Punkt 4: 30 Uhr rattert Lucky, unser Taxifahrer, den Weg zu unserer Lodge herunter, nachdem er mir schon gestern abend und um 4 Uhr nette Erinnerungs- oder Beruhigungsnachrichten geschickt hat. Auch mal nett, um diese Uhrzeit mit einer erfrischenden Brise durch die schlafenden Orte zu fahren. Als wir abfahren, bestimmt noch ein strahlender Vollmond den Himmel.
Pünktlich sind wir am Pier, checken ein, bekommen wieder einen der bunten T-Shirt-Aufkleber und schon geht es auf die diesmal ziemlich große Fähre in deren Bauch auch ein paar Autos mitfahren. Einige Mitreisende sind direkt von der Party gekommen, haben so ein spooky hollow-Gesicht und fallen nach wenigen Minuten auf See ins Koma. Ich bleibe erstmal im leicht unterkühlten Unterdeck, Miki legt sich draußen an der Reling auf eine harte Bank.
Als der Himmel sich grau zu färben beginnt, zieht es mich auch nach draußen, um dem Schauspiel „Sonnenaufgang über dem Golf“ beizuwohnen. Besonders schön ist das, weil sowohl der Blick zurück auf bizarre Karstinseln wie auch der Blick nach vorn auf das ebenso bergige Festland beeindruckend sind. Und da schiebt sie sich auch schon über den Horizont: die glühende Sonne des neuen Tages und sie hüllt alles in rosaroten Glanz.
Pünktlich läuft die Fähre in den Raja Ferry Pier in Don Sak ein. Ruckzuck ist alles entladen und schon stehen 200 Meter weiter Busse, deren Fahrer die Reisenden mit den entsprechenden Aufklebern in die passenden Busse scheuchen. Nach etwa einer Stunde in einem komfortablen Reisebus sind wir im Zentrum der Großstadt Surat Thani. Keine sehr attraktive Großstadt, aber eine wichtige und sehr geschäftige als Knoten- und Umschlagort für alles Mögliche.
Unsere Annahme, dass wir im Bus nach Krabi sitzen, ist falsch. Hektisch werden alle aus dem Bus gescheucht und wieder nach verschiedenen Destinationen sortiert. Gerade fallen uns noch unsere Koffer im alten Bus ein… Wir werden nun in einen kleineren, etwas seltsamen Bus gequetscht, der bis auf den allerletzten Platz voll ist. Er eriinert mich irgendwie an die Busse, diein der DDR eingesetzt wurden, um die Arbeiter auf die Felder zu fahren. Der Busbegleiter, den es hier in jedem Bus gibt, und eine Einheimische stehen und hocken die ganze Fahrt über auf den Eingangsstufen. Sonst ist absolut kein Platz mehr.
Das Gefährt scheint sich über die Jahrzehnte tapfer geschlagen und in die Neuzeit gerettet zu haben. Fünfziger Jahre-Ästhetik, alles abgenutztes Plastik in unterschiedlichen verschossenen Brauntönen inklusive der uralten Gardinen. Einen Gepäckraum gibt es nicht und so wird das Gepäck direkt in der ausgebauten 1. Reihe hoch gestapelt, wo es bei jeder Bodenwelle gefährlich schwankt. Semi optimal… um es mal so auszudrücken.
Eine streng auf 10 Minuten begrenzte Pinkelpause ist die Chance, kurz die Knochen zu sortieren, bevor es zur letzten Etappe geht. Pünktlich um 13:05 , wie geplant, rattert der alte Kasten in den Busbahnhof von Krabi, der Provinzhauptstadt an der Westküste. Erinnerungen werden plötzlich wach – ich war vor einigen Jahren schon mal hier.
Und hatten wir uns bis eben noch darauf eingestellt, dass es schwierig werden könnte herauszufinden, wann und von welchem der verschiedenen Piers eine Fähre nach Koh Yao Yai abfährt, erledigt sich auch diese Sorge sofort. Vor dem Bus steht eine Frau, die immer den Namen unserer Insel brüllt, eine Stück weiter wird für andere Orte geworben. Wir werden in ein kleines Gebäude geschoben: Ticket kaufen, neuer Aufkleber, 15 Minuten später Kleinbus zum Ao Noi Pier. Reisen wird einem in Thailand wirklich leicht gemacht.
Eine dreiviertel Stunde später, nach einer Fahrt durch imposante Berg- und Dschungelkulisse, sind wir am Pier, dem sich ein Naturschutzgebiet, der Strand von Ao Noi, anschließt. Der Strand ist schmal, aber sehr schön. Ein lichter Waldstreifen filigraner hoher Nadelbäume schließt sich an und am Ende der langgestreckten Bucht liegt der Pier. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Jahren schon mal mit dem Motorrad hier war, als ich die Küste von Krabi erkundet habe.
Ständig schieben sich Longtailboote und Speedboote an den Pier und laden Leute aus und ein, die alle im seichten Wasser aussteigen müssen, da es für die Boote zu flach ist.
Endlich dürfen wir auch waten…in unser Speedboot nach Koh Yao Yai. Das Gepäck werfen sich die Jungs von der Crew, ungeachtet des Gewichts, wie Bälle zu. Es wird einfach auf dem Vordeck gestapelt. Wir verschwinden im Bauch des Bootes, zu tief, um aus dem Fenster zuschauen und zu eng, um aufstehen zu können. Aber die rasende Fahrt über das Meer ist nach knapp anderthalb Stunden vorbei und wir klettern an Land.
Vor der Küste der Insel liegen viele kleine Felseninselchen mit verrückten Formen. Die berühmteste Inselgruppe hier, Koh Phi Phi, weltberühmt durch den Leonardo di Caprio-Kino-Hit „The Beach“ und den James Bond Film „The man with the golden gun“ , haben wir unterwegs passiert, sie aber leider nicht sehen können. Jetzt ist sie wenigstens am Horizont zu erkennen. Schon wieder eine Erinnerung:vor fünf Jahren habe ich an dem legendären Archipel getaucht. Ich erinnere mich, dass Koh PhiPhi aus der Nähe viel zu schön wirkt, um echt zu sein.
Die kleine Inselgruppe hat fast senkrecht austeigende hohe, tiefgrün bewachsene Felswände, umgeben von schneeweißen Stränden und irisierend türkisblauem und grünen Wasser. Leider ist sie inzwischen so überrannt, dass sie für bestimmte Jahreszeiten gesperrt werden muss, um sich zu erholen.
Und wieder ist es kein Problem, das gebuchte Guesthouse ein Stück im Landesinneren zu finden, die Motorrad-Taxis mit angebautem metallenem Beiwagen, auf dem sowohl Gepäck wie 1-2 weitere Fahrgäste untergebracht werden, warten ebenso wie einige Sammeltaxis und bringen prompt und preiswert jeden ans Ziel.
Eine gute Stunde später haben wir eine erste kleine Runde auf dem Motorrad gedreht, zu Abend gegessen und unsere Bambushütte bezogen, wo wir müde auf das große Bett fallen. Zum Glück gibt es ein Moskitonetz….denn, was wir noch nicht wissen, ist, dass die kommende Nacht sehr unruhig wird. Ein Eichhörnchen meldet nämlich Besitzansprüche auf unser Quartier an und hat beschlossen, das Dach genüsslich aufzuknabbern. Laut und mit einem steten Regen fallender Bambusstücke… Gute Nacht Koh Yao Yai.