07 Auf nach Norden I

Die Küstenstrasse Santos-Rio de Janeiro gilt als eine der schönsten der Welt. Wir sitzen im unteren Drittel. Die alte Kaffee-Handelsstadt Santos, heute ein wichtiger Hafen und Endstation der Ölpipeline von Petrobras,  haben wir schon kennengelernt. In diesem Jahr muss was neues dazukommen – wie sich das für echte Forscher und Zigeuner gehört. Größere Unternehmungen gibt unser schmales Budget nicht her….aber wer emsig sucht, der findet eine Möglichkeit. Manchmal fällt sie einem auch in den Schoß.

Diesmal dürfen wir das Auto von Belen und Euro für ein paar Tage haben. Allerdings stellt sich plötzlich heraus, dass es nicht versichert ist – seit sechs Jahren. Zuerst hat das Geld immer gefehlt, dann das Daran-denken. Als sicherheitsbewußte Europäer erklären wir natürlich – neee, ohne Versicherung fahren wir nicht. Zumal hier Autos astronomisch teuer sind.

Wir erbieten uns, die erste Zahlung zu übernehmen. Ja, prima Anlass, das Projekt Versicherung endlich durchzuziehen. Alles kling ganz easy – die Bank macht das hier. Per Telefon werden die Daten aufgenommen – angelblich ist die Kiste nun versichert, sie muss nur innerhalb von 72 Stunden noch an einem Ort unserer Wahl von einem Versicherungsheini in Augenschein genommen werden. Haha. Wäre wohl zuschön gewesen, wenn mal irgendwas einfach so funlktionieren würde. Wir fahren los, unsere Freundin Corrin kommt 3 Tage mit und übernimmt die ewigen Telefonate – immer in Kontakt mit der Bank. Gar nicht so einfach, wenn es oft keine Handyverbindungen gibt, im nächsten Bundesstaat manche Handy-Karten nicht funktionieren, die Bank-Tante ihr Handy einfach zeitweilig ausschaltet….Ständig wird der Treffpunkt für die Besichtigung verschoben – entsprechend der geplanten Route nach Norden. Immer wieder fehlt angeblich eine andere Angabe, dreimal in zweieinhalb Tagen geben wir alle Daten von Neuem durch. Vergeblich, angeblich ist immer wieder etwas falsch, das Auto ist in keinem Meldesystem zu finden….blablabla. Schließlich sollen wir alles scannen und mailen – mach mal, wenn´s in vielen Orten nicht mal einen Kopierer gibt, geschweige denn Scanner! Nach fast 3 Tagen sind wir auf brasilianischem Niveau: Scheiss drauf, wer braucht schon eine Versicherung?!

Einen halben Tag noch verursacht das Gefühl, in einem potientiellen 40.000 Real-schluckenden schwarzen Loch zu sitzen (wenn´s dumm kommt), ein mulmiges Gefühl, dann macht sich entspannter Fatalismus breit, gepaart mit einem zweckoptimistischen „wir fahren ja vorsichtig“.

Irgendwie schwant mir wiedermal, warum hier alle so drauf sind. Hatten wir doch noch ein Europa-Kabel zu kappen vergessen bei der Ankunft? Ok, ist hiermit auch geschehen!

Auf geht´s, lasst uns eine Reise machen!

Davon im nächsten Kapitel mehr.

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