Ferien sind wirklich anstrengend – man kommt zu nichts. (Und das gute Essen mit anschließender Caipi am Abend verhindert die Schreiblust im Bett auf angenehm träge Weise) Ich bin schwer im Rückstand und dabei habe doch noch so einiges zu erzählen.
Die Küstenstrasse zum Beispiel – diesmal haben wir sie Richtung Norden befahren. Kurvenreich führt sie in stetigen Auf und Ab immer an der Küste entlang, nur selten entfernt sie sich mal ein paar hundert Meter davon, wenn man durch grössere Ortschaften fährt zum Beispiel. Aber meist ist sie direkt in den steil aufsteigenden Regenwald gebaut (Die Berge sind oft bis 200 Meter hoch), so dass man irgendwie immer das Gefühl hat, auf Safari zu sein: tiefer Dschungel, unendliche viele Formen und Varianten von Grün, hier und da von violetten, gelben und roten Blüten durchsetzt, Bananenstauden, Kokosnüsse, Acai – alles im Übermaß und einfach so neben dem Auto. Rechts, auf der dem Meer zugewandten Seite, immer wieder atemberaubend schöne Ausblicke auf den Atlantik, Dutzende vorgelagerter Inseln, Buchten, mal einsame Strände, mal besiedelt, der Blick meist umrahmt von tiefhängenden Zweigen, Ranken – und immer wieder auch beängstigend tiefhängenden Stromleitungen, die man sich lieber nicht im nächsten Sturm vorstellt.
Kurvenreich heisst hier, dass die Strasse eigentlich fast nur aus mehr oder weniger steil ansteigenden und abfallenden Kurven besteht. Kurze Gerade ausgenommen, die braucht der nicht seefeste Beifahrer oder gar Busfahrgast, um seinen Magen wieder zu beruhigen. Die Schönheit der Landschaft kann ich persönlich nur geniessen, wenn ich im privaten Auto vorn sitze oder im komfortablen Reisebus tief im Polstersitz vor mich hinschaukele. Bin ich allerdings gezwungen, einen der „Normalbusse“ zu benutzen oder bei einheimischen Freunden mitzufahren, kämpfe ich mit meinem Magen und – beim Busfahren zusätzlich mit dem ständigen Versuch, nicht voller blauer und grüner Flecke auszusteigen. Man muss sich wirklich mit beiden Händen festhalten, es hat was von Achterbahn. Diese Busse für den Normalo sind nicht nur laut, zugig und ungepolstert, die fahren in einem echten Rodeostil um die Kurven und nachdem sie sich mühsam einen Berg hochgequält haben, fahren sie dann mit Freuden auf anderen Streckenabschnitten einen so flotten Reifen, dass einem gelegentlich himmelangst wird.
Dazu muss man wissen, dass die Strasse nur zweispurig ist und die Brasilianer wie die Verrückten auch vor Kurven überholen. In der Dunkelheit sind dann noch jede Menge unbeleuchteter Radfahrer und lebensmüder Motorradfahrer auf der Piste. Wenn nicht gerade Miki fährt, dem ich voll vertraue, dann kneife ich schon öfter mal die Augen zu und halte mich fest – woran auch immer. Als extra Beigabe kommen dann noch Wildtiere und die in aller Ruhe über die Strasse trottenden streunenden Hunde dazu. Ja, langweilig ist so eine Autofahrt auf der schönsten Küstenstrasse der Welt wahrlich nicht – das Genießen muß man lernen. Aber dann ist es umso schöner. Das meine ich ehrlich, denn die Aussichten sind überwältigend.
Von Camburi aus nach Norden kommt man durch verschiedene Ortschaften, die nicht alle erwähnt werden können und müssen – im Folgenden nur einige wichtige Stationen.