Schöne Ausblicke! Rechts immer wieder hellblaue Buchten, dann wieder Reisfelder so weit man schauen kann, grasende Kühe und Büffel, manchmal Hügel. Links Felder und im Hintergrund Berge. Richtig hohe, grüne Berge mit schroffen steinernen Gipfeln. Gelegentlich bremst der Fahrer und sagt gebieterisch „Foto“! Die Dörfer gleichen sich, besonders gefallen mir die einfachen Restaurants mit Blechdächern, ein paar Tischen und vielen Hängematten. Oft sind die Orte an sich eher trist, aber die Mittelstreifen – eine kunstvolle Pracht. Eben das Aushängeschild.
Nicht nur die völlig absurd in die Landschaft gebauten Plakatwände mit siegesfrohen Arbeitern und Bauern lassen Erinnnerungen an das andere Deutschland aufkommen, sondern ganz konkret auch die immer noch herumfahrenden DDR-LKW-Marke W50. Es hat so was von Zeitensprung.
Wir hängen in den großen Kunstledersitzen des Taxis und immer wieder kippt einer von uns zur Seite: akuter Schlafmangel. Eine Nacht á vier Stunden wegen des Dünenausflugs, die nächste Nacht sechs Stunden Busfahrt, jetzt ist es fast schon wieder Abend.
Endlich biegt das Auto in eine kurze, kleine Straße ab, Palmen und Müll – und der Hafen, der eigentlich nur ein Steg ist. Ein hölzernes Schiff, die „La Baleine 01“ wartet schon auf uns. Dienstbare Geister verladen unser Gepäck ohne uns überhaupt wahrzunehmen, wir sind die einzigen Passagiere. Die tuckernde Fahrt führt über ein ruhiges Meer zu einem Archipel, das aus verschiedenen winzigen bis großen Inseln besteht, die meisten sehen völlig unbewohnt aus. Schließlich nähern wir uns einer kleineren grünen, leicht hügeligen Insel mit einem ca. 300 m langen Sandstrand und einigen Bambushütten. Am Ende der Bucht sieht man einige etwas größere Hütten: Restaurant, Rezeption und Bar. Mit den letzten Sonnenstrahlen gehen wir an Land.
Wir bekommen eine Hütte auf Stelzen, bis auf eine Steinwand besteht sie nur aus Holz und Bambus, das Dach ist mit getrockneten Palmwedeln gedeckt. Es gibt eine kleine Terrasse und eine Art Minigarten. Die Hütten stehen alle unter Palmen, irgendwelchen anderen Bäumen und blühenden Bougainvillea und Hibiskus. Zwei Liegestühle. Als Fenster dient eine Klappe, die man hochbindet. Irgendwie ist es ein bisschen wie im Freien schlafen, weder Tür noch Fenster oder Wände machen den Versuch, dicht zu sein. Eher so eine Art Sicht-, Sonnen- und Regenschutz. Sehr romantisch. Allerdings alles andere als schallisoliert. Ein gemütliches Bett unter einem Moskitonetz, ein Ventilator, ein kleines Bad mit Natursteinboden und einer Dusche an der Wand. Ein Bambustischen, ein ebensolches Regal, fertig ist der Salat. Uns gefällt´s sehr.
Draußen geht gerade über der Bucht und den Bergen der anderen Inseln eine orangerote Sonne unter. Wir schlendern die 300 Meter zum anderen Ende der Bucht, wo das Restaurant und die Bar im selben Stil sind. Es gibt drei Essen täglich, man muss sie nicht nehmen, aber sonst gibt es nichts auf der Insel, nicht mal einen Laden. Keine Autos, keine Mopeds, nicht mal Fahrräder. Die anderen Gäste sind allesamt auf Ruhe aus, es ist völlig entspannt hier, man hört vorwiegend englisch, französisch und ein oder zweimal deutsch.
Dann die nächste angenehme Überraschung: das Essen (für alle gleich) ist wirklich sensationell! Es werden mehrere Gänge gleichzeitig auf den Tisch gestellt wie das hier immer üblich ist, immer mit Suppe, Reis und Nachtisch. Und alles sehr lecker, liebevoll angerichtet. Kleine Kunstwerke. Vietnamesische Haute Cuisine. Später erfahren wir, dass die Besitzer ein gemischtes vietnamesisch-französisches Paar sind und der Manager Franzose – das erklärt einiges.
Glücklich und satt sinken wir in unser Bambusbett: Morgen früh beginnt unser großes Abenteuer „Tauchen“. Schnell die Augen zu und schlafen!