklein ist. Mal eine Sorte Früchte und ein paar Chips, mal Süßigkeiten und Zigaretten, mal irgendwelche Gewürze und ein paar Flaschen Öl.

Aber auch hier gibt es immer wieder kleine Altäre, allerdings sehen auch sie hier sehr schlicht aus: Stein, schwarz, ein bisschen Gold, ein bunter Sarong. Winzige warung bieten meist nur ein oder zwei Gerichte an, auf ein paar klapprigen Grills brutzeln ein paar satay-Spieße oder ähnliches. Manchmal hält ein Motorrad und es wird eine Plastiktüte mit dem heißen Essen zugereicht.

Deutlich größer und besser in Schuss ist nur das Gebäude der Gemeinde- ( oder Bezirks-?) Verwaltung. Weiß gestrichen, groß mit Fahnen und Transparenten. Hier herrscht sogar Hochbetrieb: Es sind Wahlen in Indonesien. Und es besteht Wahlpflicht. Fotos verboten.

Schließlich finden wir in einer der wenigen Nebenstraßen ein Café, das sicher den Nerv vieler Touristen trifft: Es ist ein winziges Holzhaus, eine Seite offen zum Tal, mit Hockern zur besten Aussicht. Und das Angebot erfreut das Touristenherz: Kaffee, Capuccino – alles auch geeist, ein paar Gerichte und superleckere grüne Crepes mit Kokosfüllung: Dadang. Das Grün stammt von einem Farbstoff, der aus den Blättern eines Baumes in der Küche frisch gemacht wird.

Inzwischen ist die Landschaft draußen in tiefen Nebel gehüllt, alles ein bisschen gruselfilmmäßig mit einem riesigen toten Baum als einziger Silhouette. Aber während wir warten und schlemmen, verziehen sich die Wolken um uns plötzlich und bescheren uns einen roséfarbenen Sonnenuntergang über dem Tal und der Bergkette.

Der Rückweg nach Sonnenuntergang an der unbeleuchteten Straße durch den Wald ist ein bisschen – beunruhigend, aber die Fahrer hier sind Fussgänger am Fahrbahnrand gewöhnt und trotz der rasanten Fahrweise sehr aufmerksam. Einen halben Kilometer vor unserer Abzweigung nach Rahayu kehren wir in ein kleines Restaurant zum Abendessen ein. Vor dem Eingang ist der reinste Jugendtreff, der Straßenrand ist endlos mit Motorrädern zugeparkt – was sollen die kids auch sonst machen – hier gibt es wirklich keinerlei Ablenkung. Und Geld hat sowieso kaum jemand.

Später gönnen wir uns noch ein Gute-Nacht-Bier auf der schönen Terrasse in unserem Homestay. Morgen wird gewandert.

13 – Auf in die Berge

So long, Ubud, es war spannend, aber jetzt geht es weiter. Da die Busverbindungen hier wirklich nicht so toll sind oder etliche Orte gar nicht angefahren werden und so ganze Tage für den Weg von A nach B verloren gehen, haben wir uns mit unserem Fahrer vom Vortag geeinigt, dass er uns wieder fährt.

Heute geht es nach Norden in die Berge. In ca 700 m Höhe liegt das 7000 Seelen-Dorf Munduk, dass sich wegen seiner schönen Umgebung und der Wandermöglichkeiten ins Blickfeld der Touristen geschoben hat. Ich gestehe, ich war erst nicht so überzeugt von diesem Ziel – nehme aber alles zurück, jetzt, da ich Munduk kennengelernt habe. Aber eins nach dem anderen.

Unser Fahrer bremst plötzlich in einem Dorf, in dem ich neben ein paar Hindu-Tempeln gerade die erste größere Moschee der Reise bemerkt habe -Stimmt ja, in West-Bali gibt es mehr Muslime.  Ob wir Lust hätten, eine schöne Tempelanlage zu besichtigen? Klar, haben wir. Hier in den Bergen an einem großen Gebirgssee gelegen, zieht der Pura Ulun Danu Bratan Tempel indonesische Besucher und internationale Besucher an. Allerdings stand er bisher nicht auf unserer Agenda. Zu viele Tempel füllen die Seiten der Reiseführer, da hat man nicht jeden auf dem Schirm.

Leider ist das Wetter heute schwül und grau, sonst hätte der See wahrscheinlich blau geleuchtet. Aber auch so ist der Tempel, der der balinesischen Göttin des Wassers, der Seen und Flüsse, Dewi Danu, gewidmet ist, wunderschön anzusehen, in den See gebaut, mit Türmchen und viel Gold und Grün. Die Anlage ist weitläufig und leider inzwischen etwas Disneymäßig ausgeufert mit extra Kulissen für Fotos in traditionellen Kleidern u.ä.

Nichtsdestotrotz ist dies ein Tempel, der offensichtlich für viele angereiste Besucher eine religiöse Bedeutung hat, die vor allem deshalb kommen. Neugierige Fremdlinge können man bei einigen der Rituale zuschauen, andere Innenhöfe auf dem Gelände sind den Gläubigen vorbehalten. Die meisten Pilger tragen weiß und gold. Und es werden tausende Blumenkörbchen und Früchte dargeboten, was das farbenprächtige Bild mit dem vielen Gold, Rot, Weiß und Grün noch potenziert. Auch den Gesängen eines Priesters kann man lauschen, auch wenn ich keine Ahnung habe, was für eine Zeremonie ich gesehen habe.

Nach einem Mittagessen in einem nahen Restaurant geht die Fahrt in die Berge weiter. Unser Fahrer ist ein fröhlicher und engagierter Reiseleiter. Als wir in die Nähe von Munduk kommen, bietet er uns an, uns auch noch zu einem Zwillingswasserfall zu fahren, der fast an der Strecke liegt. Die abenteuerlich enge und steil abfallende Straße dorthin ist länger als gedacht. Rechts und links kleine Bauernhöfe, Hühner, Ziegen, Kaffeebäume, Nelkenbäume und – zu unserem Erstaunen – eine Hortensienplantage.

Dann noch eine knappe halbe Stunde zu Fuß durch den Urwald – zum Schluss in 300 hohen Stufen steil nach unten durch die üppige Wildnis. Der Blick, der sich uns dann auftut, ist wirklich überwältigend schön: Der Banyumala Twin Wasserfall stürzt aus gut 20 Metern in ein kleines Becken. Auch seitlich der Twins und an der gegenüberliegenden Seite der Schlucht sprudeln noch weitere, kleinere Wasserfälle ins Tal. Ein wunderbarer Anblick! Wir müssen natürlich unbedingt ein Bad nehmen, in dem kleinen von fiesen spitzen Steinen bedeckten Becken. Auch wenn´s mächtig piekt und man um seine Füße fürchtet … es ist einfach toll!

Das letzte Wegstück nach Munduk führt über die Berge, im Tal liegen zwei riesige Zwillingskraterseen: Buyan und Tamblingan. Dann endlich kommen wir nach Munduk, ein langgestrecktes, unspektakuläres und eher etwas ärmlich wirkendes Dorf. Wir haben uns eine Bleibe etwas außerhalb gesucht, das Bali Rahayu Homestay. Wie sich herausstellt – ein Glücksgriff!

Die Bungalows sind an einen Berghang mit vielen Bäumen und Blumen gebaut mit endlosem Panorama-Blick über das Tal, Bergzüge und Vulkane. Und zur Krönung gibt es noch einen Infinity Pool mit demselben Ausblick. Was will man mehr! Ein Bad, ein Abendessen mit Ausblick – Gute Nacht, Bali!

12 – Tanz auf dem Vulkan

Die Nacht ist superkurz: Um 0:45 klingelt der Wecker. Heute großes Programm: Um 1:30 Uhr werden wir abgeholt zu einem Aufstieg auf den Gunung Batur, Balis zweithöchstem Vulkan. 1717 Meter hoch und aktiv, das letzte Mal ist er 2000 ausgebrochen.

Zuerst werden noch ein paar andere Abholorte mit dem Kleinbus abgeklappert, was nervend ist, denn einige jüngere Teilnehmer mussten wohl erst aus dem Bett geholt werden. Dann fahren wir rund anderthalb Stunden zum Batur, der Aufstieg beginnt bei etwa 900 Metern.

Ich bin, ehrlich gesagt, doch ein bisschen nervös, denn das Internet sagt: „Der zweistündige Aufstieg ist für Nicht-Trainierte sehr sehr anstrengend und definitiv nicht zu empfehlen, wenn man nicht topfit ist.“ hmmm…. Wenn ich mich auf dem Basis-Parkplatz unter den Gruppen so umschaue, dann stelle ich zumindest fest, dass wir die Ältesten sind…mit Abstand. Aber irgendwie triggert das ja auch!

Los geht´s . Alle Teilnehmer bekommen für den Gipfel eine Frühstücksbox mit zwei Scheiben Toast, einem harten Ei und einer kleinen Marmelade. Hmpf. Und eine Kopflampe, denn es ist stockfinster. Auf geht´s.

Wir haben zwei Guides, einer vorn, einer hinten. Unsere Gruppe heißt „Bintang“, wie das populärste Bier hier in Bali. Den Namen muss man sich merken, falls die Gruppen unterwegs durcheinander geraten und man rufen muss, denn erkennen kann man beim Licht der Kopflampen kaum jemanden.

Die erste Etappe ist einfach. Ca eine dreiviertel Stunde geht es flott eine Straße hoch, die kürzlich befestigt wurde, damit Menschen mit Behinderungen wenigstens ein Stück hochgefahren werden können. Es riecht plötzlich nach Zwiebeln! Der Guide erklärt mir, dass im dunklen Nichts neben uns Zwiebeln, Tomaten und Chili angebaut werden, die in dieser fruchtbaren Erde, in diesem Klima besonders gut gedeihen.

Aber nach dem ersten kleinen Stopp – geht es wirklich zur Sache. Ich frage den Guide an der Abzweigung, ob es keine Stöcke gibt, und er zaubert irgendwoher drei glatte Äste hervor, die wir und eine koreanische Teilnehmerin, die auch nicht mehr zu den twens gehört, bekommen. Wie sich bald herausstellt: eine rettende Idee.

Der Pfad führt jetzt, jenseits jeder Straße, steil nach oben in unzähligen Wendungen. Das Schwierigste ist, dass er aus ausgewaschenem, scharfkantigem Lavagestein mit Kies, losen Brocken, kleinem fiesen Geröll und rutschigem Lehm besteht. Oft muss man sich an hohen scharfkantigen Abrüchen hochziehen. Bloß nicht fallen oder umknicken – ist mein Mantra. Aber die guides sind aufmerksam und reichen schon mal eine Hand von oben, wenn es heftig wird. Sieht ein bisschen verrückt aus, wenn man sich umschaut und überall nur die mäandernden Kopflampen in der Finsternis sieht.

Fast meine größte Sorge ist es, dass ich wieder dieselbe Strecke ins Tal zurück muss. Das wäre Horror! Ansonsten ist der Aufstieg zwar verdammt anstrengend, aber es läuft gut, bei meiner besseren Hälfte auch. Er hat zwar mehr power und Ausdauer, aber dafür tritt er unsicherer als ich. Jeder muss mit seinem Blatt klarkommen. Es ist schon interessant, wie einen so eine Herausforderung auf das Wesentliche zurückwirft: Einfach nur das nächste Wegstück scannen, stützen, hochstemmen, einen Fuss vor den anderen und weiter…

Am Horizont ist ein erster blasser Streifen zu sehen, aber der Guide ist zuversichtlich, dass wir es zum Sonnenaufgang bis oben schaffen. Knapp! Aber ja – geschafft! Und was für ein Panorama!

Der Blick geht über einen riesigen Kratersee unten im Tal auf den höchsten Vulkan der Insel, den Gunung Agung, und noch ein paar andere Bergkuppen, hinter denen langsam die Sonne aufgeht. Wenn man Glück hat (wir haben ein bisschen), dann ziehen unten, auf halber Höhe, Nebelschwaden durch das Panorama. Ein wunderschöner Anblick! Das sind Bilder, die man mitnimmt. Die im Kopf bleiben. Und ein… Hochgefühl! Verschwitzt, mit zitternden Knien, aber voller Andacht.

Leider können wir auf der anderen Seite nicht in den Krater schauen, der Nebel hat sich darin eingenistet. Aber wie ich höre, ist es ohnehin nur ein riesiges Felsloch, da der Batur im Moment schläft. Die einzigen Einwohner hier sind ein paar Makaken, die natürlich täglich ordentlich von den Besuchern gefüttert werden oder sich das Frühstück einfach klauen.

Zu meiner großen Erleichterung geht der Weg bergab tatsächlich über einen anderen Pfad, der zwar nicht unanstrengend und streckenweise auch steil ist, aber nicht so extrem wie der Weg nach oben. Auf einem Teil der Strecke kommen einem dann tatsächlich Enduro-Motorräder entgegen, man glaubt es kaum! Auf halber Höhe gibt es eine sogar eine entsprechende Station, diese Strecke ist tatsächlich offiziell freigegegeben. Mir wird ganz schlecht, nur vom hinsehen. Tja, Trendsport am Vulkan…

Irgendwann haben wir es geschafft und auf einem kleinen Parkplatz sammelt uns der Fahrer wieder ein. Erschöpft sinken alle in die Sitze, die meisten legen ein Nickerchen ein. Es ist acht Uhr morgens.

Aber Bali lässt seine Kundschaft nicht so schnell aus den Fängen, zum Paket mit der Batur-Wanderung gehört noch ein Abstecher zu einer Kaffee-Plantage. Hier gibts einen Naturlehrpfad mit vielen Pflanzen, aus denen man Tees, Gewürze und natürlich Kaffee machen kann. Arabica und Robusta werden hier angebaut.

Die Endprodukte, an die 20 Tees und Kaffees, von denen wir viele noch nie getrunken hatten, dürfen am Ende verkostet werden. Spannend. Aber da wir nun den ganzen Bauch voll haben und die Geschmacksnerven fast überfordert sind, verschieben wir eine besondere Verkostung auf einen späteren Zeitpunkt: den Luwak-Kaffee.

Das ist der teuerste, weil… ausgekackt! Ja, das ist kein Verschreiber! Er wird von hübschen, großäugigen, katzenähnlichen Tieren, die hier im Wald und auf den Plantagen leben – den Luwak – von den Bäumen gefressen, im Ganzen geschluckt, fermentiert und wieder…freigegeben. Dann wird er gereinigt und geröstet. Dieser Kaffee gehört zu den teuersten der Welt. In Brasilien gibt es noch ein Pendent, da erledigen Vögel das Fermentieren. Aber wie gesagt – wir kosten später und ausgeschlafener…

Gegen halb elf sind wir in Ubud zurück, machen wir ein kurzes Koma-Schläfchen. Dann muss ich mich um mein Ersatzhandy kümmern, das nun auch kaputt ist und heute ein neues Teil bekommen soll. Die Filiale ist 9 km entfernt – das dauert… Mir fällt dabei ein, was meine Indonesien-spezialisierte Freundin und Kollegin gesagt hat: „In Bali dauert jede Fahrt einen Tag. Egal ob 10 km, 40 oder 80. “ Ja, sie hatte recht.

Vom Tag bleibt gerade noch ein kleiner Bummel durch die Innenstadt und ein seeehr leckeres Abendessen. Selamat malam! Gute Nacht!

11 – Another Ubud day

An dieser Stelle muss ich mich entschuldigen: Bei all den Dingen, die wir auf dem Programm hatten, habe ich im Nachhinein etwas verwechselt: Die Reisterrassen vom letzten Kapitel hätten eigentlich in diesen blog gehört, die standen erst an diesem Tag auf dem Programm gleich am Morgen, da es sonst zu heiß zum Wandern ist. Aber für die werten Leser ist das sicher nicht von Belang, solange ich von so schönen Erlebnissen berichte, auch wenn´s mal durcheinandergerät.

Noch ein Tag mit vollem Programm. Wir haben unseren Fahrer nochmal engagiert und mit ihm eine Route ausgetüftelt. Wie gesagt, eigentlich begann diese mit den Reisterrassen, aber ich erzähle einfach weiter.

Auf dem Programm stehen wieder zwei Tempel. Der Gunung Kawi Tempel, einer der ältesten, erbaut 1100. Nichts gibt´ s umsonst, um ihn anzuschauen, müssen wir, trotz der knalligen Sonne, endlose Treppen mit unangenehm hohen Stufen hinabsteigen. Dann sind wir demütig genug für das Tal des heiligen Flusses Pakerisan. Ein idyllischer Ort mit großen Bäumen und eben einem rauschenden kleinen Fluss. Am anderen Ufer liegt die alte Tempelanlage, die an diesem Tage ziemlich verlassen ist. Doch man sieht an abgestellten Gongs und anderen Utensilien, dass hier immer noch Zeremonien abgehalten werden.

Es gibt verschiedene Bauwerke und in den Berg geschlagene, kunstvoll gestaltete Nischen, die verschiedenen als Gott verehrten Königen gewidmet sind. Der Tempel auf dem Gelände, Pura Puncak, ist den Göttern Visnu und Lakhsmi geweiht. Die Bauern beten hier in einer besonderen Zeremonie für eine gute Ernte. Aber heute liegt alles still und verlassen da.

Nächstes Ziel ist Tirta Empul, der Wassertempel. Er ist für die Hindus besonders wichtig, er steht für den Kampf des Guten gegen das Böse. Und er gehört zum Nationalen Kulturerbe. Diesmal haben wir uns gleich brav in bunte Sarongs gehüllt, um nicht wieder unangenehm aufzufallen. Auf dem Gelände entspringt eine Heilige Quelle, die man auf dem Grund eines Wasserbeckens aus dem Boden sprudeln sieht – der blaugrüne Strudel sieht beeindruckend und ein bisschen mystisch aus. Ein weißer Aal zieht seine Kreise um die Quelle. Wirkt ein bisschen spooky…

Es gibt verschiedene Bauwerke und in den Berg geschlagene, kunstvoll gestaltete Nischen, die verschiedenen als Gott verehrten Königen gewidmet sind. Der Tempel auf dem Gelände, Pura Puncak, ist den Göttern Visnu und Lakhsmi geweiht. Die Bauern beten hier in einer besonderen Zeremonie für eine gute Ernte. Aber heute liegt alles still und verlassen da.

Nächstes Ziel ist Tirta Empul, der Wassertempel. Er ist für die Hindus besonders wichtig, er steht für den Kampf des Guten gegen das Böse. Und er gehört zum Nationalen Kulturerbe. Diesmal haben wir uns gleich brav in bunte Sarongs gehüllt, um nicht wieder unangenehm aufzufallen. Auf dem Gelände entspringt eine Heilige Quelle, die man auf dem Grund eines Wasserbeckens aus dem Boden sprudeln sieht – der blaugrüne Strudel sieht beeindruckend und ein bisschen mystisch aus. Ein weißer Aal zieht seine Kreise um die Quelle. Wirkt ein bisschen spooky…

Die Tempelanlage, die – nach unserer Zeitrechnung – im Jahr 960 gegründet wurde, hat mehrere Innen-Höfe, von denen zwei nur für die Gläubigen zugänglich sind. Hier finden regelmäßige Zeremonien statt, von denen man durch den gemauerten Eingang nur einen kleinen akustischen und optischen Eindruck erhaschen kann.

Nach meiner ersten Vorort – Beobachtung stellt sich mir der Hinduismus als Religion dar, die durch viele – oft tägliche – Rituale und Zeremonien lebt.  Alles wirkt sehr lebendig und dem Leben zugewandt. Trotz der zum Teil grimmigen Götterskulpturen ist alles heiter, bunt, voller Blüten mit schönen Zeremonien. Eben ganz anders als die dunklen christlichen Kirchen mit den Geschichten von Sünde, Schuld und dem Leiden Christi. Ich will damit wirklich niemandem zu nahe treten. Ich registriere nur die Unterschiede. Man möge mir meine atheistische Respektlosigkeit verzeihen…

Im Angebot für unsere Tour waren noch Ziele wie die Riesenschaukel, „Bali Swing“, oben am Berghang, die über das Tal schwingt – am besten ist man dafür ausgerüstet mit wallendem roten Taftkleid und langer Schleppe, die malerisch hinterherflattert (für die 100 Fotos). Oder eine zipline quer über die Reisfelder… Aber das entsprach dann doch nicht unseren Vorstellungen von Urlaubs-Must Do…. Gut fand ich aber, dass diese lukrativen Touristen-Attraktionen oft von den Agrarkommunen betrieben wurden. Und die können die Touristen-Taler gut gebrauchen.

Zu viele Eindrücke, irgendwie ist die Festplatte voll, das Aufnahmevermögen für nur einen einzigen Tag ist erreicht. Schönes, Fremdes, Exotisches – von allem so viel, dass wir uns nun zurückziehen müssen, um alles zu verarbeiten und nicht zu einem Impressionsbrei zu vermengen. Also kein weiteres Ziel!

Wir haben den Tag lieber bei einem sehr leckeren Essen im Liap Liap, einem im Lonely Planet gelobten Baliküche-Restaurant in Ubud, ausklingen lassen – und zum Einschlafen dann noch mit einem Schlaftrunk auf unserer kleinen Terrasse. Man braucht auch diese Zeit, um all die Eindrücke dieser Tage zu verarbeiten…

10 – Reispudding zum Frühstück

Matschiger Touristen-Toast mit Rührei… kann man mal essen, aber nicht oft. Unsere freundliche Wirtin besorgt am Stand nebenan stattdessen das typisch indonesische Frühstück : Reispudding, angeschmort mit kleingeschnippeltem grünen Gemüse, Kräutern, Knoblauch und Chilli, dazu hartgekochtes Ei. Wobei Pudding missverständlich ist: Es ist eine dicke Rolle fester Klebreis, der in Sücke geschnitten und mitgebraten wird. Lecker.

Da selbst uns als begeisterten Roller- und Motorradfahrern hier der Mut zum Selbstfahren fehlt, bestellen wir wieder ein Taxi – das ist die gängigste und dazu preiswerte Möglichkeit, sich von A nach B zu bewegen. Wenn man mehrere Programmpunkte hat, handelt man üblicherweise einen Festpreis (inklusive Wartezeiten dazwischen) aus.

Hauptziel auf unserem Programm ist der Sangeh Monkey Forest, der Affenwald. einige Kilometer außerhalb der Stadt. Auch in Ubud gibt es einen, aber der ist etwas kleiner und, da schneller zu erreichen, auch überlaufener. Der 1969 gegründete Nationalpark Sangeh ist etwa 10 Hektar groß und bevölkert von rund 700 Affen, genauer gesagt: Langschwänzigen Makaken. Die sind übrigens heilig, genauso wie der gesamte Affenwald, samt leicht verfallenem, den Affen überlassenem Tempel.

Es gibt verschiedene Routen durch den Wald, was wir erst auf den zweiten Blick entdeckt haben. Überall stehen guides, die nicht nur aufpassen, sondern auch zu Hilfe kommen, wenn die Affen zu aufdringlich werden, oder sich jemand fürchtet. Aber die Viecher sind Besuch gewöhnt und nehmen´s gelassen.

Wir haben eine gute Jahreszeit erwischt, es gibt viele Baby- und Teenie-Äffchen, die sind schon verdammt nett anzuschauen. Vor allem diese wissenden und zugleich schreckhaften Gesichter. Als sich ein großer Daddy auf meine Schulter setzt, finde ich es aber doch … etwas scary. Aber er lässt sich gutwillig verscheuchen.

Die zweite Route liegt etwas versteckt und wird von den fotobesessenen asiatischen Touristen kaum wahrgenommen, schließlich gibt´s auf dem ersten kürzeren Pfad schon genug Affen für das Foto. Man darf sie auch mit Erdnüssen ködern, da klappt´s dann sogar mit dem Familienfoto.

Doch gerade der zweite trail, den kaum jemand noch in Angriff nimmt, ist es wert, weiter zu schwitzen! Wesentlich länger als der erste führt er in einen Wald mit Banyan Bäumen. Riesengroß, unglaublich dick, mit ganz vielen Stützwurzeln, die auf den ersten Blick wie Lianen aussehen, die es dem Baum aber ermöglichen, sich immer weiter auszubreiten, ohne umzustürzen. Sie sehen einfach toll aus! Und den Affen gefallen sie auch.

Der Pfad führt schließlich steil nach unten – in ein Flusstal. Alles ist üppig grün, einzelne Bäumen blühen rot, gelb und weiß und tragen zum Teil auch Früchte. Kein angelegter Wald, sondern Dschungel. Und in den Baumkronen natürlich die Hausherren. Es ist ein schweißtreibender Ab- und Aufstieg, aber ein lohnender!

Nach einer kleinen Erholungspause am Eingang – im Schatten, mit grüner Kokosnuss – klettern wir, immer noch überhitzt, in unser Auto, um zum nächsten Ziel weiterzufahren: die Reisterrassen von Tegallalang.

Von der Straße aus gesehen, sieht das Gebiet zunächst nicht besonders groß aus. Man blickt in ein malerisches Tal mit Reisterrassen und schönen Bäumen. Doch die anfängliche Befürchtung, dass dies nur ein Touristen-Schau-Objekt ist, zumal davor etliche Restaurants mit Tal-Blick auf Besucher lauern, löst sich schnell auf. Nach einem halben Kilometer windet sich das Tal um einen Bergzug und vor einem liegt eine weitläufige, hellgrün strahlende Landschaft. Und hier wird wirklich gearbeitet. In der sengenden Sonne.

Der Pfad führt schließlich steil nach unten – in ein Flusstal. Alles ist üppig grün, einzelne Bäumen blühen rot, gelb und weiß und tragen zum Teil auch Früchte. Kein angelegter Wald, sondern Dschungel. Und in den Baumkronen natürlich die Hausherren. Es ist ein schweißtreibender Ab- und Aufstieg, aber ein lohnender!

Nach einer kleinen Erholungspause am Eingang – im Schatten, mit grüner Kokosnuss – klettern wir, immer noch überhitzt, in unser Auto, um zum nächsten Ziel weiterzufahren: die Reisterrassen von Tegallalang.

Von der Straße aus gesehen, sieht das Gebiet zunächst nicht besonders groß aus. Man blickt in ein malerisches Tal mit Reisterrassen und schönen Bäumen. Doch die anfängliche Befürchtung, dass dies nur ein Touristen-Schau-Objekt ist, zumal davor etliche Restaurants mit Tal-Blick auf Besucher lauern, löst sich schnell auf. Nach einem halben Kilometer windet sich das Tal um einen Bergzug und vor einem liegt eine weitläufige, hellgrün strahlende Landschaft. Und hier wird wirklich gearbeitet. In der sengenden Sonne.

Das ganze Gebiet wird von einer Kommune bewirtschaftet, die auch das Geld, das sie mit den Touristen verdient, behalten kann. Das gefällt mir. So malerisch auch die geschwungenen Terrassen in hellem Grün und Braun aussehen – es ist nur zum Anschauen idyllisch. Ansonsten ist es eben eine anstrengende, mühsame und kleinteilige Arbeit in der sengenden Sonne. Jedes kleine Pflanzbüschel wird einzeln herausgezogen, gebunden, damit danach jeweils ein Korn pro Pflanze geerntet werden kann, das dann wiederum gepflanzt wird für die größeren Reispflanzen.

Schon nach der halben Strecke rund um das Tal, das von Urwaldbergen umgeben ist, sind wir wie geduscht und brauchen dringend eine Abkühlpause. Dafür ist gesorgt, es zwei/drei einfache Stände, an denen die erschöpften Nichtstuer im Schatten etwas trinken können. Ich hoffe, ich werde mich manchmal daran erinnern, was ich hier gesehen habe, wenn ich zu Hause am Herd überlege, doch noch einen überflüssigen Löffel Reis in den Topf zu tun…

Aller guten Dinge sind drei: letztes Ziel für den Tag: der Taman Beji Griya Waterfall… Ubuds Umgebung hat mehrere Wasserfälle zu bieten. Der erste, den wir auf Vorschlag unseres netten Fahrers Wayan besuchen, ist auch gleich ein besonderer, denn er ist auch zugleich ein Hindutempel. Das hatten wir zunächst gar nicht mitbekommen und uns nur darüber gewundert, dass wir Eintritt zahlen mussten und dabei gefragt wurden, ob wir am „Ritual“ teilnehmen wollen…

 Das Missverständnis hat dann auch prompt fast zum Herzinfarkt zweier Tempeldamen geführt. Ahnungslos hatten wir uns auf den Weg zum Fluss im Tal gemacht. Wir waren ganz begeistert von den wunderbaren Götter-und Hüterfiguren rechts und links der Treppen. Auf dem Absatz vor dem Fluss angekommen, wimmelte es von Menschen, die auf „die Zeremonie“ warteten, die kleine Opferkörbchen ablegten, Räucherkerzen abbrannten und von Priestern gesegnet wurden. Ahnungslos haben wir uns das Treiben angesehen, in Shorts und T-Shirt…

Plötzlich stürzte eine sehr aufgeregte Dame auf uns zu und dirigierte uns schnellstens wieder die Treppen hoch, wo oben die nächste, zerknirschte Frau stand, der wir „durchgerutscht“ waren. Wir hatten keine Ahnung, dass bereits die Treppen zum Fluss zum Tempel gehörten, den man natürlich nur mit langem Sarong betreten darf. Ordentlich eingewickelt und verpackt haben wir´s dann noch mal in Angriff genommen.

Der Wasserfall stürzt zwischen hohen Felsen von drei Seiten in die Tiefe. In einem kleinen Becken zwischen den Felswänden bildet er einen kleinen Pool , wo die Teilnehmer der Zeremonie, zur einen Seite gewandt, laut lachten und jubelten, sich umdrehten und ebenso und ebenso laut schrien und klagten… Hmm – meine Interpretation war die, dass das Glück und das Unglück im Leben vergegenwärtigt wird. Aber ob das stimmt??

Unabhängig von diesen Ritualen, an denen übrigens auch alte und unter Schmerzen gehende Menschen teilnahmen, die nur mühsam über die Felsstufen klettern konnten, war dies einfach ein sehr schöner Ort. Wir sind ein kleines Stück dem Fluss gefolgt und dann durch den Urwald nach oben zurückgekehrt . Die Bilder bleiben im Kopf. Und davon gab es an diesem Tag mehr als genug…

Zurück in unserem Viertel, wollten wir nur noch was essen und in unser kleines privates Retreat im Madra Homestay. Ein Bintang Bier auf der Terrasse und anschließendes Koma mit schönen Träumen…

08 – Abschied von Thailand … Die letzten Tage in Bangkok

Fünfeinhalb Stunden eingequetscht im Bus…mimimi… Dann der Superschock, vom gekühlten Bus in die stinkende Mittagshitze von Bangkok! Als die Türen am Busbahnhof Ekkamai im Stadtteil Sai Tai Mai aufgehen, fühlt es sich an wie ein Schlag. Dazu das Geschrei und Gepfeife der Ordnungskräfte (Pfeifen sind hier sehr beliebt!), der Verkehrslärm, die oft wild herumirrenden Reisenden mit ihrem Gepäck, dazwischen Taxis, Motorradtaxis und alles, was sonst noch die Lust verpestet und Lärm macht… inklusive der beiden Typen, die noch halb besoffen aus dem Bus von der Partyinsel Koh Chang steigen und erstmal auf den Bürgersteig kotzen… es ist die Hölle.

Zweimal wird meine Taxibestellung per App nach 10 Minuten gecancelt, da die Fahrer rettungslos im Stau stecken und nicht innerhalb der nächsten halben Stunde da sein können. Schließlich klappt’s doch noch, wieder eine lady driver. Wir schleichen durch die verstopfte Innenstadt, aber nach einer Stunde haben wir es geschafft.

Diesmal musste ich ein Hotel nehmen, das weder unbedingt meiner Art zu reisen noch meinem Portemonnaie entspricht – es ist Hochsaison und alles ausgebucht. Aber ich wollte unbedingt in Phra Nakhon wohnen, da fühle ich mich wohl, es ist ruhig, aber quirlig, echtes altes Bangkok. Und doch nah an Banglamphur – Viertel mit all seinen Restaurants etc. Dass Orchidhouse ist ein Hotel mit alten Teakböden und -möbeln, aber ohne Fenster in vielen Zimmern, was hier in Asien nicht unüblich ist. Das Hotel macht auf chic, aber der Service ist eher… Durchschnitt.

Ich lasse es ruhig angehen, habe nicht viele Pläne. Einmal muss ich in Bangkoks Super-Shopping-Center MBK, ich brauche eine gute Powerbank und ähnlichen Kram. Eine ganze riesige Etage bietet nur Elektronik an, die anderen fünf vor allem Klamotten, Schmuck und eigentlich – fast alles. Das MBK nimmt fast ein ganzes Viertel ein. Es gibt tatsächlich Irre, die nach Bangkok fliegen, sich ein teures Hotelzimmer in den oberen Etagen des gigantischen Baus nehmen und nichts tun als einkaufen. Jeden Tag!

In meinen letzten Tagen besteht mein größtes Vergnügen darin, eigentlich fast keine Pläne zu haben, sondern einfach herumzuschlendern, Boot zu fahren, einen Ausflug nach Chinatown zu machen und abends in den Straßenrestaurants lecker zu essen. Die tägliche Thai-Massage nicht zu vergessen, hier kostet eine Stunde rund 7 Euro…

Aber schließlich packt mich doch noch mal die Lust auf Neues und ich buche für meinen letzten Tag in Thailand eine 3-stündige Fahrradtour durch die kleinen Straßen und Gassen von Chinatown und ThonburiCo van Kessel Tours, im Lonely Planet gelobt, ist ein holländisches Unternehmen, das ausschließlich mit Locals als Mitarbeiter beschäftigt.

Ich muss schon halb acht in Chinatown sein, die 3 stündige Tour geht früh los. Das beschert mir eine Kamikaze-Fahrt mit einem Motorrad-taxi durch den Berufsverkehr, die meinen Blutdrück auf gefährliche Höhe treibt – über vier Spuren und Bürgersteige schlängelt sich das Bike durch den Berufsverkehr, ein normales Taxi hat keine Chance. Wir sind pünktlich am Treffpunkt Riverside.

Es sind rund 22 Leute in der Gruppe für die Tour. Voran fährt unser weiblicher Guide, hinten ein zweiter „Lumpensammler“, dessen Aufgabe es außerdem ist, notfalls durch heftiges Schwenken seiner gelben Kappe die Autos anzuhalten, damit unsere geräderte Karawane eine Chance hat, mal eine Straße zu queren. Und das klappt sogar! Hätte ich nie gedacht, bei den irren Fahrern hier.

Diese Tour verdient es, hier in ein paar Absätzen beschrieben zu werden, denn sie hat sich wirklich gelohnt. Wir sind durch Straßen, Gassen und maximal 2 Meter breite … Durchlässe zwischen Häusern gefahren, in Ecken, in die man sonst nie vordringen würde. Was im Kopf bleibt, sind Bilder vom Leben in Bangkok, die ich so noch nie gesehen hatte. Ich hätte auch nie wieder allein da herausgefunden!

Das war noch ein ganz neues Bild vom Alltag der Riesenstadt. Gelebt, gekocht, gearbeitet und gehandelt wird hier meist alles in Einem: Auf der Straße steht die Wäsche auf dem Ständer zum Trocknen, im Eingang zur Schrottwerkstatt neben dem kleinen Obststand. Und gegenüber drängeln sich zwei winzige Wagen: Auf einem wird gegrillt, auf dem anderen Obst zum Verkauf mundgerecht gemacht. In dem danebenliegenden, als Garage fungierenden, offenen schwarzschimmeligen Untergeschoss hat ein Künstler seine Bilder aufgehängt, daneben steht ein Friseurstuhl. Zwischendurch wuselt alles von Kind bis Teenager und Oma, meist auf Fahrrädern oder Bikes. So verrückt wie es hier zugeht, habe ich die backstreets von Bangkok noch nie gesehen.

Und durch all diese geschäftige Enge fahren nun 20 neugierige Fremde auf gelben Fahrrädern. Unsere thailändische Guide hat vor dem Start die nordeuropäisch durchmischte, ernstblickende Gruppe bei der Einweisung daran erinnert, das Lächeln und Grüßen nicht zu vergessen. Ich nutze das freundliche Strahlen allerdings schon lange als Superwaffe und hier in Asien doppelt.

Es war verrückt zu sehen, wie krass das funktioniert. Nicht selten waren die Menschen echt genervt, dass nun auch noch Touristen hier durchradeln und ihnen fast über die Füße fahren. Aber man hätte einen wunderbaren Film „Schuss-Gegenschuss“ machen können: genervtes Gesicht A , Lächeln und Grüßen Gesicht B, entspanntes Zurücklächeln Gesicht A! War wirklich beeindruckend!

Wir sind durch winzig kleine Gassen gefahren, an Tempeln vorbei, manchmal sogar durch das Tempel-Gelände, über Fabrikhöfe, Schulhöfe, Brachen. Und schlotternd wegen des Verkehrs auch mal eine Strecke über belebte Hauptstraßen, Brücken, Märkte. In einem Viertel gab es nur Schuhläden: hunderte mit Millionen Schuhe. In einem anderen nur Schrotthändler und Auto-Ausschlachter…

Ein Extrastopp ohne Fahrräder war dem gigantischen Blumengroßmarkt von Chinatown, Pak Khlong Talat, gewidmet. Unvorstellbar, wie viele Blumen hier zu den traditionellen Ketten, Gestecken und Sträußen verarbeitet werden – und mit welcher präzisen Kunstfertigkeit! Wirklich ein Eindruck, der bleibt. Auch in den sich anschließenden Obst- und Gemüsegroßmarkt gab es einen Abstecher. Was für Gerüche und Farben!

Eine Deutsche, die erst am Tag zuvor angekommen war, ist in der Hitze bei all den Eindrücken und Gerüchen ohnmächtig geworden und musste zurückgebracht werden. Too much, too hot, too everything!

Nach Chinatown ging es, heftig strampelnd, über den Chaopraya -Fluss nach Thonburi. Heute verwaltungstechnisch zu Bangkok gehörig, aber eigentlich die „Urstadt“, die lange vor Bangkok da war. Nach dem Fall der alten Kaiserstadt Ayutaya in den 70er Jahren des 18.Jh, deren Tempel und Ruinen immer noch eindrucksvoll in der Nähe von Bangkok zu sehen sind, erklärte ein General Taksim Thonburi zur neuen Hauptstadt des Königreiches SiamBangkok am anderen Flussufer war nur ein Dorf am Chaopraya-Fluss, was durch Handel- und Zoll für aus Ayuthaya kommende Waren wichtig wurde. Erst 1971 wurde Thonburi eingemeindet.

Jetzt ist es ein schönes, relativ ruhiges Wohnviertel, mit vielen Holzhäusern und schönen schmalen Uferwegen Es gibt sogar eine katholische Kirche zum Heiligen Kreuz. Viel berühmter aber ist der Wat Arun Tempel, der -ganz ungewöhnlich- nicht in Gold , Rot oder Gelb erstrahlt, sondern in reinstem Weiß. Er ist der Tempel der Königlichen Familie.

Hier gab´s eine kleine Besichtigung und anschließend eine Erholungspause im Klostergarten: Ein Gelände, das mit einem künstlichen Felsen, Götterskulpturen, einem kleinen See – und vielen Schildkröten darin, für Besucher zugänglich ist. Sie werden sogar auf Wunsch mit Schildkrötenfutter ausgestattet. Die hungrigen Panzerträger kennen nichts im Kampf um die Häppchen. Es sieht aus, als ob das Wasser lebt!

Nach einigen Geschichten zur Geschichte und dem Buddhismus ging es dann langsam zurück. Nochmal ein paar enge, aber sehr ruhige, beschauliche Wohnstraßen – so ganz anders als Chinatown. Noch ein rot-gold glitzernder Tempel, ein paar Kanalbrücken, neben denen sich beeindruckend große Warane sonnen, ein Wochen-Markt und dann – per Fähre – wieder zurück nach Chinatown.

Eine wirklich spannende Tour, an der ich nur zu bemängeln habe, dass es immer sehr schnell weiterging und man kaum Zeit hatte, mal etwas länger zu schauen und auch zu fotografieren. Jeder hat es natürlich irgendwie doch getan. Und bei mir endete dieser tolle Vormittag dadurch damit, dass beim letzten Streckenabschnitt nach einem Kurz-Foto-Stopp mein Mobilphone aus dem Fahrradkorb gesprungen sein muss. So eine …! Das nur zur Erklärung, warum es keine Photos von der Tour gibt. Leider…

Am nächsten Morgen hat sich der Kreis geschlossen: Um sieben Uhr bin ich noch einmal in dem kleinen Restaurant von meinem ersten Bangkok-Tag eine Frühstückssuppe essen gegangen, bevor mich ein Sammel-Taxi zum Flughafen Don Mueang gebracht hat: Auf zu neuen Ufern: Bali wartet!