01 Vietnam: Zwischenstop Nahost

Weltenwanderer, das treffenste Wort für das Gefühl, dass ich als meine Zustandsbeschreibung der vergangenen drei Tage finde – und als Entschuldigung für meinen verspäteten Start ins Chronistendasein neben Erschöpfung und Jetlag. Einfach erschlagen von all den neuen Eindrücken – trotz aller Reisen bisher. Doch bevor ich zu fernöstlichen Erlebnissen komme, werde ich ein nahöstliches Streiflicht setzen.

Irgendwie ging es mit der Reise schon los. Von akutem Schlafmangel ohnehin in einen ziemlich entrückten Zustand versetzt, war der Zwischenstopp in Abu Dhabi schon wie der Flug durch I.T.´s Welt einst in den Paramount-Studios. Der Flieger steht irgendwo im absoluten Nirgendwo – von Horizont zu Horizont nichts, Sand und gigantische Baustellen wohin das Auge blickt. Der Flughafen selbst sieht so aus wie ich mir eine Starwars-Kolonie im Outer Space vorstelle: Einige große Ufos mit über dem Boden schwebenden Laufgängen verbunden – die Terminals. Außen nichts als grauer Beton, von insektengleichen Flugzeugen umstellt, Arbeitsameisen wuseln dazwischen, kleine Autos kreiseln um die teils gigantischen Brummer.

Die Reisenden quellen durch die endlosen Gänge, eskortiert und bewacht von zahllosen Uniformierten mit in Gold gestickten Schriftzeichen, die sofort an 1001 Nacht denken lassen. Dann – paff – steht der staunende Nahost-Neuling plötzlich in einem in blau, grün und goldfunkelnden Rund, Läden, Restaurants, noch mehr Uniformierte, jetzt auch schöne Frauen, deren Uniformschleier nur neckisch auf einer Seite des Käppis als Schal um den Hals fällt … und jede Menge Scheichs.

Doch keine Zeit zum Stehenbleiben, der Flieger hatte Verspätung, die Dienstdrohnen schieben alle Passagiere to Ho-Chi-Minh-City in den nächsten Gang, hopp hopp. Weitere gefühlte 500 Meter Dauerlauf, vorbei an gleichaussehenden weißgefließten Toiletteneingängen und Beträumen mit knienden bärtigen Männern, dann Stau total. Aber alles bestens organisiert, die Goldbestickten angeln die Passagiere nach Vietnam aus der Menge und schieben sie eiligst durch eine abgesperrte Piste in den Flieger. Allahu akhbar – auf nach Vietnam, zurück bleibt die Wüste und das Außerirdischen-Nest.

P.S. Auf dem Monitor der bequemen Hightech-Sessel im Ethihat-Flieger erscheint in regelmäßigen Abständen Richtung und Entfernung von Mekka … Irgendwie war ich enttäuscht, als nur die Stimme des Flugkapitäns aus den Bordlautsprechern ertönte – hätte wenigstens einen Muezzin erwartet …

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