Thailand 2: Stress in Bangkok…und relax

Der Tag beginnt mit einer Katastrophe, die sich kurz vor dem Einschlafen schon angedeutet hatte. Mein verdammtes, geliehenes Multimedia-Kommunikationszentrum , sprich : Smartphone (geliehen) ist kaputt! Es läßt sich nicht mehr aufladen. Keine Uhr, keine Kamera, kein Kommunikatioinsmittel. Ach, hätte ich nur den lieben alten Fotoapperat mitgenommen und einfach einen Reisewecker…Ich tu mir so leid….
Fängt schon damit an, das ich im übergeworfenen T-Shirt durchs Hotel stolpere, um zu erfahren, welche Tageszeit wir nach meiner komatösen ersten Nacht haben.Oh Schreck, fast Mittag! Auch das noch. Und ich habe auf meinen Stadtwanderungen keinen Elektronikladen bemerkt. Das nette Girl von der Rezeption seufzt: da hilft nur: MBK! M-B-was? Na, das größte Bangkoker Shopping-Center! Ach so… Tagesplanung Adé, ab nach MBK. Erst mit dem Boot, dann mit dem Skytrain quer durch Bangkok, andetrhalb Stunden. Der Skytrain ist ein Hightech-Vehikel, das auf einem hohen Viadukt vorallem durch die Business-Districts düst. Eisgekühlt, Erkältung inklusive.

Endlich angekommen. Oh, mein Gott! Mega-Shopping auf endlosen vier Etagen, da kann man den halben Urlaub ohne Tageslicht verbringen. Aber ich weiß, wonach ich suchen muss: 4. Etage, Handy-Department. Hier reihen sich dutzende Stände aneinander.Ich spreche einen Burschen an, der mir wie 14 erscheint, er verschwindet mit meinem Handy bange 10 Minuten im Gewühl. Ich habe nichts in der Hand…Da, er ist es: Er meint, sein Kumpel denkt, die Ladebuchse sei „crashed“ und macht ein bedenkliches Gesicht…Aha. 900 Baht. Vielleicht. Keine Garantie. Aber – na gut, wenn´s nicht geht, auch kein Geld. Ich gucke ein bisschen skeptisch – aus Prinzip – eigentlich könnte ich den Kleinen zu Boden knutschen, weil er mir wenigstens Hoffnung auf das Ende meines Leidens macht. Eine Stunde später: Madam, your Smartphone! Yeah!

Angesichts der geretteten Thailand-Photos und meines Seelenfriedens (es war ja nicht mal mein Smartphone) geradzu euphorisch mache ich mich auf den Weg in den Urlaub, will heißen: Zum Tempel des Smaragd-Buddhas und zum Großen Palast. Die nächsten sechs Taxifahrer wollen mich linken und nicht nach Taxameter fahren(da irrt der lonely planet.) Dann kann ich´s auch gleich nett haben. Ich werde mir mit einem Tuktukfahrer einig und er braust mit mir durch die kochende Stadt – nur um rechtzeitig zum Einlassschluss anzukommen. Es ist halb vier.

Einen Trost-Eiscappuccino später trödle ich über einen Markt zum Pier und futtere mundgerecht geschnittene frische Mango. Eigentlich will ich nach Hause fahren. (ja, ich schwöre, ich habe wirklich „nach Hause“ gedacht). Aber schließlich packt mich der Monetenfressende Wahnsinn, ausgelöst durch den Ärger über einen verlorenen Tag und die Freude über das gelöste Problem, und ich feilsche mit einer Thai-Mama was das Zeig hält. Ich werde eine Longtailboat-Tour in die kleineren Klongs (Kanälen) machen! Zu teuer für mein Budget, aber…man gönnt sich ja sonst nix. Und die Götter lächeln nachsichtig und statt der üblichen 25-30 Mitfahrer bin ich: allein mit MEINEM Longtail-Boat. Die anderen Touris sind schon beim Abendessen oder so. Der gutgelaunte Fahrer zeigt mir vieles und ich genieße die einsame Tour vor dem Sonnenuntergang durch noch mehr Bangkok.

Am Wasser zu wohnen kann hier wirklich alles heißen, lauschige Häuschen mit Holzterrasse zum Kanal, Hippie-Laube, Elendshütte, Villa. Immer abwechselnd. Und alle paar hundert Meter: ein Tempel oder gar ein Kloster. Immer in Gold erstrahlend, prunkvoll bis kitschig. Immer wieder schön anzusehen, aber kaum zu fassen. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass ein Fünftel der Bevölkerung Mönch oder Nonne sein muss. Un das alles ohne Kirchensteuern, nur aus Spenden?!

Das Wasser im Kanal ist schlierig braun, einfach nur Kloake. Hier tummeln sich Fische bis an die Oberfläche (schon der Gedanke, dass die von Menschen auch gegessen werden, dreht mir den Magen um), wir begegnen einer Riesenechse und vielen schwimmenden Schildkröten. Und badenden Kindern nahe der verfallenen armen Hütten. Der Cäptn zeigt sie mir lachend, ich kann nicht glauben, was ich sehe. Das ist wie pure Kanalisation hier! Und die tauchen und baden!!

Aber alles in allem habe ich einen tollenTagesausklang (und versuche nicht über meine Budgetüberziehung nachzudenken). Mit dem Orange-Flag-Boot, fahre ich schließlich „nach Hause“. Die Flaggenfarbe verrät die Linie und den Preis. Alle Einheimischen der flussnahen Viertel benutzen diese Boote wie wir die U-Bahn und genauso voll sind sie auch. Ich stehe an die Reling gequetscht und versuche nicht heraus zu fallen. Ganz kurios, neben den chaotischen Anlegestopps, zum Ein-und Aussteigen ohne Vertäuen bei laufendem Moto,r ist übrigens noch die Art des Navigierens. Der Kapitän sitzt vorn, das Boot ist sehr lang, das Anlegen oft schon wegen der anderen Boote Maßarbeit. Und es funktioniert tätsächlich auschließlich über Pfiffe des Bootsmannes am Heck. Ein eigenes Kommunikationssystem, das sogar das oft ohrenbetäubende Gebrüll an den Anlegebrücken übertönt und immer funktioniert. Wirklich verrückt.

Ich beschließe, mein Abendessen bei einem der winzigen Straßenerstaurants außerhalb des Trubels einzunehmen: billig, lecker, authentisch. An einem Tisch, der knapp neben parkende Autos gequetscht ist, mit lustiger Angry-Birds-Plastikdecke und Aluminiumnäpfen. Sehr schmackhaft und genau halb so teuer wie am Vortag. Dafür gibts noch eine Margarita im Café für Karla Kolumna und dann legt sie sich nieder zu einer fast schlaflosen Nacht: der Jetlag hat mich eingeholt.

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